Mein persönlicher Tesla-Test !!!
Am vergangenen Samstag hatte ich im Rahmen des
BIONICON Demo Day bei Campana Radsport in Burscheid erstmals die Gelegenheit das neue Tesla live zu sehen und ausgiebige Testfahrten damit zu machen. Die dabei gewonnenen Eindrücke und Bilder möchte ich nicht länger nur für mich behalten, sondern hier mit alle Interessierten teilen...
Jörn und Renä von BIONICON waren so freundlich, mir ein Tesla-Testbike in M und als Vergleichsreferenzen das Edison Ltd., eine Golden Willow und ein Supershuttle FR für meine Fahrten zur Verfügung zu stellen. Ich war insgesamt über 5 Std. mit dem Tesla und diesen Vergleichs-Rädern unterwegs und konnte mir insofern schon ein ganz gutes Bild machen.
Erster Eindruck / Look & Feel
Der Rahmen des Tesla ist blitzsauber verarbeitet und macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck: Deutsche Qualität zum anfassen! - BIONICON steht in dieser Hinsicht für mein Empfinden inzwischen längst auf einem Level mit den ganz bekannten Top-Marken.
Was die Lackierung anbelangt, ist mein Urteil allerdings zweischneidig: Zwar ist das Lack-Finish wirklich perfekt und auch die gewählten Farbtöne passen in sich zueinander, jedoch wirkt das ganze sehr verspielt und bisweilen fast schon etwas kitschig...
Vögel und grüne Tannenbäume am Steuer-, Unter- und Sattelrohr erinnern mich eher an ein Malprojekt in der Grundschule als daran, dass hier ein hoch innovatives Bike der 3500,- EUR-Klasse vor mir steht!
Die Kombination aus weiÃem Hauptrahmen, giftgrünen Tesla-Applikationen und dunkelgrünen Motiven bzw. der komplett in dunkelgrün lackierten Kettenstrebe lässt bei mir unweigerlich Erinnerungen an das 2003er Modell vom Edison und den ersten Katalog in 2004 aufkommen...
Natürlich sind Farben absolute Geschmacksache und jeder soll selber entscheiden, ob ihm das hier gezeigte Konzept zusagt. Meine Meinung: BIONICON hat mit anderen Modellen in seiner Modellpalette eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das knackige und frische optische (Farb-)Kombinationen möglich sind, die auch dem Anspruch der Marke und seiner Produkte gerecht werden. Das Tesla ist zweifelsohne mutig designt aber hätte eine schlichtere sprich höherwertige Farbgebung verdient. Es bleibt zu hoffen, dass hier im Rahmen der Modellpflege noch etwas nachgelegt wird...
Auffällige Details
Mir sind sofort die neuen Nadellager im Bereich der Viergelenkerkonstruktion etc. aufgefallen, die ja u.a. für ein sensibleres Ansprechverhalten sorgen sollen (dazu mehr im Fahrtest). Das Steuerrohr ist âdurchsichtigâ geworden und auch im Bereich der Brücke(n) wurden im Vergleich zu den bekannten Modellen die bisherigen Bauelemente mindestens mit dem Ziel der Gewichtsreduktion optimiert (siehe Fotos). Die im linken Tauchrohr verbaute Zugstufe ist beim Tesla übrigens serienmäÃig verbaut. Wenn man vom erweiterten Federweg (+10 mm auf 160 mm) absieht, sind mir ansonsten keine neuen Details an der bekannten DoubleAgent-Gabel aufgefallen. Eine Steckachse gibt es leider (noch) nicht, aber kommt - wie ich inzwischen aus gut unterrichteten Kreisen erfahren durfte - möglicherweise nach der kommenden EuroBike...
Im Bereich des Hinterbaus war ich sehr gespannt, ob die beim Tesla ja serienmäÃig verbauten 2,4er
Schwalbe Nobby Nic`s jetzt mehr Platz zum Arbeiten haben, als das z.B. beim Golden Willow der Fall ist. Nominell sieht es so aus, als ob der Platz zwischen den einzelnen Elementen des Hinterbaus zwar ausreicht, jedoch hätte ich mir noch etwas mehr Spielraum zwischen Reifestollen und Rahmen zu allen Seiten hin gewünscht. Der 2010er
Schwalbe Nobby Nic baut bekanntlich etwas schmaler, als z.B. noch das 2009er Modell. Wer einen Big Betty oder gar Fat Albert für eine Alpenquerung aufziehen möchte, der wird vermutlich feststellen, dass es verdammt eng wird...
Daher mein Appell an BIONICON: Ein als âAll-Mountain-Enduroâ angepriesenes Bike sollte ohne Einschränkungen auch dem Trend zu breiten fetten
Reifen genügen können - Hier bitte auch im Rahmen der Modellpflege noch etwas mehr Spielraum schaffen...!
Die allseits bekannten Ausfallenden für die Aufnahme von QR-Schnellspannerachse(n) sind glücklicherweise der neuen X12-Steckachse von
SYNTACE gewichen. Die Entscheidung für das technisch und lizenzpolitisch sehr überzeugende X12-Konzept zeigt in meinen Augen einmal mehr, dass bei BIONICON fähige und innovative Entwicklung am Puls der Zeit stattfindet. Kompliment!
Fahreindrücke
Jetzt kommen wir endlich zum Wesentlichen
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, denn natürlich geht es hier um ein Fahrrad, welches unbedingt gefahren werden möchte und gefahren werden sollte!!! Bereits nach wenigen Metern fühlte ich mich auf dem Tesla wohl... richtig wohl und fast schon wohnlich, denn alles passt einfach: Man hat einfach das Gefühl richtig âdrinâ im Rad zu sitzen und nicht bloà einfach irgendwie âdaraufâ... Dank des sehr variablen Vorbaus lassen sich Feinabstimmungen im Bereich der Lenkung bequem vornehmen.
Bei meiner ersten Testrunde ging es mir darum herauszufinden wie sich der Hinterbau bei entschlossenem âVorwärtsfahrenâ verhält: Dabei zeigte sich, dass die Wippneigung des Hinterbaus schon in der Downhill-Position geringer ist als bei jedem anderen Bike der BIONICON-Modellpalette, das ich bisher gefahren bin. Am ersten steilen Berg habe ich dann das UP`N`DOWN-Feature genutzt und die Geomietrie mit Hilfe meines Körpergewichts während der Fahrt durch Druck auf den Knopf am Lenker in die Uphill-Position verstellt. Das Ergebnis war für mein Empfinden sensationell: Vortriebseinflüsse blieben komplett aus, der ganze Hinterbau verhielt sich so ruhig wie bei einem Hartail oder wenn man einen Lock-Out zuschaltet... unglaublich! Damit hat man wirklich die Chance, seine ganze Bein-Power nicht nur in die Pedalen, sondern auch auf den Boden zu bringen O H N E unnötige Kraftverluste!
Wie ist das möglich? - Nun ich habe es mir mal angeschaut und mir ist aufgefallen, dass in dieser Position der Dämpfer und das obere Element der Schwinge quasi in einer direkten Linie zueinander stehe. Dadurch kommt es zu einer Versteifung in diesem Bereich, die Wippbewegungen wirkungsvoll eliminiert und zwar derart überzeugend, wie ich es bisher vergleichbar nur beim âBrainâ-System von Specialized gespürt habe. BIONICON schafft dies allerdings hier ohne Einsatz zusätzlicher Komponenten, die ja - wie im Fall des erwähnten Systems von Specialized - zusätzliches Gewicht bedeuten und regelmäÃig aufwändig gewartet werden müssen.
Selbst im Wiegetritt oder wenn man extrem beschleunigt, spürt man gar nicht mehr, dass es am Hinterrad Federung gibt! So habe ich mir das schon immer gewünscht...
Gut zu wissen ist allerdings, dass trotz Hardtail-Feeling offensichtlich aber jederzeit noch genug Federweg zur Verfügung steht, um auch bei unvorhergesehenen Veränderungen des Untergrundes nicht aufgeschmissen zu sein: Ich habe das mehrfach provoziert, indem ich über grobe Wurzeln, Treppenstufen und Bordsteinkanten gefahren bin... der Hinterbau schluckte trotz Versteifung noch spürbar die Schläge von unten.
Die Verstellung der Geometrie fühlte sich für mich subjektiv jedoch etwas kraftaufwändiger an, als ich es von Edison oder auch vom Golden Willow her gewohnt bin: Es war eine deutliche Schwerpunktverlagerung meines âAllerwertestenâ hinter den
Sattel und ein gleichzeitiges Ziehen am Lenker erforderlich, um das Rad zurück in die Downhill-Position zu bewegen. Ob dies nur ein âBugâ meines Testrads war oder wohlmöglich doch mit der neuen Gesamtkonstruktion zusammenhängt, konnte ich bisher noch nicht klären.
Beim Bergabfahren dann offenbarte mir das Tesla jedoch, dass es nicht nur zum Klettern allein taugt, sondern besonders auch bei schneller Fahrt so richtig zur Höchstform aufläuft: An diversen Stellen im Wald, wo ich mit anderen Fahrrädern in der Vergangenheit schon lieber mal die
Bremsen ordentlich betätigt habe, vermittelte mir das Tesla so viel Souveränität und Spurtreue, dass es eine wahre Freude war, einfach das Tempo aufrecht zu erhalten. Dabei musste ich wirklich aufpassen, nicht übermütig zu werden! - Die Laufruhe des Teslas auch bei flottem Tempo und in Kurven hat mich wirklich beeindruckt. Hierbei zahlte sich bestimmt auch der relativ lange Radstand (bei M = 1150 mm) aus.
Die von mir gefahrenen Trail-Passagen machten mit dem Tesla einfach unglaublich viel SpaÃ, weil neben den bereits erwähnten souveränen Fahreigenschaften stets ein ehrliches Feedback über die Beschaffenheit des Geländes zu mir vordrang. Dafür mache ich auch die (steifere) X12-Steckachse am Hinterrad mit verantwortlich, welche das âFlexenâ spürbar minimiert und mir einen direkteren Fahreindruck vermittelte.
Ich konnte das Tesla stets spielerisch und sicher auch auf engen Passagen bewegen, ohne dabei ins Schlingern zu geraten.
Bei schnellerer Schussfahrt (gefühlte ca. 45 km/h) und provozierten Lastwechsel-Reaktion mit Schlangenlinien in allen denkbaren Varianten etc. habe ich versucht, den Grenzbereich des Tesla-Fahrwerks auszuloten. Dieser liegt für mein Empfinden beim Tesla so hoch, dass einem selbst bei zügigem Downhill-Speed noch diverse Fahr- und Ausweichmanöver gelingen, die man zur Schonung seiner Knochen im Regelfall eigentlich besser vermeiden sollte...
Auch beim Edison und dem Golden Willow habe ich stets ein hohes Sicherheitsgefühl feststellen können, aber das Tesla vermittelt mir in diesem Punkt einfach noch deutlich mehr. Wo der Hinterbau beim Golden Willow sich schon ein wenig aufzuschaukeln beginnt, bleibt das Tesla noch relativ ruhig. Wenn es allerdings untenrum holprig wird, spricht der Hinterbau des Tesla feinfühliger an, als ich das vom Edison und dem Golden Willow her kenne.
Apropos ruhig: Die rein äuÃerlichen bzw. technischen Dinge bei der Gabel habe ich weiter oben ja schon angesprochen, jedoch konnte ich beim Fahren den Eindruck gewinnen, dass die DoubleAgent nun etwas sensibler als bei den Modellen Edison und Golden Willow anspricht. Auch die bekannte Neigung zum âNickenâ beim Anbremsen in abschüssigem Terrain scheint reduziert, wenn auch nicht vollkommen passé. Der sehr flache Lenkwinkel von 65 Grad in der Downhill-Position unterstreicht die Charakteristik des Tesla als souveränes Gefährt für anspruchsvolle Touren auch in schwierigem abschüssigem Gelände. Gerade hier konnte mich dann auch wieder der Hinterbau überzeugen, der noch deutlich besser mit groben Schotter und Wurzeln zurecht kam, als dies beim nervöser ansprechenden Golden Willow in einigen Situationen der Fall ist.
Auf Sprünge und anderen Freeride-Action habe ich bewusst verzichtet, weil dies ersten nicht so mein Ding ist und zweitens der Einsatzbereich des Tesla von BIONICON ja ganz klar für Touren, AllMountain & Enduro beschrieben wird.
Fazit
Mein persönliches Fazit fällt angesichts der beschriebenen Fahreindrücke ausgesprochen positiv aus:
Wer ein Bike mit einem weiten Einsatzbereich sucht, das nicht nur über eine bisher von anderen Herstellern unerreichte Geometrieverstellung in optimierter Funktion verfügt, sondern auch mit durchgängig sehr souveränen Fahreigenschaften aufwarten kann, der sollte nicht nur einen Blick auf das Tesla von BIONICON werfen, sondern es einfach selbst fahren! Denn letztendlich können Worte nur unzureichend beschreiben, was man auf dem Tesla spürt: Fahrspaà bei maximaler Kontrolle! - Wen die angesprochenen kleinen Schwächen im Detail nicht stören, der hat mit dem Tesla sicherlich ein sehr wertiges und innovatives Bike für seine Ausflüge ins Gelände.
(+) tadellose Verarbeitungsqualität
(+) hochwertige Ausstattung mit soliden Komponenten
(+) konkurrenzlose innovative Geometrieverstellung
(+) ruhiger, antriebsneutraler Hinterbau mit âHardtail-Feelingâ bergauf
(+) absolut souveräne Fahreigenschaften besonders auch bergabwärts
(+) subjektiv hoher Grenzbereich des Fahrwerks mit erheblichen Sicherheitsreserven
(-) Lackierung / Farbkombination vermittelt keine zur Wertigkeit passende Optik
(-) Einbaubreite für breite / fette
Reifen hinten möglicherweise etwas zu gering
(-) Vordergabel (noch) ohne Steckachse