Malevil Cup 2010
Chronologische Tauglichkeit? Ohne Gewähr!
Huch? Ist es wirklich schon so spät? Doch es war nicht so spät, sondern einfach nur so dunkel: Ein Weilchen Schlaf der Gerechten im Auto â vorn EP und Pirat, dahinter Schnegge und Lux, hinten drauf Helius und Manic - spuckte mich im bewölkten südlichen Sachsen aus. Zu Hause noch strahlender Sonnenschein, im Gebirge Wolken bzw. in Hermanice v Podjestedà â unserem Zielort - Regen.
Start im sonnigen Flachland. Ein Zeichen für das bevorstehende Ereignis im Hintergrund (Radhelm).
Ankunft im regnerischen Bergland.
Das fängt doch schon mal gut an! Aufgrund meines Zelts haben wir einen guten Parkplatz gefunden und konnten unsere Startunterlagen holen. Nachdem wir diese samt Socken und Trikots sowie eine Tonne, äh, Tüte Broschüren und Gel/Müsliriegel usw. sowie Gutscheine (âThajské Masáze⦠40%!â) geholt hatten, ging es beschwingten FuÃes zum Carboloading.
Aber huch, wo hab ich denn jetzt meine Startunterlagen? In der Tüte nicht und in der nicht und in der auch nicht⦠Ein Hin- und Hergerenne begann: âI lost my number! Und nu?â
Letztendlich hatte ich eine neue Startnummer und setzte mich zu den andern in die brütend warme und übervolle Mampf-Ranch. Da kam Ti-Bend um die Ecke. Er hatte meine Startunterlagen auf dem Tisch liegen sehen und mitgenommen! Also zum Zeltplatz, Unterlagen geben lassen, zurück zur Info: âMy number was foundâ¦â Und alles wieder zurückgegeben.
Mittlerweile war es kurz vor 22 Uhr.
Nach einer Inspektion der Dunkelheit und dem Füllstand der dann doch âschonâ (es war halt voll) auf dem Tisch gelandeten Nudelteller lieà mich die Entscheidung fällen, mein Zelt nicht mehr aufzubauen und auch nicht mit in die Unterkunft zu fahren, sondern mich in ein Zelt einzuquartieren. Klasse!
So gegen elf wurde das Taschenlampenlicht gelöscht und die Musik ging wenig später an.

Irgendwann bin ich aber doch eingeschlafen. Und genialerweise war mir nicht mal kalt, obwohl die Temperatur unter 10 ° gehen sollte laut Wetterbericht.
Am nächsten Morgen Kindergequietsche, Geräusche von tröppelndem Regenwasser, Licht. Weckerklingeln? Keines. Aber die beiden anderen hatten sich schon unter den Planen hervor geschält, also ging auch ich dazu über, ne Frühstücksbanane zu schälen.
... Aufräumen tun wir später, ok?! ...
AuÃerdem wurde mein Bike aus dem Depot vollständig

ausgehändigt. Nur noch bisschen Blaubeer und bisschen Vanille in die Flaschen, los konnte es gehen.
Wir hatten uns alle für âTrasa A - Délka 107 km, pÅevýšenà 2975 v.m.
â, so die Info auf der paklisport-Seite, angemeldet. Allerdings waren überall 105 km ausgeschrieben und es waren vielleicht so 2650 hm.
SchlieÃlich bin ich mit Tüte zum Start runter, da ich doch schon nervös war und es nicht mit ansehen konnte, wie 25 min vor Start noch Startnummern angebracht wurden. Der Zeltplatz war auch schon frei von bekannten Gesichtern, also ab!
Im Ãbrigen schien die Sonne, die Regengeräusche muss ich mir wohl eingebildet haben. Es sollte auch den ganzen Tag über keine frisch angerührte Fangopackungen geben; die am Vortag angerührten haben aber auch ausgereicht.
Letztendlich stand ich allein im Starterfeld, blickte mich noch suchend um. Im Angesicht der Heiligen (Statuen) besann ich mich und biss noch vom Altenauer Cola-Riegel ab.
8:30: Startschuss! Und los ging die Hetzerei!
Die StraÃe raus aus dem Ort Jablonne v Podjestedà und rauf zu den Wiesen. Da sprach mich ein Fahrer an: âBist du Renn.schnecke? Wart mal, ich schieà ein Foto!â Natürlich hab ich brav gewartet.

Erst nach der Zielankunft sollte ich erfahren, wer das denn warâ¦
Nun aber erst mal ab auf die Wiese! Dort ist ein beträchtlicher Teil der Fahrer nicht wie auf Eiern gefahren, sondern wie auf Eis gerutscht! Der eine streckte hier sein Bein raus, um die Balance zu halten, der andere warf sich dort ins Gras. Unberechenbar! Also die besten Voraussetzungen für EPs Ãberholmanöver, der auch bald wiesauf an mir vorbeigeackert kam.
Tüte war auch wieder da, Hackepeter keuchte ich noch ein âViel SpaÃâ zu. Pirat und JPK sollte ich weder hier noch später sehen.
Die Wiesen waren teilweise frisch gemäht. Ich glaube, relativ viele nahmen sich ein Stück von diesem schönen Fleckchen Erde mit. Sei es im Ritzelpaket, sei es mit der Nabe/Achse oder den Leitröllchen.
Durch Janovice fuhren wir und Rynoltice⦠Jedenfalls irgendwann eine Stimme hinter mir: Dalcomatze âIch dacht mir so, dass das heute gar nicht läuft, aber wenn du hier bist, kann es ja nicht so schlimm sein.â Na danke! Das Kompliment kam von dalcomatze.
Der nächste, der mich einholte, war ein ganz normal aussehender und ganz normal atmender cubation, der mir auf meine tauben Ohren erzählte, dass er ja von gaaanz hinten gestartet sei und nicht so weit vorn wie ich.
Irgendwo auf dem Teil vor DonÃn, auf einer Asphaltabfahrt, stand Tüte plötzlich am StraÃenrand und besah sich sein Schaltwerk. Na wenigstens nicht die Achse, die schon vor dem Start aufgemuckt hatte, dachte ich mir noch, bevor ein âAlles klar?â in Richtung Tüte ungehört im Fahrtwind entschwand.
Vorbei an Kristyna (ein See), auf einem (neuen) Singletrail, ging es 50% (oder was weià ich) hoch. Aber nur zwei Meter. Also mit den Race-Schuhen mit Mühe raufgerutscht. Dahinter noch mal so ein Ding, dieses Mal aber mit Natursteinplatten.
Kaltes, klares Wasser!, war mein nächster Gedanke, als eine schwarze Pfütze meine Schuhe durchspülte.
Der Matsch und das Gras forderten ihren Tribut: Chainsucks stellten sich ein. Mein 11er und 12er Ritzel streikten. Auf den techniklosen Abfahrten kam ich dalcomatze, der immer noch in meiner Nähe war, nicht hinterher. *nerv* Da hätte die Not-OP am Freitag im Radladen gar nicht sein müssen, um das Problem âwarum läuft die Kette neben dem Leitröllchen?â sein müssen. Allerdings wurde ich im Zuge dessen genötigt, hinten Zug und Hülle zu wechseln und das Schalten ging ja dann soooo einfach im Gegensat zu vorher und auch zu vorne.

Zentriert wurde auch gleich, wobei dabei auffiel, dass der
Reifen ein gehöriges Loch hatte. Und der Umwerfer war von der Mad East auch noch lädiert. Das nur zum Thema Not-OP.

Weiter zum Renngeschehen:
Irgendwo gab es auch wieder die ein oder andere Abfahrt, die sich der ein oder andere nicht so trauten. Als ich denn auch runterbremste, merkte ich: Au Backe! Geschwindigkeit!!! bringt Sicherheit! Kein Wunder, wenn die dann glatt auch noch absteigen. Aber so schütteln die bestimmt auch den Kopf über mich, wenn sie mich im Spazierâtempoâ raufeiern sehen. Jedenfalls fahr ich viel vorsichtiger, lass viel weniger rollen, wenn jemand vor mir ist: Laufen lassen aus Rücksicht eingestellt.

Aber wenn dann niemand da ist, gehtâs ab!

Nun aber weiter auf der Strecke:
Vor Petrovice muss es gewesen sein⦠so bei 40 km. Da begann ich zu bereuen, dass ich meinen
Sattel waagerechter eingestellt hatte: Leutnant Schmerz lieà mich denn auch stramm stehen, äh, öfter im Wiegetritt fahren, als ich vor hatte. (Leider ist der Leutnant auch heute (Montag) noch daâ¦)
In Petrovice war ich wieder so schlau und wechselte nicht meine leere Flasche gegen eine volle. Vorbei an Scharfenstein sausten wir nach Oybin vorbei, wo mir wieder einfiel, dass die nächste Verpflegung reichlich viele Höhenmeter entfernt ist.
Publikumsstimmen: âOh, schau an, eine Frau.â âWie weit noch? Nur noch 2 km. Also dieser Berg, aber danach gehtâs erst richtig los!â Derweil redete Ti-Bend mit mir über die wahrscheinliche Streckenlänge, die wir wohl noch vor uns haben mögen (ich hab auf die Jahreskilometer geschaut und war deswegen 10 km zu weit

). Die Flasche durfte mir jetzt nur noch kleine Schlückchen spendieren. Ich weià nicht mehr, ob es an der Stelle war, aber irgendwo im Wald sah ich sehnsüchtig eine dunkle, tiefe Pfütze an und stellte mir vor, wie ich sie ausschlürfen würde. In dem Moment wusste ich, dass nicht alles okay war.
Auf dem Weg nach oben (hier war die Bergwertung, oder?!) überholten wir jemanden, der sein Rad schob. Was war los?
Schlauch? Voll. Kette? Vollständig.
Sattel? In der Hand. In der Hand? â Da war demjenigen doch glatt die Sattelstütze abgebrochen. Ob er wohl bis zum Ziel laufen wollte?
Vorbei an der Felix-Hütte, die Stufe des Cups problemlos bewältigt, standen wir nun endlich an der Verpflegung in Hain vor DEM Anstieg. âAh, yesterday you lost your number!â, sprach mich eine von den Helferinnen an. -- Ja, genau die bin ich⦠Tja, so bleibt man im Gedächtnis.

Nun aber schnell Flaschentausch, Waffeln in Mund und Trikot, Schraubendreher zwischen die Ritzel und Ãl auf die Kette. Ti-Bend besorgte sich auch noch welches, ich machte mich derweil wieder auf die Socken. An DEM Anstieg befand sich dann auch genau ein Zuschauer, der mir zuliebe aber sogar Handgeklapper erschallen lieÃ. Tja, würden da mehr stehen, hätte ich mich vielleicht zwischendurch nicht abwerfen lassen. Egal! Der Rest hat funktioniert.
Auf zum Hochwald! Den ein oder anderen zermürbt dieser Anstieg angeblich schon ziemlich. Die grünen Startnummern (Mitteldistanz) jedenfalls nicht, die sausten vorbei und ihr Platzbedarf war nicht unbedingt hilfreich. Als mir jemand mit einem groÃen Glas Bier entgegen kam, ⦠na ja, was soll ich sagen? Zum Glück bin ich nicht Twobeers.

Auch das ging vorbei und lief auch gefahrlos (bzgl. der Gefahr, auf Steinen oder Wurzeln wegzurutschen).
Dann ging es wie gewöhnlich abwärts, meine Arme machten schon wieder schlapp.
Lustigerweise gab es nun schon wieder eine Verpflegung, aber dafür war erstaunlicherweise auch schon eine Flasche leer. Also gleich getauscht, hat prima geklappt. War gespannt darauf, welches Gummibärchenwasser ich dieses Mal bekommen hatte.
Ich glaube, vor/in Butterberg (bei der Lausche), Ti-Bend war mittlerweile hinter mir, rauschte ich an einem Deutschen vorbei und kurz darauf an dem richtigen Weg. Hm, muss ich jetzt wirklich geradeaus fahren oder gingâs da links lang? Na ja, die da auf dem Parkplatz gucken nicht komisch, also vielleicht stimmtâs ja. â Denkste! An der nächsten Kreuzung keinerlei Pfeil oder Ãhnliches. Ein Tscheche und der Deutsche von vorhin kamen auch noch runter. Also wieder rauf! Der Deutsche meinte noch âIch hab mich schon gewundert, aber ich war ganz froh, denn jetzt geht es gleich richtig steil/fies/heftig hinauf.â Na dufte! Uns kam im Ãbrigen auch niemand weiter entgegen. Ich erfuhr dann von einem, der ohne Klickies unterwegs war, dass viele dort falsch gefahren wären, aber da haben die Passanten nach wenigen Metern noch rechtzeitig Bescheid gesagt. Super.
An einer Verpflegung traf ich Ti-Bend, nun eben wieder vor mir. Jener erzählte mir, wie tod er doch sei. Mit âist doch bald vorbeiâ versuchte ich ihn aufzumuntern.
Ab der letzten Verpflegung (15-20 km vor Ziel) fand Ti-Bend dann seinen Turbo und flog davon. Erinnerte mich irgendwie an EP. Ich werdâ auch noch mal aufmunternâ¦..
Auf den letzten Forstwegmetern wurde ich denn auch noch überholt: âBromi, bromi!â âJawohl!â Und auf der Abfahrt hatte ich ihn auch wieder: âCleba!!! (Sljewa!!!)â, rief ich einfach mal, funktionierte auch tadellos. Als es wieder rauf ging (bzw. noch mal richtig schön durch tiiefen Schlamm (sind wir denn hier bei der Mad East?!), war er natürlich wieder da:
- âMuž dÃvku, jedete dolů z hor, jako je kata!â
- âWie bitte? Deutsch? English?!â
- âAh! Deutsch. ⦠Kamikaze?!?!â
Nun aber rüber über die StraÃe, oberhalb der Driving Ranch entlang, das Ziel schon fast im Blick, noch mal ne Schleife, noch mal ein Schlammloch, noch mal bergauf, irgendwie demotivierte Grünschildrige stehen lassen, noch mal Chainsuck, noch mal âSch****!â gerufen. âNa ja, steht mir wenigstens niemand bergab im Wegâ¦â, dacht ich noch. Also Zielgerade: Schlamm, Golffeld, rechts, links, EPs Anfeuerungsbekundungen von rechts und durchs Ziel.
Geschafft!
Und sogar nur einem kurzen Krampf und ansonsten ohne die üblichen Schmerzen. Wenn das nix ist! Auch wenn ich trotzdem nicht voran kam.
Bike duschen (die Kärcher zum Aufgeben zwingen), Nudeln/Gulasch und Pivo schnabbulieren, sich selbst duschen, sonnen baden/Zeugs packen â und die ganze Zeit übers Rennen quatschen und wann man sich denn wiedersehen wird⦠Ach ja, der Fotograf vom Anfang war: Physioterrorist! (er hat sich zu erkennen gegeben!)
Die Driving "Ranch" im sunshine.
Links: schickes Rad. Rechts: Biker aus Slowenien. Mitte: Ein Eispickel, der es nicht ganz fassen kann, dass jemand 800 km zum Malevil Cup fährt. (Und wir werden ihn bei der SKGT wiedersehen.)
Wir winkten den Hügeln und ab gingâs in den Sonnenuntergang nach Hauseâ¦
Es war wieder ein herrliches Erlebnis! Ich freu mich drauf, bald wieder mit euch wegzufahren.
Strecke:
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Höhenprofil:
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