Jordix - von Amman nach Akaba

02.01. 15:40 Haus von Mechlet in Majdalayn, 890m

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Nach dem Downhill ist vor dem Uphill, so ist das halt in Jordanien. Also strampeln wir am Nachmittag bei sommerlichen Temperaturen aus dem Wadi Mujib zurück auf die Hochebene.

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Keine Bäume. Nirgends. Gut!

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Ab und zu wächst ein bisserl was am Straßenrand... ein paar Quellen hat's auch. Aber größtenteils sind die felsigen Täler Jordaniens schon eher einsam, trocken und verlassen.

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Wir flüchten nach etwa der Hälfte der eintausend Höhenmeter hinüber auf die Teerstraße und erledigen den restlichen Teil des Uphills mit dem Beduinentaxi. Per Anhalter fahren ist hier einfach wie nirgends. Es sind zwar extrem wenig Autos unterwegs, aber gleich das allererste hält grundsätzlich an. Kunststück... so viele komische Ausländer in bunten Klamotten auf Fahrrädern sieht man hier wohl nicht.

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Im kleinen Dorf Majdalayn erreichen wir das Haus unserer heutigen Gastgebers.

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Unten schlafen die Schafe...

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... und oben futtern wir.

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Gute Nacht.
 
Auf diesen "vielbefahrenen" Radltracks oder gar Wandertracks hat's aber nicht viele Leute? Was kommt da so an Leutren durch, mehr als in Utah? Und ist der Handy-Empfang in diesen umgedrehten Bergen ähnlich gut wie im vergleichbar großen Österreich?
Fragen über Fragen... grad weil's so geil ausschaut... auf Wadi Rum bin ich schon gespannt 8-)
Anderer Radler haben wir noch keine gesehen. Andere Wanderer auch nicht. Ist sicher auch nicht ganz die Saison für Jordanien, aber Extremremmidemmi wie auf dem Camino Santiago wirst du auf dieser Durchquerung nie finden. Handynetz fast überall 4G (Orange), ausser ganz unten in den Wadis. 10GB und unlimited local calls für ca. 13 Euro.
 
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03.01. 11:00 Wadi al Karak, 800m

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Der dritte Tag des Jahres und des Jordix beginnt mit ein paar Straßenkilometern zwischen kleinen Dörfern auf der Hochebene. Alles ausgestorben heute, nirgendwo sind Menschen zu sehen. Liegt wohl am Freitag.

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Nach ner Weile nehmen wir das nächste Schluchterl in Angriff: Wadi al Karak. Verglichen mit den bisherigen Monstern ist dieses hier allerdings weniger tief, kaum spektakulär und zudem unten rum besiedelt. Außerdem brezln dort der "Kings Highway" durch, quasi die Hauptstraße durch Jordanien. Da sind dann wohl doch ein paar Autos unterwegs.

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Wir bleiben allerdings abseits aller geteerten Straßen...

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... und strampeln statt dessen auf der gegenüberliegenden Wadiseite...

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... mit einigen bösen Steilstellen hinauf...

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... in die alte Königsstadt Karak. Hier siedelten schon vor zehntausend(!) Jahren die ersten sesshaften Menschen, und auch sonst ist einiges passiert im Verlauf der Menschheitsgeschichte: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kerak

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Kinderauflauf? Eigentlich immer. Bisher ausgesprochen freundlich... ein paar Brocken Englisch probieren... bisserl rumgrapschen... Bremsen drücken... alles im grünen Bereich. Von Steinewerfen oder ähnlichen Ärgernissen kann bisher in Jordanien nicht die klitzekleine Spur einer minimalistischen Rede sein.

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Karak ist der erste größere Ort seit Beginn des Trips in Madaba. Ist zwar erst Mittag, aber vielleicht bleiben wir einfach mal hier und schieben nachher ein bisserl Kultur ein. Aber erst mal futtern.
 
Was mir an den Gebäuden auf den Bildern auffällt: Keine Photovoltaik, keine solare Wassererwärmung. Hier, wo die Tage kürzer sind und das Wetter öfter regnerisch oder bewölkt ist, ist dagegen alles voll damit. Spannend. Die Daten von hier (https://www.powerfuels.org/fileadmin/dena/Dokumente/Pdf/3073_Laenderprofil_Jordanien_REG.pdf) sind zwar schon einige Jahre alt, weisen aber Öl, Gas und Stromimporte als Hauptquellen der Energie aus. Ich hätte ja vermutet, das Land macht sich unabhängig bzw. zum Stromexporteur. Habt ihr in der Hinsicht schon etwas gesehen?
 
Gerade einen Bericht über Petra im TV gesehen und dabei gelernt, dass es auch in der Wüste schwere Überschwemmungen geben kann. Petra ist mehrfach von schweren Überschwemmungen und Erdbeben zerstört worden.
Sehr spannend die Geschichte dieses Orts.
Ihe seid in der Wiege der Zivilisation. Toll!
 
Also ich bin bisher ganz angetan von Eurer Reise. Auch wenn es ein wenig 1-Ton-ig ist: Farblich haut mich Ocker nicht vom Hocker :).
Was ich mich immer frage: wo kommt die Nahrung eigentlich her? Man sieht ja wirklich keine "Felder und Auen"... die paar Ziegen können es ja nicht sein, oder? Meine Vorfahren aus einem verregneten Mittelgebirge mit sehr viel Grün mussten täglich gegen den Hunger kämpfen (vor der Erfindung des "Kunstdüngers") - wie das in der 3/4-Wüste gehen soll, ist mir schleierhaft.
 
Die Hochebene mit den ganzen Dörfern ist voll mit Äckern. Wenn nicht gerade Winter wäre, würde hier sicher ein ganzer Haufen Zeugs wachsen. Ansonsten ist der komplette Norden des Landes oberhalb von Amman wohl viel grüner und waldiger, drum wollte ich da auch nicht hin.

Wüsten und Wadis? Ja.
Wald? Nein.
 
Auch wenn das jetzt etwas vom Thema fortführt, kann ich darüber etwas erfahren? Auch die Touren von Frau Hollendung sind immer grandios beschrieben und eine tolle inspiration!
Kannst ihr bei Strava folgen, woanders hat sie glaube ich (noch) nichts dazu. Inspirierend schon, aber nicht was Planung angeht. Aber hey, Abenteuer beginnt wenn die Planung versagt :ka:
 
03.01. 14:00 Kreuzritterburg Karak, 800m

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Auf dem Berg von Karak stehen die Ruinen einer alten Kreuzritterburgn aus dem zwölften Jahrhundert. Klar schauen wir da mal rein, dort wo die Kreuzritter ihre Gegener meuchelten... oder umgekehrt... gruslige Zeiten: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Kerak_Castle

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Cooles Gemäuer...

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... und man kann jordanisch freizügig durch dunkle Löcher krabbeln und in schmale Brunnen klettern.

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Viel los ist auch nicht, ...

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... eigentlich haben wir die riesige Burg beinahe für uns alleine.

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Sonnig... aber irgendwie heute besonders kalt. Ein böser Winterwind weht aus Israel herüber in die Berge, ...

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... also verkriechen wir uns bald in eine Bar, trinken Tee und gucken Angry Birds - The Movie. Richtigen Kaffee findet man übrigens kaum im ländlichen Jordanien. "Beduin coffee" schmeckt meiner Meinung nach wie grusliges Spülwasser und selbst in den besseren Restaurants gibt's nur Instantbrühe von Nescafé. Glaube hier beschränkt man sich besser auf Tee... mit ganz viel Zucker.

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Wir mieten uns nach einem eher kurzen Radl- und Kulturtag eine Wohnung in der Altstadt von Karak: 25 Euro mit Waschmaschine...

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... und vor allem mit nem Heizlüfter. Hier läuft fast alles mit Strom... Warmwasser... Heizung... 10 cent pro kWh. Gekocht wird mit Gas. Wie auch immer, Hauptsache heiss. Bin ganz froh, dass wir das Zelt daheimgelassen haben. Tagsüber bei Sonne ist alles in Butter, vor allem tief unten in den Wadis. Aber wenn's nachmittags so ab vier Richtung Dämmerung geht oder sich gar ein paar Wolken vor die Sonne schieben und Wind aufkommt, wird's ganz schnell recht zapfig.

Für Nachradler: Nen echten Bikepackingtrip mit draussen schlafen würde ich hier frühestens ab März empfehlen. Dann sind die Tage auch schon wieder halbwegs vernünftig lang.
 
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04.01. 08:00 Castle House B&B in Karak, 800m

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Das sonnige Winterwetter der bisherigen Tour lässt uns heute zum ersten Mal gnadenlos im Stich: Feuchter Schneeregen fällt vom dicht bewölkten Himmel auf die Wüsten Jordaniens. Da muss wohl ein unfreiwilliger Pausentag eingeschoben werden, wer strampelt schon gern bei eiskaltem Dreckswetter?! Macht ja auch nix, Zeit ist genug vorhanden. Wenn's nachher mal zu regnen aufhört, schauen wir uns ein bisserl die Umgebung an... oder trinken einfach ein paar Liter heissen Tee und kriechen nochmal durch die finstren Löcher der Kreuzritterburg.

Ein bisserl Hintergrund zum Tourismus in Jordanien: https://www.svz.de/ratgeber/reise-tourismus/auf-einen-kaffee-bei-den-beduinen-id12338406.html . Ist echt leer hier, man hat das Gefühl die Leute freuen sich über jeden einzelnen Besucher.
 
...bin eiin bißchen spät dran, falls Ihr aber noch mal nach Amman zurück kommt und auf arabische Süßkram steht (Baklava, etc. (nicht zu verwechseln mit dem türkischen oder griechischen Zeug mit Zuckerwasser) ) ein heißer Tip: Zalatimo Brothers, das richtig geile Zeug. :)
 
Ihr seid einfach in der falschen Jahreszeit dort.
Dafür habt Ihr das Land fast Touristenfrei. Ich denke das ist es wert.
Morgen ist das Wetter bestimmt wieder gut. :)
 
04.01. 11:00 Slotcanyonwadi Safsafa bei Karak, 600m

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Das eiskalte Sauwetter am heutigen Samstag ist nicht gerade zum radln geeignet, aber ein kleiner Canyonspaziergang geht bestimmt. Auf dem Weg nach Karak ist mir gestern unterhalb des Biketrails dieser kleine Canyon ins Auge gesprungen, der wird heute erkundet. Wir steigen seitlich von oben ein und erst mals ist's gar nicht so leicht, überhaupt bis zum Talboden durchzukommen.

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Dann wird das kleine Schluchterl recht schnell recht eng.

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Eng... und cool. Kommt einem fast vor wie Utah, wenn die eisigen Temperaturen nicht wären.

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Keine Lust nass zu werden oder wie? Das brackige Wasser läd auch nicht unbedingt zum baden ein.

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Müffelt eher nach Kameldung.

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Trotzdem lustig. Slotcanyoning in Jordanien. Glaube weiter im Süden bei Dana und Petra gibt's dann noch viel mehr solche Sachen.

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Irgendwann ist Schluss, weiter rauf geht's nicht. Talwärts ist auch bald Schluss an einem Zwanzigmeterabbruch, ...

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... also klettern wir wieder seitwärts raus und beenden den experimentellen Spaziergang durchs Wadi Al Safsafa zwei Etagen höher auf Ziegenpfaden hinüber zum Kings Highway. Nach zweieinhalb Sekunden sitzen wir auch schon im Beduinentaxi zurück auf den Berg nach Karak, Anhalter fahren ist nirgends leichter als in Jordanien.

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Wandertagfinish in einer Bäckerei in Karak.

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Yummie.
 
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hey, cool, der bäcker ist ja digitaltechnisch top ausgestattet. habt ihr als orrrdentliche toitsche auch den Kassenbon verlangt? 8-)
Bleib mir vom Leib mit den Kassenbons. In Italien wird man schon ewig genötigt, auch bei kleinsten Einkäufen den Bon mitzunehmen... Wohin mit dem Abfall. Aber hier würde es nicht weiter auffallen. Der Wind verteilt allen Müll gleichmäßig über's Land, leider.
 
Den Müll haltet Ihr aber schön aus den Bildern raus. Danke!

Dass sich diese Canyons in Minuten zu reißenden Strömen verwandeln können, kann man sich in der Wüste gar nicht vorstellen.
 
04.01. 17:15 Indoorbeduinenzelt in Karak, 800m

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Haben gerade ein Beduinenzelt in unsere Unterkunft gebaut.

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Warum? Der große Heizlüfter ist ausgefallen und das kleine Ersatzspielzeug tut sich etwas schwer mit der riesigen Wohnung. Auf die Sofaecke mit nem Dach beschränkt, klappt's prima. Ist beinahe wie draussen schlafen beim bikepacking... :).
 
Die Hochebene mit den ganzen Dörfern ist voll mit Äckern. Wenn nicht gerade Winter wäre, würde hier sicher ein ganzer Haufen Zeugs wachsen. Ansonsten ist der komplette Norden des Landes oberhalb von Amman wohl viel grüner und waldiger, drum wollte ich da auch nicht hin.

Wüsten und Wadis? Ja.
Wald? Nein.
Eigentlich schade, denn so ist es nur ein Teileindruck von Land und Landschaft, und im Winter haben die Bäume keine Blätter also hätten sie schon nicht so sehr die Aussicht versperrt.
 
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