Kein Kommentar? Dann folgt die zweite Ladung.
Das Wetter hat sich ja in der Zwischenzeit gut auf Frühling eingependelt. So können wir schon am Morgen im T-Shirt losfahren. Ich hab mal wieder eine Abkürzung gefunden. Wir sind schon ganz nervös, denn nun sind wir ja endlich im Bayerischen Wald und irgendwie stellen wir uns den toll vor. Am liebsten würden wir direkt Bären und Wölfen, Auerochsen und Elchen über den Weg fahren. Diese Vorstellungen evoziert Bayerischer Wald in unseren schweizerischen Köpfen. Gefühlt sind wir schon fast in Russland. Das einzige, was noch fehlt, sind die Berge.
Je weiter wir in den Lamer Winkel reinfahren, desto hügeliger wird es, ja man kann schon fast von Bergen sprechen
Und, wo Berge sich erheben, muss man auch mit Begleiterscheinung rechnen. Hier auf ca. 900m.
Ein bisschen Schlepperei später erreiche ich den Kleinen Arbersee. Ja, etwa so habe ich mir das vorgestellt
Vielleicht zwei drei Worte zum Setup: Ich habe es versucht, aber ich habe das ganze Zeug nicht befriedigend in Bikepackingtaschen an meinem Rad untergebracht. Wir sehen hier: 8l am Lenker, 2x20l am Gepäckträger und ca. 12l obendrauf, also total ca. 60l. Meine Trompete hat 16l, in die Lenkerrolle bringe ich zwischen dem Lenker vielleicht ca. 14l und wenn ich die Flaschen an die Gabel auslagere Hat es im Rahmen nochmals Platz für ca. 6l, also total ca. 36l. Das würde für mich alleine mit einem kleinen Zelt reichen, wir hatten nun aber ein grosses Zelt dabei, und ich diente noch ein bisschen als Lastesel. Das Fahrverhalten leidet natürlich bei einer solchen Beladung und v.a. die Lenkertasche hat 0 Style, aber praktisch ist so ein Köfferchen schon. Ein Rucksack kommt für mich bei einer solchen Tour nicht in Frage.
Aber gut.
Vom Pass präsentiert sich der Grosse Arber durchaus imposant. Er tut mir zwar etwas leid, denn viel mehr kann man den Hügel nicht mit Skiliften, Seilbahnen und Pisten vollpflastern, aber immerhin hat es eine Strasse bis rauf und die ist - so schätze ich es zumindest nach Webcamstudium ein - geräumt
Berge sind zum Rauffahren da, also los! Dass ich den ganzen Kram auch hätte unten lassen können, kommt mir erst spät in den Sinn
und dann denk ich mir, sicher ist sicher, wer weiss, was ich da oben noch alles benötige. Und weit ist es ja nicht
Bis ganz rauf ist die Strasse dann doch nicht geräumt, also lass ich das Rad stehen und steige die letzten 60 Höhenmeter noch zu Fuss auf. Oben merke ich, dass man eigentlich über den Arber hätte drüber fahren können. Das wär natürlich cooler gewesen, als auf der selben Seite hoch und wieder runter, aber was soll's.
Auf der Piste steigen noch die vermeintlich letzten Tourengänger auf, einer in kurzen Hosen. Da konnte man ja noch nicht wissen, dass es zwei Wochen später nochmals hochwinterliche Bedingungen geben wird.
Bei mir sah das dann so aus, aber ich schweife ab.
Wir fahren runter nach Bayerisch Eisenach und ich bin sehr zufrieden mit dem Tag. So eine tüchtige Erhebung mit ein paar Schwierigkeiten wie Schnee und steilem Schotter und schönen Ausblicken gibt halt schon was her. Nur stellt sich nun die Frage: Wie weiter. So ein richtiger Bayerischer Wald-X funktioniert nicht, wenn an Schattenhängen der Schnee schon auf 900m beginnt. Ich informiere mich in der Touri-Info und werde auf den Genussradweg Bayerischer Wald-Böhmer Wald geschickt.
Wir überlegen noch, ob wir die tschechische oder die deutsche Seite wählen sollen, bleiben dann aber auf der deutschen, pardon bayerischen.
Der Genussradweg ist dann ein ziemlicher Quatsch. In stetem Auf und Ab folgt der meist im Wald der Grenze des Nationalparks. Man sieht nichts und die Höhenmeter sind auch für nichts. Bis hierher konnten wir uns meist in Landgaststätten verpflegen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und die Schnitzel selbst geklopft und die Knödel selbst geknetet werden. Hier tummelt sich das Volk und sowohl Schnitzel als auch Knödel kommen aus dem Tiefkühler. Mehr als einen Tag halten wir das nicht aus und besonders weit kommen wir an dem Tag auch nicht.
Also biegen wir nach Süden in Richtung Donau ab.
Wir kämpfen uns durch elend hügeliges Land; froh ist, wer da eine ehemalige Bahnlinie findet. Und etwas zu essen! Der einzige Laden weit und breit ist eine Tankstelle und da gibt's nur Chips.
Aber irgendwann ist die Donau erreicht und wir haben noch etwas Zeit, also fahren wir mal nach Straubing. Eine gute Entscheidung! Das Essen passt wieder und wir kriegen unser Osterlamm, von dem wir schon die ganze Woche sprechen. Die beiden E-Biker vorne im Bild schiessen aber vorher noch den Vogel ab. Sie gurken so dahin und wir fahren von hinten auf sie auf, klingeln. Und was tun sie? Sie klicken an ihrem Display rum und stellen wohl die Unterstützungsstufe rauf. Dumm nur, dass Biobiker im Flachen gern über 25km/h fahren. Beim ersten Parkplatz fahren sie rechts ran und wir denken, ihr Ausflug sei beendet. Als wir dann aber einige Kilometer weiter bei Kaffee und Kuchen Pause machen, wer steuert auch ins Café? Scheinbar haben die beiden sich auf dem Parkplatz nur vor uns versteckt, damit sie sich nicht überholen lassen mussten. Sie kann dann nicht mal Torte essen, weil sie "ja mit dem E-Bike" unterwegs war, also nur Kaffee mit wenig Milch. Ich Radler mit Streuselkuchen, man gönnt sich ja sonst nicht. Ah, doch, das Lamm am Abend. Aber geschlafen wird im Zelt.
Einen Tag haben wir noch, also rollen wir noch bis Regensburg. Die Radstrecke an der Donau ist jetzt nicht so der Burner, aber Regensburg hat uns gefallen. Und die ganze Tour auch. Und eine gute Beiz zum Abschluss weit weg von Tiefkühlkost finden wir auch noch
Die ganze Route gibt es
hier.