Gestern habe ich endlich meine erste Ausfahrt mit dem Rallon gemacht. Der Vorgänger war ein Banshee Prime (v1) und zuletzt hatte ich ein Pivot Switchbalde und Santa Cruz Hightower getestet (bei denen war mir der Sitzwinkel zu flach).
Das Prime bin ich 4 Jahre gefahren und war damit so sehr zufrieden, dass mich keins von etlichen Testbikes zum Wechseln überzeugen konnte (einzig das alte Rallon in 27,5" gefiel mir, ich wollte aber bei 29" bleiben). Ein paar Kritikpunkte hatte ich beim Prime jedoch: der Sitzwinkel war mir in der flachen Geoeinstellung und großem Stützenauszug (Sattelhöhe 80cm) etwas zu flach, besonders für lange Anstiege und ich wünschte mir bei sehr ruppigen/groben Abfahrten und Bikeparks etwas mehr Reserven. Zudem fand ich das Bike in Gr. L bei 1,89m (lange Beine) bei schnellen Abfahrten etwas zu kurz (zu hecklastige Fahrposition dadurch), sonst hat es mir gut gepasst.
Das Rallon habe ich daher in XL genommen. Obwohl der Lenker 6cm weiter vorn ist als beim alten Bike hätte ich erstaunlicherweise nichts dagegen wenn das Rallon noch länger wäre - ich fürchte für Leute deutlich über 1,90m wird das XL zu kurz sein. Auch wollte ich erst den 50er Vorbau (Serie bei XL) gegen einen kürzeren tauschen da ich am alten Bike einen 40er gefahren bin. Nach der ersten Ausfahrt finde ich den 50er jedoch sehr passend.
Uphill
Das Rallon ist ein sehr guter Kletterer, das hätte ich so gar nicht erwartet. Der steile Sitzwinkel ist einfach super! Zudem gibt es durch die lange Front überhaupt keine Aufbäumtendenzen. Meine Hausrunde hat ein paar sehr technisch verblockte Anstiege die mir stellenweise nicht immer gelingen. Das Rallon zog da völlig unbeeindruckt hoch. Ich bin wirklich sehr beeindruckt und das wo das Prime in der Disziplin schon nicht schlecht war!
Antriebsreaktionen sind auch nicht zu spüren, weder im Sitzen noch im Wiegetritt. Den Lockouthebel am Dämpfer habe ich auf der Straßenauffahrt geschlossen, wirklich nötig wäre es aber nicht gewesen.
Ein kleines Manko gibt es allerdings: Das Oberrohr ist sehr breit, dabei stört nicht die seitliche Strebe sondern der vordere Bereich im Wiegetritt. Ich kippe das Bike dabei sehr stark zu den Seiten und da streife ich das Oberrohr. Hier muss ich mich etwas umgewöhnen.
Ebene
Im flachen Gelände braucht das Bike etwas Geschwindigkeit dann ist vom flachen Lenkwinkel und langem Radstand nichts zu spüren und es fühlt sich überhaupt nicht träge an. Auch Spitzkehren die noch rollbar sind sind kein Problem. Bei solchen Bikes muss muss man das Rad nur aggressiv in die Kurve legen, dann zieht es problemlos rum. Trotzdem ist flaches Gelände, wenig überraschend, nicht unbedingt die Paradedisziplin des Rallon, da fühlte sich das Prime etwas handlicher an. Das Rallon braucht auch etwas mehr Last auf dem VR da der Hinterbau gegenüber dem Prime 1cm kürzer und der Frontcenter über 6cm länger ist. Da muss ich mich auch noch etwas dran gewöhnen.
Downhill
Hier dreht das Rallon richtig auf und fordert einen förmlich dazu auf die Bremse auf zu machen! Das Fahrwerk ist noch etwas zu straff und unkomfortabel abgestimmt aber dadurch konnte ich abartig Gas geben. Ich hatte auf den verblockten Abfahrten stellenweise Angst vor der Geschwindigkeit
. Selbst bei mäßigem Gefälle hatte ich das Gefühl, dass das Bike von Wurzeln überhaupt nicht gebremst wird.
Das Fahrwerk muss ich noch besser abstimmen, aber das ist jetzt bei den kalten Temperaturen und momentan mangels schneller Abfahrten etwas schwierig. Die Gabel braucht wahrscheinlich auch noch etwas Einfahrzeit.
Die Steifigkeit vom Rahmen finde ich auch gut abgestimmt (weder zu steif noch zu weich), im Gegensatz zum brutal steifen Switchblade (das neigt zum Verspringen). Der Konstrukteur vom Rallon hat auch gesagt, dass er da viel Arbeit rein gesteckt hat und es kein Problem ist einfach einen (zu) steifen Carbonrahmen zu machen.
Alles in Allem bin ich bis jetzt sehr zufrieden. Das Rallon verbessert genau die kleinen Kritikpunkte von meinem alten Bike.