So,
nachdem es seit Donnerstag abend die gesamte Nacht durchgehend
geregnet hat - allerdings nicht so Europe-Style mit 2 Liter/m², sondern
mehr so Tropical-Rain mit 30 Liter/m², musste ich doch zugeben, dass
die doppelwandigen Zelte einigermaßen dicht sind. Allerdings kondensierte es bereits innen im Zelt
Na ja die Camper-Freunde finden das bestimmt auch noch geil...
Jedenfalls klarte es zum Start auf und der Regen stoppte.
Da die Temperaturen nur noch gut 10° Grad hatten, zog ich meinen Joker :
lange Radhose und Regenjacke - wenn nicht heute wann dann.
Allerdings stand ich mit meiner Kleiderwahl ziemlich alleine da, ca. 5 von den noch 1100 Fahrern starten lang/lang
Allerdings war die Wahl, wie sich später zeigte verdammt gut.
Heute standen 119 km + 2400 HM an.
Die Regenpause währte allerdings nicht lange, nach 5km fing es wieder
dermaßen an zu schütten, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sah.
Zumindest erkannten uns die Amis wieder, die mir am 2. Tag die beiden
Kettenschlösser gegeben hatten. Die Retoure inkl. ein paar Bierfreimarken
war auch angekommen (sonst hätte ich wohl schneller fahren müssen
)
Dann gings über übel matschige Wege und viele Fahrer strauchelten mit Ihren Rädern, im ersten Uphill habe ich bereits 3 Kettenrisse gesehen und
massenweise Chain-Sucks - die man leider nicht durch kräftigen Antritt
lösen kann
Davon blieb auch ich nicht verschont : auf dem kleinen Kettenblatt blieb
bei jeder Umdrehung die Kette hängen. Eine Spülung aus der Trinkwasserflasche half auch nur 50m, dann fing das Spiel von vorne an.
Also hieß es an der ersten Steigung : mittleres Blatt = Minimum.
Da ich zumindest hinten 34er Kassette fahre, gings bis 10% Steigung noch
erträglich, darüber = großes Aua.
Aber wie sagte Lance immer so schön : Schmerz vergeht, Niederlagen
bleiben für immer
Nachdem so mit ner guten 50 Trittfrequenz die ersten 500HM vernichtet wurden + am Ende des Tages unter Garantie Krämpfe kommen werden, freute ich mich auf die restlichen 90km
Und heute ging es hoch hinaus, in der Spitze bis auf knapp 1000 Meter üNN. Der Regen hörte zwischendurch mal auf, auf der größten Höhe
schütte es aber wie aus Kübeln. Was bergauf keine Thema ist bei Puls 150.
Fand in der Abfahrt sein zähes kaltes Ende. Während ich in meinen durchnässten langen Sachen bei nur noch 11 Grad und höllischem Regen
, bergab bei Tempo 50 total durchfror, wollte ich mir nicht ausmalen, was
die 1095 anderen Biker mit komplett kurzen Sachen + zumeist blauen Gliedmaßen so empfanden. Na ja jeder wie er mag, bin ja nicht St.Martin und so überholten wir viele Teams bergab, die das Tempo aus Temperaturgründen erheblich drosselten.
Nach der übelst kalten Abfahrt gab es am nächsten Waterpoint diesmal nicht nur eiskalte Coke
, sondern auch heißen Tee.
Die Ärzte behandelten bereits einigen Teams, weil die wohl zu blau angelaufen waren (vornehmlich übrigens weibliche - die mögens wohl wärmer; einige gaben hier bereits auf, wahrscheinlich keine Europäer
)
Aber selbst Team Dubai fuhr weiter.
Dann in der nächsten endlos langen Steigung nahmen wir wieder Fahrt auf
und kassierten die nächsten Fahrer. Ja bis Km 78 ich auf einmal ins Leere
trat - hm, was war dass denn
Ging dann wieder, allerdings nur 500 Meter und dann wars aus. Wieder tritt ins Leere und dabei bliebs.
Freilauf hat sich verabschiedet
Das Rad hätte ich bis nach Namibia werfen können
Das durfte
echt nicht wahr sein. Noch 41 km bis zum Ziel, Zeitlimit noch 4,5 Stunden.
Also ein Marathonlauf - na vielen Dank auch.
Mein Teampartner war nicht wirklich hilfreich, mein Rad wollte er nicht schieben (..ich muss dann ja ständig korrigieren
) und ich war
stark entnervt, Stimmung auf Nullpunkt.
Die Antwort auf seinen Standard Spruch : Was jetzt ? , schluckte ich
runter.
Ich sah mein Finisher-Shirt erstmals ernsthaft in Gefahr.
Da es gut bergan ging, habe ich Eric nach 5 km Laufen voraus geschickt,
zum nächsten Technik-Service (steht an jedem Waterpoint), er soll ein Hinterrad holen, 26", 9-fach Kassette und 160 Bremsscheibe.
Irgendwie merkte ich in einem flacheren Stück, wo man mal 100 Meter
rollen lassen konnte, dass die Sperrklinken in einer ganz bestimmten Stellung noch greifen, so etwa bei 10 Kurbelumdrehungen 1x. Und dann auch nur solange man den Druck konstant auf Recht hielt. Dadurch gelang es mir wieder einige Teams zu überholen, von denen mich während meiner
Laufübung viele passiert hatten.
Einige von denen waren rotzfrech - so ein russisches mixed-Team motze rum ich solle mal die linke Spur freimachen, obwohl die rechte komplett frei war ! Nachdem ich erwiderte, bike is broken, kam dann von Olga in extrem gebrochenem Englisch : Not my problem
Hallo gehts noch ?? - Gute Einstellung, sind aber auf der falschen Veranstaltung: Cape A**hole läuft in Nowosibirsk
Zumindest gings irgendwann gott sein Dank wieder bergab und ich konnte
meine Laune durch ein wenig Fahrt wieder aufbessern. Weitere 5km später
kam mir mein Teamparnter entgegen und man darf es nicht glauben :
Auf sein Rücken, war mit 10m Panzertape ein 26" Hinterrad festgeklebt
Schnell gewechselt, Rad war nur leihweise (hatte bereits mein Kreditkartenlimit im Hinterkopf) - und war schätzungsweise bereits 10 Jahre im Kongo gelaufen ohne jeglichen Service, bockschwer, Kassette 5mm Spiel auf der Nabe,
Reifen mit 1,0 bar Luftdruck.
Wollte mich nicht wirklich beschweren, war froh überhaupt Ersatz zu haben
Nachdem ich Eric fragte, wo er das Ding aufgetrieben hatte, sagte er mir,
wir kommen da gleich ! vorbei - tatsächlich er hatte glatte 500Meter
in 45 Minuten auf mein defektes Rad rausgefahren
Das Rad hielt, aber natürlich stimmte nun irgendwas an der Kettenlinie
nicht mehr, also größtes Ritzel ging nicht mehr drauf, bei den anderen
Sprang die Kette hin und her zwischen den Ritzeln, total geil , wenn man an Steigungen mal Kraft braucht, voll abrutscht und Aua , lassen wir das lieber - heute war ich eh Major Pain...
Trotz der erheblichen technischen Widerstände, sammelten wir ein Team nach dem nächsten ein.
Die Strecke führte ins Oak Valley, gesäumt mit Kilometerlangen Trails,
natürlich erst kurz vorm Schluss.
Vorm Ziel kamen dann noch kleinen Brücken , so ca. 3 Stück - das sind dort Barrieren für Wildtiere - die sind stets 2m lang, 1m auf, 1m ab ca. 25% Steigung + Gefälle. Kann man mit Tempo aufrollen und wieder runter.
Tja bei der letzen verließen mich die Lebensgeister und auf dem Abwärtsstück bin ich voll ins linke Geländer gehämmert
Überschlag, Bremshebel vorne angebrochen (Carbon - Marta SL) und
wirklich nette blaue Flecken, trotz langer Sachen.
Doch nur noch 1000 Meter bis zum Ziel. Den Einlauf hat sich Streckenchef
Dr.Evil (heißt als aka wirklich so) gut erdacht :
Matsche bis Unterkante Radnabe, nur noch Rampen rauf+runter; Zuschauer zu hunderten direkt neben der Strecke
Da meine Arme noch weich wie Pudding vom letzten Überschlag waren,
hab ich mich in der nächsten Abwärtsrampe direkt wieder langgemacht,
zumindest war es schön weich im Schlamm. Das Raunen der Zuschauer
hörte ich noch im Abflug - das wollten die Massen wohl sehen
Die restlichen 500m ganz Piano ins Ziel geschlichen und survived
Der Witz kommt nun : das war unser bestes Ergebnis auf allen Etappen, Platz 236 von nur noch 490 Teams in 8:42 Std.
Der Regen war der Sonne gewichen, allerdings stand das Camp auf
einem Rugby Feld mit ca. 3 cm Wasser aufm Rasen. Wer jetzt immer noch geil auf Campen ist, bekommt von mir ein 4 Augen Gespräch gratis.
Alles nass , selbst die Taschen standen wohl im Regen, die die Epic Crew
transportiert hatte : mein Reisepass sieht aus wie nach nem 24 Stunden
Tauchgang, ziemlich wellig, Einreisestempel bereits verwischt,
alle Klamotten nass - übel; dazu 15° Grad, zumindest scheint die Sonne.
Jetzt mußte ich erstmal mein Rad wieder bekommen. Die Radwäsche (
macht das Epic Team jeden Tag als Service) dauerte bis 22 Uhr und
so konnte ich mein Leihrad erst nächsten Morgen wieder abgeben.
Nochmals herzlichen Dank an Steven von den Daytrippers für die kostenlosen Leihgabe.
Der Freilauf kam mal eben 90 Euro inkl. Montage, dazu noch mal ein Satz
Bremsbeläge vorne (da die Bremse nach dem Sturz keinen Druckpunkt mehr
hatte und alle Reparaturservices völlig ausgelastet waren nachdem Tag).
Nur noch 2 Tage, gesamt 150 Km und kein Regen mehr angesagt -
halte durch gutes altes Simplon
Maik