Die Winterzeit hat auf mich schon als kleiner Junge immer einen ganz besonderen Reiz ausgeübt. Klirrende Kälte, Schnee bis zum Hals, zugefrorene Gewässer und eine Welt, die sich mehr und mehr dem absoluten Stillstand nähert. Selbst in der Stadt werden kürzeste Wege zur Arbeit zu einer Herausforderung mit Polarexpeditionscharakter.
Ich finde, genau der richtige Zeitpunkt um mal wieder etwas neues zu wagen. Am frühen Donnerstagmorgen schwingt sich Herr Runterrauf zu mir ins Auto und wir machen uns mit Langlaufskiern und den Rucksäcken ausgestattet auf den Weg nach Harrachov in Tschechien. Wir hatten uns überlegt, einfach mal auszuprobieren, ob es wohl möglich ist in vier Tagen mit den Skiern von Harrachov über den Kammweg auf die Schneekoppe und wieder zurück zu laufen.
Da meine letzten praktischen Erfahrungen (allerdings mit Abfahrtsskiern) bereits mehr als 16 Jahre zurückliegen bin ich ziemlich gespannt, wie man sich wohl mit Langlaufskiern fortbewegt.
Um kurz nach 14 Uhr stehe ich dann mit der Gewissheit, dass die aktuellen Skimodelle weder über Pedalen noch über einen
Sattel * oder Gepächständer verfügen auf den Brettern und wir machten uns Stockschwingend auf den Weg zu unserem ersten Ziel, der Wossecker Baude...
RR zieht mir wie immer mit einem Höchstmaß an Eleganz und Leichtigkeit davon
... auch beim spuren der Loipe ist er wieder mal nicht zu bremsen *.
Irgendwo hier in der Nähe soll angeblich die Baude stehen
Ich sehe jedenfalls nix ....
Plötzlich stehen wir vor einem einsamen Dach im Schnee...
...ob es hier wirklich Menschen gibt? Wo ist eigentlich der Eingang?
Während RR bereits nach dem Eingang gräbt lasse ich das Ganze auf mich wirken und versuche ohne größere Erfrierungen an den Händen noch schnell ein Bild von der Hütte zu schießen.
Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn man mit immer realer werdenden Himalajaexpeditionsgrenzerfahrungen aus der unwirtlichen und eisig kalt stürmenden Bergwelt mit maximal 20m Sichtweite in eine äußerst gemütliche und angenehm warm beheizte Stube eintritt und sich keine 2min später genüßlich an einem heißen Tee wieder aufwärmen kann
Ein kleines Paradies, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Zu unserem Glück sind wir, abgesehen von einem alleinreisenden Tschechen, die einzigen Gäste an diesem Abend und nachdem die letzten Tagesgäste um kurz vor 17 Uhr verschwunden sind wird es im Haus noch ruhiger als schon zuvor. Während draußen weiterhin erbarmungslos der Schneesturm tobt wärmen wir uns an dem wohlig warmen Kachelofen.
Der Wirt zeigt uns das Haus und berichtet, dass es nur von 19 bis 22 Uhr Strom im ganzen Haus geben wird. Nach einem leckeren Abendessen bei dem uns lokale Spezialitäten gereicht werden (Tschechische Knödel mit Rinderbraten) ziehen wir uns in unser Zimmer, welches sich im ersten Stockwerk des Hauses befindet, zurück.
Runterrauf zeigts an, ab hier beginnt der Notausgang!
Die im Anschluss geführte Diskussion, ob das Fenster nun über Nacht besser geschlossen bleiben sollte oder Frischluftzufuhr unter allen Umständen zu ermöglichen ist zog sich bis in die frühen Morgenstunden hin und wurde irgendwann ohne wirkliches Ergebnis eingestellt....
Der Morgen danach....
Fortsetzung folgt....