Wachs (Paraffin) zur Kettenschmierung - Ein Erfahrungsbericht

Die bestellen hier ein Glas Graphene und rühren einen Teelöffel voll in geschmolzenes Kerzenwachs.

https://www.graphite-shop.com/de/nanographite-graphene-precursor/
Ich vermute 95 Prozent der Wirkung findet dann im Kopf des Anwenders statt.
Wenn man das Graphenoxid aus deinem Link bestellt, dann hast du vermutlich sogar recht, denn es "zersetzt sich schon bei ~100 °C zu Graphen und CO/CO2 mit einer hohen Anzahl von Lochdefekten." außerdem ist es empfindlich ggü diversen Chemikalien. Nanoplatles helfen uns hier auch nicht weiter, die haben eine zu geringe Flexibilität und Druckbeständigkeit.
 
Weiß jemand, wo ich sehr feines ptfe pulver finden kann? Ich würde gerne Wachs mit ptfe auf meine Kette ausprobieren, aber was ich z.B. bei amazon gefunden habe, war sehr zweifelhaft.
 
Weiß jemand, wo ich sehr feines ptfe pulver finden kann? Ich würde gerne Wachs mit ptfe auf meine Kette ausprobieren, aber was ich z.B. bei amazon gefunden habe, war sehr zweifelhaft.
 
Dann mit 10% Cosmoloid Wachs in Shellsol bepinselt, etwas abdünsten lassen und ans Rad montiert.
Welche Erfahrungen hast du damit hinsichtlich Staub-/Schlammanhaftung gemacht? Ich habe es gestern auf eine halbe Glasplatte gestrichen und getestet, wie gut Zimt und Kochsalz darauf haften vs. auf der unbehandelten Hälfte. Das Ergebnis unklar: Zimt haftet etwa genauso gut, Salz haftet etwas besser auf der Cosmoloid-Hälfte.
PS: Aber allein schon, um seinen Mitbikern auf die unvermeidliche Frage nach der einzig richtigen :anbet:Kettenschmiertaktik den Namen "Cosmoloid in Shellsol" um die Ohren werfen zu können, lohnt sich der Einsatz glaube ich :D
 
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Welche Erfahrungen hast du damit hinsichtlich Staub-/Schlammanhaftung gemacht?
Nach der Auffrischung mit Shellsol hab ich das Rad nicht mehr gefahren. Ich habe in der Zwischenzeit ein anderes Rad mit ebenfalls gewachster Kette eingefahren, um das zum Campen mitzunehmen. Schreibe dies von der italienischen Adria. Ich habe sogar etwas Shellsol/Cosmoloid mitgebracht, falls die Kette anfängt zu rasseln!
 
Bei den Gefahrenhinweisen dreht es mir gerade die Zehennägel hoch....

H410 Sehr giftig für Wasserlebewesen mit lang anhaltender Wirkung
P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden
Und so weiter...

Für mich keine Alternative zu Graphit und Wachs!
 
So, nachdem ich jetzt ein bisschen besser Protokoll geführt habe, kenne ich die Standzeit meiner Schmierung genauer, die ist somit 9-12 Stunden bei 30% Teer, 30% Forstwege und 30% Trail mit signifikanter Verschmutzung durch Matsch und feuchten Waldboden bei jeder Trailfahrt.

Paraffin ist ein sehr weiches Wach, aufgrund der Erfahrung @haradl frage ich mich, ob durch die Verwendung von einer härteren Wachsmischung die Standzeit erhöht werden kann, z.B. durch Zugabe von Carnaubawachs.

Das Suchen nach einer Wachsmischung für unterwegs habe ich jetzt erst mal auf Eis gelegt. Momentan teste ich einfaches Parafinöl. Ja ich weiss, ist Öl. Aber ist billig, kriecht gut, verharzt nicht, ist kompatibel zu dem Wachsbad und wichtig, es wirkt sofort gegen quietschen. Umfangreichere Tests stehen noch aus.
 
Bei den Gefahrenhinweisen dreht es mir gerade die Zehennägel hoch....
...
Für mich keine Alternative zu Graphit und Wachs!

Die Einstellung ist schon richtig, keine Frage. Aber:
  • Nicht jeder hat die Moeglichkeit fuer immerse waxing (was im schlechten Fall Atom/Kohlestrom benoetigt)
  • Eine langes Kettenleben schont Ressourcen der Produktion, das rechtfertigt so manches Schmiermittel, auch wenn es nicht allzu gruen ist (bei PTFE haette ich eher Bedenken...)
  • Heptan verdunstet idealerweise ueber Nacht. Kleinmengen sind unbedenklich - kommen sogar in der Natur vor. U.a. "White Lightning" und "Finish-Line" nutzen es.

Naja, das Thema ist sowiso abgehakt, weil die Loesungsmittel zu sehr temperaturabhaengig funktionieren. Diese Wasser/Paraffin-Emulsionen (Squirt,...) funktionieren IMHO besser.
 
Paraffin ist ein sehr weiches Wach, aufgrund der Erfahrung @haradl frage ich mich, ob durch die Verwendung von einer härteren Wachsmischung die Standzeit erhöht werden kann, z.B. durch Zugabe von Carnaubawachs.
Ich hab das Cosmoloid genommen weil die Restauratoren das zur Metallkonservierung benutzen. Wie ich gelernt habe, klappt die Metall Konservierung unter dynamischen Bedingungen leider nicht, wenn das Wachs abgeschabt ist und die Kette nass wird (zumindest die KMC Kette die ich verwendet habe).
Möglicherweise ist eine höhere Temperatur (bei harten Wachsen notwendig) beim Wachsen vorteilhaft, da dann restliche Lösemittel und Wasser vom Kettenreinigen besser ausgetrieben werden.
Das Cosmoloid gibts ja auch als 10% Lösung jn einem geruchslosen Lösemittel zu einem vernünftigen Preis, da kann man noch einiges ausprobieren.

Bin gerade in Kalabrien und könnte theoretisch unter den Bedingungen von Oz Cycles (trocken und heiss) Kilometer schrubben um mehr zu lernen. Bei dem Fahrstil der Kalabresen ist mir das aber momentan zu gefährlich :-| , Gibt hier auch kaum Fahrräder auf der Strasse zu sehen, wird schon seine Gründe haben.

Um hier noch was anderes loszuwerden, mich wunderts dass bei den Wachsrezepten Stearat keine Rolle spielt. Die Salze der Stearinsäure (gerne Lithium) sind ja eine essentielle Komponente in Fetten, zum einen zur Verdickung zum anderen da die Stearat Anionen die positiv geladene Metall Oberfläche mit einer Stearat Schicht "coaten". Anstelle von den 5-10% Paraffinöl , das hier manche als Zugabe verwenden und das man auch in den Industrie Rezepturen findet würde ich deshalb zur gleichen Menge Landmaschinenfett (Lithiumfett) greifen.
 
So, nachdem meine beiden aktuellen Ketten auf dem Fully-MTB nun einen Verschleiß von 55% aufweisen, hab ich mal im GPS nachgeschaut und komme auf 190 Betriebsstunden für beide Ketten zusammen, die ich im Wechsel fahre. Mein Durchschnitt liegt bei 16,8 km/h. Leider gibt mir Garmin connect keine Auswertung über Höhenmeter, aber um etwas Vergleichbarkeit zu schaffen, mein Durchschitt auf nahezu ebener Forstautobahn liegt bei ca. 24-25 km/h mit CrossKing BlackChili-reifen. Mein Systemgewicht beträgt 110 Kg.

Ketten sind SRAM 1051, also so ungefähr das billigste am Markt. Wie ihr unten seht gibt mir die wesentlich (fast doppelt so) teurere KMC X10 EPT Kette kaum mehr Betriebsstunden.

Alles gefahren auf einer XT Kassette und Kettenblättern.

Ich bin überwiegend in den Bergen unterwegs gewesen, zu ca. 50% bei feuchten Bodenverhältnissen und überwiegend am kleinsten Kettenblatt (22 Zähne) = größte Kraft auf Kette. Ich fahre selten mit diesem Rad bei Regen.

Leider habe ich keine Referenz zur Ölschmierung, da ich seit Jahren nur noch wachse.

Die Ketten davor:

2x SRAM 1051 gefahren bis 50% Verschleiß: 177 Betriebsstunden = 88 Stunden pro Kette

davor

2x KMC X10 EPT gefahren bis 45% Verschleiß: 184 Betriebsstunden = 92 Stunden pro Kette
Kassette und Kettenblätter waren neu.

Die Kassette und die Kettenblätter haben jetzt 552 Betriebsstunden drauf, bei 16,8 km/h Durchschnitt entspricht das 9283 km auf dem MTB.

Jetzt starte ich die Kettenrotation neu, d.h ich fahre die derzeitigen Ketten zu Ende, dann die Ketten davor usw. Damit müsste ich auf etwa 18000-19000 km für die Kassette kommen. Bin mal gespannt.
 
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92 Betriebsstunden wären bei mir um die 1800km. Was für eine Kette normal ist. Bei mir halten die Shimano SLX Ketten um die 2500-3000km. Hält bei mir also ein 3/4 Jahr. Ketten sind jetzt mit Squirt gewachst. Hab aber auch nicht die dicksten Beine und fahre Touren.
 
Bei km 530 hab ich Rost an der Kette entdeckt, ist ne KMC X9. Das kommt wohl daher daß ich zweimal im Regen gefahren bin und das Rad ein paarmal abgeduscht habe.
Habe die Kette dann abgenommen, mit kochendem Wasser gespült, mit EtOH nachgespült und im Backofen getrocknet. Dann mit 10% Cosmoloid Wachs in Shellsol bepinselt, etwas abdünsten lassen und ans Rad montiert.
Die Aussage von Oz cycles, dass man bei trockener Umgebung mindestens 500 km fahren kann, kann ich also bestätigen.
Bei km 630 hat die Kette gezwitschert (endlich kann ich mitreden :-) ). Ich hab die dann mit EtOH abgerieben und die Kette am Rad von allen Seiten mit dem 10% Cosmoloid Wachs in Shellsol bepinselt. Das hat das Zwitschern gestoppt. Am Tag darauf nach 20 km war das Zwitschern wieder da.
Möglicherweise hätte mehrmals mit dem Shellsol Wachs pinseln mehr gebracht, aber da das Shellsol sehr langsam abdampft, hab ich das nicht probiert.
Ich hab jetzt eine frisch gewachste Kette aufgezogen und werde die mal alle 100 km mit dem 10% Cosmoloid Wachs in Shellsol bepinseln. Vielleicht kann man so mehr km aus der Kette pressen.
 
Was war jetzt noch gleich der Grund, warum du kein Squirt oder Smoove verwenden möchtest?

Im Prinzip könnte man bestimmt auch MSW oder andere Heißwachse in (reinem) Shellsol auflösen - oder eben in Heptan, das dann vermutlich auch schneller trocknet.
Fänd' ich als Versuch mal spannend.
 
Was war jetzt noch gleich der Grund, warum du kein Squirt oder Smoove verwenden möchtest?
Du meinst warum ich das Squirt nicht zum "Nachwachsen" verwende? Ganz einfach, Ich hab keins.
Soweit ich das beurteilen kann hat das Cosmoloid/PTFE keine dramatisch höhere Standzeit gegenüber dem Paraffin/PTFE von Oz cycles gebracht. Da das Cosmoloid/Shellsol kommerziell erhältlich ist vereinfacht das das "Nachwachsen" zB nach Regen im Vergleich mit Paraffin.
 
Du meinst warum ich das Squirt nicht zum "Nachwachsen" verwende? Ganz einfach, Ich hab keins.
Soweit ich das beurteilen kann hat das Cosmoloid/PTFE keine dramatisch höhere Standzeit gegenüber dem Paraffin/PTFE von Oz cycles gebracht. Da das Cosmoloid/Shellsol kommerziell erhältlich ist vereinfacht das das "Nachwachsen" zB nach Regen im Vergleich mit Paraffin.

Hm - ich kann offen gestanden den Mehrwert des nachwachsens noch nicht vollkommen erkennen. Es scheint mir weiterhin die cleverste Lösung zwei ketten im Wechsel zu fahren und einfach immer eine gewachste zu haben. Die Kette drauf zu werfen - das unterstelle ich schaffe ich in der selben Zeit die ich für das reinigen und nachwachsen brauche.

Grüße,
Sebastian
 
Hm - ich kann offen gestanden den Mehrwert des nachwachsens noch nicht vollkommen erkennen
Aufgrund der Corona bedingten Nachschubprobleme fahre ich gerade die einfachsten Ketten, da die vernickelten nicht erhältlich sind. Nach einem Regenguss rosten die halt and den Stellen wo das Wachs abgerieben wurde. Das lässt sich durch Nachwachsen beheben. Das ist verglichen mit Heisswachsen wenig Aufwand für mich. Ob häufiges Nachwachsen zu einer Verlängerung der Standzeit führen wird, werde ich herausfinden.
Ich fahre haupsächlich trockene Waldwege und Asphalt, der Reinigungsaufwand der Kette hält sich somit normalerweise in Grenzen.
 
Hm - ich kann offen gestanden den Mehrwert des nachwachsens noch nicht vollkommen erkennen. Es scheint mir weiterhin die cleverste Lösung zwei ketten im Wechsel zu fahren und einfach immer eine gewachste zu haben. Die Kette drauf zu werfen - das unterstelle ich schaffe ich in der selben Zeit die ich für das reinigen und nachwachsen brauche.

Grüße,
Sebastian
Ja, dem stimme ich zu. Im normalen Hausgebrauch im Sommer für Tagestouren ist das die einfachste Lösung, die funktioniert bei mir sehr gut, den Kettenwechsel geht bei mir schneller als die Kette sorgfältig mit Öl oder Wachslösung zu beträufeln.

Einzig, wenn man länger unterwegs ist und nicht mehrere Ketten mitschleppen will, sind Nachtwachslösungen sinnvoll, da reichen aber kommerzielle Produkte.

Im Übrigen habe ich unterwegs schon einmal eine Wachsschmierung reaktiviert. Ich habe die Kette einfach kurz in kochendes Wasser gelegt. Danach war sie fast so wie frisch gewachst, Standzeit war etwas kürzer.

Wenn die Standzeit der Schmierung zu kurz ist, z.B. im Winter oder wenn viel bei Nässe gefahren wird, leiern die Kettenschlösser vor Ablauf der Lebensdauer der Kette aus. Das kann insbesondere beim MTB zum Problem werden. Einmal hab ich schon eine Kette beim kraftvollen Antreten so einfach verloren.

Nach einer jüngsten Recherche auf englischen Foren habe ich festgestellt, dass einige Kettenwachser von ihrer Spezialwachsmischung (mit Öl, mit PTFE, mit Graphen, verschiedene Wachse, etc) letztendlich auf reines Paraffin wechseln. Der Vorteil dieser Mischungen scheint oft nicht signifikant genug gegenüber reinem Paraffin zu sein.

Reines Paraffin teste ich auch gerade (mal wieder) und was die Standzeit im Sommer angeht, habe ich bisher keinen großen Unterschied zu meiner vorherigen Mischung gemerkt, hab aber erst einen Schmierzyklus durch, d.h. in der Kette könnte noch Reste von der alten Schmierung gewesen sein.

Auf dem Plan steht auch noch Canaubawachs, welches ich hier schon rumliegen habe. Dabei interessiert mich ob die Standzeit mit diesem härteren Wachs besser ist. Nicht umsonst wird es häufig als Autopolitur eingesetzt, ich würde eine etwas höhere Anhaftung erwarten, aber wer weiß.
 
Moin Forengemeinde,

vorab, bevor ich irgend etwas anderes schreibe folgender Hinweis. Ich möchte an dieser Stelle keine Grundsatzdiskussion anstossen über das für und wieder verschiedener Kettenschmierstoffe, saubere Antriebe oder sonst irgendwas. Die persönliche Bike Pflege und Wartung scheint sehr Personenabhängig zu sein und so ist mir klar, dass der ein oder andere geneigt ist hier einen Kommentar im Sinne von "spar dir die Zeit und fahr mehr" zu hinterlassen. Ich möchte euch darum bitten, eben diese Kommentare, zu unterlassen.

Ich fahre gerne und viel, habe aber ebenfalls Freude daran mich mit der Technik zu befassen und hin und wieder etwas (für mich) neues zu versuchen. So auch in diesem Fall. Da ich in den letzten Tagen viel Zeit auf Recherche verwendet habe und in unserem Forum nicht viel relevante Information zum Thema finden konnte, möchte ich die Interessierten unter euch gerne teilhaben lassen.

Zum Ausgangspunkt:
Ich bin begeisterter Mountainbiker und als solcher zunächst bei jedem Wetter unterwegs. Natürlich fällt es aber auch mir leichter mich zu motivieren auf den Bock zu steigen bei schönem Wetter :). Das und die Jahreszeit werden natürlich dafür sorgen, dass erste Ergebnisse sich auf Trockenheit und Staub beziehen.

Derzeit bin ich mit einigen MTBs unterwegs, wenn es sein muss auch mal mit dem Rennrad... wobei mir dafür schlicht die Emotion fehlt.

Bezüglich der Schmierung habe ich alles "Normale" ausprobiert. Startpunkt war letztlich Rohloff Öl am Daily, wobei die Güte des Materials dort es auch einfach zulässt dass man immer wieder einfach nachölt bei eher wenig Pflege und irgendwann sind dann halt Kette und mindestens Kassette runter und müssen neu. Who Cares.

Am MTB welches ich als Sportgerät sehe, ist mir das Material offen gesagt zu Schade um derart damit umzugehen. Klar wird es im Rahmen des Einsatzes (XC) hart rangenommen und es geht mal was zu Bruch, aber eben nicht durch unsachgemäße Pflege oder Verwahrlosung.

Daneben finde ich, ein Hobel den man in einem Super Zustand hält, läuft auch einfach am besten und behält dieses Neurad Feeling länger. Für mich eine der besten "Tuning" Maßnahmen, welche man seinem Bike (und dem eigenen Kopf) zugute kommen lassen kann, neben Gewichtsabnahme am Rad (und dem Fahrer). :)

So bin ich, weil ich das ewige reinigen einer Rohloff schwarzen, aufgrund von aufgesammelten Waldbestandteilen knarzenden Kette ziemlich schnell leid war, bei den üblichen verdächtigen gelandet. F105, Finish Line Ceramic Wax, Squirt, Smoove.

Kurzum:
Alle Kettenschmierstoffe die ich hier aufliste brauchen vor Applikation eine saubere, wirklich saubere Kette. Appliziert auf eine benutzte, nicht gereinigte Kette, verursachen alle eigentlich wieder das selbe. Schwarze, mit Dreck verklebte Ketten. Ist das gegeben, haben alle Schmiermittel Ihren Charme, aber auch Ihre Grenzen.

Finish Line Ceramic Wax:
Läuft wie oben beschrieben verwendet recht gut, hat aber auch in Trockener Umgebung nur eine sehr kurze Haltbarkeit auf der Kette. Ich habe eigentlich nie mehr als 40 - 50km aus einer Schmierung erhalten. War es sehr trocken und staubig eher weniger, bis sich das leicht mahlende Gefühl einer verunreinigten Kette und ein rauer Klang eingestellt haben. Feuchtigkeit -> Meiner Erfahrung nach Taugt es für Feuchtigkeit null, es wäscht sehr sehr schnell ab. Zudem fängt das Mittel nach einer Zeit an "Sticky" zu werden und trägt ab dann den Schmutz mit sich. Die Viskosität lässt vermuten, dass das Mittel die Kette nicht sonderlich tief penetriert. Ich wage zu bezweifeln, dass zwischen Stift und Passung etwas ankommt. Die Haltbarkeit von Ketten war eher mittelmässig. Ich gebe hier bewusst keine Laufzeiten in absoluter Zahl an, da ich nicht alle Schmiermittel über identische Zeiträume und bei identischen Bedingungen gefahren bin.

F105:
Schmiert gut, gibt eine schöne leise Kette, zumindest über die ersten 30-50km. Muss penibel angewendet werden. Saubere Kette, sparsames einsprühen, abwischen. Ablüften lassen, erneut Kette äusserlich abwischen. Geht man anders vor, bleibt alles an der Kette kleben. Haltbarkeit bei Trockenheit: ok für kurze Strecken. Haltbarkeit bei Nässe: Quasi nicht gegeben aus meiner Sicht. Mindestens eine Halbierung der Trocken Standzeit. Viskosität sehr niedrig. Ich !vermute!, dass dieser Schmierstoff die Kette vollständig penetriert. Aufgrund der Beschaffenheit des an der Oberfläche befindlichen Schmierfilms kann ich mir allerdings nicht vorstellen, dass die Schmierung dort lange verbleibt. Unter Feuchtigkeit wird Sie wohl schnell ausgewaschen. Das passt auch zu meinen Ergebnissen. Haltbarkeit der Kette. Normal.

Squirt:
Habe ich mir mal aus Jux bestellt einfach weil es sich interessant anhörte. Bei korrekter Applikation ist Squirt wirklich ein toller Schmierstoff. Ich mag den Gedanken, dass es keine Lösungsmittel nutzt sondern auf Wasserbasis unterwegs ist. Haltbarkeit in Trockenheit etwa 60-80km. Dann wird die Kette langsam lauter und man spürt einen sich vergrößernden Widerstand. Bis dahin läuft die Kette relativ smoove, erreicht aber nie das niedrige Geräuschniveau z.B. eines F105 nach dem das Mittel wie vom Hersteller vorgegeben getrocknet ist. Viskosität ist verglichen mit dem Finish Line niedriger. Gefühlt dringt penetriert es aber die Kette nicht vollständig. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Hersteller auch deswegen angibt die Kette bei der ersten Anwendung in 2 Durchgängen zu behandeln. Wichtig ist auf jeden Fall das Mittel auf dem kleinen Ritzel durch häufige Drehung und größtmöglichen Winkel gut einzuarbeiten. Bei Nässe vermindert sich natürlich die Haltbarkeit. die 30-40km Feierabend Runde bekomme ich aber auch dann noch aus der Kette.

Smoove:
Ist meines Wissens in Deutschland noch nicht direkt erhältlich. Habs mir aus UK besorgt. Läuft auf der Kette etwas ruhiger als Squirt und hält doch deutlich länger durch. Trocken habe ich etwa 180km, feucht immerhin noch 80-100km aus der Schmierung geholt, bevor ich dachte es würde mal Zeit neu zu schmieren. Viskosität etwas höher als Squirt, auch hier vermute ich, dass es die Kette nicht vollständig durchdringt. Daher habe ich es äquivalent zu Squirt appliziert. Anders als Squirt neigt es weniger zur "Selbstreinigung durch abfallen", sondern verbleibt hartnäckiger auf der Kette. Fast ein bisschen wie Plastik. Überreste werden weniger schwarz sondern eher grau. Die Reinigung ist "Pain in the ass". Es möchte auf jeden Fall gerne an der Kette bleiben. Abbürsten ist dennoch auch hier möglich vor dem Neuschmieren. Zur Haltbarkeit der Kette: Etwa wie bei Squirt, eventuell etwas besser. Habe ab Herbst getestet, es hatte also etwas schwierigere Bedingungen. Eventuell etwas unfair.

Allen Mittelchen ist also gemein, dass man dennoch irgendwie immer wieder in die gründliche Reinigung einsteigen muss. Eine signifikante Verbesserung der Haltbarkeit der Kette konnte ich nicht feststellen. Wenn auch in der Tendenz die Wachs basierten Mittel für mich mehr Haltbarkeit ergeben haben. Ich vermute hier den Grund tatsächlich darin, dass diese Mittel keine vollständige Penetration der Kette erreichen können und so mehr durch das verhindern des eindringens von Schmutz in die Kette und die gegebene Gleitwirkung an den durch sie erreichbaren Stellen wirken.

Daher mein nächster Versuch -> Wachs.
Was erhoffe ich mir davon.
a) es ist mal wieder etwas neues, dass man ausprobieren kann
b) besserer Leichtlauf der Kette, basierend auf einigen Studien welche recherchierbar sind. Da diese Studien allerdings zumeist im Labor abgelaufen sind, bleibt für das echte Leben nur eins -> ausprobieren
c) Nach der aufwendigen Initialreinigung der Ketten geringerer Reinigungsaufwand
d) Bessere Haltbarkeit per Schmierung
e) längere standzeit der Kette / des Antriebs

Derzeitiger Stand:
Die Hardware ist bestellt. In diesem Fall zunächst Paraffin Wachs, hochraffiniert, mit Ölanteil <0,3%
Teflonpuder, Molybdändisulfid, sowie ein gebrauchter kleiner Slow Cooker zum schmelzen und applizieren.

Ich bin sehr Gespannt was das wohl wird und ob es sich als handhabbar und vorteilhaft erweisen kann. Eine gewisse Skepsis habe ich schon, aber nur ausprobieren hilft da weiter.

Gerne halte ich euch über den weiteren Fortgang, den Prozess, die aufzubringende Zeit sowie die Ergebnisse auf dem laufenden.

Bin gespannt auf wie viel Interesse, oder nicht Interesse dieses etwas exotischere Thema wohl stossen wird.

Grüße,
Sebastian
Nimm Kettenwixe!! Für mich das beste!
 
Urteile selbst

Kettenwixe-Behandlung nach 170 km offroad (Quelle) mit mehr Bildern.
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Im Vergleich dazu mein Schaltröllchen und Zahnkranz nach 9.000km mit Traileinsatz, Matschfahrten etc. ohne irgend eine Reinigung über die gesamte Strecke:

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An meine Zahnkranz sieht man leichte Ablagerungen vom Wachs mit dem Graphit, das ich zeitweise mal in das Wachs gemischt hatte (dunklen Flecken).
 
Im Vergleich dazu mein Schaltröllchen und Zahnkranz nach 9.000km mit Traileinsatz, Matschfahrten etc. ohne irgend eine Reinigung über die gesamte Strecke:

Ja Scheiss die Wand an.
Wie oft musstest in der Zeit die Kette wechseln und wie oft neu wachsen?

Bisher hielt ich das ja für aufwändigen Unsinn ohne irgend einen grösseren Nutzen. Aber die Fotos machen mich echt fertig.
 
Ja Scheiss die Wand an.
Wie oft musstest in der Zeit die Kette wechseln und wie oft neu wachsen?

Bisher hielt ich das ja für aufwändigen Unsinn ohne irgend einen grösseren Nutzen. Aber die Fotos machen mich echt fertig.

Insgesamt 6 Ketten jeweils zu ca 50% Verschleiß gefahren. Details Siehe hier

So, nachdem meine beiden aktuellen Ketten auf dem Fully-MTB nun einen Verschleiß von 55% aufweisen, hab ich mal im GPS nachgeschaut und komme auf 190 Betriebsstunden für beide Ketten zusammen, die ich im Wechsel fahre. Mein Durchschnitt liegt bei 16,8 km/h. Leider gibt mir Garmin connect keine Auswertung über Höhenmeter, aber um etwas Vergleichbarkeit zu schaffen, mein Durchschitt auf nahezu ebener Forstautobahn liegt bei ca. 24-25 km/h mit CrossKing BlackChili-reifen. Mein Systemgewicht beträgt 110 Kg.

Ketten sind SRAM 1051, also so ungefähr das billigste am Markt. Wie ihr unten seht gibt mir die wesentlich (fast doppelt so) teurere KMC X10 EPT Kette kaum mehr Betriebsstunden.

Alles gefahren auf einer XT Kassette und Kettenblättern.

Ich bin überwiegend in den Bergen unterwegs gewesen, zu ca. 50% bei feuchten Bodenverhältnissen und überwiegend am kleinsten Kettenblatt (22 Zähne) = größte Kraft auf Kette. Ich fahre selten mit diesem Rad bei Regen.

Leider habe ich keine Referenz zur Ölschmierung, da ich seit Jahren nur noch wachse.

Die Ketten davor:

2x SRAM 1051 gefahren bis 50% Verschleiß: 177 Betriebsstunden = 88 Stunden pro Kette

davor

2x KMC X10 EPT gefahren bis 45% Verschleiß: 184 Betriebsstunden = 92 Stunden pro Kette
Kassette und Kettenblätter waren neu.

Die Kassette und die Kettenblätter haben jetzt 552 Betriebsstunden drauf, bei 16,8 km/h Durchschnitt entspricht das 9283 km auf dem MTB.

Jetzt starte ich die Kettenrotation neu, d.h ich fahre die derzeitigen Ketten zu Ende, dann die Ketten davor usw. Damit müsste ich auf etwa 18000-19000 km für die Kassette kommen. Bin mal gespannt.

Ich komme derzeit auf 9 - 12 Stunden fahren pro Wachschmierung bei meinem Fahrprofil, also habe ich jedes Kettenpaar ca. 18 mal gewechselt, also eine frisch gewachste Kette aufgezogen. Oder ca. alle 168km. Andere schaffen da bis zu 500km. Das entspricht ziemlich genau den Schmierintervallen, die bei der Kettenwixe zu den unterschiedliche Fahrprofilen angegeben werden.
 
Insgesamt 6 Ketten jeweils zu ca 50% Verschleiß gefahren. Details Siehe hier



Ich komme derzeit auf 9 - 12 Stunden fahren pro Wachschmierung bei meinem Fahrprofil, also habe ich jedes Kettenpaar ca. 18 mal gewechselt, also eine frisch gewachste Kette aufgezogen. Oder ca. alle 168km. Andere schaffen da bis zu 500km. Das entspricht ziemlich genau den Schmierintervallen, die bei der Kettenwixe zu den unterschiedliche Fahrprofilen angegeben werden.
Es ist halt bei Wachs extremst abhängig davon wie lange eine Behandlung hält, wie viel mit großer Schräglauf der Kette gefahren wird. Das erklärt sich auch simpel über die Eigenschaften des erkalteten Wachses. Anyways: für mich absehbar nix anderes mehr. Der Mehraufwand ist für mich nicht gegeben - und wer kennt nicht wie geil das Bike läuft wenn man sich mal die Zeit genommen hat den ganzen Schmodder aus dem Antrieb zu putzen. So laufen meine Biles dauerhaft :)
 
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