Mich hat's gleich wieder in die Ecke meiner vorigen Tour gelockt und da habe ich mal alle Abfahrten miteinander verbunden, welche nach Studium diverser Karten Potential versprachen. Hier ist der Bericht der
Elbtaltour
Mit der S-Bahn bis Schöna und das anschließende Einrollen nach Dolni Zleb ließen mir noch Zeit, die geplante Tour gedanklich durchzuspielen. Der Plan war dieser: Bis Decin zwei Abfahrten, in Decin die Schäferwand mitnehmen, rüber zum Quaderberg, dort zwei Abfahrten und so nach Hrensko zu gelangen. Fähre, S-Bahn und nach Hause.
Gerade auf der rechten Elbhangseite waren alle befragten Karten recht ungenau und so wartete dort auf mich noch das Abenteuer der Wegsuche. Zunächst war aber erstmal Schluß mit locker Einrollen, ab Niedergrund geht es direkt in die Höhe:
In einem Seitental senkt sich der Weg etwas, Zeit zum Verschnaufen:
Mir begegnen einige Pilzsammler, riesen Teile tragen die in ihren Körben weg. Der Kleidung nach zu urteilen, ist das nicht nur zum Spaß, sondern scheint wichtig für die Pfanne und den Magen zu sein.
Nach einem kurzen Stück Waldautobahn auf der Hochfläche bin ich auch schon an einer wunderbaren Aussicht angelangt: "Labska vyhlidka".
Leider brennt die Sonne schon kräftig, so dass die Bank nurmehr als Fotomotiv taugt. Wenige Minuten später bin ich auch schon an der zweiten Aussicht am Aussiger Turm (?), hier blicken wir elbabwärts bis hinüber zur Sächsischen Schweiz.
Ein Stück zurück und über einen fast völlig zugewachsenen Trail geht es in den Wald. Hier hatte ich in OSM einen schönen, gezackten Trail entdeckt.
Tatsächlich: eine kaum sichtbare Wegspur entlang gehauener Randbegrenzungssteine schlängelt sich talwärts. Alles fahrbar, bis auf eine zu scharfe Spitzkehre und leider zu schön für einen Fotohalt
Wo der Trail auf den Forstweg mit gelber Markierung einfädelt, kann ich mich zu einem Anstandsfoto motivieren (so als ""Appetizer").
Dann ging es eher entspannt den gelb markierten Wanderweg nach Certova Voda (Tschirte). Immer wieder bin ich beeindruckt, mit welch Solidität unsere Vorväter sich dem "Trailbau" gewidmet haben.
In Certova Voda (Tschirte), oder besser oberhalb davon zweigt die nächste Waldstraße mit XXL-Sandsteinen ab. Hier wurden sogar in jüngerer Vergangenheit Ausbesserungen vorgenommen, so dass ich gut fahren und schieben konnte.
Der gelbe Planet meint es heute besonders gut, so dass ich erfreut bin, als gar liebliches Plätschern und Gurgeln an mein verschwitztes Ohr dringt. WASSER!
Jaaaaa, das tut einfach nur gut! Weiter oben am Weg verlockt die Natur zum Fotohalt (nicht etwa meine Kondi
). Irgendeine Kamillenart muss das wohl sein, und die bei Tagfaltern und Hummeln und Bienen allseits beliebte Gemeine Ackerkratzdistel.
Auf der Hochfläche erneut angekommen, gelange ich linkshaltend auf eine asphaltierte Forststraße und bin auch schon bald an der zweiten DH-Etappe angelangt. Der cyckloatlas verzeichnet hier "nur" kleine Dreieckchen (und keine kurzen Querstriche), OSM kennt den Weg noch gar nicht. Auf gehts also nach Bela (Biela), ein ganz flowig zu fahrender, verblockter Weg mit stückenweise einigem losen Geröll erwartet mich.
Später haben die Rücke-Traktoren den Weg wieder einmal derartig verun ... nein, "bike-expirience-mäßig enhanced", das ich vor lauter Schreck gar kein Foto mache und die folgende Asphaltetappe erholungstechnisch willkommen ist.
Übringens, ich kann jetzt so verd.... schmale Trails fahren (so die Traktorreifen-Breite), da kommt kein Bikepark mit
Jetzt heißt es fleißig wieder berghoch kurbeln, bis der Trail zur Schäferwand abzweigt. Den schiebe ich hoch und bin, einmal auf der Hochfläche angekommen, rasch an der Aussicht am Restaurant.
Nach einer kurzen Rast laufe ich zunächst die gedachte Abfahrt etwas hinein. Es sieht alles machbar aus, einigermaßen geordnete Sandsteintreppen und genügend "Luft" zwischen Fels und Geländer. Schoner an,
Sattel runter,
Helm auf, und ab gehts.
Eine steile Treppe ist mir einfach 2 matsch, aber der Rest ist fahrbar und ich komme sogar um die Spitzkehre rum! Freu!
In Decin tanke ich noch 1,5 l Wasser auf und fahre zum Marktplatz, wo mich ein schattiges Plätzchen zu längerer Rast einlädt. Nach Kofola, Thunfischtoast und Schopska Salat (NEIN! Kein Gulasch, und erst recht kein Bier bei < 30 Grad im Schatten) sind die Reserven wieder gefüllt.
Blick auf den Marktplatz, links der Gästegarten:
Die zweite Etappe wird in Angriff genommen, aber der Zeitpunkt des erneuten Kontaktes zwischen
Sattel und Pobacken erweist sich als nur bedingt erfreulich. Dann geht es auch gleich richtig zackig die Straßen hoch, bis ich auf Schleichwegen den Quaderberg im Linksbogen umfahrend auf den Rosenkamm-Wanderweg aufgleise.
Die Waldeskühle (relativ, aber eben kühler als auf kochenden Teerstraßen) lässt sofort wieder das "Trail-Gefühl" aufkommen und schon bald zweigt der mit grünem Strich markierte Wanderweg zurück in Richtung Decin ab.
Da gehts auch gleich zur Sache, hoppla! Also wer nicht kneift und wirklich in der Mitte bleibt, hat unten gut dicke Oberschenkel (HT vorausgesetzt).
Der Weg wird flacher und geht in einen flowigen Trail mit schönen Aussichten über. Vorher müssen wir aber noch da drüber:
reingefallen, da kann man unschwer drumherum laufen. Leicht ansteigend geht es nun nach Decin zurück, also Stütze wieder hoch, bevor die Knie platzen. Aussicht zum Rosenkamm:
Irgendwo da im Wald müssen sich sagenhafte Trails verbergen, nur wo
Nach einigem Gesuche und vergeudeteten Höhenmetern finde ich schließlich meinen Trail und stehe auch gleich vor der Entscheidung: blaue oder rote Pille? Ketchup oder Majo? Rauf oder runter?
Meine körperliche Gesamtverfassung zieht mich magisch nach links, in der Hoffnung, dass erneut ein Trail die Höhen erklimmen möge. Weit gefehlt, ich lande auf der Landstraße und fahre dort einige Minuten entlang bis eine Häuseransammlung namens Rasseln neue Trailchancen in die lockenden Höhenzüge verspricht.
Ja es gibt Wege und Trails, aber ganz straff bergauf und deshalb nur im Schiebe-Modus. Dann erinnere ich mich an die Vertrider-Tragemethode und buckel mein AKA einen schmalen, kaum sichtbaren Trail gen Rosenkamm.
Ihr ahnt es, man sieht noch die gehauenen Randbefestigungs-Steine und so finde ich gerade immer wieder den Wegverlauf.
Inzwischen hat sich der Überlebensmodus schon zugeschaltet und nur die vage Aussicht auf eine fantastische Abfahrt und das sichere "Ich-beiß-mir-in-den-Arsch-Gefühl", wenn ich jetzt, wo ich einmal hier bin, wer-weiß-wann wieder hierher komme und noch nicht völlig tot bin und dann
nicht den Trail am Belveder fahre, äh, motiviert mich irgendwie.
Mit Pausen und bangen Blicken auf mein GPS, wo mir die Höhenlinien schon wie die Notenpartitur einer Wagneroper vorkommen, schaffe ich es endlich auf den Rosenkamm.
Nie wieder, niemals!! - schießen mir die Gedanken durch den Kopf. Zumindest nicht diesen Weg! Auf alle Fälle nicht so schnell wieder. Also beim nächsten Mal ... hoppla, kaum hat man es gerade so geschafft, wird man schon wieder kühn
Einige Minuten auf angenehmen und eher bergab führenden Forstwegen später bin ich am Belveder. Die älteste und wie ich meine auch nach wie vor eine der beeindruckensden Aussichten im böhmischen Elbtal. Kostprobe:
Fotogruß an CC.
Mittlerweile ist es 18 Uhr geworden, von Ferne grollt schon der Gewitterdonner und eine Wolkenschicht verdeckt die Sonne. Es regnet buchstäblich nur ein paar Tropfen und damit sind ideale Bedingungen für den letzten, finalen Trail vorhanden: etwas kühler, und keine Touristen mehr auf den Wegen.
Sattel runter,
Helm auf, alle Rucksackriemen festgezurrt und die Trailfahrt kann beginnen. Absätze, Treppen, Spitzkehren, rechts und links beeindruckende Felswände, und ich muß nur einmal den Fuß runtersetzen. Das Grinsen wird immer breiter und die Oberschenkel immer dicker, als es auch schon flacher wird und in lockerer Abfolge praktisch Höhengleich bis zum Dürrkammnitzgrund geht.
Fotos? Ortsbeschreibung? Liebe IBC-User, da müsst ihr mich schon foltern, aber ich verrate nichts
Die Legalität oder Duldung der Mountainbiker in den rechtselbischen Hängen ist mir nicht ganz klar, und deshalb will ich hier nicht den virtuellen roten Teppich ausrollen.
Nach diesem Hammer-Trail heißt es nun für mich ab nach Hause, was mittels Grenzfähre und S-Bahn auch schleunigst geschieht.
Insgesamt war das bei der Hitze eine sehr anstrengende Tour. Ich habe über 4 l Wasser getrunken und war auch länger als sonst unterwegs. Wen Zahlen interessieren: reichlich 47 km und so um die 1700 Höhenmeter (lt. GPS). Zum Glück kann man in der Woche in Decin in einem "Potraviny" nachtanken und die Wege sind auch nicht so überlaufen.
Apropos Wege und überlaufen: Ein freundliches "Dobri Den" und alle sind an den Rand oder hintereinander gegangen. Selbst die Treppe von der Schäferwand runter habe ich erst ein Pärchen überholt, dann die mich wieder (Fotohalt), nirgends Probleme. Die fanden das eher noch als Belustigung!
Auch hier: Wahl des richtigen Zeitpunktes, freundlich grüßen, langsam überholen - und alles wird gut
Ride on!