Traumtourlaub 2021 Tag 5 - Was für ein seltsamer Tag heute. Ich stand halb sechs auf, um in Visp meinen Zug zu erwischen. Dort stellte ich dann fest, dass ich meine Handschuhe vergessen hatte. Die Weiterfahrt mit Zug und Postauto verlief problemlos. Oben im Ort fragte ich dann in zwei Sportgeschäften nach Bikehandschuhen, doch sie führten keine Bikeklamotten. Und der einzige Bikeshop hatte geschlossen.
Auf dem Plan standen fünf Abfahrten, die ich mit einer Tageskarte für die Gondelbahn erreichen wollte. Die erste Abfahrt musste ich zunächst auf durchaus steiler Skipiste erkämpfen, nur um dann zu einem Drittel das Bike auf den Schultern durch ein unfahrbares Bergsturzgebiet wieder runterzutragen. Landschaftlich ein Traum, biketechnisch Mist. Der Rest der Abfahrt war aber ziemlich gut.
Die zweite Variante war in der oberen Hälfte sehr schwierig und an mehreren Stellen unfahrbar. Aus der Gondel sah das noch richtig verführerisch aus. Die untere Hälfte war dann wieder besser.
Die dritte Abfahrt existierte dann in der oberen Hälfte gar nicht. In der Topokarte war da eine Strichellinie zu finden, in natura war da nichts mehr außer Skipiste und ein gebauter Flowtrail, den ich aber nicht fahren wollte. Also folgte ich stur dem GPS und irgendwann waren dann Rudimente des Trails zu erkennen. Auch hier war die untere Hälfte wieder richtig gut.
Nummer vier war dann wieder nicht zu finden. Ein Wandererpaar suchte auch genau diesen Weg, so dass wir unsere Karten verglichen. Der Weg war einfach weg. Da hatte ich dann keinen Batz mehr zu suchen und ging erstmal zu Mittag speisen. Zu erkennen, dass es sich um ein Selbstbedienungsetablissement handelte, dauerte bei mir eine Weile
Nach dem Essen dann das Grande Finale. Es sollte von der Bergstation bis zum Bahnhof in Visp zurück gehen. Auch hier musste ich zunächst weglos über die Skipiste, bis der Trail deutlich zu erkennen war. Der war dann im ersten Drittel spitze. Immer an der steilen Bergflanke entlang, Waldboden, Kehren, Wurzeln, herrlich. Ich musste auch nur sechs Wanderer abwehren.
Der Trail endete dann scheinbar auf der Terrasse eines Bergcafés. Es war keine Fortsetzung erkennbar, kein Wegweiser in Sicht, nur eine Terrasse mit geschlossenem Zaun. Um die Verwirrung noch zu steigern, gab es neben dem Grundstück ein Türli mit diesem Hinweis ...
Da die Alternative einen riesigen Umweg und das Nichtfahren des eigentlichen Trails bedeutet hätte, fragte ich den Wirt um Rat. Ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, als er mir den Weg über die Terrasse und durch den Zaun Richtung Außentoilette wies. Dort hinter dem Haus stand dann der Wegweiser, gut versteckt und von vorn nicht zu sehen. Stattdessen wies vor der Hütte ein handgemaltes Schild in die Gegenrichtung. Noch komischer war es dann, auf der Fortsetzung der Abfahrt jede Menge Reifenspuren zu finden. Da hat mich der Wirt wohl ein bitzli veralbert, als wir die Köpfe Corona-konform mit Maske über meinem Kartenausdruck zusammensteckten.
Der Trail wurde steiler und rutschiger, meine
Bremsen wurden zunehmend heiß und nach jeder Händeausschüttelpause musste ich ein paar Mal pumpen, um wieder Druckpunkt zu haben.
Das letzte Stückerl der Abfahrt wurde mir dann wegen Straßenbauarbeiten verwehrt.
Zum Schluss wollte ich dann flott entlang der Vispa talauswärts rollen, aber böse Winde pusteten taleinwärts, so dass ich bis Visp pedalieren musste.