Für alle, die den trail vom Col de Locia nicht kennen:
Man verlässt die liebliche Hochfläche durch eine kleine Holztür und findet sich unmittelbar auf einem schmalen Steig wieder. Rechts ein Geländer, was den Absturz ins Bodenlose abwenden soll, links die aufragende Felswand. Der Untergrund ist blankes Dolomitgestein mit teils 50 cm hohen Stufen und gelegentlicher Schotterauflage, damit man auch noch so richtig schön ins Rutschen kommt. Der Weg vernichtet in dieser Manier auf dem ersten Kilometer ca. 300 Hm (Anfangs oberes S3 und nach unten dann langsam in Richtung S2).
Für den durchschnittlichen Graveler also eher herausfordernd
Bei uns kam an diesem Samstagmorgen noch hinzu, dass wir just zu der Zeit unterwegs waren, als Heerscharen von Italienern an der Capanna Alpina zu ihrem Ausflug in die Fanes starteten und uns auf dem schmalen Steig entgegenkamen
Was hatten die einen Spaß, als sie uns Bekloppte mit Klickschühchen und 25 kg Trekkingbikes beim Kampf gegen die Schwerkraft beobachteten
In Deutschland hätten uns die ganzen Oberlehrer vermutlich gesteinigt - hier gab es für uns nur aufmunternde Worte und viel Fröhlichkeit
Ich mache generell schon viele Fotos, aber bei dem Abstieg musste ich alle Kraft und Konzentration zusammennehmen. Hier sind wir schon unten am großen Parkplatz bei Armenterola.
Mund abputzen -Durchschnaufen - und weiter geht es in Richtung Pralongia-Hochfläche.
Das riesige Wiesenplateau auf ca. 2.000 m bietet feinstes Panorama in die umliegenden Dolomitenriesen.
Hier der Blick zurück in die Fanes.
Eine schöne Gravelpiste zieht einmal quer über die nur sehr spärlich bewaldete Hochfläche..
Das Wetter ist so la la, die Bewölkung nimmt schon merklich zu...
...und so können wir nicht alle umliegenden Gipfel in voller Pracht bestaunen.
Trotzdem eine sehr schöne, lichte Almlandschaft mit zu allen Seiten gefälligem Panorama
Wir rollen hinab nach Arabba und nehmen dort die Seilbahn zur Porta Vescovo.
Eigentlich war geplant, von da in den Bindelweg einzusteigen, aber der Blick nach Süden ist alles andere als einladend - nahezu keine Sicht. Es beginnt bei böigem Wind leicht zu Regnen und die Temperatur geht rapide Richtung einstellig. Mit uns sind zwei Mountainbiker hochgefahren (so mit richtig breiten
Reifen, Federgabeln und Scheibenbremsen) und die nehmen (wegen dem schlechten Wetter?) den chickenway zum Passo Pordoi (Weg Nr. 680). Wir denken uns,
ein Abenteuer pro Tag reicht ja auch, und so folgen wir den beiden Herren.
Blick auf das Pordoijoch mit dem 680er links an der Bergflanke.
Vom Pordoijoch geht es teils auf Asphalt, teils auf kleinen Ziehwegen nach Canazei. Von dort folgen wir dem Lauf der Fassa auf einem netten Radweg bis nach Moena, wo wir Quartier beziehen.
Fazit zum Tag 6
63 km und 1.900 Hm (davon rd. 900 Hm Seilbahn)
Toller Start und traumhafte Landschaft in der Fanes, kleiner Schock über den Wegverlauf am Col de Locia, schöne Überquerung der Pralongia-Hochebene, semi-spannender Abschnitt mit Seilbahn und chickenway zum Pordoijoch, entspannter Radweg entlang der Fassa zum Ausrollen.
An diesem Abend fallen wir stimmungsmäßig irgendwie in ein Loch. Die Unterkunft ist nicht so toll, das Wetter etwas unbeständig und der viele Trubel des Tages (Seilbahn, Motorräder, Autos, Menschen) schlägt uns auf's Gemüt. Vermutlich waren wir die letzten 5 1/2 Tage in einem emotionalen Ausnahmezustand mit der Fanes und der Hüttenübernachtung als Krönung der bisherigen Tour.
Aber es liegt in der Natur des Ausnahmezustands, dass er nicht von Dauer ist.
Und es kommen ja noch ein par schöne Abschnitte, auf die wir uns freuen