MTB Rahmen aus hochfestem Luftfahrtaluminium

Servus Miteinander

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So sieht das dann fertig vernietet aus. Mit 111 Gramm bin ich da einigermaßen glücklich. Zusätzlich übte ich das "Nassvernieten", denn die Einfassungen wurden zusätzlich verklebt. Das ist zwar von der Festigkeit her nicht nötig, aber bei meinem Vorgänger bildete sich da Kontaktkorrosion, weil der Schweiß lange Zeit hatte zwischen den Blechen zu verweilen. Das wird nun adressiert und ich bin auch ganz zuversichtlich.
Aber da war ja noch die Sache mit den Sattelstreben und den Kettenstreben. Hier wollte ich noch leichtern, um auf das "alte" Niveau zu kommen. Hat bedingt auch hingehauen...

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Cooler Sattelstreben-Aldi-Preis, oder?


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Die Kettenstreben sind rund 15 mm länger und daher auch etwas schwerer.
Tja, ein paar Gramm hier, ein paar Gramm da.
Ich rede schon beinahe wie der bärtige Leopardenhosen-Leichtbau-Schwede. Aber der hat recht und was der macht ist schlichtweg genial. Jedenfalls glaube ich zu verstehen was den antreibt.
Das ist auch nicht nur Freakerei, es macht einfach auch Spaß. Das Projekt mit jedem Schritt etwas leichter zu machen und bei Scheißwetter auf der schönen Seite des Werkstattfensters von neuen Bestzeiten zu träumen.

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Das ist die Ausgangsposition...

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Feilen, Feilen, Feilen, Feilen....
Dann in Form bringen, dann nur noch in Kraftrichtung schleifen, entgraten und polieren.

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Dann sieht das schon besser aus. "Ja aber die 9 Gramm machen den Bock doch auch nicht fett".
Zum Vergleich, zwei Hustenbonbons (Em-eukal) wiegen auch etwa 9 Gramm. Nun vielleicht machen die mich am Berg nicht messbar schneller, aber wenn 20 kg einen Einfluss haben, dann haben auch 20 Gramm einen Einfluss. Das ist für mich als Naturwissenschaftler schlicht unumstößlich. Das mag im Vergleich zur Tagesform, Sonnenstand, Verdauungssituation und Hämorrhoiden-Lage auch lang und schmutzig untergehen , aber der Einfluss bleibt dennoch bestehen. Und wenn mir auf einem 30 Minuten Bergsegment mal wieder so ein 20 Jahre jüngeres Bürschchen den KOM mit geschissenen 5 Sekunden Vorsprung abgenommen hat, dann kann ich jetzt und hier mit der Feile in der Hand dagegen anschrubben. Und das werde ich auch tun, verlasst Euch drauf.
Aber es gibt auch Tage, an denen ich mich reifer und ausgeglichener fühle und ihr werdet es nicht glauben, auch mein Pimmel kommt mir dann irgendwie nicht mehr so klein vor.
An solchen Tagen genieße ich das Hochgefühl ein möglichst leichtes und scharf rollendes Fahrrad zu pedalieren, welches mich über die Berge bis hinter den Horizont bringt. Darauf möchte ich dann von allen Lasten befreit die Natur, die Distanz, den Tag und meine eigene Leistungsfähigkeit erleben. Und da stört mich einfach alles, was einen zurück hält.

Grüße

Thomas
 
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And now for something completely different...

Die Sattelstütze hat zwar schon ihre Erleichterungsbohrungen, aber die Aussteifungen fehlt noch. Im Flugzeugbau "zieht" man die Löcher dann etwas ein. Im Prinzip steift ein umlaufender Falz die Sache nochmals aus. Ich fand es auch etwas schicker, wenn die runden Aufkleber, die hier wieder Wetterschutz herstellen werden, etwas in der Kontur verschwinden. Dazu baute ich mir Einziehwerkzeuge aus Siebdruck, die mittels einer starken Schraube dann das Blech entsprechend verformen.

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Auf meiner alten Drehbank lässt sich Holz ganz prima drechseln.


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Auch hier gibt es dann Stempel und Matrize.

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Aber eine Probepressung in ein Abfallstück machte ich schon.

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Werkzeug außen ansetzen...

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Anknallen bis sich die Schraube zu längen beginnt. Natürlich braucht es da drei Werkzeugsätze, für jeden Durchmesser einen eigenen.

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Das kommt echt Flugzeug-mäßig rüber. Das Untere Loch könnte ich auf einer Seite auch nur durch einen
Wartungsdeckel schließen. Dann wird der Hohlraum vielleicht zu einem kleinen Gepäckfach und spart die Satteltasche. Also Reifenpflaster, einen Ersatzschlauch, eine CO2-Patrone und ein Multifunktions-Tool würden da reinpassen. Möglicherweise geht sogar noch eine zusammen-gefaltete Regenjacke. Das muss ich gleich mal probieren.

Grüße

Thomas
 
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Sieht aus wie ein Leitwerk!
Klasse Arbeit was du da machst. Ich mag das sehr wenn so etwas rein handwerklich gerfertigt wird. Lernt ja heutzutage kaum noch ein Lehrling in diesem Maße…
Ich habe übrigens auch mal in grauer Vorzeit Industriemechaniker Fr. Geräte- u. Feinwerktechnik gelernt. Heute arbeite ich aber in der Luftfahrtbranche im Elektronikbereich.

Bin sehr gespannt wie es weiter geht mit deinem Projekt! 👍
 
Hallo,

die Feiertage sind nicht so wirklich werkstatttauglich, da geht es schlicht um andere Dinge. Das ist ganz prima so, aber mit einem Kaffee in der Hand und den Kerzen am Baum hatte ich jetzt einfach Lust die Fortschritte der letzten Tage mal entspannt in den Rechner zu tippen. Die Sattelstütze ist schließlich so eine Art "Sub-component", oder "separate Baugruppe", auf die ich tierisch neugierig war. Vor allem auf das erzielbare Gewicht war ich scharf.
Leider ließ sich hier nicht alles im Detail dokumentieren, denn das Vernieten ist eine recht diffizile Angelegenheit mit einigen Sonderwerkzeugen, die ich eigens herstellte. Zusammen mit dem Konstruktionskleber, der nur der Dichtheit dient, ist das ne rechte Sauerei. Da konnte ich nicht dauernd das Handy zücken, weil praktisch alles mit Handschuhen zu machen war.

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Sparsames Auftragen der Dichtung...

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Rechts der Nietreihe wird es durch den Schlagevorgang einen Großteil der wenigen Dichtung wieder herausdrücken. Daher ist hier zügig zu arbeiten. Eile ist vielleicht das falsche Wort, aber so nach einer Stunde muss das zu und abgewischt sein.

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Das Blech ist ganz absichtlich vorgespannt. Das verhindert das Beulen. Aber da haben dann die Pressungen der Löcher nicht mehr so gut gepasst und sind "Frösche" geworfen. Das hatte ich aber befürchtet und das lässt sich leicht reparieren. Einfach noch einen halben Millimeter von den Werkzeugen herunterdrechseln und die Pressungen dann geringfügig tiefer machen. Nächstes mal presse ich erst in der finalen Form. Es kam aber am Ende doch noch hin.

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Beim Vernieten der Klemme habe ich mir ein Verfahren ausgedacht. Die Köpfe der Senkniete, es befinden sich 10 Stück in dem dicken Blech, lässt man einfach 1/10 mm herausgucken. Anschließend werden die Köpfe nass eingeschliffen und hinterher im Verbund poliert. So verschwinden sie vollständig und werden unsichtbar. Ein ganz klein wenig ist es dennoch zu sehen, weil die Niete aus einer anderen Legierung bestehen.

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Verklebung des dünnen Deckbleches. Mit ein paar Hölzchen fixiere ich die Form bis der Kleber durchgehärtet ist. Hier kommen sowohl Dichtmasse als auch Strukturkleber zum Einsatz.

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Komplett wiegt die Sattelstütze nun 174 Gramm, das betrachte ich ganz unbescheiden als "gelungen". In meinem ursprünglichen Plan standen mal 175g.

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In diesem Sinne wünsche ich ein Frohes Fest.

Thomas
 
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Hallo Dazwischen

Eigentlich wollte ich mit dem 1g Differenz wieder so ein einen dicken Spruch machen, so von wegen "Habe das richtig eingeschätzt". Diesmal war aber tatsächliche eine gehörige Portion Glück dabei, denn wer den Thread liest, stellt fest, dass sich die Konstruktion zwischenzeitlich etwas geändert hat. Hätte ich das Teil so gebaut wie ursprünglich geplant, wären da gut 25 Gramm dazu gekommen. Aber wenn Ende doch irgendwie stimmt, dann darf man sich auch freuen. Dummerweise habe ich im Dezember wegen Schlechtwetter, Bequemlichkeit, Schlammhals und Weihnachts-Fresserei 2500 g zugenommen. Wenn da die Bilanz irgendwann wieder stimmen soll muss ich ja wohl noch 2500 Selbstbau-Sattelstützen bauen, die jeweils 1g sparen. Das dauert bei meiner derzeitigen Geschwindigkeit dann noch etwa 144 Jahre. Ja, so viel bzw. wenig geht es hier. Aber die meisten Edel-Online-Fahrradläden schreiben das ebenfalls genau hin, oftmals auch mit abgebildeter Waage. Andere bringen zum nächsten Modeljahr das um 2 Gramm geleichterte Nachfolgeprodukt heraus. Eine abgefahrene Branche ist das.
Daher widmete ich aus purem Trotz nun dem Schwermetall und ich werde es diesmal besonders schwer machen. Haha
Es soll heute um ein Spezialwerkzeug gehen, welches ich für das Schlagen der Niete für die Aussteifung der Kettenstreben herstellte. Ja, es sind nur 10 Stück, aber es hilft ja nichts. Das Problem ist der Zugang. Jeder Niet muss für den Setzvorgang auch von der Rückseite zugänglich sein. Das ist im Falle der offenen Profile für die Streben etwas schwierig, da die Niete im inneren des Profils liegen. Zum Ausprobieren eignet sich die "verkorkste" Kettenstrebe hervorragend, da diese von den Abmessungen her stimmt.

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Aus einem runden Vollmaterial und einem Stück 8mm Blech soll sie entstehen.


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Ich benötige rund 3 mm Abstand zwischen dem Blech und dem Rundstahl. Daher klemmte ich noch ein kleines Stück 3 mm Blech dazwischen und versah das Ganze mit einem ersten Hefter.


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Mit viel Strom rundherum geschweißt und mit viel Schweiß gefeilt.
Da kamen keine Tauben zum Fester reingeflogen.

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So wird das Werkzeug dann eingesetzt. Die dünnen Hölzchen sollen das Aluminium während des Setzvorgangs schonen.

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Noch eine kleine Rundung herausgefeilt. Auf dem Bild sieht der Probe-Niet irgendwie schief gesetzt aus, er ist es aber in Wirklichkeit nicht. Schließlich habe ich hier 5 Versuche zum Üben.
So, ich gehe jetzt runter in die Werkstatt und wiege das Eisen, auch wenn es hinterher nicht mitfährt und eigentlich besser ist, wenn es möglichst schwer wird. Ordnung muss sein, 523g.

Grüße

Thomas
 
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... wollte ich mit dem 1g Differenz wieder so ein einen dicken Spruch machen ...
Daher widmete ich aus purem Trotz nun dem Schwermetall und ich werde es diesmal besonders schwer machen.

So, ich gehe jetzt runter in die Werkstatt und wiege ... Ordnung muss sein, 523g.
Bei der Gelegenheit ;)
meine Bewunderung für die Hingabe :daumen: und die beeindruckende Ausführung :anbet:
Alles weit jenseits meiner Möglichkeiten (und vermutlich auch Fähigkeiten) aber sehr interessant zu verfolgen / beobachten :) .
Vielen Dank :anbet:dafür
und die Mühe, die Du Dir noch zusätzlich machst, das zu dokumentieren und hier zu veröffentlichen !
 
Danke Leute

Ich möchte ja auch die Zunftfahne des gutem alten "handwerklichen" etwas hochhalten. Ich finde das Heimwerken, was wir kleinen Vorstadt-Muggel zustande bringen können, kommt heute etwas zu kurz. Wir leben in einer Fahrrad-Welt, in der Neuerungen digital entstehen und dann in Fernost blitzschnell und kostengünstig gefertigt werden. Dazu gehören meist ein junger hübscher Recke, ein 3D-Drucker, ein Business-Plan und ein YouTube-Kanal. Das ist auch ok, das ist cool, aber uns kleine Daheim-Selbstbauer gibt es eben auch noch und wir können auch was. In höchst sportlicher Manier werfe ich hier Feierabendmotivation, bildungsbürgerliches akademisches Nerdtum, Dosenbier, Fleiß, Zeit und Neugierde mit in die Waagschale.
Das macht auch Spaß und da könnte am Ende auch was herauskommen.

Gruß

Thomas
 
Leute greift zur Feile - selbst ein kleines Teil herstellen macht einen Riesenspaß ! Und auch wenn meine Rahmen nicht perfekt sind - kein anderes Rad auf der Welt fährt sich besser !

Größten Respekt Thomas ! Deine Ausdauer und dein Hintergrundwissen sind beeindruckend :daumen:

Viele Grüße
Mike
 
Frohes Neues

Dieses Jahr soll es mit der Montage des Rahmens losgehen. Dabei werde ich den Rahmen vor Allem vernieten und an einigen Stellen auch verkleben.

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Die finale Anprobe, soweit passt alles und ist auch gerade. Tatsächlich ist es nicht nötig hier wieder das Steuerrohr-Lager einzupressen. Die "lockere" Ausrichtung passt perfekt. Das sieht man an dem Ringspalt, den das Gabelrohr mit dem Steuerrohr bildet.

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Die einzelnen Teile werden vorbereitet. Die Oberflächen sind hier zu reinigen und mit Schleiffließ etwas abzureiben. Ich machte einige Probeklebungen. Der Klebstoff haftete so ganz besonders gut ans der Oberfläche.

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Am liebsten arbeite ich hier mit kleinen Spritzen. Die Menge, die dann nach dem nass-vernieten am Rahmen bleiben wird ist verschwindend gering gegenüber der Menge, die hier auf dem Bild zu sehen ist. Wenn alle Niete gesetzt sind, ziehe ich e den heraus-quellenden Überschuss mit einem Gummispachtel ab. Den letzten Rest entferne ich dann mit einem Tuch. Der Kleber quilt ganz leicht und wenn alles richtig ist, kommt dann eine winzige kleine Wulst aus jedem Spalt.

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Aushärten mit viel Klebeband über Nacht bei 20°C, eingestellt über den Abstand zum Heizkörper.

Nun möchte ich aber von einer etwas "unerfreulichen" Angelegenheit berichten. Wobei das noch nicht ganz klar ist, ob es sich tatsächlich um eine solche handelt. Selbstverständlich geht es darum Erkenntnisse aus der Praxis in den Rahmen einfließen zu lassen. Auf dem nächsten Bild ist ein Ermüdungsriss zu sehen, der an meinen ersten Prototyp-Fahrrad entstanden ist. Ich höre schon die Stimmen, "Wohl doch nicht so ermüdungsarm", oder "hätte der mal eine FEM Rechnung gemacht", oder "zu schwach dimensioniert", oder "Der Pfeifendeckel mit der großen Klappe hat also doch nix drauf"... Nun ja, ich sehe das etwas mehr naturwissenschaftlich. Der Riss entstand etwa bei 10.000 km bzw. 250.000 Höhenmeter. Das Rad wird weiß Gott nicht verschont, hat jetzt das vierte Hinterrad (Alle Felgen ermüdeten und bekamen Risse).
Ich kaufte mir so Kraftmesspedale und die durchschnittliche Leistung der letzten 5000 km liegt über 250 Watt.

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Der Riss sagt einiges aus. Als ich den Rahmen rechnete, lag hier tatsächlich der kritische Querschnitt vor. Dieses Seitenblech leitet die Tretkräfte, die vornehmlich ein Biegemoment erzeugen, in das Steuerrohr. Das Biegemoment ist am Steuerrohr maximal und wird zum Tretlager hin linear mit dem Abstand schließlich Null. Der Rahmen besitzt eine konstante Dicke, also liegt ein konstanter Gurtabstand vor. Folglich muss ich an der entsprechenden Stelle auch linear genug Querschnitt bieten um die Spannungen gleich zu halten. Leider war das da nicht so wirklich möglich, da ich nur bedingten Einfluss auf die Breite des Bleches hatte. Diese Engstelle entsteht aufgrund der Geometrie. Das nächst-dickere Blech hätte ich nehmen können, aber das würde bei der Größe (und doppelt) etwa 100 g extra Gewicht bedeuten und an den anderen Stellen brauche ich es nicht. Doof ist nebenbei auch die Position des Nietes bzw. des Lochs. Keine Ahnung was mich da geritten hat. Löcher erhöhen die Materialspannungen und gerade bei Ermüdung kann das schon eine Rolle spielen. Hier sollte das Blech nicht perforiert sein.
Die Richtung des Risses bestätigt zudem meinen Denkansatz. Risse treten immer normal zur Spannungsrichtung auf.
Allerdings vermute ich noch eine ganz andere Geschichte, die hier passiert ist.
Auf der anderen Seite ist nämlich kein Riss und der vorhandene endet schon seit einiger Zeit in dem Loch. Das bedeutet, die Sache ist knapp und grenzwertig.
Nebenbei ist dies ein grandioser Vorteil dieser Bauweise. Im Gegensatz zu geschweißten Verbindungen wandern die Risse nicht in weitere Baugruppen, wie zum Beispiel das Unterrohr. Außerdem hat der Riss die Chance in einem Loch (auch für immer) zu enden.
Ich vermute jedoch, es handelt sich um einen Baufehler meinerseits. Beim Ausschneiden des Bleches verwendete ich zunächst einen Lochschneider und dann eine Stichsäge um die runden Löcher zu verbinden. Eigentlich muss man da alles mindestens um eine Blechstärke aufweiten, um die Schäden aus den Schneidevorgängen zu entfernen. Dabei sind Feil- und Schleifbewegungen quer zur Kraftrichtung zu vermeiden. Wenn man ganz genau guckt, sieht es so als ob ich das nicht sehr sorgfältig gemacht habe und mir hier die Kerbwirkung selbst eingefangen habe. Ich habe noch ein Probestück, da ist es ganz schlimm, ich Depp.
Was mache ich nun beim neuen Rahmen?

1. Ich verwende nicht das nächst.-dickere Blech.
2. Die Geometrie bleibt gleich, keine Verbreiterung.
2. Das Niet-Loch werde ich vermeiden und das Innenteil dort nur kleben.
3. Ich werde sehr sauber arbeiten und peinlich genau hier eine Schwächung vermeiden.
4. Der kritische Bereich soll lokal sogenannte "Reinforcements" bekommen.

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Der Verstärkungs-steifen erhält jeweils zwei Niete, die ihn praktisch nur positionieren und ein Abschälen der Klebung verhindern. Die Bohrungen kommen selbstverständlich versetzt und zu den bereits vorhanden in das Blech. So können sich die Spannungserhöhungen nicht gegenseitig ergänzen. Die eigentliche Kraft überträgt hier bohrungsfrei der Kleber, der mit einem Schäft-Verhältnis von 1/100 die Kräfte auch aufnehmen kann. Das bedeutet, um die Kräfte, die der aufgebrachte Querschnitt übertragen kann, auch in die Struktur zu bekommen, brauch ich diese Fläche bzw. Klebelänge. Das ist bei der Herstellung von Laminaten genau so. Im Prinzip mache ich hier nichts anderes als die Belegung zu erhöhen.

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So sieht das dann innen aus. Die Streifen wiegen zusammen nur 8g. Ich kann das so machen, weil ich aufgrund meiner "Felderprobung" weiß, wie viel hier reicht.
Die runde Verklebung des Mittelteiles ist hier ebenfalls zu sehen. Hier wird kaum Kraft übertragen und daher geht das auch so.

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Aber warum habe ich nur die Bleche so spitz zulaufend mit einen Klebeband fixiert? Das ist schließlich nicht die Endposition. Ganz einfach. Der Nietvorgang unterliegt gewissen Toleranzen. Das heißt, das zu verklebende Blech kann etwa 1 Zehntel hin und her wandern. Das ist doof, denn sollte es beim Vernieten in die falsche Richtung wandern, dann nimmt der zusätzliche Streifen keine Kräfte auf und reduziert auch keine Spannung. Im Flugzeugbau werden solche "Reinforcements" daher gerne warm vernietet. Sprich man wärmt das Teil etwas auf, vernietet es und nach der Abkühlung ist es dann leicht vorgespannt. Da reichen schon 50°C weil sich Alu mit der Temperatur gewaltig ausdehnt. Das geht hier nicht, weil der Kleber, wenn nicht ausgehärtet, keine Temperatur verträgt. Also biege ich die Bleche leicht nach innen, verniete die Streifen, lasse den Kleber aushärten und wenn ich das Klebeband an der Spitze löse, dann spannen sich zuerst die Streifen. Das funktionierte hervorragend und der Unterschied ist spürbar.

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So sieht dann Version 2, Baujahr 2022 aus.

Grüße

Thomas
 
Butter bei die Fisch

Das Vernieten ist jeweils der letzte Arbeitsschritt, bei dem es nochmal drauf ankommt. Dan Spruch "Haste den Fahrrad genietet, oder was?" habe ich schon oft gehört. In Wirklichkeit gehen jedem Nietvorgang, der binnen weniger Zehntelsekunden vorbei ist, deutlich langwierigere und kompliziertere Gewerke voraus. Das ist etwa so wie Kuchenbacken, wobei vorher das Mehl und der Zucker auf dem Feld wachsen müssen, der Kuchen ist dann schnell gebacken. Diese Verhältnisse sind auf das Nieten übertragbar.
Das A & O beim Setzen der Niete sind gute spezifische Kontereisen.
Alle schnellen Kompromisse sind Pfusch und hinterher ärgert man sich. Also investiere ich auf der Zielgeraden lieber ein wenig. Stahlschlosserarbeiten machen mir ohnehin Spaß und wer so ein waschechter Dünnblechbohrer ist, wie ich, der sollte auch dem Umgang mit schwereren Materialien können bzw. nicht verlernen.

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Eigentlich ist es nur ein Stahlklotz, der an ein langes Stück rundes Vollmaterial geschweißt wurde.
Das Tape schont das dünne, empfindliche Aluminium.

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Der Klotz steckt dann im Inneren und durch das Stahllineal weiß ich wo er ist.
Durch die Löcher sieht man das zwar auch, aber so ist es etwas komfortabler.
Hier ist Vorsicht am Abzug geboten!!!
Einmal daneben geballert und die Arbeit von Monaten ist unter Umständen futsch, oder mindestens verbeult. Der Niethammer kann aus einer 6er Mutter in 1 Sekunde eine 6er Unterlegscheibe klopfen. Die Niete sind viel dünner und weicher. Da reicht ein kurzer Feuerstoß.
Aber ich hab inzwischen mehr als 50.000 von den Dingern verschossen und da lasse ich mich von den Biestern nicht mehr verarschen. Es ist trotzdem spannend und fordert Konzentration.

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Aber irgendwann ist auch der Niet besiegt, der glaubte am weitesten hinten in dem Mauseloch in Sicherheit zu sein.

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In den vernieteten Rahmen wird die Steuerrohr-Baugruppe eingeschoben. So hatte ich mir das Montagekonzept ausgedacht. Die Farben, Alu-schwarz-eloxiert und Stahl schwarz-verzinkt sind beinahe identisch. Jetzt muss ich aber an die Rückseite der Niete kommen, die an den Beschlägen von oben und unten geschlagen werden. Nun, oben geht auch das aber unten ist einfach die Biegung des Rahmens im Weg. Hier komme ich mit dem geraden Stab nicht dran. Da braucht es jetzt ein krummes Ding, im wahrsten Sinne des Wortes.

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20mm Rundstahl-Vollmaterial lässt sich noch gut von Hand biegen. Die Biegeline ist mit einem dickem Edding angezeichnet, das erleichtert das Formen in der einer Ebene. Öfter Umspannen und in kleinen Schritten arbeiten. Immer schön den Übergang von der elastischen zur plastischen Verformung spüren. Das ist Zugfestigkeit zum Anfassen.

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Als Schablone diente der Rahmen selber, ahh Metallarbeit ist einfach geil. Gefühlt ist der Stahl zehn mal so schwer wie das gute Stück. Ich legte den Prügel immer ganz vorsichtig auf die gute Unterlage.
Das Werkzeug muss dann in den holen Rahmen gesteckt werden, daher bleibt er hinten zunächst offen.

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Auflegen und Ausrichten zum Anheften des Amboss-Bleches.

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Was freute ich mich über das Ergebnis, aber scheiße. Wer sieht den Fehler?
Ich ferngesteuerter Rückwärtsfahrer, ich tagträumender Fastnachtsfürst...:wut:

***

Das Blech hab ich auf der falschen Seite drangebrutzelt. Keine Ahnung wie das kommen konnte.
Vielleicht hat es mir so besser gefallen oder so. Mist, alles wieder auseinander. >:(
Vor lauter Frust und Ärger habe ich das Zerflexen und neu Bauen nicht abgelichtet.

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So muss das, auf die andere Seite natürlich. Der Amboss ist innen in der Kurve, nicht außen dran.
Der Stahl darf das Alu nicht verkratzen, daher wickelte ich den Bogen mit Verpackungs-Schaum ein. Im Schaubstock befindet sich noch ein kleiner Beschlag, da der Hebel etwas lang ist und der Stock nicht stark genug klemmen kann um das Eisen zu halten. Mit Formschluss geht das.

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Einen ganzen Tag Gezacker wegen der besagten 16 Niete. aber so lassen die sich gut schlagen.
Der Rundstahl liegt nicht zufällig da, er zeigt mir die Position des Kontereisens.

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Schon cool, wenn zum Feierabend alles in der Reihe ist.
Das Ding fühlt sich echt geil leicht an. Man merkt auch wie mit jeder Naht die Steifigkeit der Struktur zunimmt.

Gruß

Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir gefällt sein handwerkliches Geschick, seine Geduld, seine Ideen und deren Umsetzung.
Das einzige, was mir daran nicht so gefällt, ist, dass es ein Rennrad und kein MTB wird.
 
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