Geplant war eine Zweitagestour. Doch das Wetter spielte uns wieder mal einen schlechten Streich. Also haben Binking_Flow und ich gleich die Region gewechselt und eine Tagesspritztour gemacht.
Zunächst mal einradeln und nach einiger Zeit ging's ab in ein ruhiges Tal. Wer hier unterwegs ist, braucht den Rummel wohl weniger. Ein junges Murmeltier beobachtet uns neugierig und verschwindet dann in seinen Bau. Am Ende des Stausees geht's dann definitiv hoch. Zunächst auf einem langsam aber sicher verfallenden Militärpfad hoch zu einem verschlossenen Militärbau. Generell wimmelt es in der Gegend von ehemaligen militärischen Anlagen. Das gehörte alles zur Alpenfestung. Das war der Plan des schweizerischen Militärs im 2. Weltkrieg, den Granit und die Murmeltier zu verteidigen. Das Flachland inkl. Bevölkerung und Industrie hätte man den Nazis überlassen. So, nun genug des historischen Ausflugs, doch ganz vermeiden liess er sich bei der Tour nicht.
Am Pass kommen wir dann an den Gipfelaufbau. Wir schauen den Grat an und sind gespannt, wo da genau der Pfad hoch geht. Ein paar Wandersleute kommen uns entgegen, schauen etwas komisch auf die Räder auf unseren Rucksäcken. Der Aufstieg über den Grat verspricht eine spannende, anspruchsvolle Abfahrt. Einige knifflige Passagen werden wir haben. Zwei Wanderer kommen uns entgegen und fragen, ob wir hier runter wollen. Das bejahen wir und einer fragt, ob das wirklich fahrbar sei. Wir sagen, dass einiges schon gehen wird.
Zügig kommen wir zum Gipfel. Noch über die letzten Felsblöcke und dann die Räder auf knapp 2800m abgestellt. Dann gönnen wir uns eine ausgiebige Gipfelrast. Ein tessiner Pärchen kommt hoch und grüsst uns. Dann packen sie ihre Leckereien aus. Die Frau zieht ein Fläschen Campari Soda, nimmt den Flaschenöffner und zisch. Prosit. Gegen Ende unserer Rast kommt noch ein älteres Pärchen oben an und grüsst alle sehr freundlich. Dann zückt die Frau die Kamera und fragt uns, ob sie die Räder fotografieren dürfe. Ich muss lachen und sage ihr: "selbstverständlich". Darauf sie zu ihrem Mann: "Weisst du, ich möchte festhalten, was Leute tun, um auf die Berge zu kommen. Das ist doch toll."
Langsam wird's Zeit, vom Gipfel runter zu kommen. Die Wetterprognosen waren nicht eben bestens und von West-Südwest kommt langsam aber sicher eine dunkle Wand näher. Wir machen uns bereit für die Abfahrt. Noch allen "Auf Wiedersehen" und "Ciao" gesagt, dann geht's los. Biking_Flow fährt als erster direkt die Flanke runter. Die ältere Frau schaut ihm nach. Dann folgt ein Hinterradversetzer. Sie ruft ihrem Mann zu: "Schau dir an, wie die das machen. Einfach unglaublich." Sie wird uns noch lange nachschauen. Dann folge ich Biking_Flow und nachdem der erste Abschnitt gut gelaufen ist, kann's an die härteren Stellen gehen. Der Pfad hat wirklich alles: Knifflige Passagen, hohe Absätze, Spitzkehren, steile Abschnitte und die Kombination von alldem. Einige Abschnitte sind geradezu ein Feuerwerk an anspruchsvollen Passagen. Nachdem wir den Gipfelaufbau hinter uns haben, schmunzeln wir beide. Abgesehen von einem sehr sulzigen Schneefeld war alles fahrbar.
Dann folgten wir weiter dem Grat. Immer wieder mal mussten wir einen kleinen Gipfel die Räder hochschieben. Doch der Grat macht ebenfalls Spass, auch wenn er nicht mehr jene Qualität der Gipfelabfahrt hat. Zum Schluss führt der Weg durch einen Kessel. Dann geht's auf eine Passstrasse. Schliesslich folgen wir über einen Pfad durch ein Hochmoorgebiet dem Tal auswärts. Hinter uns verdüstert sich der Himmel minütlich. Dann möchten wir auf den ausgeschilderten MTB-Pfad einschwenken. Leichtes Nieseln setzt ein. Jetzt gilt's nur noch Strecke zu machen. Also die Passstrasse runter, was das Zeug hält. Ein kleiner Platzregen erwischt uns. Doch nach fünf Minuten ist er vorbei und wir nehmen dann noch den letzten Weg bis zum Bahnhof.
Schön war's und ein gutes Gipfelziel für kommende Touren.
Hier noch einige Bilder. Fahrer: Biking_Flow
Tragepassage
Über den ganzen Grat in der Mitte wird's gehen
Etwas im Hintergrund: Biking_Flow beim power nap
Abfahrt, die erste
Abfahrt, die zweite
Glücksgefühl
Abfahrt, noch ein letztes
Vielleicht steuert ja Biking_Flow auch noch was bei...