Nur so als Einwurf zum Thema Nässe, weil das sowohl in der Diskussion als auch in vielen PR-Texten vermischt wird. Soweit ich das verstehe, gilt:
Nässe+Asphalt: da zählt die Gummimischung und Gummifläche die man auf den Boden bekommt (dh Druck/Breite). Profil am besten keines weil das die Kontaktfläche verringert. (Anders als bei Autos sind Fahrradfreifen erstens immer schmäler und erreichen zweitens nie Aquaplaning-Geschwindigkeiten. Das ist nämlich eine v.a. eine Funktion von Reifenbreite und Speed.) Aber weil viele Kunden Glauben mit dem Profil von Fahrradreifen verhält es sich wie mit dem von Autoreifen, haben halt sogar viele City-
Reifen so ein Pseudo-Profil zur Deko drauf.
Nässe+Dreck/Schnee: Profil. Je mehr Abdruck der
Reifen hinterlässt (dh. je weicher der Boden ist), desto mehr Profil.
Eis: Spikes. Oder das Rad stehen lassen.
Quelle: Das Internet. Ich bin kein Reifenexperte. Nur ein Radfahrer der vor zwei Jahren mit einem WTB Raddler in der Kurve auf Asphalt (plus nassem Sand) sehr unerwartet vom Rad getrennt wurde und sich dann zu Fragen begonnen hat ob mehr oder weniger Profil die Lösung gewesen wäre.
Edit: Die Lösung war ein Snoqualmie Pass und ein langsameres Tempo beim umkurven dieser Sandkisten in denen erwachsene Menschen in Sommer sitzen und teure Mojitos trinken.
Mein Eindruck, am meisten zählt die Gummimischung, lange vor dem Profil.
Gerade bei nassen Bedingungen und jenseits von Rennen fahre ich lieber vorsichtig.
Im Trainingslager im Gebirge musste ich erleben, dass auch im Trockenen auf der Straße die Gummimischung zählt. Auch wenn ich Conti sehr differenziert betrachte, aber die Black Chili Mischung ist sehr leistungsfähig und berechenbar im Grenzbereich.
Ich hatte zu Anfang des Lagers einen einfachen Conti GP mit BC auf dem Vorderrad und auf dem Hinterrad einen
Michelin Pro4 Endurance oder Krylion Carbon. Nach einem Beinaheabflug in einer Serpentinenkurve hatte ich mir den Hinterreifen zerstört (quer wirkende Kräfte und danach Höhenschlag durch Geweberisse). Ich montierte dann den GP 4000 für den Folgetag. Obwohl ich doch etwas geschockt war vom Vortag, vermittelte dieser
Reifen so viel Sicherheit, dass ich bald wieder der Schnellste bergab war auf der tschechischen Seite des Erzgebirges mit den teils engen, kaputten und unübersichtlichen Straßen.
Hier im hügeligen Flachland hatte ich beim Training mit diesem
Michelin Trainingsreifen nie Probleme, auch nicht bei nassen Bedingungen.
Bei nassen Bedingungen kommt der Grip der Mischung aber noch mehr zum Tragen. In einem Regenrennen auf einem Rundkurs hatte ich einen besseren
Michelin Reifen (Power Race) auf dem Hinterrad. Bei Antritten, um anderen Fahrer meines Teams nach vorn zur Flucht zu verhelfen, brach dieser unkontrolliert seitlich aus. Ich konnte das irgendwie abfangen. Und die Antritte waren so stark, dass die Teammitglieder gar nicht recht folgen konnten. Contis Black Chili wäre sicherlich auch an die Grenzen gekommen, ist aber besser kontrollierbar.
Und die damaligen Mischungen von
Michelin waren nicht schlecht. Schlecht waren eher die damaligen Mischungen von Vittoria und auch die bestimmter
Schwalbe Reifen aus Mittelklassesegment. Mein Panaracer Gravelking Slick kam auch schneller an Grenzen als
Michelin.
Seit
Michelin Power Road und noch mehr mit den aktuellen
Michelin Rennreifen hat
Michelin letztlich den Unterschied wohl wett gemacht. Den Power Road fahre ich aktuell gar am besseren Renner.
Zu Gravelreifen hat
Michelin jedoch die neuen Mischungen noch nicht weitergereicht. Trotzdem, im Training hatte ich mit dem Power Gravel noch keinen Ärger.
Auch Vittorias Mischungen sind mit ISOGrip sehr gut geworden. Später kam noch Grapheme mit dazu, um dem extrem hohen Verschleiß Einhalt zu gebieten. Ich fahre am anderen Rad die Corsas und Corsa Controll
Reifen und bin auch sehr zufrieden. Andere bescheinigen auch den Crossreifen mit den selben Mischungen einen sehr guten Grip.
Auch
Schwalbe hat deutlich zugelegt bei vielen Mischungen der Mittelklassereifen.
Dagegen hab ich noch böse Erfahrungen mit dem alten
Schwalbe Smart Sam mit Dual Compound. Auch die einfacheren Racing Ralph mit Dual Compund waren mit Vorsicht bei Nässe zu genießen. Die einfachen
Schwalbe mit Basic Compound waren deutlich gutmütiger im Nasskalten. Die nahm ich lieber, obwohl sie schnell verschlissen. Auch die alten hochwertigsten
Schwalbe Cross-
Reifen waren trotz ausgeprägter Stollen, erstaunlich gutmütig in den Kurven auf nassem Asphalt. Zwar fuhr es sich eirig mit den abknickenden Stollen, aber dieses digitale Wegrutschen ohne Möglichkeit des Abfangens blieb aus.
Katastrophal waren auch Ritcheys Gummimischungen. Es gab einen Ritchey
Reifen, der vom Profil identisch zum
Schwalbe CX Comp war, aber im Nasskalten kreuzgefährlich wurde. Gleiches galt für die Ritchey MTB
Reifen, welche auf meinen damaligen MTB waren. Hab das Mtb zur Fahrt zu Uni genutzt. Nach der zweiten kaputten Hose flogen sie herunter.
Wenn ich dagegen die heutigen
Schwalbe Racing Ray Evo und Racing Ralph Evo betrachte, liegen Welten dazwischen. Trotz ausgeprägter Stollen dieser 2,1 und 2,25 Zoll
Reifen haben sie mich bisher nicht in Schwierigkeiten gebracht.
Fazit für mich:
Die Gummimischung ist das A und O noch vor der Profilgestaltung.