Ohje, das Lied des Knorpelschadens kann ich auch in allen 4231 Strophen singen. Angefangen hat das vor 10 Jahren, Anfrang 30 mit Anlaufschmerzen im rechen Knie. Irgendwann ging es dann auch unter Belastung immer schlechter, beim Arzt wurde ein retropatellarer Knorpelschaden Grad II festgestellt. Dann fing wegen der Schonhaltung und so auch das linke Knie an, diagnostiziert wurde die selbe Problematik. Irgendwann gesellte sich ein kleiner Meniskusriss dazu, der laut damaligem Arzt aber nicht schlimm war. Mit Muskeltraining, dehnen und radfahren ging dann alles nach ca 1 bis 2 Jahren wieder - Schmerzphasen hatte ich seit dem aber immer mal wieder in unterschiedlicher Intensität. Zur Knorpelproblematik gesellten sich dann natürlich auch Probleme mit den umliegenden Sehnen, Stichwort Isertionstendopathien.
Im Herbst 2020 habe ich dann den rechten Innenmeniskus richtig geschrottet (beim fangen spielen hingefallen...

) Ich habe mich dann für eine OP entschieden (Teilresektion des defekten Meniskus), da sich der eingerissene Meniskuslappen umgeklappt hatte, was das Knie blockierte. Natürlich wurden mir die üblichen Versprechnungen a la "nach 6 Wochen bist du wieder fit" etc gemach. Quatsch. Selbst ein 20min Eingriff braucht wohl viel Zeit zum verheilen. Nach 6 Wochen bin ich wieder langsam mit dem Trekkingrad in der Ebene gefahren um zu trainieren, ausserdem habe ich nach der OP mit einem TENS-Gerät gearbeitet, um möglichst wenig Muskelmasse zu verlieren. Allerdings brauchte ich nur vier Tage Krücken und die Physio fing nach einer Woche an. Das ging wegen der Teilentfernung. Hätte man den Meniskus genäht, wäre das Knie sechs Wochen ruhig gestellt worden. Nähen war bei meinem Schadensbild aber leider keine Option - im Nachhinein wäre ich wohl wahnsinnig geworden, hätte ich mein Knie sechs Wochen lang nicht oder nur sehr eingeschränkt bewegen können.
Ca. 3 Monate später ging es dann auch wieder mit dem MTB (mit einem neuen, ovalen 30er Kettenblatt anstelle des 32er). Dinge wie Treppen runter laufen hat lange Zeit Schmerzen verursacht, da konnte ich schon wieder gut radeln bis das besser wurde. Joggen sollte ich eigentlich laut Arzt auch bald nach der OP, es hat aber ca. sieben Monate gedauert, bis das wieder ging.
Ich bin nach wie vor nicht schmerzfrei, ein Jahr nach der OP. Ich denke, das liegt z.T. auch an der veränderten Statik im Knie durch das Entfernen eines Teils des Meniskus und die daraus folgenden Anpassungen von Sehenen und Muskulatur. Über die Jahre hat sich zudem eine Baker-Zyste gebildet, eine Aussackung in der Kniekehle, die sich mit Gelenkflüssigkeit füllt, wenn das Gelenk/der Knorpel gereizt ist und vermehrt Gelenkflüssigkeit gebildet wird bis der Druck zu groß ist. Diese ist aktuell wieder gut gefüllt, ohne dass ich sagen könnte, woher die Reizung kommt (mein Verdacht: eine lange Autofahrt)
Im präoverpativen MRT hatte man die retropatellaren Knorpelschäden gesehen, die OP hatte das bestätigt (sind aber nicht schlimm laut Arzt, für Reizzustände reicht es aber). Das letzte MRT war im Dezember, da konnte man diese Schäden nicht bestätigen, dafür aber eine leichen Knorpelschaden am linken (Seite des operierten Innenmeniskus) Knubbel des Oberschenkelknochens, also der Teil, der den oberen Teil des Kniegelenks bildet, gefunden. Der Schaden war wiederum präoperativ im MRT nicht zu sehen. Hier tippe ich auch darauf, das die OP der Schuldige ist, bzw. die Tatsache, dass die "Gleitlager" nun nicht mehr original sind und sich alles neu einschleifen muss. Die Besprechung mit dem Arzt steht noch aus.
Das ist wohl eh so eine Sache mit der Bildgebung. Über die letzten 10 Jahre hatte ich einige MRTs und Sonos, mal wird was gefunden, mal wieder nicht. Das ist halt auch Interpretationssache und es kommt auf den Radiologen und Orthopäden an, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Hyaluronsäure-Injektionen habe ich auch schon bekommen, das hilft mir wenn eher kurzfristig, auch eine neues Prätparat hatte keinen nachhaltigen Effekt. Noch schlimmer waren Präparate zum einnehmen wie Glucosaminsulfat, Chondroitinsulfat und was man da alles bekommt. Das macht meiner Erfahrung nach lediglich den Urin teuer.
Generell würde ich wirklich nur zur OP raten, wenn der Leidensdruck wirklich sehr hoch ist. Ich konnte den Meniskusschaden bei jedem Schritt merken, sonst hätte ich nie der OP zugestimmt. Zudem hatte ich fast vier Monate abgewartet, ob es von selbst besser wird.
Unterm Strich ist der Bewegungsradius jetzt aber viel besser, ich kann auch tiefe Kniebeugen a la ass to grass machen. Das geht auch jetzt gerade, aber dann tut es dannach beim Knie durchstrecken weh (nicht bei der Kniebeuge selbst), da die Bakerzyste auf Blutbahnen und Nerven drückt; die Gelenksflüssigkeit wird halt bei Druck im Knie in den Piggyback (so nenne ich meine Bakerzyste) gepresst. Ich kann die wie eine Art Ei in der Kniekehle ertasten wenn sie gefüllt ist.
Unterm Strich stimmt es leider mit dem Geduld haben. Beim Knie dauert alles
Jahre meiner Erfahrung nach. Und ganz wichtig: Wer rastet, der rostet und viel sitzen ist pures Gift. Nichts ist schlimmer für meine Gelenke als ruhig stellen und wenig Bewegung. Radfahren wirkt sich eigentlich immer positiv aus, allerdings muss man in akuten Phasen gelassen bleiben und z.B. keine steilen Rampen hochkeulen wie ein Verrückter - das ist eigenlich auch mein positives Fazit: Radfahren ist immer gut für meine Knie, solange ich es nicht übertreibe mit der Belastung, bzw die Belastung an meinen momentanen Status anpasse. Moderne MTB-Geometrien sind auch super, da man weniger von hinten tritt.
Bevor ich es vergesse: Dehnen, dehnen, dehnen. Yoga machen oder was auch immer, wichtig ist, für sich die richtigen Übrungen zu finden. Durch Schonhaltungen verkürzte Sehnen und Muskeln machen es viel schlimmer. Und den Muskelaufbau nicht vergessen. Letzteres verändert die Hebel, und da können kleine Veränderungen große Effekte haben.
Bei akuten Entzündungen (Knie wird spürbar warm) haben mir Massagen mit Eiswürfeln (also mit dem Eiswürfel direkt an Knie und Kniescheibe reiben) und Ibuprofen in hoher Dosierung, 1200 - 1800mg/Tag, geholfen, Naturpräparate (z.B. Wobenzym) leider nicht. Kortisoninjektionen sind wohl problematisch und sind insbesondere nicht so gut für Bänder und Sehnen, das wurde mir immer als finale Lösung präsentiert. Die Behandlung mit Kortikoiden habe ich mal bekommen wegen einer Sehnenansatzentzündung im Ellenbogen, hat zwar geholfen, aber nicht so gut wie erwartet und ein quick fix war es gleich garnicht.