Ich habe zwei allgemeine Bemerkungen zum Thema:
Erstens:
Im Gegensatz zu Auktionen bin ich auf (
eBay-) Kleinanzeigen noch nie betrogen worden, weder als Käufer noch als Verkäufer. Dabei mußte ich einigen Fällen in beiden Rollen tatsächlich die für mich ungünstigere Variante wählen (d.h. als Käufer per Paypal FF oder Banküberweisung zahlen oder als Verkäufer per Paypal Waren und Dienstleistungen oder über das Zahlungssystem der Website das Geld erhalten). Ich habe auf diese Weise ein, zwei Dutzend Geschäfte abgewickelt, ohne daß etwas passiert ist.
Gleichzeitig muß ich aber feststellen, daß sich die Situation in der letzten Zeit drastisch verschlechtert hat. Aus irgendeinem Grund hat sich insbesondere während der Corona-Epidemie der Anteil der Betrüger schlagartig so stark erhöht, daß es keinen Spaß mehr macht.
Ich bin überzeugt, daß ich bislang einfach unverschämtes Glück hatte, und habe mein Verhalten geändert. Ich handle seit einiger Zeit so, daß es ausschließlich mir guttut. Das heißt, ich kaufe nur mit Käuferschutz und verkaufe nur ohne Käuferschutz. Wenn sich die Gegenpartei darauf einläßt, freue ich mich; ich habe noch nie jemanden hinters Licht geführt. Wenn die Gegenpartei nicht mitmacht, gibt es eine freundliche, sympathische Abschiedsnachricht.
Das führt dazu, daß ich auf Kleinanzeigen nun hauptsächlich die Sachen kaufe oder verkaufe, die eher für den lokalen Umkreis interessant sind, z.B. aufgrund ihrer Größe oder ihres Gewichts. Das, was mit der Post versendet werden kann, läuft dann über
eBay-Auktionen. Wenn ein Käufer vor mir steht und etwas abholt, oder umgekehrt, ist der Spielraum für Betrug sehr gering.
Natürlich könnte mir auch dann noch theoretisch Falschgeld angedreht werden, oder der Käufer könnte sich meine Adresse merken und mich danach belästigen oder mir sonstwie schaden (davor haben Viele tatsächlich Angst, weshalb man immer wieder den Rat liest, solche Übergaben an einem neutralen Ort zu arrangieren). Aber das ist dann schon ein hohes Level an krimineller Energie, und ich habe es noch nie erlebt.
Daß ich umgekehrt als Käufer ausgeraubt werde und ohne das mitgebrachte Geld und ohne Ware im Krankenhaus lande, wenn ich etwas abholen möchte, erscheint mir ebenfalls eher unwahrscheinlich. Bei der Abholung könnte mir natürlich trotzdem fehlerhafte Ware angedreht werden, z.B. eine Grafikkarte, die entgegen der Beschreibung defekt ist. Aber dann kenne ich immerhin die Adresse des Verkäufers und kann mit den Mitteln des Rechtsstaats dagegen vorgehen. Erlebt habe ich das aber noch nie.
Bei der Warenübergabe war ich als Käufer schon in so mancher fremden Wohnung, und beim Verkaufen waren schon einige wildfremde Personen bei mir im Haus. Meistens hat sich noch ein nettes Gespräch ergeben, Probleme gab es nie.
Zweitens:
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind irgendwelche Entscheidungen von Paypal,
eBay oder Kleinanzeigen erst einmal heiße Luft ohne Bindungswirkung. Noch sprechen hierzulande die Gerichte Recht, und deren Entscheidungen stehen (noch) über denen irgendwelcher Konzerne. Das heißt, daß gegen jede Gewährung oder Ablehnung von Käuferschutz, gegen jede Einbehaltung von Kaufbeträgen und gegen jede sonstige Drangsalierung auf dem Rechtsweg vorgegangen werden kann. Das gilt natürlich für Käufer und Verkäufer gleichermaßen.
Ich wundere mich sehr darüber, daß dies nicht öfter geschieht. Ich habe bis jetzt hauptsächlich von ein paar Fällen mit Paypal gehört. Die sind dafür bekannt, daß sie Gelder willkürlich einbehalten und sind immer noch der Meinung, daß Ihre hirnrissigen "Policies" über deutschem Recht stehen. Ätsch, getäuscht.
Ich wäre durchaus bereit, den Kosten-Vorschuß für einen entsprechenden Prozeß aufzubringen und damit ein gewisses finanzielles Risiko einzugehen, sogar wenn ich selbst gar nicht betroffen bin, wenn ich also damit nur einem Anderen helfe. Ich würde zu gerne sehen, wenn weitere Konzerne die Lehre erteilt bekommen, daß auch sie dem Rechtssystem unterliegen und daß ihre AGBs die Pixel nicht wert sind, die sie sichtbar machen. Aber mir fehlen ehrlich gesagt die Zeit und die Nerven dafür. Hoffentlich machen das bald Andere und erstreiten Muster-Urteile.