Inwiefern die beschriebenen Zusammenhänge jetzt eine direkte Auswirkung auf das Fahrverhalten haben oder wie sehr das über eine verbesserte Wahrnehmung geht, müsste man mal konkret ausrechnen und würde ich vor allem mal gerne praktisch ausprobieren.
Obwohl die Theorie und die Diskussion über so ein Bauteil sehr spannend sind, führt wie immer kein Weg an einer Probefahrt vorbei.
Zumindest was das „Nachziehen des Hecks“ betrifft, scheint mir aber doch ein direkter Einfluss eher gering zu sein, denn das Hinterrad ist halt auf jeden Fall mit viel Gewicht belastet (wenn man mal von Hinterradversetzen und ähnlichem absieht) und das Moment, welches die Feder auf den Rahmen ausübt, ist eben vergleichsweise klein (das Hebelverhältnis Lenker zu Hinterrad ist nicht riesig, selbst wenn man die Übersetzung der Nocken berücksichtigt).
Es gibt diverse Situationen, in denen das Heck "freier" wird. Zum einen passiert das ja auch beim Gripabriss und je nachdem, wo du auf dem Rad "hängst". Wenn du auf einem geschotterten Feldweg fährst, kann man das toll ausprobieren. Man fährt eine Kurve, verlagert mehr vom Körpergewicht auf den Lenker und "zieht" das Heck rüber. Da bricht dir sofort der Reifen weg bzw. "tänzelt" seitlich über den Boden, während es sich weiter dreht. Bei solchen Impulsen stellt sich die Frage, ab wann dann die vergleichsweise geringe Kraft am KIS einen signifikanten Einfluss hat. Bei eingeschaltetem KIS fühlt sich das o.g. Experiment kontrollierter an.
Sicherlich ist das keine Fahrsituation, die so 1:1 auf dem Trail Einsatz findet. Es gibt aber Parallelen zu Gripabriss auf Querfahrten am Hang und bei offenen Kurven.
Nicht umsonst tragen zum Beispiel Sportschützen irgendwelche superschwere Anzüge, weil es viel leichter ist, gegen einen definierten Widerstand die Waffe ruhig zu halten, als um eine eher neutrale Mittellage herum, wo kaum Kräfte wirken.
Das ist ein tolles Beispiel! Ich teste aktuell diverse Laufräder mit unterschiedlich schweren Felgen und Reifen. Jeweils im gleichen Bike. Man darf nie unterschätzen, welchen Einfluss Gewicht macht. Hier würde ich nicht mal zwangsläufig so weit gehen und sagen, dass schwere oder leichte Laufräder besser sind. Sie fahren sich jeweils anders und der Gesamtcharakter des Bikes ändert sich.
Ein Extrembeispiel ist der Vergleich zwischen einem Bike mit und einem ohne Motor. Auch wenn die eine ähnliche Geometrie, Bereifung und Federweg haben, so liegt das E-Bike deutlich satter und sicherer auf dem Trail. Macht man Abstriche bei der Wendigkeit mit dem höheren Gewicht? Klar. Kann man das (bis zu einem gewissen Grad) kompensieren? Auch das geht.
In meinen Augen lassen sich aus jeder Eigenheit eines Bikes Vor- und Nachteile herausarbeiten. Ist am Ende die Menge der Leute, die darin einen Vorteil sehen, respektive davon profitieren, im Fahrbetrieb, groß genug, so lässt sich eine Innovation rechtfertigen.