Da möchte ich doch gern ein bisschen mit rumklug[*blöde Zensur*]ern und mit überflüssigem Halbwissen aus dunkler Erinnerung an WK-Stähle-Vorlesungen um mich werfen.
Um eine angesprochene Färbung der Oberfläche hin zu bekommen, wie man sie z.B. an Lötkolben oder Edelstahlauspuffanlagen an der Rennbretzel des Nachbarn sehen kann, braucht es eine gewisse Temperatur.
Diese Färbung schimpft sich "Anlaßfarbe", ab etwa 250°C wird ein leichtes rot-braun sichtbar, um die 275°C wechselt es von rot nach violett, um die 300°C gibt ein leuchtendes blau, darüber hinaus wird es blaß-gräulich und die Schichtdicke wird zu groß. (Die Temperaturen beziehen sich auf unlegierte Feld-, Wald und Wiesen-Stähle, bei dem hochlegierten Zeug für Speichen dürften die Temperaturen eher höher bis deutlich höher liegen.)
Dabei ergeben sich folgende Probleme:
1) Wie schon angesprochen, werden Speichen aus Draht hergestellt. Gerade die höherwertigen Speichen wurden durch Kaltverformung auf das entsprechende Maß gerollt, gezogen oder gehämmert. Gerade aus dieser Kaltverformung ergibt sich eine sogenannte Kaltverfestigung. Dabei entstehen starke innere Spannungen im Material, wodurch sich erst diese enormen Zugfestigkeiten von zum Teil über 1500 N/mm² ergeben. (Ohne Kaltverfestigung wären schon 1000 N/mm² recht viel.)
Das Problem beim Anlassen von Speichen entsteht durch die sehr geringe Materialdicke. Das Material heizt, trotz des schlechten Wärmeleitung von Stahl, schnell durch, man hat die 300°C oder mehr sofort bis zum Kern der Speiche. Dabei kommt es schon ab Temperaturen von 280°C aufwärts zu sogenannter "Rekristallisation", die Spannungen im Material nehmen ab, damit auch die Zugfestigkeit. Je höher die Temperatur, desto schneller.
Ich denke nicht, dass ein Speichenhersteller einen so enormen Forschungsaufwand betreibt, die Zugfestigkit seiner Speichen immer weiter zu erhöhen, nur um diese dann, nur für eine "blöde Farbe", wieder den Bach runter gehen zu lassen.
2) Das zweite Problem liegt im Aufwand, diesen schmalen Temperaturbereich zu treffen. schon 5K machen einen farblich wahrnehmbaren Unterschied aus. Die gewünschte Temperatur, über die gesamte Speichenlänge genau zu treffen wird mit konventionellen Methoden fast unmöglich sein. Allein, dass die Speiche ja schon irgendwo aufliegen muss, und dadurch wieder Wärme (besser Energie) abgeleitet wird, macht die Geschichte unglaublich kompliziert.
Eine Methode beide Probleme zu erschlagen, wäre es mit dem Verfahren der Oberflächenhärtung per Laser- oder Elektronenstrahl zu versuchen. Dabei wird die Oberfläche nur kurzzeitig und punktuell erhitzt, durch die Wärmeleitfähigkeit, kühlt sich diese dann auch schnell wieder ab. Die Einhärtetiefe, und damit die Schichtdicke der Gefügeveränderung bleibt dadurch sehr gering.
Das einzige Problem dabei ist, dass solche Anlagen, sagen wir mal, nicht ganz günstig sind. Und ich glaube, der Markt ist noch nicht reif für blaue Speichen, die geschätzte 13,70 EUR das Stück kosten...
So genug rumgeklug[*blöde Zensur*]ert, ich geh' jetzt meine Speichen grün anpinseln, ist irgendwie unkomplizierter.