Die Farbkombi ist einfach brutal gut! Die Rahmenform gefällt mir optisch sogar besser als das Machine.
Danke dir
Mal meine Eindrücke kurz geschildert:
Zur Einordung: Komme von einem 2016er Banshee Rune in L mit Fox 36 und Fox Float X2, sowie 2,8"er
Maxxis DHRII. Davor diverse Nicolais.
Ersteindruck: Mann ist das lang. Wie bekommt mans ins Auto? In den Keller?
Draufsitzen: Eigentlich ganz normal. Man sitzt entspannt, die 29er rollern gut Randstein rauf, Treppen runter, und auch rauf - passt.
Eindruck nach ein paar Trailrunden, bislang kein Bikepark:
Positiv:
Sitzposition sehr entspannt. Durch hohes Cockpit in Verbindung mit steilem Sitzwinkel weniger Rückenprobleme beim uphill.
So hab ich mir das immer gewünscht. Daran muß ich mich auch nicht gewöhnen, das passt auf Anhieb.
Uphill: bei steilen Anstiegen super entspannt. Das Vorderrad klebt am Boden, es ist keine Gewichtsverlagerung nötig. Dadurch, daß man nicht permanent nach vorne (und wieder zurück) muß, gibt's auch keinen plötzlichen Traktionsabriß. Egal wie steil und wurzelig: man bleibt im
Sattel und tritt einfach was die Muskeln hergeben und muß keine Kraft für akrobatische Übungen aufwenden. In Verbindung mit clickies natürlich nochmal besser.
Laufruhe: Wie zu erwarten sensationell gut. Klar, je schneller desto besser. Es bleiben eben mehr Ressourcen frei für Linienwahl. Tendenziell ist man immer etwas zu schnell unterwegs...
Federung, Kinematik: 160mm, die sich eher linear anfühlen. Es geht mit dem X2 voll bespacert recht schnell durch den Federweg, was für mich gut passt. Andere Dämpfer bringen bei Bedarf mehr Progression. Ansprechverhalten sehr fein, kein relevanter Pedalrückschlag spürbar. Im Ansprechvrerhalten leichte Vorteile ggü dem Banshee, aber das sind keine Welten. Für Trailfahren in der Ebene und auch im Downhill ist das eine sehr gute Auslegung, zu Nachteilen später mehr.
Trail Ebene, gemäßigt: Das sind also solche Trails, wo man immer im Wechsel sitzt und steht, beschleunigt, evtl Abbremsen muß - also anstrengend
Das ist eine Domäne des Bikes: Durch den steilen Sitzwinkel besteht wenig Unterschied in der Belastung zw. Stehen und Sitzen. Ich habe jeweils 30% Sag! Damit ist selbst die sitzende Position sehr performant, was dazu führt, daß man sich öfters mal kurz Ausruhen kann und den Sattelkontakt sucht. In Summe wieder Kraft gespart.
Balance: Vorderrad hat einfach immer genug Grip. Du wirst in eine frontlastige Position gezwungen. Die Basis stimmt immer und eine extrem hecklastige Position kann gar nicht entstehen. Insgesamt viel weniger Lastwechsel, die Unruhe reinbringen. Egal was kommt; die Sitz- oder Stehposition auf dem Rad führt immer zu einem sehr ausgewogen Belastungsverhältnis. Das ist sehr deutlich spürbar und deutlich anders als bei mir bekannten Bikes. Erfordert aber kaum Umgewöhnung, denn wie gesagt wird man schon etwas mehr in eine günstige Grundposition gezwungen.
Nachteile:
Das Ding wippt und zwar deutlich mehr als jedes Nicolai oder Banshee aber auch mehr als die meisten 4-Gelenker oder VPPs.
Das ist der Preis für die freie Federung auch bei Kettenzug. Im steilen Uphill nicht das große Problem, denn beim 50er Ritzel wippts kaum. Erst bei den kleineren Ritzeln. Beim tendenziell überdämpften Monarch natürlich besser, als beim supersensiblen Float X2.
Ich finds gewöhnungsbedürftig und zumindest auf Forstautobahnen gefühlt kraftraubend. Habe einen Monarch mit RC3-Hebel probiert, aber der Dämpfer gefällt mir nicht so gut wie der X2. Werde daher den X2 mit dem 2pos-Hebel nachrüsten lassen.
Handlichkeit, springen: Ja, es ist sperriger in engen Ecken. Dazu kommt das Aufstellmoment der großen Räder. Hier ist also größerer Krafteinsatz gefragt. Sprünge und auch nur ein Floater erfordern ein komplett anderes Timing und mehr Einsatz. Am Anfang ist mir ums verrecken immer die Front abgetaucht, wird langsam besser wird aber wohl nie wirklich spielerisch sein.
zu technischem und sonstigem:
Wie hier beschrieben gibts anscheinend unterschiedliche Ausführung der Umlenkhebel. Hier also aufpassen und ggf anpassen.
Für kurze Beine ist der Rahmen auch nix. es hat eben kein durchgehendes Sitzrohr. Andererseits verspürt man durch den langen Radstand weniger Bedarf, den
Sattel so weit abzusenken. Mir reichen 160mm der Revive gut aus.
Tretlagerhöhe: Für Tiefffliegerfanatiker ist es auch nix. Bei 2,6"er
Reifen und einer 29er Fox mit 170mm kommt man auf 355mm. Andererseits bin ich der Meinung, dass diese Geometrie mit langem Radstand das leicht höhere Tretlager gut verträgt. Das Gesamtpaket passt. Zum Spielen hab ich mir noch Offset-Buchsen geholt.
Verarbeitung und Passgenauigkeit: Gut und an den Passungen und Passgenauigkeit gibt's gar nichts auszusetzen. Geometrie entsprechend den Specs, Hinterbau fluchtet sehr präzise, Dämpfer nicht verkantet, Reifenfreigang durchgehend gleichmässig. Das ist kein Nicolai-Fräsporn, aber funktional sehr gut!
Zugverlegung: Hab alles komplett innen, auch im Hinterbau. Funktioniert sehr gut; mit den dann überflüssigen Zugführungen muß man leben
Freigang Füße, Kette und
Reifen:
Reifen werden wohl bis 2,8" gut ohne wenn und aber passen. Das ist selten bei einem 29er und tut auch den aufkommenden 2,6er
Reifen gut. Die mit engem Q-Faktor gesegnete Next SL Kubel geht an allen Streben mit knapp 2mm vorbei. D.h. man muss die Kurbel gut ausdistanzieren. Fußfreigang trotzdem überraschend gut, da die Kettenstreben lang und geshaped sind.
Kette läuft frei auf allen 12 Ritzeln. Es ist ein leises Bike, da die Kettenstrebe tief liegt.
In Summe ist das für mich ein super universelles Bike. Erstaunlich eher wie wenig Umgewöhnung es erfordert, obwohl es sehr spezielle Eigenschaften hat. Ich habe natürlich auch mit dem vergleichbaren Nicolai G15 geliebäugelt, das ein paar andere Vor- und Nachteile hat. Fürs erste bin ich aber nun sehr zufrieden und denke, daß mich das Bike eine Weile begleiten wird.
Gruß, Uwe