Vielen Dank - bis hierhin super Interessant.
Ich habe unterschiedliche Perspektiven zu dem Thema.
Für mich ist es zum einen so, dass ich durch den Einstieg über klassische Stahl-Mountainbikes und Rennrad Geometrien, dazu gekommen bin,
mich an eine sehr gestreckte Position zu gewöhnen und diese als "normal" zu empfinden. Als vergleich: Auf einem Scott Gambler oder Ransom fühle ich mich immer wie auf einem Träcker oder als würde ich einen LKW von oben lenken ;-)
Trotz "durchhalten und versuchen" bin ich damit nie glücklich geworden.
Ich empfinde und verstehe dass Gefühl von Kontrolle, dass einem das Bike dann geben kann
aber es fühlt sich für mich nie "richtig" an.
Und so schätze ich, gibt es viele wie mich, die sich einfach daran gewöhnt haben,
sogar in der "falschen" Position oder mit einer "schlechten" Geometrie zu fahren aber den Unterschied gar nicht kennen.
Anders betrachtet, können dass dann aber auch Leute sein, die ihre Position oder ihren Körper einfach an das Bike und die Gegebenheiten anpassen. Hier im Forum liest man in diesem Zusammenhang dann oft von "viel auf dem Rad arbeiten müssen".
Ist das denn schlecht, dass arbeiten mit der "Körperverlagerung" oder vielleicht sogar ein essentieller Bestandteil unserer Passion?
Stichwort Profi: Denen kannst du wahrscheinlich jedes Bike geben und die haben Speed, Style und jede Menge Spaß.
Und dann finde ich zutreffend was
@Akai schreibt - Talent setzt sich immer durch.
Das habe ich selber so erfahren und beobachtet. Und kenne sogar Studien die das unterstreichen.
In der Sportwissenschaft konnten wir beobachten, dass nicht primär der Mensch sich weiter entwickelt hat,
sondern die Technologien im jeweiligen Sport, haben dazu geführt, dass ein "höher, schneller, weiter" zum Tragen kommt.
Ein paar nice to know facts:
Jesse Owen und Usein Bolt würden mit den selben Schuhen und dem selben Boden, annähernd die gleiche Zeit laufen
(!)
(Gemessen am letzten Welt Rekord)
Die Zeiten im Schwimmen, konnten drastisch durch Verwendung neuer Textilien verbessert werden, die weniger Widerstand bieten.
Basketball ist eine Sportart in der ganz offensichtlich ein genetischer Freak gebraucht wird, um umfassend erfolgreich zu sein.
(Passend zum Thema ;-)
Und um mit einem Beispiel aus unserem Sport zu schließen:
Eddy Merckx ist 1972 in 60 Minuten - 30 Meilen, 3774 Fuß gefahren (Weltrekord)
Dieser Rekord wurde mit aerodynamischen und immer leichteren Fahrrädern bis 1996 auf 35 Meilen, 1531 Fuß erweitert.
Die ICU hat dann im Jahr 2000 einen "Bann" auf diesen Weltrekord gelegt und folgende Regel eingebracht:
Wer den Ur-Rekord brechen will, muss dass selbe Material wie Eddy Merckx nutzen.
Jetzt kommt's: Der aktuelle Rekord liegt bei 30 Meilen, 4657 Fuß.
Während also moderne Bikes einen Vorsprung von 5 Meilen (10 Kilometer) eingebracht haben
war der beste, leistungsfähigste, moderne Athlet nur noch 269 Meter schneller
(!)
Die Technologie ist also dem Talent untergeordnet bzw. das Talent bestimmt die Technologie
und nicht das fehlen von Talent oder dem Sport entsprechenden Merkmalen.
Differenziert betrachtet, können wir also viele Fragen stellen
und aus der Ego Perspektive Anforderungen an das Fahrrad oder die Marken stellen.
Letztlich wird aber eine wie auch immer aussehende Geometrie,
aus einem schlechten Fahrer oder einem unpassenden Phänotyp
,keinen drastisch besseren Fahrer machen.
Und da ist das "Hobby Fahrrad" nun wirklich besonders:
Einem 2 Meter+ Menschen mit langen Hebeln, würde jeder Turnverein nahelegen,
sich ein anderes Hobby zu suchen oder damit zu leben, wenig erfolgreich zu sein
und körperliche Probleme zu provozieren. (Stichwort Rücken)
"Turnen" wird sich nicht an den falschen Phänotyp anpassen lassen.
Ein Fahrrad bis zu einem gewissen Grad schon.
Muss aber allgemein deshalb das Fahrrad fahren als Sport, dem genetischen Exoten untergeordnet werden?
Martin Maes hat dazu mal etwas interessantes gesagt, als er gefragt wurde,
warum er immer so übertrieben "straff gestimmte" Bikes fährt. Ähnlich wie im Rennrad Sport,
wo die Fahrer bewusst viel zu kleine Rahmen fahren.
Seine Antwort (in etwa): "Es muss sich nicht plush anfühlen oder angenehm sein.
Es geht um Leistung. Das hier ist mein Job."
Passend dazu dass im YT erwähnte Interview, mit dem GF von Propain
und seiner Antwort auf die Frage "Wo kommt denn der Name Propain eigentlich her."