Vertriding - Worauf beim Kauf achten?

Ein sehr unterhaltsamer Thread, mitunter etwas bitter für den TE aber im durchschnitt tatsächlich sehr sachlich und hilfreich, wie ich finde.

Du brauchst nur ein Cotic BFe Hardtail

Ich schließe mich der Meinung an. Zur Erläuterung meine Bike Geschichte: gestartet habe ich mit einem Idworx MR (Hardtail, Rohloff, Magura HS33, 100mm Federweg).
Nach der ersten alpinen Abfahrt war klar, Scheibenbremsen müssen her. Zweites Rad: Idworx AR (Hardtail, Rohloff, Magura Louise, 120, dann 130mm FW). Damit bin ich recht schnell besser geworden, beim Fahrtechniktraining in meiner Zielgruppe wurde ich zunächst belächelt (alle hatten Fullys), dann bestaunt, weil alles fahrbar war für mich.
Doch ich wollte mehr, wollte schneller sein. Dann wurde wieder getauscht. Ein Nicolai Helius AC (Baujahr 2012, also noch die etwas robustere Version, 150mm vorne, Hope E4 Bremsen) wurde aus gebrauchten Einzelteilen (da erst wusste ich halbwegs was ich wollte) aufgebaut und im Vergleich zum Neupreis fast 50% eingespart. Entstanden ist ein 15kg Bomber, der alles mitmacht, von Bikepark bis Alpencross mit längeren Tragepassagen.
Da einige Teile zum Service mussten habe ich mir kurzfristig ein relativ günstiges und zuverlässiges MTB als "Ersatz" aufgebaut. Das wurde ein Cotic BFe mit 160mm (für rund 1400€ mit sehr guten Teilen).
Und was soll ich sagen? Ich komme damit jeden Trail runter, den ich mit dem Nicolai gefahren bin und immer noch fahre, nur eben etwas langsamer. Dafür komme ich aber auch mehr Trails hoch, mache wieder mehr für meine Fahrtechnik, habe viel weniger Teile zu warten (Kostenersparnis bei Selbstmontage: Dämpferservice 40 - 150€, ein Satz Buchsen und Lager bei Tausch 140€) und deutlich leichter ist das Teil auch noch, bei gleichem Einsatzspektrum. Nutzen tu ich aber weiterhin beide, je nach Laune. Ach ja, beim Wiederverkauf meiner bisherigen Räder habe ich übrigens kaum Verluste gemacht.

Lange Rede kurzer Sinn: du wirst dir jetzt ziemlich sicher nicht das Rad kaufen mit dem du langfristig glücklich wirst. Manche Experimente kann man in der Tat ausschließen (zu wenig Federweg, Race Geometrie). Alles andere bleibt aber offen und ändert sich laufend.
Grundsätzlich ist fast jedes moderne MTB geeignet, wenn es robust genug gebaut ist. Sinvoll ist es vor allem dich bei gebrauchten Rädern umzuschauen oder sogar bei Einzelteilen, wenn du fit genug bist oder jemanden hast der dir beim Aufbau hilft. So halten sich finanzielle Verluste in Grenzen und du hast mehr Spaß beim Biken (oh Gott, der neue SRAM X0 Schaltarm ist ab...).
Probiere bei Bekannten verschiedene Räder (26 - 29", HT - Fully etc.) in der Ebene und im Gelände aus. Wenn nicht möglich, dann zumindest bei Radgeschäften. So kannst du nicht vorhersehbare Fehler evtl. ausschließen (zu langes Oberrohr -> Rückenschmerzen...) und Vorlieben entdecken (29" ist z.B. angenehmer).

Und ich persönlich kann ein Enduro HT nur wärmstens empfehlen!
 
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Der wichtigste Tipp ist: Glaube den Tipps nicht!!!
Das ist so individuell, welches Bike du als gut und welches du als unpassend empfindest. Ich dachte früher auch, es müsste für jeden Einsatzzweck doch allgemein gute und schlechte Räder geben, aber ich lasse mich nur noch von persönlichen Erfahrungen leiten. Zum Beispiel die blöden niedrigen Tretlager der neuen Bikes werden in allen Zeitschriften und Tests als positiv bewertet. Es ist aber so ein Kampf sich schon 5 Meter im Voraus zu überlegen, wo man treten kann und wo nicht. Mich stört das höhere Lager nicht. Auch die Riesenlenker mit 80cm Breite, die man heutzutage unbedingt haben muss, bieten mE nach keinen Mehrwert außer schnellen Zwischenstopps an zwei eng aneinander liegenden Bäumen. Meine Bikeposition ist auch so, dass ist lieber einen etwas steileren Lenkwinkel habe, als der von anderen als optimal angegebene Winkel. Dann musst du dir auch Gedanken über den Antrieb machen, ob du einen 1.fach Antrieb zum Hochfahren (soweit es geht) willst. Das musst du ausprobieren. Bei mir geht das nur mit 30 Zähnen, dann strampelst du aber in der Ebene wie ein Kolobri.
Ich habe seit Jahren ein Canyon Torque Ex, das würden andere aber als unpassend beschreiben. Das bekommst du auch relativ günstig bei Ebay, weil das noch 26´´ Räder hat.
 
Allgemein zusammengefasst, kann man fürs Vertriden schon sagen, ein flacher Lenkwinkel hilft im Steilen Gelände, ein wirklich griffiger Vorderreifen ist wichtig und ansonsten sollte das Rad halbwegs kompakt sein, damit man ausreichend Bewegungsfreiheit nach hinten hat.

Der Rest ist persönliche Neigung, Ich mag dazu noch eine steife Gabel haben, die nicht flext wie eine Gummikuh, wenn man irgendwo am Hang steht, also 34mm Standrohre aufwärts. Ein Rockring muss auch sein, auf Kette Nieten nach dem Aufsetzen hab ich nämlich keine Lust und Aufsetzen wird man in jedem Fall.

Fully oder Hardtail ist grundsätzlich egal, das Hardtail ist etwas präziser, was gerade für den Anfang zum Lernen eine gute Sache ist.

Wenn ich ein Vertride anfänger Rad aufbauen würde dann wäre das ein 27,5er Hardtail, das für 160mm Gabeln ausgelegt ist und das würde ne 120iger 29Zoll front bekommen, beim Überrollen hilft das große Vorderrad extrem.
 
I. ich wollte nur wissen, auf was man so achten soll....
  1. Stabiler Rahmen
  2. Flacher Lenkwinkel (hat eh schon fast jedes Bike); ich glaub, das ist das Wichtigste.
  3. Federgabel ab 140mm (hat auch schon außer CC fast jedes Bike)
  4. Möglichst weit versenkbare Sattelstütze (event. Teleskopsattelstüzte, hat auch schon fast jedes Bikes, bei großer Schrittlänge kann man hier vielleicht drauf hachten, dass diese um 150mm oder darüber hinaus absenkbar ist)
  5. Reifen mit gutem Grip vorne (ab 2.4 macht man nichts falsch, schlechte Reifen gibt's auch nicht mehr)
  6. Scheibenbremsen, vorne 203mm Scheiben (gibt's wie Sand am mehr und mittlerweile sind alle gut, SLX erledigen den Job bereits souverän)
That's it: Auch wenn Du grad Vertriden als Ziel hochhältst - was auch gut ist - Vertriden ist ganz einfach auch nur Radfahren und ist halt grad ein bisserl ein Hype drum. Entscheidend sind die Skills, die Du am Rad hast. Gscheit wär halt, wenn man die Skills schon ein bisserl vorher hat, denn ohne diese trägst du das Radl nicht nur rauf, sondern auch runter oder gefährdest Dein Leben, wurscht wie geil das Rad.

Ich glaub, dass Du Dich von Deiner Vorstellung jetzt das richtige Rad zu kaufen verabschieden solltest. Da das Budget der limitierende Faktor ist, würde ich zu einem gebrauchten 140 bis 160mm Hardtail mit flachem Lenkkopfwinkel und 2,4er Reifen greifen. Dann beleibt Budget in die Berge zu fahren. So wie Cxfahrer schreibt, auf dem Parkplatz üben, Kurven fahren, Endos, Wheelies, Manuals, Vorderrad versetzen, Hinterrad versezten, Skinnies fahren etc. Mit dem Rad Erfahrungen sammeln und Vorlieben entdecken und dann triffst Du irgendwann eine informierte Entscheidung für "Dein Rad". Alles andere ist Kaffeesudlesen.

Ich wünsch Dir jedenfalls jetzt schon viel Spaß. Verkopf Dich nicht zu viel und fahr einfach.

Übrigens, die Vertriders haben mit dem alten Proceed FST (bitte den Lenkkopfwinkel von über 70° beachten) all das gemacht, das Du jetzt anstrebst und vielleicht nie erreichen wirst. It's not about the bike, it's about you.

So long

Gerison
 
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4. Reifen mit guten Grip vorne (ab 2.4 macht man nichts falsch, schlechte Reifen gibt's auch nicht mehr)
5. Scheibenbremsen (gibt's wie Sand am mehr und mittlerweile sind alle gut, SLX erledigen den Job bereits souverän)
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So long

Gerison

Zu 4. Vorsicht, bei den Reifen gibt es rießige unterschiede in der Gummimischung, die sehr entscheidend sind zwischen ich kann auf nassem Fels noch anhalten und kontrolliert abfahren (Conti Baron DH 2.5) oder ich schmiere ab und schieße irgendwie unkontrolliert den Trail runter (Schwalbe Fat Albert 2.4 Pacestar Gummimischung). Das habe ich selbst auf dem 601 am Gardasee an 2. Aufeinanderfolgenden Tagen erfahren dürfen!
Vorne hilft ein weicher griffiger DH Reifen extrem und sorgt für einen sicheren Stand.

Zu 5. Die Bremsen sind bei weitem nicht alle gut, die Shimano ab SLX aufwärts sind Top Bremsen, unter den 2Kolben Bremsen gibt es nichts besseres! Das heißt aber nicht, dass sonst jede Bremse gut ist, das ist quatsch. Ich hab nicht umsonst alle meine Räder auf SLX umgerüstet und seit dem ist Ruhe.
 
Vielleicht erinnert ihr Euch bei den vielen guten Tips für das richtige Vert-Bike daran, daß der TE in Hannover wohnt, offensichtlich gerade (in anderem Thread) versucht, zum ersten Mal in die Berge zu kommen (Achensee, und das möglichst billig, was vermuten läßt, daß echtes Vertriding in den Bergen wohl eher ein Langfristtraum bleiben wird) und ansonsten die nächsten Jahre mit nur einem Bike wohl überwiegend im klassischen AM-Gebiet (Mittelgebirge wie Deister oder Harz) unterwegs sein wird.

Ich finds ja nicht schlecht, mal die Kriterien für ein richtig gutes Bike zum Vertriden kennenzulernen (auch wenn ich mirs nicht mehr zutrauen würde - trotz hinreichender alpiner Erfahrung. Oder gerade deswegen!!), hab nur das sehr dumme Gefühl, daß hier jemand auf die komplett falsche Fährte geschickt wird und sich dann ein Bike kauft, an dem er in den meisten Anwendungsfällen keinen richtigen Spaß haben wird. Dann hätte er sein bißchen Geld wohl nicht optimal angelegt. Ich hab aber auch den Eindruck, daß der TE bisher ziemlich beratungsresistent war. Da er den Thread schon für beendet erklärt hatte, sollte mans daher vielleicht jetzt auch dabei belassen - auch wenn noch nicht alle ihr Wissen hier geteilt haben.
 
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An den TE, wenn du technische trails suchst kannst du bei Zeit mal ne Runde mitkommen. Dein Hausberg bietet abseits der bekannten Vereinstrecken viel steiles Zeug. Kein Alpen hardcore Niveau, aber das will auch keiner. Zum üben hat Hannover alles am Deister, kennt nur keiner. ;)
GB hat auch keine Alpen sondern nur Hügel...
 
Zum BBS bauen sich viele ein HT auf. Flacher LW, lange Geometrie und massive DH Reifen drauf. Das ist die halbe Miete, aber vorher braucht es die entsprechende Bikebeherschung und das braucht Zeit. Ich versuche mich seit drei Jahren im Hinterrad versetzen auf Spitzkehrentrails und inzwischen klappt es auch auf unbekannten Trails so halbwegs. Zum BBS braucht es allerdings deutlich mehr als Hinterrad versetzen... ;)
Nimm einfach ein Rad mit dem du jetzt auf Hometrails Spaß haben kannst. Verbessere deine Technik und wenn du in ein paar Jahren soweit bist dann bau dir dein Bike zum BBS um.
 
Ich würde Dir auch ein LV 301 empfehlen, aber kein MK10 sondern ein MK4 oder MK5.
Du kriegst den Rahmen nicht kaputt, die Kiste wiegt keine 15kg (wäre mir zu schwer).
Du kannst das Rad an Deine Ansprüche anpassen, es macht alles mit (ich habe ein gebrauchtes MK2 mit 150/115 und keine Probleme meinen Kumpels mit ihren 150/150-Kisten hinterherzukommen).
 
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