Letzten Sonnabend war ja hier der einzige Tag weit und breit, an dem die Sonne nicht so kräftig wie an den anderen Tagen scheinen sollte. Also galt es, die Sonne woanders zu putzen. Las Vegas war zu weit, im Norden war's zu windig, der Harz zu steinig, und obwohl ich ja hier immer jede Menge Werbung für das einzigartige Mountainbikerevier Brandenburg mache, zog es mich diesmal in das Herz von Sachsen.
Der
Tharandter Wald, in dem sich der Mittelpunkt Sachsens befindet, war das Ziel. Gut 90 Autominuten von Berlins Stadtgrenze entfernt, findet man hier (Zitat) "...eines der schönsten Wandergebiete Sachsens mit etwa 200 km gut ausgeschilderten Wanderwegen..." Einschlägige
Tourdatenbanken weckten ebenfalls die Vorfreude.
Am Zielort eingetroffen, befuhr ich erst mal einen Trail, den ich bei [nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=1S0ezfEEEiM"]YouTube - MTB-Trail Ebergrund (Tharandter Wald)[/nomedia] gefunden hatte. Er schlängelte sich entlang eines Baches, der sich aber noch halb im Winterschlaf befand.
Wer entdeckt den Trail?
Anschließend ging es zur Stadtbesichtigung.
Tharandt hatte ich zuvor noch nie gehört. Aber die Suchfunktion ergab, dass sowohl Schnegge als auch Anto sich zumindest dort mal in der Nähe aufgehalten haben müssen. Ein durchaus hübsches Fleckchen Erde!
Kein Fischaugenobjektiv. Es ist dort so rund! Hoch über der Stadt thront die Bergkirche Zum Heiligen Kreuz.
Gegenüber der Kirche, die Ruine der Burg Tharandt:
"...1568 schlug der Blitz ein. Nach der 1579 erteilten Abbruchgenehmigung durch Kurfürst "Vater" August von Sachsen begann ab 1582 der Abriss der Mauern zur Gewinnung von Baumaterial durch die Bevölkerung..."
Der letzte Teil der Formulierung gefällt mir besonders, weil er irgendwie an alte DDR-Zeiten erinnert.
Nun war es schon mittags, als meine Tour durch das Tal der Weißeritz begann.
Sieht zwar unspektakulär aus, aber es gab (für mich!) durchaus knifflige Stellen. Im Gegensatz zum Harz sind die Steine dort sehr scharfkantig.
Nach mehreren Kilometern Trail ein Schild "Holzfällung, Betreten verboten, Lebensgefahr... bla, bla." Aber keinerlei Ausweichmöglichkeit. Ich frage mich immer, was die Forstleute glauben, wie ein Biker/Wanderer darauf reagieren soll. Umkehren? Fliegen? Einen Stollen graben?
In Anbetracht der Baumriesen bekam man schon Respekt. Aber Motorsägen waren erst aus ziemlicher Entfernung zu hören. Also weiter!
Frisch ausgelichteter Mischwald.
Es ging kilometerweit ständig maßvoll bergauf. Die Strecke entgegengesetzt zu fahren, muss auch 'ne Menge Spaß machen.
Ich glaub, ich muss hier noch mal hin.
Preisfrage: Wer war Bellmann?
A: Der Erfinder des Deppenapostroph`s?
B: Ein Losverkäufer?
C: Ein Pianist?
Wir wissen es nicht. Aber die Recherche ergab, dass Resag ein Jäger war, der dort seinen letzten Schuss abgab.
Wer entdeckt den Flößer?
In Richtung Tiefer Grund verlor ich meine Route und entschloss mich erst mal zur Mittagspause...
... Mich drängte ja nichts.
Nach einigen abenteuerlichen Tragepassagen gelangte ich irgendwie wieder runter zum Flüsschen.
Wo keine Sonne hinkommt, hält sich hartnäckig der Winter.
Irgendwann tauchte ein Schildchen auf, das auf einen Stausee verwies. Dort sollte der Sonnenuntergang genossen werden.
Also los! Der Sonne entgegen...
In Dorfhain führt der Wanderweg direkt am Aurora Erbstolln vorbei. Hier wurde vor 400 Jahren versucht, Silber abzubauen. Oftmals ohne Erfolg.
Hier fuhr es sich wie auf Schienen. Das Schildchen rechts der Tür markiert den Wasserstand vom 13.08.02. Ihr erinnert Euch? Als das Wasser der Weißeritz durch den Dresdner Hauptbahnhof floss.
Neben dem Bergwerk gab es eine Art Steinsammlung. Ich hatte leider keinen dabei.
Ein paar Kilometer weiter war ich dann am See, wie meine Naviaufzeichnung bestätigt. Jedoch bin ich weder drüber gelaufen (daran arbeite ich noch), ich bin auch nicht übers Eis gebiked, und mir standen auch keine Wasserfahrzeuge zur Verfügung.
Wie die Höhenaufzeichnung zeigt, befand ich mich, in 30 m Tiefe, auf dem Grund des Sees.
Des Rätsels Lösung war, dass der Stausee Ende 2009, knapp 100 Jahre nach seiner Entstehung, abgelassen wurde, um die Staumauer zu sanieren.
Ganz erstaunlich fand ich, dass sich das Tal in dem einen Sommer (2010) vollständig begrünt hat. Der auf dem Boden abgelagerte Schlamm vertrocknete zu unzähligen kleinen Schollen.
Hier zu fahren, machte übrigens aus "Nobby Nic", "Nobby Slick"! Richtig schöner feiner Schlamm.
Das Flüsschen hat wieder in sein altes Bett gefunden. Die Natursteineinfassungen des Ufers sehen teilweise noch völlig intakt aus. Baumstubben stehen an den Hängen.
Auf dem Seegrund stehen noch die Fundamente einer alten Wassermühle. Am Zufluss dieses Bächleins in die Weißeritz sieht man die Mauer der ehemaligen Bucht.
Mauer alt und Mauer neu.
Wikipedia: Häufig trägt der Schlussstein die Initialen des Erbauers und das Baujahr des Gebäudes.
Demzufolge wurde diese Brücke 1899 gebaut. 100 Jahre schwammen die Barsche da durch und heute sieht sie noch aus wie neu. Erstaunlich!
Langsam verzog sich das Tageslicht, ich fand noch einen alten Grenzstein und machte mich dann auf den Rückweg in Richtung Auto.
Na ja, ein Sonnenuntergang am See sieht sonst anders aus, aber ich konnte mich insgesamt über die Sonne nicht beklagen.
Der Rückweg bestand aus schnellem Asphalt. Ich glaube, die letzten 8 Kilometer ging die Landstraße nur noch bergab.
Fazit: Eine wirklich schöne Tour in völlig anderer Landschaft als in BuU. Gar nicht mal soo weit weg vom großen B und nicht ganz so weit wie Harz, Zittauer- oder Erzgebirge. Dafür aber auch etwas seichter. Für mich ist es eine Wiederholung wert.
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