maddda
Team2Beat
In den letzten Jahren haben meine 24h Rennberichte sich immer großer beliebtheit erfreut und deshalb dachte ich ich Starte damit mal einen Fred zu allgemeinen belustigung
Tja nun war es mal wieder so weit….Für mich war das dritte mal Rad am Ring als Einzelfahrer auf der MTB Strecke angesagt. Das Rennen lag dieses Jahr glücklicherweise Ende Juli und nicht wie üblich im September.
Ein wettermäßiger Supergau, wie im letztem Jahr, der den Veranstalter zwang das Rennen zu unterbrechen, war also eher nicht zu erwarten. Hofften wir alle zumindest inständig…
Mein Vater hatte wieder mit seinen Kumpels ein Rennrad 8er Team bereitgestellt und so hatte ich genug Betreuer, die sich wirklich rührend um mich gekümmert haben. An dieser Stelle schonmal vielen Dank dafür!
Aber erstmal zurück zum Anfang…Gegen Freitag Mittag bin ich zusammen mit Vaddi in Richtung Ring aufgebrochen. Für die Nacht von Freitag auf Samstag hatte ich mir ein Zimmer in der Nähe vom Ring genommen. Also erstmal in Richtung Meggi´s Landgasthof gefahren. Dort schnell ausgepackt und dann zum Ring um meinen Kollegen vom Rennradachter aufbauen zu helfen. Bis auf ein paar Tropfen Regen spielte das Wetter immer noch richtig gut mit! Gut in der Eifel heißt das so gut wie gar nix, aber fürn Magen is dat schonmal beruhigend. Apropos Magen…nach dem Aufbauen wurde erstmal gegessen und ich regte mich dadrüber auf, dass ich so verpeilt sein konnte nur eine Protion Nudeln gekauft zu haben. Naja also noch nen Teller Haferflocken nachgeschaufelt. Eine Diät konnte ich nun wirklich nicht so kurz vor dem Rennen gebrauchen. Dann war es für mich an der Zeit wieder in Richtung Pension zu eiern.
Im Prinizip begann jetzt das Rennen für mich, denn eigentlich ist so ein 24h Solorennen ein Triathlon aus: Schlafen vor dem Rennen, Essen und Radfahren. Und genau vor ersterem hatte ich etwas schiss. Hoffentlich konnte ich gut schlafen. Also gegen 10 Uhr ziemlich Müde ins Bett gelegt und erstmal versucht einzuschlafen. Ging natürlich nicht wirklich auf Anhieb. Verdammte Aufregung! Schließlich bin ich dann wahrscheinlich doch eingeschlafen…musste ja so sein, weil ich nämlich auf am anderen Morgen ausgeruht aufgewacht bin… Also noch gemütlich eine Runde im Bett gegammelt und ab zum Frühstück, wo die Besitzerin Meggi mir erstmal Rührei servierte (An dieser Stelle erstmal eine Empfehlung, wer am Ring ein Hotel sucht ist bei Meggi´s Landgasthof genau richtig!). Dann noch schnell mit ein paar Teilnehmerinnen beim Frühstück gequatscht und los gings in Richtung Ring.
Hier hieß es erstmal Räder fertig machen und genau…wieder Essen. Zwischendurch habe ich dann noch einige Bekannte begrüßt. Selbst ein Ordner hat mich vom letzten Jahr noch wiedererkannt!
Mittlerweile war es gut warm geworden und ich entschied mich wohl oder übel meine Kompressionstubes erstmal wegzulassen, weil es sonst einfach zu warm geworden wäre.
Am Start traf ich dann Felix, einen anderen Einzelstarter in der Herrenklasse und so quaschten wir erstmal bis es im 13:20 losging.
Die erste Runde war etwas abgeändert. Es ging über den Grand Prix Kurs, um das Feld etwas zu entzerren und dann wurde auf die MTB- Strecke abgebogen.
Grob gesagt bogen wir Mountainbiker kurz vor der Einfahrt in die Grüne Hölle rechts ab. Dann ging es eine Forstraße runter, an der Verpflegungstelle vorbei, einen langen und relativ steilen Anstieg hoch zum Fuß der Nürburg.
Dann einen Trail runter, wieder ein Stück Forstraße hoch, dann in einen zweiten Trail mit einigen Spitzkehren:
Schließlich über einige Wiesen und Wirtschaftswege wieder Richtung Grand Prix Kurs. Dort bogen wir nach ca. einem Drittel wieder ab und fuhren durchs Fahrerlager und die Boxengasse. Mein Garmin zeigte für die Runde 8,95km und 170hm an. Gerade die vielen Höhenmeter sind bei diesem 24h Kurs eine echte Herausforderung!
Vorerst fuhr ich mit Felix ein paar Runden zusammen:
Das Tempo war gut und ich war doch mit Rundenzeiten zwischen 30 und 32 Minuten deutlich schneller als letztes Jahr unterwegs. Vor allem hieß es jetzt nur nicht Überdrehen! Meine Flasche wurde jede Runde gewechselt, zum einen um immer etwas anderes zu Trinken zu haben, zum anderen war jede Flasche genau mit der Menge Flüssigkeit gefüllt die ich für eine Runde brauchte. So konnte ich immerhin etwas Gewicht sparen.
Mittlerweile war ich alleine Unterwegs und es wurde verdammt warm…naja eher gesagt schwül. Das ist eigentlich so gar nicht mein Wetter. Ich teilte meinen Betreuern mit, die Flaschen etwas voller zu machen, denn die geplanten 250ml Flüssigkeit pro Runde reichten nicht mehr aus. Um mich etwas abkühlen zu können nahm ich dann noch eine zweite Flasche Wasser mit, womit ich mein Halstuch hin und wieder Nass machte. Das schaffte zumindest einen etwas kühlen Kopf. Trotzdem konnte ich immernoch ein relativ hohes Tempo fahren und insgesamt hatte ich ein gutes Gefühl.
Nach einiger Zeit traf ich Felix wieder und wir fuhren zusammen weiter. Dann folgte eine Schrecksekunde. Im ersten Trail fuhr Felix vor mir und plötzlich verstand eine unsichere Fahrerin Felix Kommando: „Links!“ falsch. Sie fuhr nach Links und Stürzte wohl währenddessen. Felix hatte kaum noch eine Chance und konnte nur noch einen Abhang runterfallen und landete ausgerechnet in einem Brennesselbusch. Ich konnte gerade so noch Bremsen und kam eine Hand Breit vor der Fahrerin zum stehen.
Nun befreite ich Felix erstmal von seinem Rad und er kletterte wieder auf die Strecke. Zum Glück war nicht wirklich etwas Ernstes passiert und wir konnten weiterfahren. Den Schrecken musste ich aber erstmal verdauen und mein Puls raste erstmal die nächste halbe Runde.
So langsam war es Zeit für die erste Pause (Die Zeiten hatte ich vorher auf einem Zeitplan notiert) und mein Vater rief mir zu, dass in der nächsten Runde reinkommen sollte. Jedoch fühlte ich mich so gut dass ich die Pause doch noch eine weitere Runde nach hinten verlegte.
Nach insgesamt 6:23 und 110km kam ich also das erste mal zurück ins Teamzelt und aß erstmal Nudeln, einen Obstsalat und Trank einen Kaffee. Das einzige was sich mittlerweile bemerkbar gemacht hatte waren meine Waden, die etwas zwickten. Zum Glück war es etwas kühler geworden und ich konnte meine Kompressionstubes anlegen um den ganzen Krempel etwas ruhig zu stellen:
Nach ca. 7 Minuten Pause ging es dann wieder los. Ich fühlte mich wieder Frisch und die Waden machten auch keine Probleme mehr. Inzwischen wurde es immer dunkler und nach ca. 3 weiteren Runden wurde es Zeit das Licht anzubauen und ab ging es in die Nacht:
Alle paar Stunden hielt ich dann an der Verpfegungstelle um ein paar Salzstangen und etwas Obst zu essen. Mittlerweile war die ganze Verpflegungsstellencrew mein persönlicher Fanclub geworden und die Unterstützung tat wirklich sehr gut! Inzwischen hatte ich auch Markus kennengelernt. Er fuhr für ein befreundetes Team im 2er, für die ich schon in Offenburg im 8er am Start war. So drehten wir hin und wieder gemeinsam unsere Runden und es tat wirklich gut mal zu quatschen, denn so musste man nicht die ganze Zeit ans Fahren denken. Schöne Grüße an dieser Stelle!
Die Atmosphäre war der Wahnsinn. Mittlerweile säumten hunderte Fackeln die Strecke und Teilweise kam man sich wie auf einer Landebahn vor! Ein irres Gefühl! So zwischen 1:00 und 2:00 Uhr war es dann Zeit für den nächsten Stopp.
Mein Ernährungsplan sah ein Powerbar Recoverydrink, etwas Obst, einen Kaffee und Haferflocken vor. Nun war es auch an der Zeit die Hose zu wechseln. Noch schnell die Sitzcreme aufgefrischt und weiter ging es. Inzwischen war es mitten in der Nacht und die Strecke war extrem leer geworden. Teilweise war kaum noch ein anderer Fahrer zu sehen und ich wartete auf die Halluzinationen, die ich letztes Jahr hatte. Da hatte mich zwischendurch ein Fahrer überholt, den es gar nicht gab und eine schwarze Gestalt stand wie der Reaper neben einer Wachsfackel. Das war zwar unheimlich, aber wenigstens wurde es nicht langweilig. Doch dieses Jahr passierte nichts. Gut es gab keinen Nebel und auch die Temperaturen waren so hoch, dass ich immernoch im kurzen kurzem Trikot fuhr.
Erstaunlicherweise verlief der Rest der Nacht ohne, dass noch etwas besonderes passierte und da es schon so früh Hell wurde konnte einer von meinen Betreuern schon gegen 6:00 Uhr mein Licht abklemmen. Nun wurde ich etwas Müde und zugegeben die Beine etwas schwer. Doch zur letzten geplanten Pause dauerte es noch etwas und es musste schließlich weitergehen…Jetzt war es aber an der Zeit nochmal an der Verpflegungsstation anzuhalten wo ich mit einem lauten: „Ja mmmmoin, du fährst ja noch!“ begrüßt wurde. Nachdem die Jungs sich erkundigt hatten, wie viel km ich bis jetzt geschafft hatte und ich „So ca. 270.“ zurückgab, waren sie sich einig, dass sie dann wohl nicht mehr stehen könnten...
„Da fehlt auch nicht mehr viel bei mir“ Antwortete ich und so war es auch. Meine Rundenzeiten dümpelten momentan bei Ca. 37 Minuten rum und es war endlich Zeit für die letzte große Pause!
Es gab das gleiche zu Mampfen wie bei der zweiten Pause. Geschmeckt habe ich aber nicht mehr viel. Dass mein Vater die Milch in meinem Kaffee vergessen hatte merkte nicht ich, sondern er. Nochmal entschied ich mich dazu die Hose zu wechseln, da meine andere aus irgendwelchen Gründen die Sitzcreme aufzusaugen schien. Eine halbe Tube war mittlerweile aufgebraucht. Zugegeben nur noch halbwegs erholt ging es in die letzten 5 Rennstunden.
Das erste mal hatte ich mir meine Position durchgeben lassen. Ich lag auf Platz zwei in meiner Altersklasse. Zwar hatte ich letztes Jahr meine AK gewonnen, aber dieses Jahr war noch ein stärkerer Fahrer an den Start gegangen, den ich bis dahin noch nicht kannte. Mir wurde aber schon schnell klar, dass ich gegen ihn nichts auszusetzen hatte. Mein Hauptziel war mich selbst zu schlagen. Genauer gesagt, die Laufleistung aus dem Jahr 2012 (das Rennen im Jahr 2013 ließ wegen der Rennunterbrechung und einem nachher vom Veranstalter abgeänderten Kurs keinen Verlgeich zu).
Nun kämpfte ich um jeden Höhenmeter und zwischenzeitlich war es eine verdammte Quälerei. Aber 2-3 Stunden vor Schluss hatte ich mich selbst überholt und meinen bisherigen Rekord auf der Strecke von 35 Runden eingestellt. Der drittplatzierte schien etwas Probleme zu haben und mein Vorsprung vor Platz drei wuchs stetig an. Darüber war ich verdammt froh, denn einen Zweikampf Rad an Rad hätte ich kaum noch durchgestanden.
Mein Fanclub an der Verpflegungstelle feuerte mich jede Runde an und aus dem Gesamten Fahrerlager gab es eine Irre Unterstützung. Einfach Wahnsinn und unbeschreiblich! Nur mein innerer Verwesungsgrad dämpfte die Euphorie doch etwas. Schließlich war die letzte Runde gekommen und irgendwie konnte ich noch, auf der suche nach Restmuskel im Laktat, letzte Kräfte mobilisieren um den letzten Anstieg standesgemäß hochzudrücken.
Damit ihr etwas vergleichen könnt seht ihr hier die Datenaufzeichnung von einer Runde um ca. 20:45 und der letzten:
Im Ziel angekommen warteten meine Eltern und mein Vater musste mich erstmal etwas Stützen, denn kurzzeitig war es mit dem Gleichgewicht dann doch schwierig...
Nach der Siegerehrung ging es dann direkt ins Hotel. Der Weg zum Restaurant fiel mir zugegeben verdammt schwer, meine Eltern mussten öfter auf mich beim gehen über die Hotelflure warten, denn die Knie wollten anscheinend nicht mehr so richtig.
Soo das wars dann auch schon wieder mit meinem kleinen Rennbericht für 2014. An dieser Stelle herzlichen Dank an meine Eltern, das 8er Rennradteam „Die Acht“ und einfach alle, die mich auf der Strecke und via Facebook so tatkräftig unterstützt haben! Ohne euch wäre das alles nie möglich gewesen!
PS: Dieses Jahr stehen die 24 Stunden von Wittenborn noch auf dem Plan. Schmerzrezeptoren leiden ja bekanntlich an Alzheimer…
Für die Statistikliebhaber unter euch gibt es hier noch das Rennen in Zahlen:
Daten (Musste etwas rekonstruieren, weil die Garmindaten vom ersten Stint verloren gegangen sind….)
-40 Runden
-358km
-6800hm
-131 HF-Schnitt
-Offizielle Rennzeit 23:31 (Kommt dadurch zu Stande, da die MTBler etwas später Starten und ab 12:45 Zieleinlauf ist.)
-Zeit für große Pausen ca. 10 Minuten (Pro Pause)
-40 Trinkflaschen á 250-300ml
-Eine halbe Tube Sitzcreme
-Essen krieg ich net mehr ganz auf die Reihe, was das alles war…
PPS: Falls ihr irgendwelche Fragen habt, ihr eventuell auch mal so ein Rennen angehen wollt, dann schreibt mich einfach an, entweder hier via PN oder unter: [email protected]
Helfe wirklich immer gerne weiter!
Tja nun war es mal wieder so weit….Für mich war das dritte mal Rad am Ring als Einzelfahrer auf der MTB Strecke angesagt. Das Rennen lag dieses Jahr glücklicherweise Ende Juli und nicht wie üblich im September.
Ein wettermäßiger Supergau, wie im letztem Jahr, der den Veranstalter zwang das Rennen zu unterbrechen, war also eher nicht zu erwarten. Hofften wir alle zumindest inständig…
Mein Vater hatte wieder mit seinen Kumpels ein Rennrad 8er Team bereitgestellt und so hatte ich genug Betreuer, die sich wirklich rührend um mich gekümmert haben. An dieser Stelle schonmal vielen Dank dafür!
Aber erstmal zurück zum Anfang…Gegen Freitag Mittag bin ich zusammen mit Vaddi in Richtung Ring aufgebrochen. Für die Nacht von Freitag auf Samstag hatte ich mir ein Zimmer in der Nähe vom Ring genommen. Also erstmal in Richtung Meggi´s Landgasthof gefahren. Dort schnell ausgepackt und dann zum Ring um meinen Kollegen vom Rennradachter aufbauen zu helfen. Bis auf ein paar Tropfen Regen spielte das Wetter immer noch richtig gut mit! Gut in der Eifel heißt das so gut wie gar nix, aber fürn Magen is dat schonmal beruhigend. Apropos Magen…nach dem Aufbauen wurde erstmal gegessen und ich regte mich dadrüber auf, dass ich so verpeilt sein konnte nur eine Protion Nudeln gekauft zu haben. Naja also noch nen Teller Haferflocken nachgeschaufelt. Eine Diät konnte ich nun wirklich nicht so kurz vor dem Rennen gebrauchen. Dann war es für mich an der Zeit wieder in Richtung Pension zu eiern.
Im Prinizip begann jetzt das Rennen für mich, denn eigentlich ist so ein 24h Solorennen ein Triathlon aus: Schlafen vor dem Rennen, Essen und Radfahren. Und genau vor ersterem hatte ich etwas schiss. Hoffentlich konnte ich gut schlafen. Also gegen 10 Uhr ziemlich Müde ins Bett gelegt und erstmal versucht einzuschlafen. Ging natürlich nicht wirklich auf Anhieb. Verdammte Aufregung! Schließlich bin ich dann wahrscheinlich doch eingeschlafen…musste ja so sein, weil ich nämlich auf am anderen Morgen ausgeruht aufgewacht bin… Also noch gemütlich eine Runde im Bett gegammelt und ab zum Frühstück, wo die Besitzerin Meggi mir erstmal Rührei servierte (An dieser Stelle erstmal eine Empfehlung, wer am Ring ein Hotel sucht ist bei Meggi´s Landgasthof genau richtig!). Dann noch schnell mit ein paar Teilnehmerinnen beim Frühstück gequatscht und los gings in Richtung Ring.
Hier hieß es erstmal Räder fertig machen und genau…wieder Essen. Zwischendurch habe ich dann noch einige Bekannte begrüßt. Selbst ein Ordner hat mich vom letzten Jahr noch wiedererkannt!
Mittlerweile war es gut warm geworden und ich entschied mich wohl oder übel meine Kompressionstubes erstmal wegzulassen, weil es sonst einfach zu warm geworden wäre.
Am Start traf ich dann Felix, einen anderen Einzelstarter in der Herrenklasse und so quaschten wir erstmal bis es im 13:20 losging.
Die erste Runde war etwas abgeändert. Es ging über den Grand Prix Kurs, um das Feld etwas zu entzerren und dann wurde auf die MTB- Strecke abgebogen.
Grob gesagt bogen wir Mountainbiker kurz vor der Einfahrt in die Grüne Hölle rechts ab. Dann ging es eine Forstraße runter, an der Verpflegungstelle vorbei, einen langen und relativ steilen Anstieg hoch zum Fuß der Nürburg.
Dann einen Trail runter, wieder ein Stück Forstraße hoch, dann in einen zweiten Trail mit einigen Spitzkehren:
Schließlich über einige Wiesen und Wirtschaftswege wieder Richtung Grand Prix Kurs. Dort bogen wir nach ca. einem Drittel wieder ab und fuhren durchs Fahrerlager und die Boxengasse. Mein Garmin zeigte für die Runde 8,95km und 170hm an. Gerade die vielen Höhenmeter sind bei diesem 24h Kurs eine echte Herausforderung!
Vorerst fuhr ich mit Felix ein paar Runden zusammen:
Das Tempo war gut und ich war doch mit Rundenzeiten zwischen 30 und 32 Minuten deutlich schneller als letztes Jahr unterwegs. Vor allem hieß es jetzt nur nicht Überdrehen! Meine Flasche wurde jede Runde gewechselt, zum einen um immer etwas anderes zu Trinken zu haben, zum anderen war jede Flasche genau mit der Menge Flüssigkeit gefüllt die ich für eine Runde brauchte. So konnte ich immerhin etwas Gewicht sparen.
Mittlerweile war ich alleine Unterwegs und es wurde verdammt warm…naja eher gesagt schwül. Das ist eigentlich so gar nicht mein Wetter. Ich teilte meinen Betreuern mit, die Flaschen etwas voller zu machen, denn die geplanten 250ml Flüssigkeit pro Runde reichten nicht mehr aus. Um mich etwas abkühlen zu können nahm ich dann noch eine zweite Flasche Wasser mit, womit ich mein Halstuch hin und wieder Nass machte. Das schaffte zumindest einen etwas kühlen Kopf. Trotzdem konnte ich immernoch ein relativ hohes Tempo fahren und insgesamt hatte ich ein gutes Gefühl.
Nach einiger Zeit traf ich Felix wieder und wir fuhren zusammen weiter. Dann folgte eine Schrecksekunde. Im ersten Trail fuhr Felix vor mir und plötzlich verstand eine unsichere Fahrerin Felix Kommando: „Links!“ falsch. Sie fuhr nach Links und Stürzte wohl währenddessen. Felix hatte kaum noch eine Chance und konnte nur noch einen Abhang runterfallen und landete ausgerechnet in einem Brennesselbusch. Ich konnte gerade so noch Bremsen und kam eine Hand Breit vor der Fahrerin zum stehen.
Nun befreite ich Felix erstmal von seinem Rad und er kletterte wieder auf die Strecke. Zum Glück war nicht wirklich etwas Ernstes passiert und wir konnten weiterfahren. Den Schrecken musste ich aber erstmal verdauen und mein Puls raste erstmal die nächste halbe Runde.
So langsam war es Zeit für die erste Pause (Die Zeiten hatte ich vorher auf einem Zeitplan notiert) und mein Vater rief mir zu, dass in der nächsten Runde reinkommen sollte. Jedoch fühlte ich mich so gut dass ich die Pause doch noch eine weitere Runde nach hinten verlegte.
Nach insgesamt 6:23 und 110km kam ich also das erste mal zurück ins Teamzelt und aß erstmal Nudeln, einen Obstsalat und Trank einen Kaffee. Das einzige was sich mittlerweile bemerkbar gemacht hatte waren meine Waden, die etwas zwickten. Zum Glück war es etwas kühler geworden und ich konnte meine Kompressionstubes anlegen um den ganzen Krempel etwas ruhig zu stellen:
Nach ca. 7 Minuten Pause ging es dann wieder los. Ich fühlte mich wieder Frisch und die Waden machten auch keine Probleme mehr. Inzwischen wurde es immer dunkler und nach ca. 3 weiteren Runden wurde es Zeit das Licht anzubauen und ab ging es in die Nacht:
Alle paar Stunden hielt ich dann an der Verpfegungstelle um ein paar Salzstangen und etwas Obst zu essen. Mittlerweile war die ganze Verpflegungsstellencrew mein persönlicher Fanclub geworden und die Unterstützung tat wirklich sehr gut! Inzwischen hatte ich auch Markus kennengelernt. Er fuhr für ein befreundetes Team im 2er, für die ich schon in Offenburg im 8er am Start war. So drehten wir hin und wieder gemeinsam unsere Runden und es tat wirklich gut mal zu quatschen, denn so musste man nicht die ganze Zeit ans Fahren denken. Schöne Grüße an dieser Stelle!
Die Atmosphäre war der Wahnsinn. Mittlerweile säumten hunderte Fackeln die Strecke und Teilweise kam man sich wie auf einer Landebahn vor! Ein irres Gefühl! So zwischen 1:00 und 2:00 Uhr war es dann Zeit für den nächsten Stopp.
Mein Ernährungsplan sah ein Powerbar Recoverydrink, etwas Obst, einen Kaffee und Haferflocken vor. Nun war es auch an der Zeit die Hose zu wechseln. Noch schnell die Sitzcreme aufgefrischt und weiter ging es. Inzwischen war es mitten in der Nacht und die Strecke war extrem leer geworden. Teilweise war kaum noch ein anderer Fahrer zu sehen und ich wartete auf die Halluzinationen, die ich letztes Jahr hatte. Da hatte mich zwischendurch ein Fahrer überholt, den es gar nicht gab und eine schwarze Gestalt stand wie der Reaper neben einer Wachsfackel. Das war zwar unheimlich, aber wenigstens wurde es nicht langweilig. Doch dieses Jahr passierte nichts. Gut es gab keinen Nebel und auch die Temperaturen waren so hoch, dass ich immernoch im kurzen kurzem Trikot fuhr.
Erstaunlicherweise verlief der Rest der Nacht ohne, dass noch etwas besonderes passierte und da es schon so früh Hell wurde konnte einer von meinen Betreuern schon gegen 6:00 Uhr mein Licht abklemmen. Nun wurde ich etwas Müde und zugegeben die Beine etwas schwer. Doch zur letzten geplanten Pause dauerte es noch etwas und es musste schließlich weitergehen…Jetzt war es aber an der Zeit nochmal an der Verpflegungsstation anzuhalten wo ich mit einem lauten: „Ja mmmmoin, du fährst ja noch!“ begrüßt wurde. Nachdem die Jungs sich erkundigt hatten, wie viel km ich bis jetzt geschafft hatte und ich „So ca. 270.“ zurückgab, waren sie sich einig, dass sie dann wohl nicht mehr stehen könnten...
„Da fehlt auch nicht mehr viel bei mir“ Antwortete ich und so war es auch. Meine Rundenzeiten dümpelten momentan bei Ca. 37 Minuten rum und es war endlich Zeit für die letzte große Pause!
Es gab das gleiche zu Mampfen wie bei der zweiten Pause. Geschmeckt habe ich aber nicht mehr viel. Dass mein Vater die Milch in meinem Kaffee vergessen hatte merkte nicht ich, sondern er. Nochmal entschied ich mich dazu die Hose zu wechseln, da meine andere aus irgendwelchen Gründen die Sitzcreme aufzusaugen schien. Eine halbe Tube war mittlerweile aufgebraucht. Zugegeben nur noch halbwegs erholt ging es in die letzten 5 Rennstunden.
Das erste mal hatte ich mir meine Position durchgeben lassen. Ich lag auf Platz zwei in meiner Altersklasse. Zwar hatte ich letztes Jahr meine AK gewonnen, aber dieses Jahr war noch ein stärkerer Fahrer an den Start gegangen, den ich bis dahin noch nicht kannte. Mir wurde aber schon schnell klar, dass ich gegen ihn nichts auszusetzen hatte. Mein Hauptziel war mich selbst zu schlagen. Genauer gesagt, die Laufleistung aus dem Jahr 2012 (das Rennen im Jahr 2013 ließ wegen der Rennunterbrechung und einem nachher vom Veranstalter abgeänderten Kurs keinen Verlgeich zu).
Nun kämpfte ich um jeden Höhenmeter und zwischenzeitlich war es eine verdammte Quälerei. Aber 2-3 Stunden vor Schluss hatte ich mich selbst überholt und meinen bisherigen Rekord auf der Strecke von 35 Runden eingestellt. Der drittplatzierte schien etwas Probleme zu haben und mein Vorsprung vor Platz drei wuchs stetig an. Darüber war ich verdammt froh, denn einen Zweikampf Rad an Rad hätte ich kaum noch durchgestanden.
Mein Fanclub an der Verpflegungstelle feuerte mich jede Runde an und aus dem Gesamten Fahrerlager gab es eine Irre Unterstützung. Einfach Wahnsinn und unbeschreiblich! Nur mein innerer Verwesungsgrad dämpfte die Euphorie doch etwas. Schließlich war die letzte Runde gekommen und irgendwie konnte ich noch, auf der suche nach Restmuskel im Laktat, letzte Kräfte mobilisieren um den letzten Anstieg standesgemäß hochzudrücken.
Damit ihr etwas vergleichen könnt seht ihr hier die Datenaufzeichnung von einer Runde um ca. 20:45 und der letzten:
Im Ziel angekommen warteten meine Eltern und mein Vater musste mich erstmal etwas Stützen, denn kurzzeitig war es mit dem Gleichgewicht dann doch schwierig...
Nach der Siegerehrung ging es dann direkt ins Hotel. Der Weg zum Restaurant fiel mir zugegeben verdammt schwer, meine Eltern mussten öfter auf mich beim gehen über die Hotelflure warten, denn die Knie wollten anscheinend nicht mehr so richtig.
Soo das wars dann auch schon wieder mit meinem kleinen Rennbericht für 2014. An dieser Stelle herzlichen Dank an meine Eltern, das 8er Rennradteam „Die Acht“ und einfach alle, die mich auf der Strecke und via Facebook so tatkräftig unterstützt haben! Ohne euch wäre das alles nie möglich gewesen!
PS: Dieses Jahr stehen die 24 Stunden von Wittenborn noch auf dem Plan. Schmerzrezeptoren leiden ja bekanntlich an Alzheimer…
Für die Statistikliebhaber unter euch gibt es hier noch das Rennen in Zahlen:
Daten (Musste etwas rekonstruieren, weil die Garmindaten vom ersten Stint verloren gegangen sind….)
-40 Runden
-358km
-6800hm
-131 HF-Schnitt
-Offizielle Rennzeit 23:31 (Kommt dadurch zu Stande, da die MTBler etwas später Starten und ab 12:45 Zieleinlauf ist.)
-Zeit für große Pausen ca. 10 Minuten (Pro Pause)
-40 Trinkflaschen á 250-300ml
-Eine halbe Tube Sitzcreme
-Essen krieg ich net mehr ganz auf die Reihe, was das alles war…
PPS: Falls ihr irgendwelche Fragen habt, ihr eventuell auch mal so ein Rennen angehen wollt, dann schreibt mich einfach an, entweder hier via PN oder unter: [email protected]
Helfe wirklich immer gerne weiter!
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