Obwohl die Gegend, in der ich unterwegs war, zwischen zwei Großstädten liegt, war ich übrigens bisher keiner Handvoll Menschen begegnet. Und mit dem Rad schien alleine ich im Sand unterwegs zu sein.
- Im Sand? - Nicht nur, denn nach dem Obelisken kam der Regen von unten. Zusammen mit den Wegen. Und das bedeutete Schlamm.
Aus Versehen hatte ich wohl Reitwege bei meiner Planung erwischt, und das gleich über mehrere Kilometer. Die Schlammlöcher wurden immer größer und tiefer, und obwohl ich nur bei der Ausfahrt aus einem hängen blieb und selbst nicht viel abbekam - mein Bike wurde regelrecht mit Schlamm getauft.
Immerhin blieb die Landschaft schön.
Dem Schlamm entkommen, wollte ich jetzt nach Berlin. Was nur eine Entfernung von ein paar hundert Metern war, und ich hatte ja alles so schön geplant. Die Strohballen liegen in Berlin und links am Zaun entlang sollte mein Weg - welcher Weg?
Also umdrehen, anderen Weg suchen. Ich fand einen, der zwar in der Karte beeindruckend aussieht, aber lediglich ein Trampelpfad in einer hoch gewachsenen Wiese war. Dennoch kam ich glücklich in der Hauptstadt an und wurde sogleich ermahnt, hier nicht zu schnell unterwegs zu sein. Na, wenn's hier überall so gemütlich zugeht...
Kurz darauf überschritt ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit gleich um das Doppelte.
Stadtfein sah mein Fahrrad nicht mehr aus.
Mit diesen Kampfspuren war mein nächstes Etappenziel klar. - Fort Hahneberg, von dem ich im Internet einige beeindruckende Fotos gesehen hatte. Aber auch hier stieß ich auf verschlossene Türen. Da stand ich davor, vor'm Fort und zu sehen gab's nix.
Bessere Aussichten gab es dann nebenan, auf dem Hahneberg. Das alte Spandau unter den Füßen (=Trümmerberg), konnte ich hier alles sehen. Den Teufelsberg...
den Alex und schöne neue Häuser (Siedlung Obstallee, meine ich)...
und sogar von Potsdam konnte ich - äh - nichts sehen.
Nun fuhr ich mal in Berlin, mal in Brandenburg nach Gatow an den Groß Glienicker See, wo ich etwas sah, was es wohl nur in Berlin geben kann. Enten ohne Köpfe.
Die Heilandskirche hätte ich beinahe übersehen, denn die Sacrower verstecken sie hinter allerlei Büschen und Bäumen.
Da muß man erst dahinterkommen, um die Kirche zu sehen.
Doch halt! Was ragt dort links ins Bild? Ein Fahrrad? - Ist es durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht ausdrücklich verboten, hier (und anderswo) mit dem Rad zu fahren oder ein Fahrrad mit sich zu führen?? - So egal wie mir ist das hier anderen auch. Es sind fast alle mit dem Fahrrad da.
Und trotz - oder wegen? - dieser Graswurzelanarchie ist es hier schön. Sehr schön. Ruhig und entspannt. Ich blicke über die Havel zur Glienicker Brücke, zu der ich heute nicht mehr kommen werde.
- Wo ist da die Glienicker Brücke, höre ich einige fragen. - Hier, bitte sehr.
Weil es so schön ist, bleibe ich noch eine Weile hier und mache die obligatorischen Sacrowkirchenfotos.
Bevor es dann auf und ab und auf und ab und auf und ab durch den Königswald geht, über Kramnitz und Neu Fahrland, wo ich wieder auf den Kanal vom Anfang meiner Fahrt treffe.
Fazit: es gab Sonne, Regen, Schlamm, Brennesseln, Brombeerdornen, verschlossene Türen, weite Blicke, Wasser, Wasser und Wasser, sattes Grün, Libellen, hohes Gras, bunte Sommerblümchen, einen Fuchs, zwei Kraniche, Schmetterlinge, einen Käfer als blinden Passagier an meinem Rad, nur ein Dutzend Menschen (abgesehen von jenen am Groß Glienicker See), eine Verkehrsübertretung, Wege die keine waren, über 80 Kilometer Strecke, und viel Sand, der sich aber, da naß, von seiner gutmütigen Seite zeigte.
Brandenburg und Berlin, ihr seht mich wieder! - Schon heute.
Edit zum Schloßpark Sacrow: Am nächsten Tag war ich nochmal dort und habe auf einem Übersichtsplan gesehen, daß es dort tatsachlich einen Weg gibt, auf dem Fahrräder geduldet sind. Und zwar der Uferweg, der direkt an der Heilandskirche vorbeiführt und im Osten an der Fährstraße endet.
Rides of the day: bit.ly/45FhZAU - bit.ly/3OSG8xp - bit.ly/3OTYRbD
Havelland: bit.ly/486rxal - Fläming: bit.ly/3sOzmS1 - FF: bit.ly/3RiVnlV - Ode: bit.ly/3reQS1a