@ lens83: nö. wieso? wer bremst, der verliert doch! jojo hin, jojo her!
wie erkläre ich denn am besten weswegen ich das so radikal mache, ohne das irgendwie esoterisch aussehen zu lassen? das wird schwer, denn die meisten menschen haben vorurteile oder auch angst vor dem fasten. mein ziel ist es auch nicht, zu missionieren. aber die erkenntnisse aus dem fasten möchte ich euch nicht vor enthalten.
die schnellversion für ungeduldige:
- ich faste nur im urlaub und wenn ich mir stress vom hals halten kann.
- ich nehme fünf tage nur flüssiges zu mir. täglich maximal 1 liter, durch ein sieb geriebene suppe oder durch ein sieb geriebenen haferschleim. salz, pfeffer und sonstige gewürze sind erlaubt. also ich "esse" schon, aber nix festes und von der "pchysiologischen" menge her ist das auch vernachlässigbar. aber "psychologisch" gesehen sind das riesige portionen.
- morgens einen tee, nachmittags einen tee. ein löffel honig geht in ordnung.
- viel wasser zwischendurch, um nicht auszutrocknen und wenn hunger aufkommt.
- ich setze mich jeweils vormittags und nachmittags für 20-30 minuten aufs bike und fahre so schnell, wie ich es mir zumute.
- zwischendurch schlafe ich, wie es mir in den kram kommt. ist eh urlaub.
- ab dem dritten tag gehe ich auch zum krafttraining. da gehen aber nur 70% vom üblichen gewicht und dann auch nur 2x15 wdh. eine trinkflasche mit tee und der doppelten meneg an honig helfen mir über engpässe hinweg.
- wenn ich mich mit irgendwem treffe stelle ich sicher, dass ich rechtzeitig zum "mittagessen" oder "abendessen" daheim bin oder schon "gegessen" habe. wasser muss immer relativ schnell verfügbar sein. trinken ist wichtig.
- alkohol und kaffee meide ich während der fastenzeit.
- wer es genauer haben möchte - das buch, das ich mir zur hilfe heran gezogen habe: http://tinyurl.com/38bstrr
was habe ich beobachtet:
- der erste tag war easy, ich hatte ja noch jede menge im verdauungssystem aber mir wurde klar, dass es nun noch 4 tage nix zum kauen gibt. gegen abend ein wenig schwach gewesen, früh schlafen gegangen und lange ausgeschlafen.
- am zweiten tag mehr so geschlichen, üblicherweise ist mehr dynamik im alltag. trotzdem zweimal aufs bike und ein bisschen gesportelt.
- am dritten tag dann normalisiert. alles ging ein wenig besser und kräftiger als am vortag. aber noch immer nicht so dynamisch, wie üblich. zweimal biken und abends mit bekannten in der kneipe beim dfb-pokal abhängen war kein problem.
- am vierten tag fasziniert: schon so lange nix gegessen? sensationell! trotzdem sport ausüben und anderen menschen beim esen und trinken zuschauen gekonnt, ohne dass mir was fehlte. wow!
- fünfter tag. der körper hat sich auf die neue situation eingestellt. biken ging immer kräftiger. test im kraftraum: ging auch. eiweißshakes? essen nach dem training? die goldene regel des sports? habe ich nicht gebraucht.
- am sechsten tag dann das erste essen - ein apfel! unn isch war sou sadd vunn dem en abbel da!
- insgesamt drei tage aufbaukost, nach dem buch oben.
wie wirkt sich das nun aktuell auf mein essverhalten aus?
- in den 5 tagen habe ich mir einen gewissen essensrythmus angeeignet.
- tee - wasser zwischendurch - mittag - wasser zwischendurch - abend - und immer wieder wasser.
- warm - kalt - warm - kalt - warm.
- urlaub ist urlaub. mal sehen, wie dieser rythmus nach dem urlaub umsetzbar ist.
- ich nehme endlich wieder ein sättigungsgefühl wahr, das mir vorher abhanden gekommen ist. wenn ich satt bin, höre ich auf.
- bis ich wieder hunger habe, können bis zu fünf stunden vergehen.
- tatsächlich ist das aber kein hungergefühl, denn das kann ich jetzt ja jederzeit bei bedarf unterdrücken und hinaus zögern.
- es ist das wissen um die notwendigkeit der aufnahme einer gewissen menge energie von außerhalb, aber nur in der menge, bis das sättigungsgefühl einsetzt.
- nach dem zweiten fasten bilde ich mir sogar ein dass der körper auch genau weiß, wann er in die positive bilanz kommt. sättigung hat also nicht unbedingt was mit der magengröße zu tun. wie auch immer, ich nehme gerade signale wahr, die ich vorher nicht wahrgenommen habe.
- im kraftraum bin ich wieder auf altem niveau, esse aber erst, wenn ich hunger bekomme. das war heute nach ungefähr 6 stunden der fall. kann übermorgen aber auch wieder anders sein, da muss ich mal schauen.
zuerst einmal sind wir uns ja einig, dass der jojo effekt die beiden zustände "zuviel" und "zu wenig" an den jeweiligen enden des zustandes "mitte", also der "ausgeglichenheit" beschreibt. einwände? gut. und jeder von uns strebt unbewusst oder wünscht sich den "ausgeglichenen" zustand ja wieder zurück, wenn er ihn mal zu weit verlassen hat. deswegen stellen wir ja auch viele gewohnheiten ab und nehmen idealerweise neue, bessere gewohneiten an.
hierzu hat jeder eine strategie. fraglich ist, ob alle mit ihren strategien auch tatsächlich erfolgreich sein können. die einen machen nägel mit köpfen und nehmen radikal ab, andere schwimmen eher durch nen ruhigen fluss, lassen sich viel zeit, kommen schon recht weit und ein paar andere lügen sich weiterhin selber an und schaffen es nie oder nur unbefriedigend.
ich habe mich jetzt schon das zweite mal für den hardware-reset, oder besser, reboot entschieden. das nenn ich jetzt mal so, weil mir das nach dem fasten immer wieder klar wird, was der körper eigentlich kann, oder können sollte. welche originalen signale er in wirklichkeit aussendet, die ich wahrnehmen muss.
denn ich gehöre zu den menschen, die nie wirklich eine esskultur beigebracht bekamen, nie essensregeln gelernt haben. ich war schon immer ein stopfer. aber ich schweife ab.
ok, welche erkenntinisse habe ich aus dem fasten gezogen? 5 tage, also fast 100 stunden ohne verdaubarem im verdauungstrakt, machen erst einmal skeptisch, dann unsicher, anschließend kraftlos, auf einmal erstaunt und am ende beinahe ungläubig, dass man "so lange" ohne was zu essen überhaupt überlebt hat. ich meine, natürlich haben wir alle schon bilder von ausgemergelten verschollenen oder, schlimmstenfalls, kriegsgefangegen gesehen. und in der schule haben wir das ja auch gelernt, dass der menschliche körper nicht einfach mal so eingeht, wenn er reserven hat. aber wer hat denn so eine extremsituation denn schon wirklich am eigenen leibe mit eigenem verstand erlebt? natürlich meine ich jetzt damit nicht das verschollen sein oder einen krieg. ich meine das leben ohne zufuhr äußerer energie. das leben nur aus sich selbst heraus.
aber so krass ist das auch nicht, ein bisschen fake ist immer. ein schuss honig im tee, gewürzter haferschleim und durchs sieb gepresste suppen. ein wenig luxus wird einem dann schon gegönnnt und wenn während des fastens dann täglich was warmes zu mittag und zu abend auf den tisch kommt, dann ist die freude und dankbarkeit darüber schier groß. merkt ihr was? wann wart ihr das letzte mal froh und dankbar über einen halben liter haferschleim? und habt dann vielleicht 5 minuten gebraucht, den schleim oder die suppe löffel für löffel "zu kauen" (ohne unwahrheit, ich habe jeden löffelschub ein paar mal im mund hin und her gespült, bevor ich ihn weiter gelassen habe).
das fasten stellt für mich keine strapaze dar. es ist ein bisschen neugierde, ein bisschen abenteuer, ein bisschen back to the roots. eine neukalibrierung aller sinne. ein reboot. nicht mehr, nicht weniger.
warum auf feiern also von allen leckeren schweinereien immer unnötig große portionen essen und sich anschließend ärgern? warum von allem nicht soviel, dass es insgesamt reicht. schmeckt deswegen doch nicht weniger. ist das angst? angst, dass einer einem was weg isst, dass man nicht genug bekommt, dass es morgen nix mehr gibt davon? denn genau das machen wir alle hier im thread doch: von allem unnötig große portionen essen und danach sich schön ärgern. jaja, wenn man doch nur darauf hören würde, wann man satt ist.
und dann war da ja noch das erlebnis im monstersupermarkt. bis man da einmal alle regale durchlaufen ist, ist man gute 20 minuten unterwegs. da stand ich zwischen den regalen, überall dort, wo ich sonst zugreife und habe nur mit dem kopf schütteln müssen, dass ich so nen fraß überhaupt esse. dann doch lieber normal und in maßen, wie es anscheinend alle anderen auch auch können. aber um himmels willen! lauter Es (E100, E200, E300, usw)? immer nur zucker? und dann am besten noch low-fat?
ich habe nicht das letzte mal gefastet. ich weiß nicht, ob ich die kurve schon gekratzt bekomme. ob ich in alte verhalten zurückfalle oder ob ich die neuen behalten kann. jedenfalls tut ein reboot immer gut.
mein schwerstes gewicht waren 99 kg. dann bin ich runter auf 86 kg. dann wieder hoch auf 93 kg, und wieder runter auf 78 kg. jetzt war ich erneut auf 85 kg, würde aber gerne wieder auf 72 kg, die ich noch bis anfang/mitte 20 hatte. wenns 74-76 kg werden, reicht mir das aber völlig.
und dann kommt wieder der winter. und wird sich herausstellen, ob ich was gelernt habe, oder wieder fasten muss, bis ich es gelernt habe.
mission beendet