Liebe Radsportgemeinde, danke erstmal für die vielen Berichte, es hat mich am 10.8.18 erwischt und eure Berichte haben mir geholfen. Ich gebe darum auch meine Erfahrungen zum Besten.
Auf einer alpinen Abfahrt mit dem Rennrad in Südtirol bin ich zu schnell in eine Rechtskurve (Tunnelempore) gefahren und auf einer Pfütze hinten weggerutscht. Ich konnte das Rad fangen, hatte aber keine Reserve und bin mit dann noch 50 km/h (Danke
Garmin) gegen die linke Tunnelwand gekracht und auf der rechten Fahrbahnseite wieder aufgestanden. Das Rad war völlig schrott.
Bei mir "nur" der Oberschenkelhals (medial eingestaucht, Garden 2), ein Wunder. OP nach 7,5 Stunden in Meran mit drei Schrauben. Am 12.8. war ich ohne Schmerzmittel. Am 13.8. habe ich mich nach Hause fahren lassen (>1100km). Ich fühlte mich ziemlich allein gelassen, keine Reha, bis heute 26.9. nur 11 KG Termine, hatte (und habe) große Unsicherheit wegen Nekrosegfahr und keiner sagt einem, wie viel Belastung angemessen ist. 20 Kg = Bodenkontakt ist ja ok, aber wie oft, 1h, 2h pro Tag? Aufbelastung nach 6 Wochen - + 20 Kg OK aber wie oft 1000 Schritt pro Tag oder 2000? Echt schwer, dafür ein Gefühl zu entwickeln, man will ja nichts kaputt machen.
Bei der Frage, wann das Ziel Vollbelastung erreicht werden, gibt es in der Fachliteratur (und bei den von mir befragten Ärzten zwei konträre Meinungen. Ab der 6. Woche Vollbelastung:
https://dgou.de/uploads/media/Nachbehandlungsempfehlungen_2016.pdf versus ab der 12 Woche Vollbelastung gemäß Berufsgenossenschafts-Empfehlung (
https://shop.elsevier.de/nachbehand...paedie-und-unfallchirurgie-9783437241512.html - habe ich mir gekauft). Die Knochenheilung dauert beim Schenkelhals definitiv mehr als 6 Wochen
https://www.aerztekammer-bw.de/20buerger/30patientenratgeber/g_m/knochenbruch.html. Ich lasse noch etwas Vorsicht walten
In Absprache mit der REHA Abteilung Boberg, Hausarzt mache ich seit der 3. Woche Gangübungen im Bad eines Fittnesstudios, bisschen was für den Oberkörper und einseitiges Radtraining, seit der 7 Woche mache ich beidseitiges Radtraining, ca 50 Minuten so 100 Watt laut Liegerad des Studios (kommt mir mehr vor). Ich nehme Vitamin D3 10000 Einheiten und Vitamin K. Mein Orthopäde meinte nach 6 Wochen, der Knochen braucht Druck, ich solle auf Vollbelastung gehen, aber nur wenn ich keine Schmerzen dabei habe.
Liebe Grüße und gute Besserung an alle Verunfallten.
Ergänzung vom 7.11.2018
Hi liebe Radsportler,
Zum Thema Nekrose habe ich mich hier schlau gelesen
https://gelenk-klinik.de/hueftgelenk/hueftkopfnekrose-osteonekrose-hueftgelenk.html
Am 1.11.18 ist die dritte Röntgenkontrolle negativ ausgefallen, d.h. keine Auffälligkeiten, die drei Spaxschrauben sitzen unverändert, es hat sich nichts bewegt, nicht mal ne Beinverkürzung ist rausgekommen, ich kann seit der 10. Woche krückenfrei gehen seit der 12. Woche schon wieder etwas Rad fahren (12 km zur Arbeit und zurück seit 1.11.) REHA ambulant ist genehmigt und geht hoffentlich bald los. Es geht voran. Der Doc meint, die Schrauben gehen frühestens nach einem Jahr idealerweise nach zwei Jahren raus. Wenn dann keine Probleme mehr sind, können sie auch drin bleiben.
Aktuelle Beschwerden: Auf der Seite drücken noch die Schrauben beim Liegen, das Sitzen am Schreibtisch tut weh (öfter aufstehen), Bein seitlich (über den
Sattel) geht nicht und in der Leiste zwickt es noch. Der Meniskus zwackt auch noch. Aber wie gesagt ... es geht voran und Radfahren in der Natur macht echt mehr Spaß als im Studio. Ergänzend zum Radfahren mache ich noch täglich Gymnastik (Core, Dehnung, Abduktoren = Beinpresse nach außen und Bankdrücken einbeinig) sowie Selbstbehandlung mit heißer Rolle
Weiter allen eine fröhliche und unfallfreie Winterzeit.
Ergänzung vom 5.2.2019 REHA
REHA: drei Wochen ambulante REHA waren jetzt nicht entscheidend für das vorankommen, der Träger bekommt 80 Euro pro Tag inkl. Essen und Zimmer, da bleibt für individuelle Betreuung nicht mehr viel.Ich habe das beste drauss gemacht. Heute ist die halbjahreskontrolle negativ ausgefallen, d.h. befundfrei, alles perfekt. Hört ihr die Steine plumpsen?
Ergänzung vom 15.4.2019.. Schrauben sind seit heute raus!
So, nun ist es Frühling, die Sonne scheint, ich hatte mich schon auf 85% der Vorunfallleistung heran gearbeitet und seit gestern sind die drei ASNIS III Hohlschrauben 8x95mm aus Titan (von Stryker) raus. Zwei Koriphäen waren der Meinung, das Zeug kann raus, bei sportlich aktiven Menschen stören die meistens und behindern die abschliessende REHA. Belastbarkeit nach OP sofort
100%, jedoch soll ich mit Bewegung solange warten, bis die Narbe verheilt ist. (3 Wochen Sportverbot). Dauerhaftes Heben, Tragen bzw Maximalbelastung ist in den ersten drei Monaten zu unterlassen, der Knochen soll die Löcher füllen, Radfahren ist ok solange ich nicht stürze. Ich wollte nicht länger warten, da die Risiken der Materialentfernung (Schraubenkopf reist ab oder fasst nicht mehr) wg. Einwachsen steigen und weil der Muskel schmerzte und weil ich ein stetes Fremdköpergefühl hatte.
Die OP erfolgte ambulant, Spinalanästhesie, dauerte ca 35 min.. Die drei Schrauben habe ich gleich in die Hand bekommen. Der Schnitt schmerzt natürlich, komme aber ohne Medikamente aus. Aus den Schrauben mach ich Kleiderhaken. Fäden kommen am 25.4.raus.
Euch allen einen schönen Sommer
Ergänzung vom 21.08.2019
3 Monate nach der Schraubenentfernung.... man sieht sie noch
Ergänzung vom 31.10.2019
So, der Sommer ist rum, die Schrauben sind raus, der Traktus hat Ruhe gegeben. Ich konnte im Mai fast unbeschwert trainieren. Bei der Cyclassics im August 2019, quasi ein Jahr nach meinem Unfall habe ich im Zielsprint unter den ersten 30 mitgemischt, das war für mich sensationell und ein tolles Gefühl. Auch längere Ausfahrten (200km) waren drin.
Leider ist der Hüftbeuger gereizt, die Kapsel scheinbar auch, das MRT ist in einer Sache klar: keine Nekrose, alles weitere bleibt unspezifisch, es wurde schon eine Arthroskopie empfohlen, bin noch auf Ärzteralley zur Abklärung. Ich muss jetzt leider pausieren. Passt, ist ja Winter :-(