Ich hab den Thread grad gefunden und muss meinen Senf auch mal dazugeben!
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/25344
ein interessantes Interview mit Jörg Jaksche! Sind ein paar Sachen dabei, die mir vorher nicht so klar waren...
Ich empfehle jedem hier, den Artikel mal komplett zu lesen!
Dann relativieren manche vielleicht ihre Meinung: "Hackt auf den Sportlern rum, nur die sind Schuld!"
Die Disskussion ist ja eh schon lange auf einer allgemeinen Ebene, daher von mir zu einigen Statements ein paar Kommantare:
Es ging darum, dass der Sportler zur Verantwortung gezogen wird und nicht, die Maschinerie dahinter, denn er ist letztendlich derjenige, auf den es ankommt und deshalb gehört er bestraft, das gesellschaftliche Problem und warum gedopt wird, lasse ich mal außen vor.
Das finde ich aber ziemlich naiv und gefährlich! Natürlich müssen auch die Sportler bestraft werden, aber nicht nur! Schau doch mal in den Artikel, wer alles hinter dem Doping im Hochleistungsbereich "lukrativer" Sportarten steckt oder es zumindest duldet. Das geht neben Team-Mitgliedern und Funktionären über Herrn Schäuble vor ca. 30 Jahren (der Doping legalisieren wollte) bis hin zur spanischen Regierung. Zitat aus dem Artikel: "Der spanische Gynäkologe Eufemiano Fuentes war Teamarzt des Liberty-Rennstalls, [...] Dass Spaniens Justiz die Ermittlungen abrupt einstellte, liegt offenkundig daran, dass zu Fuentes Kunden auch namhafte Athleten aus Leichtathletik, Tennis und Fußball zählten." (Ähnliches hatte ich vorher schon gehört, war mir bis jetzt aber nicht sicher, ob das ein erfundenes Gerücht ist oder stimmt.)
In die gleiche Richtung gingen verschiedene Reportagen im ZDF & co (auch in Bezug auf Olympia). Sei es, dass sich Politiker gerne mit Medallien-Gewinnern ablichten lassen, China in der Vergangenheit Sportler nachweislich systematisch krank gedopt hat und für den Erfolg in Kauf genommen wurde, dass z.B. Athletinnen dauerhaft unfruchbar wurden oder Ärzte und Betreuer nach wie vor weltwet im Spitzensport beschäftigt werden, die z.B. aus der DDR für systematisches Doping bekannt sind.
Wie gesagt, Sport ist kein Beruf, auf dem man eine Existenz aufbauen kann, wer das nicht versteht, der tut mir leid. Was machst Du, wenn Du schwer verletzt wirst und längere Zeit aussetzen musst bzw. Deinen "Beruf" als Sportler gar nicht mehr ausüben kannst, sondern nur noch Büroarbeit?
Auch das ist schwierig. Auch wenn du sicher recht hast, dass ein zweites Standbein immer von Vorteil ist, ist die Realisierung nicht immer einfach. Man fängt ja nicht erst mit 20 Jahren an, Leistungssport zu betreiben und kann sich davor voll auf Schule und danach Ausbildung / Studium konzentrieren.
Außerdem könnte man dein Argument auch auf jeden Beruf anwenden, bei dem durch schwere körperliche Arbeit das Risiko einer Beruftunfähigkeit sehr hoch ist. Danach müsste jeder Dachdecker, Feuerwehrmann oder Stuntman nebenbei eine "Schreibtischausbildung" machen. Klar ist das etws überspitzt, passt trotzdem zu deiner Aussage.
Und es gibt wirklich genügend Sportarten, duch die man deutlich besser Leben kann, als die meisten Leute jemals durch einen "normalen" Beruf. Dass der Sport dann in den meisten Fällen aber ein Full-Time-Job ist, sollte man nicht vergessen.
Versteh' ich nicht, niemand zwingt die dazu, das Zeug zu nehmen oder mischt es ihnen unters Essen, da muss die Einsicht vom Sportler kommen, dass er eben ohne unerlaubte Hilfsmittel keine Spitzenleistungen bringen kann und seine Konsequenzen daraus ziehen, mit Sport Geld verdienen zu wollen ohne sich ein zweites Standbein zu schaffen, ist sowieso der größte Unfug, den man sich vornehmen kann. Da nützt auch das Gelaber über Leistungs- und Vertragsdruck nichts und mit einer rosa Brille hat das auch nichts zu tun, das nennt man Vernunft.
Einiges habe ich schon oben kommentiert. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass dieser Zwang (zumindest in einigen/vielen Fällen) sehr wohl vorhanden ist. Und diese Haltung a la "Der Sportler muss sich immer richtig verhalten und immer moralisch und ggf. zu seinem Nachteil handeln, finde ich einfach naiv. Die Sportler haben ein ganzes Leben dafür trainiert, erfolgreich zu sein und sollen sich dann hinstellen und im schlimmsten Fall alles wegwerfen, weil sie nur die Alternative zwischen Spitze und Ausstieg haben? Oder anders gesagt (auf den Radsport bezogen), glaubt wirklich jemand, dass sich bei der Entschidung zwischen Wasserträger fürs Leben und Fahrer an der Spitze jeder freiwillig für das erste entscheidet? Das wäre zwar schön, ist aber (leider) nicht wirklich realistisch. Mit der gleichen Argumentation müsste jeder Arbeitnehmer, der von seinem Unternehmen 2 Std. Mehrarbeit ohne Lohnausgleich aufgedrückt bekommt, sofort kündigen. Macht ja auch keiner, oder?
Ich könnte noch ne Menge schreiben, aber mein Beitrag ist glaub ich eh schon zu lang
Der Ausgangsfall (Alb-Gold) mag vielleicht wirklich die freie Entscheidung eines einzelnen gewesen sein. Aber in den großen Sportarten, bei denen es um große Summen geht, wird das alleinige Verteufeln der Sportler nichts bringen.
Solange in der Gesellschaft der Zweite als Versager abgestempelt wird, finanzielle Interessen vor Fairness kommen, Politiker z.T. Doping fördern/decken und jeder der auspackt vom Rest des Sports als Verräter bezeichnet und lebenslang ausgeschlossen wird, wird es keinen sauberen Sport geben, auch wenn überführte Sportler für 10 Jahre eingesperrt werden. Die Leute im Hintergrund haben nach wie vor nichts zu befürchten und der Sportler ist am Ende fast immer der Verlierer, egal ob er sich für oder gegen Doping entscheidet.