Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge

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Zu flach? Realer Winkel? Effektiver Winkel? Was passiert bei viel Sattelauszug? Mit mehr Sag, mit weniger Sag? In der Theorie lässt sich hier oft keine belastbare Aussage treffen, ob ein Sitzwinkel für einen selbst passt oder nicht. Sitzwinkel am Mountainbike entscheiden über Effizienz und Ergonomie. Wir haben untersucht, wo das Optimum liegt und auf was man achten sollte.

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge
 

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Re: Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge
Ich fahre mit 2,01 Meter Körpergröße und 98cm Schrittlänge ein Santa Hightower LT inn XXL.
Das Rad is bekannt für seinen zu flachen Sitzwinkel. Ich kann mir in der Theorie vorstellen, dass ein steiler Sitzwinkel Vorteile hat, werde dies auch bei einem zukünftigen Bikekauf berücksichtigen, Fakt ist aber auch, dass ich die These: flacher Sitzwinkel für größere Fahrer automatisch schlecht ; anzweifele und ich diese These nicht bestätigen kann. Ich trete ergonomisch auf Flachstücken, ich sitze beim Klettern zentral im Bike, die Front steigt nicht ( 10 bis 17 Prozent Steigung).
 
Nee, lange Sitzrohre sind mittlerweile total überflüssig, weil durch die großen Einstecktiefen der Variostützen, die Last auf das Sitzrohr keine Rolle spielt. Bei herkömmlicher Stütze mit 10cm Einstecktiefe und 20cm "draussen" sieht das anders aus. Aber das hat ja niemand mehr.
Zudem sind die kurzen Rohre bei den meisten Rahmen automatisch durch die niedrige Geo des Oberrohres verstärkt.
Für mich war das ein großer Vorteil endlich den Sattel komplett!!! aus dem Weg zu haben, wenn es runter geht.
Der Flex der Stütze ist unerheblich, weil die ja Bergauf i.d.R. keine große Biegelastspitzen aushalten muss. Bergab sähe das anders aus wenn es grob wird und man im sitzen fährt.
Mittlerweile gibt es Stützen mit genügend Hub, so dass sie immer komplett eingesteckt ist. Das ist ja auch wünschenswert. Es ist totaler Mist eine Variostütze rausstehen zu lassen um sie dann mit Schnellverschluss manuell je nach Bedarf raus und reinzustecken. Bisher gab es halt nicht soviel Hub, das hat sich jetzt geändert. Eightpins bietet sogar schon 26cm Hub und Setback - ein Traum für alle > 1,90 m !!!

Spacertürme verringern den Reach - Lenker mit mehr Rise sind da besser. Im übrigen tragen längere Steuerrohre zur Steifigkeit bei. Die Sattelrohrlänge hat auf die wichtige Tretlagersteifigkeit keinen nennenswerten Einfluss.
Statt langer Gegenrede hier mal ein Bild von meinem voll aufgeriggten Rad mit 210er Stütze im 51er Sitzrohr, so richtig gesund sieht das nicht aus und mehr Einstecktiefe würden da sicherlich nicht schaden...
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M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Statt langer Gegenrede hier mal ein Bild von meinem voll aufgeriggten Rad mit 210er Stütze im 52er Sitzrohr, so richtig gesund sieht das nicht aus und mehr Einstecktiefe würden da sicherlich nicht schaden...Anhang anzeigen 930549

M.
Was ist das denn für nen krasser Sattelüberstand? Hast Du so lange Beine wie Dolores oder was?
 
Das sieht bei dem Fusion in der Tat schon nach nem recht flachen Sitzwinkel aus. Da wäre ne SetFront-Sattelstütze, also ne umgedrehte SetBack-Sattelstütze, vermutlich nicht verkehrt.
Hatte ich auch schon getestet. Funktioniert aber nur, wenn die Stütze ausgezogen ist. Senkt man sie ab, ist der Sattel plötzlich viel zu weit vorne. Außerdem hatte ich irgendwann auf Variostütze umgestellt. Die gibt es nicht mit erforderlichem Setback.
Sieht außerdem noch bescheuerter aus, als mit dem weit hinten positionierten Sattel.
Das Ding lebt ja immer noch, dank freundlichen Forenusern, die Rahmenteile spendeten. Ich nutze es mittlerweile aber nur noch für Touren zur Eisdiele.
 
Hattet ihr schonmal das Problem, aufgrund eines zu kurzen Sitzrohrs keine ausreichende Sitzhöhe zu erreichen?

Ja!

Ich habe ein 89er Schrittmaß und am 45er Rahmen war die KS mit 150mm genau an der min Einstecktiefe.

Inzwischen habe ich an meinen Bikes 170er Movelocs und ich bin zufrieden.

Aber durch die kurzen geknickten Rohre ergibt sich ein völlig neues Problem... Durch den Knick im Sitzrohr konnte ich keine 200er verbauen. Die 200er sitzt im Knick auf und ich bekomme den Sattel nicht tief genug.
 
Knee Over Pedal Spindle (KOPS) ist nicht unbedingt logisch, man kann den ganzen Körper einfach um das Tretlager drehen. Wieso soll die Kraft Senkrecht zum Boden gehen ins Pedal gehen?
Hier wirds es gut erklärt:
Gutes Video mit sauberen Erklärungen, danke! Dass die KOPS-Regel ursprünglich (d.h. wohl vor vielen Jahrzehnten) nur eine Grobmethode zur Vorauswahl der Rahmengröße sein sollte, hatte ich noch nicht gehört. Wobei: Die damaligen (Rennrad-)Rahmen hatten ja für alle Rahmenhöhen den gleichen Sitzrohrwinkel. Dann wäre der KOPS-Wert bei gleicher Sattelhöhe doch auch gleich, oder? Oder er meinte, man solle zwischen verschiedenen Herstellern den Rahmen mit dem besten KOPS-Wert wählen?

Ich denke, du hast recht, da dürfte ich einen Denkfehler gehabt haben.
Es geht wohl beim Knielot nicht um die Position des Knies überm Pedal, sondern um den Kniewinkel.
Ja, das wäre das einzig Sinnvolle, was dem abzugewinnen wäre. Allerdings hat natürlich die Sattelhöhe einen größeren Einfluss auf den Kniewinkel. Beides spielt zusammen.

Für das Pedalieren eines MTBs, Rennrades o.ä. (nicht eines Liegerades mit Rückenlehne!) sind doch im Zusammenhang mit Sitzwinkel und Sattelhöhe nach meinem Verständnis hauptsächlich zwei Faktoren relevant:
  1. Die Range des Kniewinkels über eine Pedalumdrehung im Verhältnis zur individuellen Beweglichkeit und zum anatomischen Optimum.
  2. Die Position des Körperschwerpunktes in Relation zum Tretlager, also wie weit er in waagerechter Richtung vor dem Tretlager liegt.
Zu 1.: Es gibt extrem unterschiedliche Philosophien und Empfehlungen über den optimalen Kniewinkel, selbst innerhalb der Rennrad- und Trekkingrad-Welt. Da scheint mir keine echte Einigkeit zu bestehen. Die Empfehlungen, die ich kenne, resultieren in Werten zwischen 141°±5° und 160°±2°, wenn das Pedal "unten", d.h. in Verlängerung des Sitzwinkels steht. Die strengsten anatomisch orientierten Empfehlungen fordern, dass in der Phase der Pedalumdrehung, ab der hohe Pedalkräfte erzeugt werden (schon ab ca. 1 Uhr oder 30° von oben), der Kniewinkel bereits knapp 90° erreicht haben sollte, um den Druck auf der Kniescheibe nicht zu hoch werden zu lassen. Dies führt zu den 160° und einer Sattelhöhe, bei der man mit den Fußspitzen nicht mehr auf den Boden kommt! Für MTBs mit absenkbaren Sattelstützen scheinen mir persönlich maximale Kniewinkel von 145-150° (gemessen über die Gelenkmittelpunkte Hüfte-Knie-Sprunggelelnk) angemessen zu sein.

Zu 2.: Außer beim Liegerad treten wir in erster Linie mit Hilfe der Schwerkraft, in zweiter Linie für einen runden Tritt durch Aktivieren weiterer Muskelgruppen, um mehr Kraft aus den nicht schwerkraftdominierten Phasen der Pedalumdrehung zu holen. Okay, in Extremsituationen erhöhen wir die Maximalkraft noch durch Zug am Lenker, das klammere ich zunächst mal aus. Beim Treten müssen wir also unser Körpergewicht so effizient wie möglich aufs Pedal bringen. Ob die Kniescheibe dabei über der Pedalachse ist (KOPS) oder nicht, hat eigentlich keine physikalische, ich glaube, nicht einmal anatomische Relevanz, sondern eher, wo unser Körperschwerpunkt liegt und (!) wie ermüdungsarm wir ihn dort halten können:

Beispiel echtes Hollandrad: Normaler Sitzwinkel, Körperschwerpunkt liegt durch aufrechten Oberkörper hinter (!) dem Tretlager, Körpergewicht lastet ermüdungsarm weitgehend auf dem Sattel, man tritt etwas von hinten, kann kaum Kraft aufs Pedal bringen und muss bergauf den Oberkörper periodisch nach vorne beugen, wenn das Pedal auf 3 Uhr steht, um wenigstens einen Teil des Körpergewichts einsetzen zu können, KOPS-Regel mehr oder weniger eingehalten.

Beispiel Triathlon-Rad: Extrem steiler Sitzwinkel, Körperschwerpunkt weit vor dem Tretlager, Körpergewicht wird über die Unterarme auf dem Lenker abgestützt, massig Kraft auf dem Pedal verfügbar, geringe Ermüdung über eine lange Zeit, KOPS-Regel aber massiv verletzt wie das Video zeigt. Ohne das Liegen auf dem Lenker könnte man sich aber kaum in dieser Position halten.

Beispiel MTB: Lage des Körperschwerpunktes im Pedalieren kann je nach Steigung stark variieren, beim Pedalieren in der Ebene liegt er (hoffentlich wenigstens) einige Zentimeter vor dem Tretlager. Sitzwinkel muss ggf. an Einsatzbereich angepasst werden. KOPS-Regel je nach Steigung völlig anders und daher eigentlich irrelevant.

Bezüglich den kursierenden Meinungen über die horizontale Sitzposition und KOPS habe ich einen Verdacht: Man könnte versucht sein, eine weiter vorne liegende Position auf dem Sattel probehalber zu "simulieren", indem man mal kurz nach vorne rutscht und schaut, wie sich das anfühlt. Dabei reduziert sich aber die effektive Sitzhöhe um einige Zentimeter. Dadurch wiederum verringert sich der Kniewinkel um ein paar Grad; das heißt, wenn er in der hinteren Sitzposition durch geeignete Sattelhöhe optimal war, kann er es in der vorderen Sitzposition nicht mehr sein. Das passiert uns auch steil bergauf, wenn wir etwas nach vorne rutschen, um Druck auf Pedal und Vorderrad zu bekommen. So könnte man zu dem falschen Schluss kommen, dass eine weiter vorne liegende Sitzposition schlechter ist, in Wirklichkeit müsste man aber die Sattelhöhe anpassen, und alles wäre gut, siehe Triathlon-Rad. (Produkt-Innovationsvorschlag: Sattelstütze mit Lagesensor, die je nach Steigung weiter ausfährt.)

Weitere Feinheit zu KOPS: Der Wert ist auch von der Rückenhaltung bzw. Beckenstellung abhängig! Fahre ich auf MTB oder Trekkingrad mit geradem Rücken, habe das Becken also nach vorne gerollt, liegen das Hüftgelenk und mit ihm Oberschenkel und Knie ca. 1 cm weiter vorne als mit aufgerichtetem Becken und Rundrücken. Welcher Wert sollte gelten? Darüber habe ich noch nie jemanden eine Aussage machen hören.

Pedalhöhe und Schuhsohlendicke machen ca. 3 cm aus und können daher bei Betrachtungen der Sattelhöhe nicht wirklich vernachlässigt werden.
 
"Hattet ihr schonmal das Problem, aufgrund eines zu kurzen Sitzrohrs keine ausreichende Sitzhöhe zu erreichen?"

Bin ich wieder beim Dirt Jumper. Da kann ich die Sattelstütze bis es am Tretlager ansteht durchschieben, aber nicht soweit ausziehen, dass die Sitzposition zum Treten passt. Da ist die maximale Bewegungsfreiheit wichtiger, das ist gut so.

Beim MTB wäre das übertrieben, in viele Situationen ist der Sattel als zusätzlicher Kontaktpunkt hilfreich, und dieser Kontaktpunt fühlt sich doof an, wenn es beim Knie oder darunter liegt, finde ich. Ich meine, man kann es übertreiben mit Sitzrohr kürzer machen.

Ich sehe mir die Downhiller an, da könnten die Sattel konstruktiv viel tiefer liegen, tun sie aber nicht. Warum? Keiner pedaliert beim Downhillrennen im sitzen, oder?

Ich komme auch ins grübeln jedes Jahr wenn Rampage wieder läuft, sobald Bestzeiten nicht gefragt sind werden die 26er Laufräder und kurze Kettenstreben wieder ausgepackt. Müssen die nicht bergab fahren, sind die Leute von gestern, oder warum machen sie das?

Mit 1,74 kann ich zum Thema XL Rahmen und Sitzwinkel nichts beitragen. Da kann ich auch proportional mehr durch verschieben vom Sattel ausgleichen. 150mm Sattelstützenhub wäre für mich nicht verkehrt, aber 125mm nicht komplett unfahrbar. Da sind mir andere Dinge wichtiger.
 
Weitere Feinheit zu KOPS: Der Wert ist auch von der Rückenhaltung bzw. Beckenstellung abhängig! Fahre ich auf MTB oder Trekkingrad mit geradem Rücken, habe das Becken also nach vorne gerollt, liegen das Hüftgelenk und mit ihm Oberschenkel und Knie ca. 1 cm weiter vorne als mit aufgerichtetem Becken und Rundrücken. Welcher Wert sollte gelten? Darüber habe ich noch nie jemanden eine Aussage machen hören.
Sei froh. Immer, wenn jemand anfaengt ueber Knie, Lot und Pedale zu philosophieren, muss ich daran denken

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Guten Morgen @Grinsekater beim Lot des Knies möchte ich etwas aus der Literatur anmerken, dieses sollte bestenfalls aus dem Kniegelenk genommen werden, also einem Punkt der noch etwas hinter der Kniescheibe liegt.
Daher ist in #3 die rote Linie akkurater. Es leuchtet auch ein, dass für das Lot der Drehpunkt im Knie herangezogen wird. In 3D Aufnahmen werden die Sensoren beispielsweise auch entsprechend angesetzt.

Ich suche dir entsprechende Stellen bei Interesse gerne einmal raus, ist etwas her, dass ich mich damit tiefgreifend beschäftigt habe. Die Arikelserie finde ich eine sehr gute Zusammenfassung der wichtigen Punkte aus Ergonomie und Geometrie, gefällt mir sehr gut. Dankeschön.

Beste Grüße
André

wie macht ihr das mit dem Knie-Lot bzgl bergauf fahren? ich trete meist nur bergauf hart - in der Ebene rolle ich eher :o 8-)
da quatscht man doch mit den Mitfahrern und ich kann mich da auch nicht motivieren immer mit Power dahin zu treten - ich brauche da einen Berg :lol:

Kurze Rede langer Sinn: beim Bergauffahren hat das Lot einen anderen Winkel... stellt ihr den Sattel dann für eine mittlere Steigung ein?
 
wie macht ihr das mit dem Knie-Lot bzgl bergauf fahren? ich trete meist nur bergauf hart - in der Ebene rolle ich eher :o 8-)
da quatscht man doch mit den Mitfahrern und ich kann mich da auch nicht motivieren immer mit Power dahin zu treten - ich brauche da einen Berg :lol:

Kurze Rede langer Sinn: beim Bergauffahren hat das Lot einen anderen Winkel... stellt ihr den Sattel dann für eine mittlere Steigung ein?
Meiner Meinung nach wäre das in der Tat der richtige Ansatz. Klappt aber vielleicht nicht bei jedem Bike.
Beim Knielot geht es darum grob einen passenden Kniewinkel (dieser ist schwieriger zu messen) zu finden.
Dem Kniewinkel ist es völlig egal, ob Du bergauf oder bergab fährst. Der ändert sich dadurch doch nicht.
Es ist auch nicht auf einmal ein anderer Kniewinkel sinnvoll, nur weil Du begauf fährst.

Ja, das Lot ändert sich, wenn dein Bike nicht waagrecht steht. Deshalb macht die Methode nur im ebenen Sinn.
Ad absurdum würde sie bei einem Liegerad geführt.
 
Ein Punkt fehlt noch vollständig: Das VR dreht sich am Boden um den Radaufstandspunkt, der wegen Nachlauf um xmm hinter der Drehachse des Lenkrohrs liegt. Der Hebel vom Radauftandspunkt zur Drehachse verschiebt das Lenkrohr beim Lenken seitlich. Das nutzt man beispielsweise beim Balancieren. Wenn du zum Beispiel 30° nach rechts einschlägst, dann drückst du die Gabel um den Radaufstandspunkt auch nach rechts und verschiebst damit auch das Steuerrohr.
Am Boden drehst du das VR also um einen Drehpunkt hinter der Gabelachse und benutzt dazu einen Hebel (Vorbau) vor der Drehachse. Alles abgestützt im Lenkrohr mit entsprechender Bewegung des Rahmens.
Da schneidest du eines der spannendsten Themen im Bikebereich an. :daumen:
Diese Zusammenhänge sind essentiell wichtig für eine gutes Handling auf dem Bike. Ich packs mir mal auf die Liste für einen separaten Artikel. Vielleicht sollte das dann auch eher ein Videoformat haben. :daumen:


Der zweite Punkt der mich umtreibt: drehe ich meinen Oberkörper schon beim Blick in die Kurve (mit dem Hintern), oder lasse ich meine Schultern vom breiten Lenker in die richtige Richtung ziehen. Beides hätte einen unterschiedlichen Einfluss auf die Diskussion der Winkel und damit der Kräfte.
Es geht beides und kommt auf die Situation an. Wenn ich da mal meine Fahrerei schildere: In Anliegern "lege" ich das Bike etwas weniger unter mir, bin aber vom Schwerpunkt tendenziell nicht mehr über sondern auf der Kurveninnenseite neben dem Bike.



In offenen Kurven bleibe ich weiter über dem Bike und "schwenke" meinen Hintern über die Kontaktpunkte der Reifen am Boden. Knie sind gebeugt. Somit kann ich bei einem Gripabriss mit den Beinen noch "nachführen" ohne den Fuß vom Pedal zu nehmen. Wäre ich nicht über dem Schwerpunkt, könnte ich das Wegrutschen nicht ausgleichen, weil ich schon am Maximum bin. Sprich meine Beine wären eher gestreckt und ich komme nicht nach – muss im schlechtesten Fall den Fuß runter nehmen oder liege im Dreck.

Auf diesem Foto bin ich schon in der Situation, dass das Heck Grip verliert und die Beine sind mehr gestreckt um den Druck und somit den Grip am Boden nicht abreissen zu lassen:




Hier mal noch ein direkter Vergleich von zwei Bikes ähnlicher Geometrie. Es unterscheidet sich eigentlich nur ein einzelnes Attribut. Ohne dass ihr jetzt nachschaut. Welches könnte das sein und wie beeinflusst es die Fahrerposition?



Da käme ich gar nicht mehr hin. Bei Enduros usw. verstehe ich es ja auch, da fährt man nicht im Flachen mit, nur eben bei 100-120mm Federweg macht das in meinen Augen wenig Sinn - und auch noch bei einem L-Rahmen. Nächstes Problem ist ja dann auch, dass die Strecke für den Oberkörper immer kürzer wird. Ich muss dann längere Vorbauten fahren, weil es sonst den Rücken knautscht. Mit längeren Vorbauten passt dann aber der Reach nicht mehr und das Lenken wird seltsam...
Die Menge an Federweg und der damit verbundene Sag spielt natürlich auch immer eine große Rolle für den Sitzwinkel. Dann kommt auch noch der Antisquat dazu aber das Fass müssen wir jetzt erstmal nicht aufmachen. :)

Grundsätzlich bedeutet mehr Federweg auch mehr Sag. Mehr Sag flacht den Sitzwinkel – besonders in steilen Anstiegen – noch weiter ab und da wird die Sitzposition entsprechend stärker beeinflusst.

Ein Bike das mehr im Sitzen gefahren wird und weniger Federweg hat, kommt auch mit einem flacheren Sitzwinkel aus.

Weil wenn es der Masse nicht passen würde, würde es ja nicht gebaut werden... .
Da bin ich mir teilweise nicht so sicher. Warum bewegen sich die Hersteller dann seit Jahren in die gleiche Richtung? Steilere Sitzwinkel, längere Kettenstreben und (in gewissem Rahmen) mehr Reach?

Je geringer die Bauhöhe ist, desto besser ist der Sattel aus dem Weg.

:daumen: Das kann die Revive wirklich sehr gut.

Ich verstehe nach wie vor nicht warum die meisten Rahmen Hersteller immer noch derart (effektiv) flache Sitzwinkel produzieren. Selbst bei den steilen Vertretern (Pole Evolink, Raaw Madonna, Evil Offering, ...) schieben die meisten den Sattel noch ganz nach vorne. Sicherlich wäre es sinnvoll bei größeren Rahmengrößen analog zu mitwachsenden Kettenstreben eben auch steilere Sitzwinkel zu generieren. Das macht insbesondere bei Rahmen mit langem Reach Sinn. Im Sitzen (Uphill) ein angenehm kompaktes Rad bei dem man sich nicht ewig weit nach vorne beugen muss und somit Schmerzen im unteren Rücken vorbeugt und im Stehen (DH) ein langes Rad welches einem Bewegungen nach vorne/hinten ermöglicht ohne die Balance zu stören. Wenn man als großer Mensch einmal in den Genuss eines ausreichend steilen Sitzwinkels gekommen ist, möchte man eigentlich kein Rahmen mehr ohne dieses "Feature".
Es kommt auf das Bike und den Einsatzzweck und die Geländeart an in der es bewegt wird. Je steiler die Rampen sind die man hochtritt, desto steiler sollte der Sitzwinkel sein. Man sinkt durch die Position tiefer in den Sag und verschlimmert das Problem mit dem von hinten treten deutlich.

Je länger die Sattelstütze ausgezogen ist, desto mehr flext sie auch.
Das ist sicherlich nicht im Sinne der Funktion und Haltbarkeit einer absenkbaren Stütze. (Vielleicht möchte ja Sackmann hierzu etwas schreiben, er hat sich ja auch lange gegen eine Stütze mit mehr als 160mm Hub gewehrt.)
Und warum geben wir uns mit einem System zufrieden, welches solch einen Flex unterstützt? Sprich ein (dünnes) Rohr steckt in einem weiteren Rohr, was noch in einem (Sitz-)Rohr steckt. Chris Porter hats im letzten Formula-Video auf den Punkt gebracht und Eighpins bietet zwischenzeitlich das richtige Produkt dazu an.

Wenn mir 160 (bzw. 185) mm Verstellweg ausreichen, warum soll ich dann einen Rahmen fahren, bei dem die Stütze zusätzlich nochmal 10 - 15 cm ausgezogen sein muss und keinen Rahmen nehmen, in dem sie genau passt?
Eine Rahmengröße sollte für eine gewisse Spanne an Körpergrößen funktionieren. In der Vergangenheit waren kleinere Menschen dazu verdammt kurze Radstände zu fahren. @Tyrolens betont es ja auch immer wieder, wie happy er mit dem größeren Bike ist. Wenn es eine Stütze hergibt ausgezogen zu werden, dann kannst du damit fahren und jemand der kürzere Beine hat aber ein längeres Bike fahren möchte. Ein hohes Sitzrohr schränkt die Nutzergruppe stark ein.

Genauso könnte man ja Steuerrohren über 9 cm jegliche Daseinsberechtigung absprechen - mit Spacertürmen lassen sie sich ja auf alle Vorlieben einstellen...
Hier gibt es Grenzen was die Stabilität (und den Flex) des Steuerrohrs angeht. Ich habe einen massiven Spacer gedreht für den Prototyp, da ich da auf bestehende Rohrsätze zurückgreifen musste und es ein 1.5 Steuerrohr sein musste. Ideal ist das nicht. Ein höheres Steuerrohr ist (im bestimmten Rahmen) sicher die bessere Lösung. Wer lange Arme hat und es niedriger braucht kann einen Flatbar montieren. Natürlich sollte man nicht übertreiben und 20 cm Steuerrohre verbauen … oder vielleicht doch? ;)

Eightpins bietet sogar schon 26cm Hub und Setback - ein Traum für alle > 1,90 m !!!
:love:

@Grinsekater nach alles was ich jetzt schon gelesen hab sollte so einen Raaw Madonna in XL doch nicht so weit entfernt von deinem Ideal sein :D

Erstaunlicherweise fühlte sich das im Test für mich teilweise fast schon zu klein an. Insbesondere wenn ich das Fahrverhalten auf den gleichen Strecken mit YT Capra in XXL, dem Evil Wreckoning oder dem Pole Maschine vergleiche. Von den Geometrie-Werten her ist es aber eher im grünen Bereich für mich. Da bin ich nicht komplett dahinter gekommen warum das so war.




Ihr hattet von diesen Riesenteilen mal vorsichtig einen Test angedeutet. Hab ich den übersehen, oder kommt der noch / nicht mehr?
Ich bin sie schon paarmal gefahren. Allerdings ist das Fahrgefühl so anders, dass ich mich primär darauf konzentrieren musste und der Testeindruck vom Bike dadurch verfälscht wurde. Sprich da musste ich dann zurück wechseln auf Pedale die ich gewohnt bin. In den kommenden Monaten werde ich wieder mehr meine Bikes fahren und kann dann dort nur den einen Parameter ändern um es besser vergleichen zu können.

Fakt ist aber auch, dass ich die These: flacher Sitzwinkel für größere Fahrer automatisch schlecht ; anzweifele und ich diese These nicht bestätigen kann. Ich trete ergonomisch auf Flachstücken, ich sitze beim Klettern zentral im Bike, die Front steigt nicht ( 10 bis 17 Prozent Steigung).
Jeder Mensch ist verschieden. :daumen:

Statt langer Gegenrede hier mal ein Bild von meinem voll aufgeriggten Rad mit 210er Stütze im 51er Sitzrohr, so richtig gesund sieht das nicht aus und mehr Einstecktiefe würden da sicherlich nicht schaden...

M.
Würde jemand, der so hoch sitzen musst nicht auch etwas mehr Reach und eine höhere Front brauchen?

Man könnte versucht sein, eine weiter vorne liegende Position auf dem Sattel probehalber zu "simulieren", indem man mal kurz nach vorne rutscht und schaut, wie sich das anfühlt.
Je nach Steigung oder eben einer flacheren Sektion die man im Sitzen pedaliert, sitze ich auch an verschiedenen Positionen auf dem Sattel. Aus dem Grund habe ich mir einen SQlab Sattel mit breiterer Nase geholt, damit ich eben auch bequem weiter vorn sitzen kann.

Ich komme auch ins grübeln jedes Jahr wenn Rampage wieder läuft, sobald Bestzeiten nicht gefragt sind werden die 26er Laufräder und kurze Kettenstreben wieder ausgepackt. Müssen die nicht bergab fahren, sind die Leute von gestern, oder warum machen sie das?
Wenn man ganz ehrlich ist, kann man die Bikes und die Setups die da gefahren werden mit nichts vergleichen was es sonst so in der Mountainbikeszene gibt.

Ich sehe mir die Downhiller an, da könnten die Sattel konstruktiv viel tiefer liegen, tun sie aber nicht. Warum? Keiner pedaliert beim Downhillrennen im sitzen, oder?
Man kann mit dem Sattel lenken, muss aber nicht zwangsläufig. Wenn man Klicks fährt, muss man die Fersen nicht so tief halten und die Knie nicht so weit beugen. Dadurch stört dich ein hoher Sattel auch weniger.
 
Würde jemand, der so hoch sitzen musst nicht auch etwas mehr Reach und eine höhere Front brauchen?

Absolut richtig.

Aber mehr Reach als die 522 mm des Last Glen in XXL sind gar nicht so leicht aufzutreiben.

Liteville 301 Mk 15: 508 mm
Mondraker Foxy: 510 mm
Specialized Enduro 2020: 511 mm
SC Hightower: 518 mm
Pole Stamina 140: 520 mm

Nur Pole Evolink und Nicolai Ion bieten mehr Reach als das Glen.
 
Und warum geben wir uns mit einem System zufrieden, welches solch einen Flex unterstützt? Sprich ein (dünnes) Rohr steckt in einem weiteren Rohr, was noch in einem (Sitz-)Rohr steckt. Chris Porter hats im letzten Formula-Video auf den Punkt gebracht und Eighpins bietet zwischenzeitlich das richtige Produkt dazu an.
Gut, wenn's konstruktiv funktioniert, also die Haltbarkeit des Rahmens und der Stütze nicht beeinträchtigt wird, soll's mir recht sein. Dann kauft sich der Langbeiner die längere Dropperstütze als der Kurzbeiner, der den gleichen Reach haben möchte.
 
Die Sattelstütze ist das eine, aber wie löst man das dann am Steuerrohr? wird es in Zukunft wieder Lenker mit mehr Rise geben?
 
...
Würde jemand, der so hoch sitzen musst nicht auch etwas mehr Reach und eine höhere Front brauchen?
...
Da sind noch 3cm Spacer unter dem Lenker, Steuerrohr ist 13cm. Das passt so schon ganz gut, Reach ist auch Ok, würde sonst noch länger werden, der Bolide auf dem Heckträger ohne Warntafeln, ist jetzt schon grenzwertig...
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M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Sattelstütze ist das eine, aber wie löst man das dann am Steuerrohr? wird es in Zukunft wieder Lenker mit mehr Rise geben?
Du meinst, wie man einen Rahmen mit gegebener Länge von niedrig bis hoch einstellen kann?

Für die Steifigkeit wäre ein Lenker mit mehr Rise sicherlich besser als ein Spacerturm. Anderswo diskutieren wir dann wieder über zu viel Steifigkeit.

Eine Kombination aus Rise und Spacern wird wohl bleiben, weil man mit den Spacern die Lenkerhöhe immer noch schnell an die Gegebenheiten anpassen kann, während Steuerrohrhöhe und Rise die grobe Anpassung an die Armlänge erledigen.

Aber Syntace könnte meinetwegen gerne einen 35er VRO erfinden, das fände ich eigentlich smarter.
 
Beim Knielot geht es darum grob einen passenden Kniewinkel (dieser ist schwieriger zu messen) zu finden.
Dem Kniewinkel ist es völlig egal, ob Du bergauf oder bergab fährst. Der ändert sich dadurch doch nicht.
Es ist auch nicht auf einmal ein anderer Kniewinkel sinnvoll, nur weil Du begauf fährst.

Ja, das Lot ändert sich, wenn dein Bike nicht waagrecht steht. Deshalb macht die Methode nur im ebenen Sinn.
Ad absurdum würde sie bei einem Liegerad geführt.
So ganz richtig ist das nicht. Du gehst fälschlicherweise davon aus, dass dir Kraftentfaltung immer gleich ist, das ist sie aber nicht. Man richtet die Kraft auf dem Pedal immer möglichst stark gegen die Schwerkraft, ansonsten müsste man zusätzliche Haltekräfte aufbringen um nicht nach vorne oder hinten zu rutschen (3. newtonsches Axiom lässt grüßen). Das führt eben dazu, dass bergauf der Kniewinkel bei hohen Kräften größer ist als in der Ebene, was für das Knie normalerweise ein geringere Belastung darstellt.
 
Man richtet die Kraft auf dem Pedal immer möglichst stark gegen die Schwerkraft, ansonsten müsste man zusätzliche Haltekräfte aufbringen um nicht nach vorne oder hinten zu rutschen (3. newtonsches Axiom lässt grüßen). Das führt eben dazu, dass bergauf der Kniewinkel bei hohen Kräften größer ist als in der Ebene, was für das Knie normalerweise ein geringere Belastung darstellt.
Da hast Du Recht, das mag sich ein wenig auswirken, gleichzeitig rutscht man aber meist beim Bergauffahren auf dem Sattel etwas nach vorne was dem entgegenwirkt und den Kniewinkel etwas verkleinert.

Ich denk auch, dass sich das "die Kraft gegen die Schwerkraft richten" beim Bergauffahren nur gering auswirkt, sprich man fährt eine Mischung eine Mischung aus dem und "die Kraft wird in den gewohnten Winkelbereichen abgegeben".
Aber ich kann mich hier auch täuschen.
 
...Ich bin sie schon paarmal gefahren. Allerdings ist das Fahrgefühl so anders, dass ich mich primär darauf konzentrieren musste und der Testeindruck vom Bike dadurch verfälscht wurde. Sprich da musste ich dann zurück wechseln auf Pedale die ich gewohnt bin. In den kommenden Monaten werde ich wieder mehr meine Bikes fahren und kann dann dort nur den einen Parameter ändern um es besser vergleichen zu können...
Danke für die Info, ich bleibe gespannt ;)
 
Du meinst, wie man einen Rahmen mit gegebener Länge von niedrig bis hoch einstellen kann?

Ja genau. Das ist ja auch ein wesentliches Thema. Eine zu hohe Front ist genauso übel wie eine zu tiefe. Das Bike wird damit unfahrbar. Wir haben Lenker mit 35 mm rise und dann kann man och, sagen wir, 20 mm an Spacern verbauen. Das ist schon was, reicht aber für große Fahrer oder welche mit untypischen Proportionen noch nicht aus. Renthal hat Lenker mit 80 mm rise. :D
 
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Würde jemand, der so hoch sitzen musst nicht auch etwas mehr Reach und eine höhere Front brauchen?
...
Wenn man Klicks fährt, muss man die Fersen nicht so tief halten und die Knie nicht so weit beugen. Dadurch stört dich ein hoher Sattel auch weniger.
Bei einer Sitzhöhe von um die 85cm reicht mir das 120er Steuerrohr mit dem serienmäßigen Spacer (~3cm) und 10mm Rise auch auf steilen langsamen Rumpeltrails. Das Capra XXL ist mit 500Reach ja eher kompakt, an sich ist das eher ein knappes XL.

Wenns schneller wird aufm DH, könnte es durchaus höher sein vorn. Würde mich aber beim um-die-Kurven-wedeln stören.

Könnstest du mal erklären, wieso man mit Klicks nicht so tief in die Hocke gehen braucht?
Weil da hab ich immer furchtbar Muskelkater von, aber ich fahre Flats - vielleicht wär das ne Abhilfe.

Da sind noch 3cm Spacer unter dem Lenker, Steuerrohr ist 13cm. ...
M.
Ist das ein Glen? Oder ein Coal?
Ich könnte mein 29er Capra nicht quer auf einem Radträger transportieren.
 
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