Hi,
ich persönlich finde es generell gut wenn man verschiedene Laufradgrößen zur Verfügung hat, da jede Laufradgröße ihren berechtigten und sinnvollen Einsatzzweck hat. Sollte es langfristig auf eine Laufradgröße (29“?) beschränkt werden wird es leider ziemlich einseitig in der Fahrradwelt.
Was ich in diesem Thread schwierig finde, ist dass man das alles nicht über einen Kamm scheren kann. Man kann nicht absolut sagen, dass 29er das beste ist, sowie man auch nicht absolut sagen kann dass 26er das beste ist. Diese Eindrücke sind alle relativ – relativ zur Fahrweise und zu den Bedürfnissen.
Ich vergleiche 26er immer gerne mit Kletterschuhen und 29er mit Wanderstiefeln. Kletterschuhe sind super fürs technische aber weite Strecken möchte man damit nicht laufen. Wanderstiefel hingegen sind super für weite Strecken und fürs Bergsteigen super – nur ab einem gewissen technischen Grad ist halt Schluss. Auch die Zahl der Kletterer hält sich im Vergleich zu den zahlreichen Wanderern in Grenzen. Aber ist das ein Grund Kletterschuhe abzuschaffen und alle in Wanderstiefel zu zwingen (Mit dem Argument, dass man weiter laufen kann, und es ergonomischer ist ,und ein großteil der Nutzer wandern)? (By the way: Ich wandere gerne und klettere gerne – möchte hier keine Bergsteigergruppe denunzieren)
Und ebenso sehe ich das mit dem Radeln. Ich fahre gerne technische Wanderwege/Steige und Trial. Touren/Strecke auf gemäßtigten Flowtrails sind nicht so meins. (Was nicht heißt, dass das schlecht ist, ist halt Geschmacksache).
Ich hatte vor nach 2 Jahren Bikepause wieder ein Rad zu kaufen. Sowohl Freunde als auch Radverkäufer hatten mich dann soweit , dass ich (entgegen meiner Pläne mir ein gebrauchtes Liteville 301 in 26 zu holen) mir ein 29er Fully (Cannondale Habit in L – wurde als besonders wendig angepriesen) gekauft hatte. Ich war sehr gespannt und offen für die Praxiserfahrung.
Hatte mir 2014 ca. eine kleine Trainingsstrecke angelegt, um Spitzkehren und steile enge Fellstufen zu üben, (Aus dem Mangel heraus, das die heimischen Wanderwege keine Spitzkehren oder technisch fordernde Einzelstellen haben – Flowtrails bis S1 höchstens S2).
Gut dann ab auf den Trainingstrail. Mit dem 29er haben nur noch 60% der Schlüsselstellen funktioniert. Ich bin kein Freund davon mangelndes Fahrkönnen aufs Material zu schieben, aber nach dem Umstieg (6 Monate später) auf einen kompakten 26Zoller in Größe m haben alle Stellen wieder wunderbar funktioniert. Ich für meinen Teil liebe meine kompakte Spaßmaschine, und würde nicht mehr zurück auf 29" gehen. Aber dies hängt von den Bedürfnissen ab, daher nur rein subjektiv.
Meine subjektiven Erfahrungswerte 29“ vs 26“ in Bezug auf meine Fahrweise in kompakter Form:
- Mit 26Zoll bin ich sehr kleine Rahmen (M) gefahren, und habe diese mit einer sehr langen Sattelstütze ausgeglichen – das gerade Sattelrohr machts möglich. Hat in den Alpen super bergauf, und hammermäßig Bergab bei Spitzkehren etc. funktioniert. Man hatte viel Spielraum, einen sehr tiefen Schwerpunkt, enorme Wendigkeit und Beinfreiheit beim Stürzen / Notabstieg etc.
- Beim 29Zoller müssen die Sitzrohre gebogen werden, um das Rad kompakt zu bekommen. Hat zur Folge dass man große Rahmen fahren muss, da man lange Sattelstützen nicht mehr versenkt bekommt. Ich bin aus Gewichtsgründen eine simple/leichte Sattelstütze (200g) gefahren, da ich bei meinen Unternehmungen den
Sattel selten rauf/runtermachen muss und mir das Kilo mit hydr. Sattelstütze zuviel ist, und ich nicht brauche. Auch trage ich das Rad gerne und oft wo rauf, und hier merkt man jedes Kilo. Den 29er zu Schleppen war kein Spaß. Gut ich bin auch nicht mehr der fitteste
- 29er und Trial:
Ich nutze mein Fully auch gerne für Trialtechniken. Und hier bin ich mitm 29er wirklich verzweifelt. Auch ist mir die Hinterradbremse öfters durchgerutscht, weil der Hebel mit 29er auf die Scheibe einfach enorm ist. Auch der Speichenflex ist sehr hoch. Im klassischen Trial wird alles über 24“ mit speziellen Felgenbremsen und angerauhten
Felgen gefahren, da der Hebel auf Scheibenbremsen mit steigender Laufradgröße sehr hoch wird . Beim Hüpfen auf dem Hinterrad merkt man es sehr stark. Auch geht das 29er deutlich schwerer aufs Hinterrad, und das große Hinterrad schränkt die Bewegungsfreiheit stark ein.
- Wendigkeit: Die Wendigkeit merkt man beim Fahren plus Lenken nicht so sehr. Beim Räderverstetzen habe ich die Schwerfälligkeit deutlich gemerkt. Zudem hat sich das große Vorderrad schwammig angefühlt wenn ich mit dem ganzen Körpergewicht (Meine dicke Plautze wiegt 90Kg) drüberhing. Evt. Hilft abnehmen
![Wink ;) ;)](/forum/styles/legacy/smilies/wink.gif)
Selbst das XL 26“ Rad meines Kumpels ging deutlich leichter beim Räderversetzen. Der 29er hat viel Kraft zum rumwuchten gekostet, und sich sehr träge angefühlt. Evt. Gibt es auch wendige 29er - ich hab ihn noch nicht gefunden L Hier merkt man deutliche Unterschiede beim 26er.
- Überrollverhalten: Die 130mm mit 29“ haben sich angefühlt wie 160mm + bei 26“. Hier habe ich wirklich einen deutlichen Vorteil der größeren Laufradgröße bemerkt. Droppt man jedoch mit dem Vorderrad eine große Stufe, ist der Schlag so hart wie bei 130mm mit 26“. Der Effekt wirkt nur beim Fahren. 26“ ist hier deutlich holpriger.
- Grip: ich habe keinen großen Unterschied im Grip gemerkt (Gleiche
Reifen beim 29er wie beim 26er –
Maxxis Ardent in 2.4 mit gleicher Gummimischung). Meiner Meinung nach kann man den Grip mit wenig Luftdruck und breiten
Felgen stark erhöhen, unabhängig ob 26 oder 29.
- Insgesamt war das Gefühl auf dem 29er, dass man weiter weg vom Trail ist (Obwohl das Tretlager gleich hoch ist). Ich hatte allgemein ein Stelziges, aufgebocktes Gefühl.
Fazit: Ich habe mich mit dem 29er nicht mehr an einige technischen Stellen rangetraut, bei einigen Stellen bin ich übern Lenker gegangen. Es löst Probleme die ich nicht habe (Überrollverhalten) und verstärkt Probleme die ich vorher schon hatte (Unhandlichkeit, Gewicht, Trägheit etc.). Bei Touren mit Fokus auf Strecke und Geschwindigkeit macht ein 29er in meinen Augen absolut Sinn. Aber für technische Verwinkelte Trails / Steige / Wanderwege würde ich für meinen Teil die Finger davon lassen.
Die Videos von Danny Macaskill, Chris Akrigg, Vertriders (26") etc. zeigen auch, dass hier auf kleinere Laufradgrößen gegriffen wird (26/27,5“) obwohl die Jungs auch zu einem 29er greifen könnten – ich denke die machen das nicht ohne Grund. (Verbessert mich wenn ich falschliegen sollte, aber die Videos die ich gesehen habe waren so. Evt. gibt es neueres Material
![Wink ;) ;)](/forum/styles/legacy/smilies/wink.gif)
)
Ich für meinen Teil hoffe dass beide Laufradgrößen (29 und 27,5) erhalten bleiben, da hier für jedes Bedürfnis etwas dabei ist. Sollten nur noch große Laufräder 29“ auf dem Markt bleiben, wird es meines Erachtens sehr einseitig.
Also kauft 27,5er bevor diese das gleiche Schicksal ereilt wie 26"
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Ich für meinen Teil freue mich über das günstige 301er in 26" , und genieße die Zeit solange es noch
Reifen in der Größe gibt. (
Maxxis hat noch ne gute Auswahl z.B.)
Vielen Dank fürs Durchlesen und die Gedult