Etwas ruhig geworden hier, oder so.
Vorab: Die Kiste gibt es natürlich noch. Für mich gibt es keinen Grund das Rad zu wechseln. Studiumbedingt ist die Kasse eh knapp und das Enduro tut nach wie vor, was es soll.
Bedingt durch den Unfall, Abschlussarbeit und der Verlagerung der Kilometer auf ein Gravelrad bin ich das Rad nur echt selten bis gar nicht gefahren. Trotzdem gibt es Neuigkeiten und auch den einen oder anderen Plan für die Zukunft.
Auf privater Schiene habe ich die Nebentätigkeit im Fahrradladen an den Nagel gehängt und bin nun wissenschaftliches Mädchen für Alles im Labor für digitale Produktentwicklung und Fertigung, kurz einfach 3D Druck Labor an unserer Hochschule.
Zum Rad:
War letzte Woche mit meiner Einer in Österreich Radeln:
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Aufgrund meines mittlerweile biblischen Alters und dem unfallbedingten Kopfkino bin ich aber alles Andere als schnell. Aber wenigstens ohne Motor, gefühlt als einziger im gesamten Tal.
Dann habe ich die Bremse gewechselt und fahre nun einen Mix aus
Shimano XTR Hebel und Mt5/Mt4
Sattel. Für mich bis dato die beste Bremse, die ich je hatte.
Zum anderen habe ich meine Bachelorarbeit zum Thema Simulationsmöglichkeiten in der 3D Experience (Ehemals Catia) innerhalb der additiven Fertigung geschrieben und da ich kein Demobauteil hatte ist da ein Mountainbike Vorbau entstanden. Habe ich anderswo auch schonmal gezeigt:
rechts oben das Rohergebnis des Topologieoptimierungsalgos TOSCA und die anderen drei Bilder zeigen das von mir fertig geschusterte Ding. Meine Hauptaufgabe war hierbei eine Methodik zu entwickeln um aus dem groben Rohergebnis möglichst schnell und unkompliziert das schicke, druckfertige Ergebnis zusammenzustöpseln. Das war vorher ekelhaft aufwändig. Ich habe das dann assoziativ und selbstvernetzend in eine FEM Analyse verhaftet, sodass man mit Hilfe des Freiformflächendesigns iterativ die Formen so lange optimieren und per Mausklick analysieren kann, bis es eben fertig ist.
Dadrüber hinaus habe ich in meiner BA dann noch das Thema Wärmeverzug/Fertigungssimulation für lasergeschmolzene SLM Bauteile abgefackelt und mir angeguckt wie man Bauteile im Vorfeld "Falsch" konstruiert, damit sie fertig wärmeverzogen "richtig" aus der Maschine kommen. Die Arbeit ist dann auch ganz gut ausgefallen und hat den Schnitt so geradepoliert, dass ich auch noch den Master studieren durfte. Im Nachhinein, im Hinblick auf die Pandemie, eine gar nicht mal so kluge Idee, die ich da hatte.
Das Ganze hat es dann auch auf die Formnext (große 3D Druck Messe) als Demobauteil geschafft:
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Mittlerweile auch als Schulungsbauteil:
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Ich versuche auch immer mal wieder das Ding aus Alu für den heimischen Vitrinenschrank zu kriegen, aber mit Corona ist das Alles irgendwie ins Stocken geraten.
Die Methodik, an der ich da mitgearbeitet habe, hat es dann auch in die Industrie geschafft: Die Kolben, die Mahle da für Porsche druckt, werden mit der gleichen Redesigngeschichte finalisiert. Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich da nicht die Finger im Spiel hatte, sondern mein Betreuer meiner Abschlussarbeit. Es ist nur die gleiche Methodik:
Kommerziell wird der Vorbau allerdings niemals angeboten werden. Ich habe die Rechte natürlich komplett abgetreten und auch so ist das alles viel zu teuer. Rechnet man dann noch die 6 stellige (nicht verschrieben!) Summe, die die Softwarelizenz und die Cloud Berechnungen verschlungen haben da mit rein dürfte das wohl der teuerste Fahrradvorbau der Welt sein
Da reicht auch ein Intend dicke aus. Gewicht wären übrigens mit entsprechendem Alu grob 79 Gramm inkl. Schrauben. Man könnte das zwar auch Feingießen, aber ohne Schmieden im Nachhinein ist das glaube ich auch nicht machbar. Außerdem ist das Ding prinzipiell hohl und das wir dann schon ambitioniert.
Als Nächstes, und da kommt das Enduro wieder ins Spiel, stehen zwei Sachen an. Als eines meiner letzten Studienprojekte, bevor ich mich als arbeitsloser Ingenieur mit Masterabschluss auf die Couch legen darf, entwickel ich im Winter wohl einen Gravelrahmen mit 3D gedruckten Muffen und Geröhr aus Naturfasern, die wir an unserer Hochschule auch verwenden, um ein Elektroauto zu entwickeln. Um den Werkstoff zu testen wird als erster Schuss mal ein Fahrradsattel aus NFK laminiert, der dann ans Enduro kommt. Die Form dazu habe ich auch schon designed:
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Muss sie nur noch drucken. Apropos drucken: Da so großer Kram recht teuer ist, wenn man ihn drucken lässt habe ich noch angefangen mir einen entsprechenden Drucker dafür zusammenzunageln. War es jetzt insgesamt leid immer irgendwelchen Dienstleistern eine stolze Summe für ein bisschen Kunststoff in den Rachen zu werfen. Da ich im März auch diese Covid 19 Faceshields am laufenden Band für die lokalen Kliniken mit unserem Industriedrucker gedruckt hab war irgendwie klar, dass ich keine Lust mehr auf diesen langsamen Krempel habe. Hier haben 10 Masken 37h gedauert. Furchtbar. Das Design stammte auch von mir. Fand das Prusa Design nicht so gut, da man die Folie dafür lochen musste. Hier wird sie einfach in einen selbsthemmenden Schlitz eingeschoben.
Da kommt im Winter dann also vielleicht noch was Spannendes im Druckerbereich. Mir schwebt da auch eine Bremsgeberschichte aus dem Drucker vor. Mal schauen. Zum Drucker selber gibt es noch keine Bilder, da ich da was relativ Neues probieren möchte und nicht ausschließen will, dass ich da auch ein Patent anmelde. Es könnte aber schnell werden (1000 mm/s, vielleicht mehr). Basiert auf dem FDM Prinzip usw.
So. Sehr viel Text. Vielen Dank fürs Lesen und ich halte den Thread hier mal wieder weiter am Leben.