- Registriert
- 12. Juli 2008
- Reaktionspunkte
- 30.166
Auch ich war im Pfi-La ("Pfingstlager" für alle Nichtmitglieder von Jugendverbänden). Pfingstlager haben verschiedene Traditionen, z.B. die Sache mit dem Wetter.
Nach längerer Unsicherheit, welche Pässe offen sind und welche wegen Lawinenniedergängen wieder zu, und wann der Föhn wohl wo am besten bläst, starten wir die Tour in Landquart und folgen zunächst der sehr vollen Landquart bergwärts. Es ist heiss und in den Bergen liegt viel Schnee, das gibt volle Bäche.
Nach Klosters will ich der Strasse ausweichen, weil Strasse stinkt und gefährlich ist. Weil wir beim Schild "Weg gesperrt" schon einiges an Höhe gewonnen haben, haben wir keine Lust umzukehren, also müssen wir improvisieren.
Weil wir dem Mountainbike-Wegweiser folgen und die im Bündnerland z.T. tatsächlich auf Mountainbike-Wege weisen, müssen wir stossen, also schieben.
Wir bleiben trotzdem auf dem Bikeweg, weil eben Strasse und so. Besser ist es.
Auf 1700m bleibt uns dann doch nur noch die Flüela-Strasse, weil der Bikeweg auf der anderen Talseite zum einen laut meiner Erinnerung nicht sehr geeignet gewesen wäre für unsere Velöli, zum anderen schlicht noch unter Schnee begraben ist. Also leiden wir uns auf der Strasse den Flüela hoch.
Leiden ist durchaus wörtlich zu verstehen. Ein Grund ist der Verkehr. Zwar ist nicht viel davon vorhanden, aber wenn man von einem SUV mit Biketräger, der bei Gegenverkehr überholt, fast von der Strasse gefegt wird, obwohl 10 Sekunden später die Strasse frei gewesen wäre, dann ist das Leiden. Ich verstehe sowieso nicht, wie man als Hobby Radfahren und dann als Automobilist Radfahrern gegenüber rücksichtslos sein kann... Aber ich verstehe noch vieles nicht auf dieser Welt, zum Beispiel auch nicht so ganz genau, warum der Föhn auf den Bergen scheisskalt ist, im Tal dann aber warm. Hier ist er ersteres.
Zudem merken wir langsam, dass wir fast 2000 Höhenmeter am Stück gemacht haben. Der Pass wird zum Schluss ganz schön zä(c)h.
Die Abfahrt geht dann rassig vonstatten und kurz bevor wir bei Susch ins Engadin einbiegen, erhaschen wir die vorläufig letzten Sonnenstrahlen. Das ist auch so eine Sache mit dem Föhn: Auf der einen Seite der Berge staut er die Wolken.
In Zernez lassen wir uns vor dem Coop nieder und füllen erst mal unsere Speicher. Irgendwie können wir uns nicht so richtig vorstellen, dass es noch weiter gehen soll. Aber es ist erst 17 Uhr und wir haben erst 77km in den Beinen und kühl ist es dazu auch noch und noch lange hell, also fahren wir nach der Stärkung weiter und die Stärkung wirkt Wunder. Das Engadin bietet meiner Meinung nach mit die schönsten Schotterstrecken der Schweiz.
Wie man sieht, kommt die Sonne nochmals raus und der Gegenwind ist auch nicht so schlimm, wie befürchtet.
Mit rücksichtslosen Autofahrern müssen wir uns hier auch nicht rumschlagen (und sie sich nicht mit uns).
Die einzigen anderen Verkehrsteilnehmer bleiben brav in ihren Geleisen.
Mit der Zeit wird es dann doch später und wir beginnen mit der Evaluation, wo wir schlafen könnten. Eigentlich hätten wir die Hängematten dabei, doch das Wetter ist etwas unsicher. Also studieren wir die Karte und suchen etwas rum.
Oben ist meistens besser und so finden wir einen hübschen Ort. Den Hängematten trauen wir diese Nacht nicht und überhaupt müssen wir mal testen, ob wir zu zweit in meinem 600g-Minizelt Platz haben. Wir haben. Zudem köcherlen wir mit unserem Hobo-Kocher und sind sowieso sehr zufrieden mit dem ersten Tag der Tour. Einziger Wermutstropfen sind die Kilometer, da fehlen ein paar gegenüber der Marschtabelle.
Ja, das ist bereits am nächsten Morgen. Es ist vier Grad kühl, aber bestes Wetter und wir wagen uns wieder auf einen Bikeweg. Durchschlag.
Anschliessend biken wir weiter.
Und schauen alternative Übernachtungsmöglichkeiten zumindest von aussen an. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat uns hier aber nicht gepasst.
Das Oberengadin ist bekannt für seine Seen und den Maloja-Wind. Der bläst schon, natürlich von vorne, denn der Maloja ist ja weiter vorne.
Vom Maloja sieht man ins Bergell runter. Diese Geschichte ist schnell erzählt: Wir fahren runter und halten erst in Italien wieder, weil ich schon wieder einen Platten habe. Dieses Mal stanzt mir eine defekte Wasserrinne ein Loch in den Schlauch.
Wir kommen nach Chiavenna und machen da Mittagspause.
Viel Sightseeing ist nicht. Kurz durch die Stadt fahren muss reichen.
Auf meist guten Radwegen fernab von schwierigen Autofahrern fahren wir gegen den Wind an den Comersee. Es gilt einige Kilometer zu schnetzeln, also verlegen wir uns aufs Windschättelen. Am Comersee dürfen wir auf der Uferpromenade fahren - natürlich in Schrittgeschwindigkeit und immer mit viel Rücksicht mit den Fussgängern.
In Gravedona sind wir an einem ähnlichen Punkt wie in Zernez einen Tag zuvor: Kaum mehr fähig, aufrecht zu stehen. Keine Ahnung wieso, bis zu dem Punkt ist es ja eigentlich nur 90km abwärts gegangen. Nun stehen aber noch 1800 Höhenmeter aufwärts auf dem Programm, es ist ja erst 16:30 Uhr. Also verpflegen wir uns wieder in einem Supermarkt und beginnen den Aufstieg. Der ist dann lang. Lang und waldig. Erst weit oben wird es spannender. Zuerst ist der Asphalt fertig, dann der Wald.
Das macht optisch schon eher was her.
Noch weiter oben wird es dann auch noch steil.
Aber irgendwie cool.
Die letzten Meter auf den Passo San Jorio müssen wir schieben, doch dann sind wir oben und wieder in der Schweiz.
Die Sache ist aber noch nicht gegessen, es folgen noch drei Kilometer Wanderweg.
Als wir wieder auf eine Piste kommen, geht die Sonne gerade unter. Wir lassen uns auf der erstbesten ebenen Fläche nieder und schlafen mangels Bäumen wieder im Zelt.
Am anderen Morgen steht eine kurze Schotterabfahrt mit zu grobem Schotter für unsere Rädli an.
Anschliessend eine lange Abfahrt auf Teer runter nach Bellinzona. Leider beginnt es zu regnen, es hört aber wieder auf. Wir beschliessen, über den Lukmanier zurück auf die Alpennordseite zu flüchten. Bis Biasca fahren wir auf Velowegen, dann auf Strassen mit wenig Verkehr. Der Pass ist eine mühsame Geschichte; er zieht sich, ist zu wenig steil, es regnet immer wieder, alles ist wolkenverhangen. Ist halt so. Hinten runter ist es auch nicht sehr spannend, die Betonplatten rütteln uns ganz schön durch.
Ab Disentis fahren wir wieder auf tollen Schotterradwegen nach Ilanz, immer mit dem Regen im Rücken. Das ist nicht sehr entspannt und Fotos gibt's auch keine. In Ilanz überlegen wir, was wir tun könnten. Wir entscheiden uns für einen Camping etwas weiter. Kaum angekommen öffnet der Himmel seine Schleusen, die ganze Nacht blitzt und donnert es. Mein Zeltlümpli gibt sich alle Mühe, der Sintflut zu widerstehen und wir bleiben erstaunlich trocken für das, was alles vom Himmel kommt.
Am anderen Morgen wird das Wetter nur zögerlich besser.
Wir fahren durch die Rheinschlucht
und fragen uns, wann diese Steine alle runtergekommen sein mögen. Sind die noch vom Winter oder von heute Nacht?
Das Wetter will einfach nicht besser werden.
Trotzdem hängen wir noch eine Schlaufe über Thusis an.
Nach Thusis wollen wir über den alten Saumweg durch die Schinschlucht. Die Sache beginnt gemütlich.
Wird dann aber steiler.
und schliesslich zu steil. Aber, wie gesagt, Strassen stinken.
Ein dunkles Loch wartet auch noch auf uns.
Als ich das letzte Mal hier vor etwa 20 Jahren durch bin, gab es hier drin noch keine Beleuchtung und wir hatten keine Smartphones, die uns den Weg leuchten konnten, also mussten wir tasten. Heute ist es easy.
Nach dem Loch bleibt es steil.
Doch wir kommen bald wieder in die Zivilisation.
Als letztes Bild hab ich eines für @Fibbs79
Wir fahren noch über die Lenzerheide runter nach Chur und dann bis Sargans, wo es uns nochmals so richtig verschifft.
Wenn ich die Fotos jetzt so anschaue, ist es erstaunlich, auf wie vielen Hochspannungsleitungen zu sehen sind.
Nach längerer Unsicherheit, welche Pässe offen sind und welche wegen Lawinenniedergängen wieder zu, und wann der Föhn wohl wo am besten bläst, starten wir die Tour in Landquart und folgen zunächst der sehr vollen Landquart bergwärts. Es ist heiss und in den Bergen liegt viel Schnee, das gibt volle Bäche.
Nach Klosters will ich der Strasse ausweichen, weil Strasse stinkt und gefährlich ist. Weil wir beim Schild "Weg gesperrt" schon einiges an Höhe gewonnen haben, haben wir keine Lust umzukehren, also müssen wir improvisieren.
Weil wir dem Mountainbike-Wegweiser folgen und die im Bündnerland z.T. tatsächlich auf Mountainbike-Wege weisen, müssen wir stossen, also schieben.
Wir bleiben trotzdem auf dem Bikeweg, weil eben Strasse und so. Besser ist es.
Auf 1700m bleibt uns dann doch nur noch die Flüela-Strasse, weil der Bikeweg auf der anderen Talseite zum einen laut meiner Erinnerung nicht sehr geeignet gewesen wäre für unsere Velöli, zum anderen schlicht noch unter Schnee begraben ist. Also leiden wir uns auf der Strasse den Flüela hoch.
Leiden ist durchaus wörtlich zu verstehen. Ein Grund ist der Verkehr. Zwar ist nicht viel davon vorhanden, aber wenn man von einem SUV mit Biketräger, der bei Gegenverkehr überholt, fast von der Strasse gefegt wird, obwohl 10 Sekunden später die Strasse frei gewesen wäre, dann ist das Leiden. Ich verstehe sowieso nicht, wie man als Hobby Radfahren und dann als Automobilist Radfahrern gegenüber rücksichtslos sein kann... Aber ich verstehe noch vieles nicht auf dieser Welt, zum Beispiel auch nicht so ganz genau, warum der Föhn auf den Bergen scheisskalt ist, im Tal dann aber warm. Hier ist er ersteres.
Zudem merken wir langsam, dass wir fast 2000 Höhenmeter am Stück gemacht haben. Der Pass wird zum Schluss ganz schön zä(c)h.
Die Abfahrt geht dann rassig vonstatten und kurz bevor wir bei Susch ins Engadin einbiegen, erhaschen wir die vorläufig letzten Sonnenstrahlen. Das ist auch so eine Sache mit dem Föhn: Auf der einen Seite der Berge staut er die Wolken.
In Zernez lassen wir uns vor dem Coop nieder und füllen erst mal unsere Speicher. Irgendwie können wir uns nicht so richtig vorstellen, dass es noch weiter gehen soll. Aber es ist erst 17 Uhr und wir haben erst 77km in den Beinen und kühl ist es dazu auch noch und noch lange hell, also fahren wir nach der Stärkung weiter und die Stärkung wirkt Wunder. Das Engadin bietet meiner Meinung nach mit die schönsten Schotterstrecken der Schweiz.
Wie man sieht, kommt die Sonne nochmals raus und der Gegenwind ist auch nicht so schlimm, wie befürchtet.
Mit rücksichtslosen Autofahrern müssen wir uns hier auch nicht rumschlagen (und sie sich nicht mit uns).
Die einzigen anderen Verkehrsteilnehmer bleiben brav in ihren Geleisen.
Mit der Zeit wird es dann doch später und wir beginnen mit der Evaluation, wo wir schlafen könnten. Eigentlich hätten wir die Hängematten dabei, doch das Wetter ist etwas unsicher. Also studieren wir die Karte und suchen etwas rum.
Oben ist meistens besser und so finden wir einen hübschen Ort. Den Hängematten trauen wir diese Nacht nicht und überhaupt müssen wir mal testen, ob wir zu zweit in meinem 600g-Minizelt Platz haben. Wir haben. Zudem köcherlen wir mit unserem Hobo-Kocher und sind sowieso sehr zufrieden mit dem ersten Tag der Tour. Einziger Wermutstropfen sind die Kilometer, da fehlen ein paar gegenüber der Marschtabelle.
Ja, das ist bereits am nächsten Morgen. Es ist vier Grad kühl, aber bestes Wetter und wir wagen uns wieder auf einen Bikeweg. Durchschlag.
Anschliessend biken wir weiter.
Und schauen alternative Übernachtungsmöglichkeiten zumindest von aussen an. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat uns hier aber nicht gepasst.
Das Oberengadin ist bekannt für seine Seen und den Maloja-Wind. Der bläst schon, natürlich von vorne, denn der Maloja ist ja weiter vorne.
Vom Maloja sieht man ins Bergell runter. Diese Geschichte ist schnell erzählt: Wir fahren runter und halten erst in Italien wieder, weil ich schon wieder einen Platten habe. Dieses Mal stanzt mir eine defekte Wasserrinne ein Loch in den Schlauch.
Wir kommen nach Chiavenna und machen da Mittagspause.
Viel Sightseeing ist nicht. Kurz durch die Stadt fahren muss reichen.
Auf meist guten Radwegen fernab von schwierigen Autofahrern fahren wir gegen den Wind an den Comersee. Es gilt einige Kilometer zu schnetzeln, also verlegen wir uns aufs Windschättelen. Am Comersee dürfen wir auf der Uferpromenade fahren - natürlich in Schrittgeschwindigkeit und immer mit viel Rücksicht mit den Fussgängern.
In Gravedona sind wir an einem ähnlichen Punkt wie in Zernez einen Tag zuvor: Kaum mehr fähig, aufrecht zu stehen. Keine Ahnung wieso, bis zu dem Punkt ist es ja eigentlich nur 90km abwärts gegangen. Nun stehen aber noch 1800 Höhenmeter aufwärts auf dem Programm, es ist ja erst 16:30 Uhr. Also verpflegen wir uns wieder in einem Supermarkt und beginnen den Aufstieg. Der ist dann lang. Lang und waldig. Erst weit oben wird es spannender. Zuerst ist der Asphalt fertig, dann der Wald.
Das macht optisch schon eher was her.
Noch weiter oben wird es dann auch noch steil.
Aber irgendwie cool.
Die letzten Meter auf den Passo San Jorio müssen wir schieben, doch dann sind wir oben und wieder in der Schweiz.
Die Sache ist aber noch nicht gegessen, es folgen noch drei Kilometer Wanderweg.
Als wir wieder auf eine Piste kommen, geht die Sonne gerade unter. Wir lassen uns auf der erstbesten ebenen Fläche nieder und schlafen mangels Bäumen wieder im Zelt.
Am anderen Morgen steht eine kurze Schotterabfahrt mit zu grobem Schotter für unsere Rädli an.
Anschliessend eine lange Abfahrt auf Teer runter nach Bellinzona. Leider beginnt es zu regnen, es hört aber wieder auf. Wir beschliessen, über den Lukmanier zurück auf die Alpennordseite zu flüchten. Bis Biasca fahren wir auf Velowegen, dann auf Strassen mit wenig Verkehr. Der Pass ist eine mühsame Geschichte; er zieht sich, ist zu wenig steil, es regnet immer wieder, alles ist wolkenverhangen. Ist halt so. Hinten runter ist es auch nicht sehr spannend, die Betonplatten rütteln uns ganz schön durch.
Ab Disentis fahren wir wieder auf tollen Schotterradwegen nach Ilanz, immer mit dem Regen im Rücken. Das ist nicht sehr entspannt und Fotos gibt's auch keine. In Ilanz überlegen wir, was wir tun könnten. Wir entscheiden uns für einen Camping etwas weiter. Kaum angekommen öffnet der Himmel seine Schleusen, die ganze Nacht blitzt und donnert es. Mein Zeltlümpli gibt sich alle Mühe, der Sintflut zu widerstehen und wir bleiben erstaunlich trocken für das, was alles vom Himmel kommt.
Am anderen Morgen wird das Wetter nur zögerlich besser.
Wir fahren durch die Rheinschlucht
und fragen uns, wann diese Steine alle runtergekommen sein mögen. Sind die noch vom Winter oder von heute Nacht?
Das Wetter will einfach nicht besser werden.
Trotzdem hängen wir noch eine Schlaufe über Thusis an.
Nach Thusis wollen wir über den alten Saumweg durch die Schinschlucht. Die Sache beginnt gemütlich.
Wird dann aber steiler.
und schliesslich zu steil. Aber, wie gesagt, Strassen stinken.
Ein dunkles Loch wartet auch noch auf uns.
Als ich das letzte Mal hier vor etwa 20 Jahren durch bin, gab es hier drin noch keine Beleuchtung und wir hatten keine Smartphones, die uns den Weg leuchten konnten, also mussten wir tasten. Heute ist es easy.
Nach dem Loch bleibt es steil.
Doch wir kommen bald wieder in die Zivilisation.
Als letztes Bild hab ich eines für @Fibbs79
Wir fahren noch über die Lenzerheide runter nach Chur und dann bis Sargans, wo es uns nochmals so richtig verschifft.
Wenn ich die Fotos jetzt so anschaue, ist es erstaunlich, auf wie vielen Hochspannungsleitungen zu sehen sind.
Zuletzt bearbeitet: