So mal ein kurzes Update meiner Meinung zum Golden Willow. Dem GW hab ich im Fruehling doch noch den neuen Hinterbau spendiert. Mit ZTR Flow
Felgen,
Saint Bremsen, X0/X9 Schaltung, XT Kurbel, Lenker mit Extensions so dass ich auf 72cm Lenkerbreite komme und 2.4er
Reifen gibt es auch nichts mehr sinnvoll zu optimieren.
Hab seit gut einem Monat ein Iron Horse 7 Point mit 180mm v/h - vorne mit einer 2007er Zocchi 66 RC2 ETA (absenkbar auf etwa 6-7cm) und daher einen guten Vergleich. Bin auch haeufig im Sommer auf anderen teuren Bikes gefahren (bestimmt gute 10 Tage zusammengrechnet, wobei ich mit dem GW locker 40-50 volle Tourentage hatte (ein voller Tourentag sind fuer mich 2000-5000HM bergauf) - also wirklich viel zum fahren gekommen bin. (gute 30-40 Stunden pro Woche im Juli-September).
Das Golden Willow ist einerseits wirklich genial - weil es in DH Stellung durch kurze Kettenstreben (gemessen 430mm) und recht flache Winkel sowie tiefes Tretlager eine Geometrie hat, wie die meisten Freerider. Noch dazu ist es fuer ein XC/AM auch ziemlich stabil - jedoch das Gegenteil von Steif obwohl der Rahmen eher schwer ist (mein Ironhorse Rahmen ohne Daempfer, obwohl supersteif und 180mm wiegt nur 500g mehr, und ist auch 2007 gebaut). Hinterbau wie Gabel verwinden sich sehr stark, und selbst mit neuem Hinterbau sind
Reifen ueber 2.25" extrem knapp (zumindest solange man die "Baumarktfelgen" mit denen das Bike kommt gegen gescheite wie etwa ZTR Flow oder Velopcity P35 austauscht).
Bergauf faehrt es sich ganz okay - allerdings nur solange es griffig ist - weil man einfach doch nicht so wahnsinnig viel Traktion hat. Ich bin bergauf mit dem Golden Willow nicht oder nur ganz wenig Schneller wie mit meinem 18kg Ironhorse. Der Hinterbau obwohl nur 120mm, wippt mehr wie beim Ironhorse und hat mehr Pedalrueckschlag (wobei das Ironhorse hier mit DW-Link wohl auch die Referenz fuer Hinterbauen darstellt). Subjektiv denkt man mit dem GW schon dass man schneller ist, einfach weil man jeden Stein oder Wuerzel spuert (und ich fahre dicke 2.4er
Reifen mit 1.2bar) und das Hinterrad gerne mal durchdreht wenn man ordentlich reintritt. Beim Ironhorse dagegen denkt man im Vergleich dass man deutlich langsamer ist - egal ob im sitzen oder im stehen - der Hinterbau hat deutlich mehr Traktion und ich komme steile Rampen mit Wurzeln hoch, wo ich beim GW absteigen muss.
Wuerde ich haeufig im stehen rauffahren, dann waere das Golden Willow schon deutlich ueberlegen - denn es wippt im stehen kaum mehr wie sitzend. Das Ironhorse wippt beim Wiegetritt schon sehr stark (gute 6cm) aber hat trotzdem mehr Traktion auch im stehen - nur ist es halt extrem demotivierend Wiegetritt zu fahren - wenn es so stark wippt.
Waehrend ich mit dem GW rund 650HM pro Stunde bergauf pedalliere, schaffe ich mit dem Ironhorse rund 620HM - also ein verschwindend kleiner Unterschied (und die Laufraeder beim Ironhorse wiegen allein 1kg mehr + 400g mehr fuer Freeride vs Latexschlaeuche -
Reifen fahre ich zurzeit ident auf beiden 2.4er
Michelin Wild Rock'r hinten, vorne entweder
Michelin HOT S,
Minion DHF 2.5 oder auch den Wild Rock'r).
Bergab ist es im Prinzip auch ein totes Match, da auf extrem steilen Stuecken das GW weniger Ueberschlagsgefuehl entwickelt - bzw ich auf dem Ironhorse wirklich haeufiger vorne absteig auf Steilstuecken. Beim Umsetzen in Kurven (welches is schlecht behersche) ist das Golden Willow auch angenehmer, da man weniger Gewicht umsetzen muss, und die Gabel haerter ist.
Das liegt IMHO aber daran, dass die unfaehige Double Agent einfach bei mir max 120mm einfedert, die 66er am Ironhorse aber volle 175mm. Da der Lenkwinkel bei beiden Bikes unbelastet rund 77,5° ist, eignet sich das GW besser fuer Steilstuecke die man unter Schritgeschwindigkeit faehrt.
Abgesehen von extremen Steilstuecken (damit meine ich steiler wie etwa die Weltcupstrecken in Schladming oder Champery) und Spitzkehren, ist das GW allerdings eine Qual. Die Daempfung der Gabel ist so schlecht, dass die Zocchi abgesenkt mit ihren 4-5cm Restfederweg mehr Fahrkomfort und Bodenhaftung erzeugt (im ernst!). Waehrend die Gabel beim GW viel zu progressiv ist, ist es beim Hinterbau genau das Gegenteil. Will man ein paar Spruenge machen muss ich beim Hinterbau soviel Luft drauf tun, dass mir gerade mal 10-15mm Sag uebrigbleiben- sonst schlaegt er durch. Gehts nur ums Trailfahren ist der Hinterbau am GW aber ziemlich gut was den Komfort angeht (aber kommt etwa lange nicht auf den Bremsgripp den ich am Ironhorse hab).
Problematisch wirds mit GW einfach bei laengeren Abfahrten - egal ob technisch oder nicht. Nach spaetestens 1500HM am Stueck, fallen einem dank der Gabel die herausfedert wie ein Trampolin einfach die Finger ab. Dass der Hinterbau besser funktionieren koennte - faellt mir durch die Gabelperformance gar nicht mehr auf. Und waehrend das Golden Willow dank langem Radstand und (fuer ein XC/AM) sehr flachen Winkeln auf flowigen Trails brillieren sollte, tut es dies nicht, weil es einen einfach nur durchschuettelt anstatt dass man Grip hat.
Das Golden Willow finde ich vom Fahrgefuehl einfach genial, und es macht viel Spaß damit zu fahren - aber halt nur wenns kurz bergauf, kurz bergab geht, oder man nur sehr technische Abfahrten faehrt, wo das Tempo sehr sehr niedrig ist. Aber wenn ein 180mm Freerider (oder eigentlich schon Light-DHer) genauso gut bergauf faehrt, und bergab bis auf bei extremen Steilstuecken und in Spitzkehren dem GW einfach haushoch ueberlegen ist, dann ist es eigentlich sinnlos. Bin Inzwischen mal ein Tesla gefahren, von der Geometrie auch sehr genial, aber die Gabel/Daempferperformance fand ich fuer ein 160mm Bike auch schlecht. Bergauf sehr gut, solange man keinen Wurzeln oder losem Boden begegnet, weil der Grip (und das Fahrgefuehl) bergauf ist halt eher der eines Hardtails.
Ich fahre gerne mit dem GW auch mal Downhillstrecken, wenn man die Spruenge auslaesst. Wenn man dann denkt, bist du deppert jetzt hab ich echt alles rausgeholt und dann die Zeit vergleicht die man auf einem anderen Bike mit anstaendiger Federung gefahren ist (wobei es einem langsam vorkam) dann ist man echt geschockt. Naja - es haut auch was gutes, mit dem GW bildet man sich ein viel schneller zu fahren wie man es tatsaechlich tut (und das eigentlich egal bergauf wie bergab).
Vielleicht schafft es Bionicon ja mit dem Alva 180 Coil endlich eine gescheite Federung hinzubekommen, sonst war das GW mein einziges Bionicon. Wobei ich mir beim Alva noch flachere Winkel erwartet haette. 63er Lenkwinkel bergab, 68,5° bergauf wuerde ich besser finden wie die jetzigen 65/70,5. Ich erwarte mir ja gar keine Federperformance wie bei BOS Stoy. Aber das Niveau von
RockShox oder Marzocchi sollte halt zumindest erreicht werden.
Ich bin diesen Sommer mal ein DH Bike (war ein Summun Pro eines Teamriders) mit 61° Lenkwinkel gefahren, das war echt der Hammer auf einer extrem steilen Strecke. Wenn Bionicon halbwegs gute Federperformance und ultraflache Winkel fuer bergab braechte, dann gaeb es eigentlich keinen Grund mehr fuer den Kauf eines Liteville 901 oder Lapierre Froggy - beides Firmen die wie Bionicon die Alpinen Tourenbiker ansprechen. Weil es einfach genial ist, dass man die Gabel absenken kann, und gleichzeitig aber nicht das Tretlager runter geht. Nur Gabelabsenkung ist einfach ein fauler Kompromiss (entweder das Tretlager ist dann so hoch, dass man auch mit abgesenkter Gabel ueberall hochkurbeln kann - so ist es etwa bei meinem Ironhorse, oder so tief dass es zwar optimal fuer DH ist, aber man dauernd mit den Pedalen aufsetzt). Werde das Alva Coil auf jeden Fall mal testfahren - wenn es mich nicht ueberzeugt, dann investier ich lieber noch etwa Geld in mein Ironhorse und schau dass ich die derzeitige 1,3kg Kurbel gegen eine leichtere ersetz, und mir neben den brachialen 2,8kg Laufraedern noch Tourentaugliche mit ZTR Flow und rund 1,8kg kaufe. Dann waere das Bike mit leichten Schlaeuchen und Single Ply 2.5er
Reifen bei rund 15.5kg und auch auf Tragepassagen nicht allzu unangenehm - dort sind die 18kg derzeit einfach nicht spaßig.
Hab mir das Ironhorse eigentlich als Zweitbike fuer alpine Touren und Bikepark gekauft, aber so wies ausschaut, wird es mein Erstbike und das GW werde ich im Fruehling verkaufen. Wenn ich sehe wo "krull" mit seinem 29er Starrbike rauf und runterfaehrt, dann erscheint mir ein 29er Starrbike (jedoch kein Fixie wie Krull) als viel besseres Trailbike. Als ich mit dem Mountainbiken angefangen hab, war das auf einem 28er Trekkingbike mit dem ich auch keinen Singletrail ausgelassen hab - das war ziemlich spaßig und ging vor allem sehr schnell. Koennte mir daher ein 29er auch ganz gut vorstellen (ueberall außer im Bikepark) - ein Devinci 29er mit Split Pivot oder DW-Link wuerde ich sofort gegen das GW tauschen.
Das GW ist kein schlechtes Bike, wenn ich viele auch nicht billige Canyons, Cubes oder andere Bikes sehe die bergauf und bergab schlechter sind (zumindest fuer meine Zwecke) dann ist es nicht so dass ich es bereuen wuerde es gekauft zu haben, aber es ist halt einfach nur ein Bike mit sehr großem Einsatzspektrum das vieles gut kann, aber in nichts brilliert und unter der Gabelperformance leidet.
Den Sinn von Raedern unter 160mm Federweg seh ich aber eh nicht mehr zum trailfahren. Wenn man ein Bike wie das GW alpintauglich aufbaut, landet man trotz teuren Parts auch bei 14 bis 15kg (je nach
Reifen). Und ein guter Hinterbau wie etwa die DW-Link oder auch die Lapierres treten sich trotz 180mm einfach genauso gut bergauf wie 120mm XC Fullies, bzw bei schlechtem Untergrund sogar besser. Ich werde trotz schwerem Freerider am Anninger meinem Hausberg bergauf nur sehr selten ueberholt - aber die Gesichter der XC-Biker mit Carbonhardtails bergauf beim vorbeifahren, machen umso mehr Gaudi, je dicker das Bike ist auf dem man sitzt.
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(und nicht vergessen sollte man, dass Fahrtechnik, Kraft und Kondition 10x mehr ausmachen wie das beste Bike, aber schrauben und neue Parts kaufen macht halt manch einem (wie mir) fast genauso viel Spaß wie das biken selber)