Das Fahrkönnen kann man doch am besten anhand von Rennergebnissen einschätzen.
Ich hatte mich auch immer für recht schnellen Fahrer gehalten bis ich vor 2 Jahren die ersten enduro Rennen (enduro1) gefahren bin.
Da bin ich dann grad so in der Mitte vom Fahrerfeld in der Sportklasse gelandet.
Das bringt einen dann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.
Was ich damit sagen will: Es kann sich nicht jeder gut einschätzen was das Fahrkönnen angeht
.
Wenn du in einem Rennen, wo grundsätzlich eher ambitionierte Leute teilnehmen, im Mittelfeld landest, bist du vermutlich schon schneller als viele die hier schreiben
. Ich finde, das muss man in der Relation zum Rest sehen.
Als Francesco Bagnaia im letzten Q1 Training der MotoGP ausserhalb der ersten 12 gelandet ist, habe ich auch zuerst grosse Augen gemacht. Der amtierende 2-fache Weltmeister nicht vorne dabei? Aber eben, ein schlechter Tag, schlechte
Reifen, Fahrfehler und er wird "nur" 15ter im Feld der absoluten Weltspitze. Das wird am Stammtisch gerne vergessen.
Wie viele Fahrwerksdiskussionen subjektiv sind, habe ich vor 2 Jahren am eigenen Leib in Serfaus erfahren. Auch als alter Knochen nehme ich gerne an Fahrtrainings teil, weil ich als bekennende Pfeife gerne dazu lerne. Der mir (Gott sei Dank zuerst fälschlich) zugeteilte Coach, gefühlt in der ca. 70kg Klasse, hat als erstes im Stand auf meinem Bike rumgedrückt und bemerkt, dass die Karre viel zu straff abgestimmt ist und er nie so fahren könnte(!). Im Bewusstsein, dass er Kreise um mich fahren könnte, hat mich seine Aussage schon zum Nachdenken gebracht. Dass ich um die 100kg bin, hat er zweifellos gesehen und das ich eher ein straffes Fahrwerk fahre, weiss ich auch. Noch keinen Meter gefahren, war ich doch recht verunsichert. Kann er das wirklich schon so im Stand beurteilen? Geht das überhaupt? Immer wieder mal was getüftelt, mich zunehmend wohler fühlen und jetzt soll alles Käse sein? Gut, unabhängig von seiner Aussage, er war ein komischer Kauz und ich war froh, als mein richtiger Guide eintraf und wir ein paar entspannte Stunden verbrachten.
Natürlich liess mich das mit dem straffen Fahrwerk keine Ruhe und ich experimentier am nächsten Tag rum.
Fazit: am Schluss bin ich bei meiner Einstellung gelandet; ich muss mich wohl fühlen und niemand anders.
Mir kommt da auch die Aussage in einem Bericht von Gee Atherton in den Sinn, als er mal mit seinem Team am Fahrwerk getüftelt hat. Bei einer Einstellung, wo er sich fast nicht auf dem Bike halten konnte, sagte sein
Mechaniker, dass er jetzt aber 2s schneller sei. "Ok, we leave it this way" war die Antwort von Gee. Nur er will gewinnen, ich muss nicht - das ist sicher auch ein wichtiger Faktor. Gleichwohl lese ich gerne solche Berichte wie dem vorliegenen. Man kann immer etwas mitnehmen. Und ja, auch für einen durchschnittlicher Fahrer kann Tuning was bringen. Ich habe das an meiner Supermoto gemerkt. Vorher/Nachher waren Welten dazwischen.
Viele Wege führen nach Rom...