Bright Midnight 2023 – Rennbericht: Das hellste Ultracyling? 1.040 km durch Norwegen

Bright Midnight 2023 – Rennbericht: Das hellste Ultracyling? 1.040 km durch Norwegen

Jetzt, wo die Nächte lang und die Tage kurz sind, ist die richtige Zeit, vom Bright Midnight träumen. Das Ultracycling-Event in Norwegen führt an den längsten Tagen des Jahres über 1.040 km mit 16.000 hm. Nathalie Schneitter hat sich an die Strecke gewagt und berichtet.

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Bright Midnight 2023 – Rennbericht: Das hellste Ultracyling? 1.040 km durch Norwegen

Wie lange hättest du für die Distanz benötigt?
 

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Re: Bright Midnight 2023 – Rennbericht: Das hellste Ultracyling? 1.040 km durch Norwegen
So Kalauer auf Kosten der Opfer für nen Forendaumen. 🤦

RIP Hall, Simmons, Fishbein…

Es lohnt sich, das Thema mal zu verstehen:
https://velo.outsideonline.com/road...ple-answer-comes-ultra-endurance-race-deaths/

https://psycnet.apa.org/fulltext/2023-22001-001.html

Die Debatte findet eh statt, ob du willst oder nicht.

Die Debatte findet definitiv statt, aber sie ist mMn komplexer als die Schlussfolgerung, dass ein obligatorisches Schlafpensum pro 24/48 h die Lösung für die Risiken ist, die mit solchen Ultra-Endurance-Races mit einhergehen.
Es gibt diese Dreifachdoku über einen belgischen Apnoe-Taucher, einen Schweizer Basejumper und einen Starter beim RAAM aus Österreich und die Bilder, die es da von Letztgenanntem zu sehen gab, empfand ich für mich persönlich als extrem abschreckend und alles andere als inspirierend oder mir Respekt vor der Leistung einflößend. Der Mensch konnte seinen Löffel nicht mehr selbst halten und musste vom Betreuerteam gefüttert werden, wollte aber wieder aufs Rad und weiterfahren. Sowas holt mich null ab, eben weil ich es als total drüber empfinde. Wenn da jetzt eine lebensverändernde Summe Geld auf dem Spiel steht, okay, vielleicht - aber so? Und dafür dann das Risiko eingehen, dass eine Familie künftig ohne Vater durchs Leben gehen muss?

Umgekehrt sieht der Sehili - trotz des wenigen Schlafs - immer noch irgendwie fit aus, das wiederum finde ich schon bewundernswert.

Ich kann diejenigen auch voll verstehen, die eine Schlafreglementierung fordern, kann aber auch die Seite verstehen, die sagt, dass gerade das Unreglementierte das ist, was sie an der "Szene" reizt.
Ist ja auch nicht so, als gäbe es bzgl. der Kategorien "unsupported", "self supported" und "supported" nicht bereits ausreichend Diskussionen mit wenig Aussicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Und die Ultra-Szene geht ja auch über die Rennen hinaus - jemand, der sich die FKT auf einer bestimmten Strecke holen möchte, der wird das tun, notfalls halt in einer (eigenen) Kategorie ohne Mindestschlafzeit.

Rund um FKTs, Rekorde und die Tour Divide gibt hier ein paar spannende Infos:
https://bikesordeath.com/ep-118-john-stamstad-tour-divide-history-rules-ethos/

Ich hab darüber (und die Themen "unsupported", "self supported", "supported") auch schon mehrfach mit mit einem Freund gesprochen, der die Divide selbst zweimal versucht hat und sehr früh von 24 h Marathons auf Bikepacking Races umgestiegen ist. Wenn man da weiß, wie man die richtigen Einstiegsfragen stellt, dann hat man den ganzen Tag lang Unterhaltung. ;)

So, aber jetzt lese ich wirklich mal den Bericht vom Bright Midnight. :)
 
Ich finde es total nachvollziehbar, dass man so etwas macht, auch wenn ich es selbst in der Form natürlich nicht könnte. Was ich mir nicht vorstellen kann ist 65 Stunden auf der Couch liegen.

Respekt vor der Leistung und bemerkenswert, dass eine Sportlerin, die offensichtlich das dringende Bedfürnis hat, sich über die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen zu quälen gleichzeitig Bock auf E-Bike hat.
 
Die Debatte findet definitiv statt, aber sie ist mMn komplexer als die Schlussfolgerung, dass ein obligatorisches Schlafpensum pro 24/48 h die Lösung für die Risiken ist, die mit solchen Ultra-Endurance-Races mit einhergehen.

Egal, wie die Ratio schlussendlich aussieht: Es wäre eine Lösung sowohl im gesundheitlichen als auch im sportlichen Sinne.
Leistungssport, der durch Schlafmangelresistenz gewonnen wird, verleitet nur zu sehr einfachen medizinischen Tricks, und wer will schon Tests. Eine Ratio würde dem etwas die Grundlage entziehen.

Und wenn auch Verkehr Teil der Route ist: Schon krass, da mit Sekundenschlaf interagieren zu lassen. Da geht es nicht mal nur um die Sportler.

Umgekehrt sieht der Sehili - trotz des wenigen Schlafs - immer noch irgendwie fit aus, das wiederum finde ich schon bewundernswert.

Bin selber Fan, der gewinnt auch wenn er wie alle eine Schlafratio einhalten müsste.
Würde er im Umkehrschluss nur gewinnen, weil er zufällig einen Wettbewerbsvorteil durch Insomnie hätte, wäre das schon enttäuschend.
The man who doesn’t sleep fasst als sportliche Wertung schon sehr kurz.

Lachlan Morton hat zum Glück gezeigt, das es auch schneller trotz 12/48 Ratio geht. Inoffiziell natürlich ☝️

Ich kann diejenigen auch voll verstehen, die eine Schlafreglementierung fordern, kann aber auch die Seite verstehen, die sagt, dass gerade das Unreglementierte das ist, was sie an der "Szene" reizt.

Ich kann sehr gut beide Seiten verstehen.
Es ist wie immer: Wird etwas zur Massenbewegung, steckt mehr Geld drin, Gutes wie Schlechtes potenziert sich, Reglementierung drängt sich auf.
Das war in den Anfängen nicht nötig. Diesem Carefree-Spirit hängen wir alle nach, aber ist er beliebig skalierbar?

Ich hab darüber (und die Themen "unsupported", "self supported", "supported") auch schon mehrfach mit mit einem Freund gesprochen, der die Divide selbst zweimal versucht hat und sehr früh von 24 h Marathons auf Bikepacking Races umgestiegen ist. Wenn man da weiß, wie man die richtigen Einstiegsfragen stellt, dann hat man den ganzen Tag lang Unterhaltung. ;)

So, aber jetzt lese ich wirklich mal den Bericht vom Bright Midnight. :)
😂🍻
 
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Ist ein Naturgesetz.
Auch Du warst mal von mehreren Millionen der Schnellste und Beste.

Es liegt wortwörtlich in unseren Genen.

Das stimmt, hätte ich über Social Media noch dazu gewusst, wer davon langsamer gewesen ist, hätte das mein Ego sicherlich extrem gepusht. Bloß gut das ich sowas nicht nötig habe und alles für mich mache.

Der macht das ja teilberuflich immerhin. Sein YT Kanal ist super interessant, eigentlich ein echt sympathischer Zeitgenosse. Und offenbar jemand der grundsätzlich wenig Schlaf benötigt.

Erst einmal, bevor das wieder falsch verstanden wird.
"Es kann jeder tun was er will und meine Meinung ist nur meine"
Wenn ich aber Heute solche Artikel lese, bricht in mir weder Neid, noch Anerkennung aus.
In solchen Artikeln lese ich nur Selbstzerstörung raus.

24 Rennen bin ich damals auch gefahren. Die erstreckten sich aber über einen Tag.
Wenn man unter Adrenalin steht und ein Ziel vor Augen hat, geht so einiges mit wenig Schlaf.
Diesen Ego Push muss ich aber Heute nicht mehr haben, man wird halt vernünftiger.
 
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Bei den Langstreckenrennen fahren doch einige ältere Leute mit, vielen geht’s da vornehmlich auch gar nicht um die Platzierung und das letzte Prozent, sondern um das Erlebnis.
Nachvollziehen kann ich den Reiz den das ausübt schon.
 
Wie sagte Reinhold Messner in einem Interview: "Spitzenalpinismus ist dorthin zu gehen, wo man umkommen könnte und dabei nicht umzukommen".

Nur hat sich der wirklich in einer Todeszone bewegt, während die Ultra-Menschen jederzeit aufhören können. Messern wusste: Weiter gehen oder Tod.
Für mich sind das eher so eine Art Selbsterfahrungs-Trips. So bisserl wie früher die Indianer mit ihren Drogenerfahrungen. Ich kenne doch einige, die in diesem Bereich unterwegs sind. Die haben sonst wirklich ein sehr gemütliches Leben. Körperlich oder gar gefährlich arbeitet tut keiner von denen.
Es hat definitiv auch etwas damit zu tun, im eigenen Ich eine Lücke zu füllen.
Erschrecken tu' ich immer, wenn ich das Trainingspensum von denen sehe (die ich halt kenne). Die fahren weniger als ich. Offensichtlich haben die die Gabe, einfach viel auf Grundlage Niveau fahren zu können und das stundenlang. Da die auch nicht ihre Willenskraft trainieren, scheint mir das schon bei vielen easy von der Hand zu geben, mal eine 10 oder 14 Stunden Runde zu fahren. Für die ist das nichts.
Früher, als ich noch Touren fuhr, war ich eigentlich schon nach 6 Stunden vor, wenn's wieder vorbei war. ;)
Wenn man also eh schon lange Strecken locker packt, ist es klar, dass man das irgendwann auf ein Niveau ausdehnt, auf dem's dann auch für solche Menschen unangenehm wird.
Ich persönlich würde da schon raus fallen, weil ich viel Schlaf brauche. Mal eine Nacht schlecht geschlafen spüre ich schon deutlich.
 
Ich bin dieses Jahr das Atlas Mountain Race gefinished (1340km, 28.000hm, 7 Tage). Ich wurde oft gefragt, warum ich mir das angetan hab. Daher hier mal meine Antwort.

Zunächst wollte ich schon immer ins Atlas Gebirge und die Strecke hat mich gereizt.

Reist du alleine, bist du auch wirklich alleine. Im Rennen wirst du getrackt, es gibt im Zweifelsfall medizinische Versorgung, man trifft öfter mal Leute, die das gleiche erlebt haben und man kann sich gut austauschen.

Mir ging's nur ums finishen, nicht die Platzierung. Trotzdem hat ich mich dann schon oft gefragt, ob ich nicht schneller hätte sein können.

Ohne Schlaf bin ich 36h gefahren (Etappe 1 und 2), ich fand das einen interessanten strategischen Aspekt.

Spätestens ab der Hälfte sieht man wer auch mental stark ist. Ab da sind deutlich weniger Leute ausgeschieden. Zudem spielt es wirklich keine Rolle ob du Amateur bist (war mein erstes Event dieser Art) oder bereits andere gefahren bist. Da kommen viele Faktoren zusammen, auf die man sich auch nur bedingt vorbereiten kann. Im Rennen waren z.B. auch ehem. Profis, die aufgegeben haben mit wunden Hintern, oder mental nicht mit den Schiebepassagen klar gekommen sind. Das macht auch den Reiz aus, weil du als Amateur für dich dann schon sagen kannst, dass du in dem Aspekt besser warst als ein Profi. Mir ging es übrigens wie der Autorin am Start - nahezu jeder war deutlich trainierter oder besser vorbereitet als ich. Angekommen bin ich aber trotzdem vor den meisten, da 50% ausgeschieden sind.

Ich bin auch schon Enduro, Downhill, XC, Marathons und Rennradrennen gefahren. Nie war ich in dem top Positionen, aber ich mag einfach die Stimmung die am Start herrscht, die Unterschiede in den Disziplinen und auch den Austausch mit den anderen Startern. Hobby halt... Achja normale Touren fahre ich genauso gerne wie lange Radtouren.

Ich hatte am Ende einen leichten Nervenschaden an meinem Mittelfinger, der am Tag vorm Ziel aufgetreten ist und den ich erst am Ende des Tages gemerkt hab. Das fand ich befremdlich, da ich mit 35 definitiv meinen Körper nicht nachhaltig schaden wollte. Ging auch wieder weg nach dem Rennen, aber andere haben sich da deutlich mehr "hingerichtet". Muss jeder selbst wissen wie weit er geht.

Zu mir als Person vll noch ein bisschen was, junger Familienvater im mittleren Management. Vorbereitung fiel aufgrund der Geburt meiner Tochter sehr knapp aus, war aber i.O. Mag ich es die Kontrolle abzugeben, wie hier schon vermutet wurde? Eher nicht, geht mir eher ums improvisieren und sogar sehr viel Kontrolle, also zu sehen wie gut meine Vorbereitung und Gedanken am Ende aufgegangen sind.

Gelangweilt oder Midlife-Crisis hab ich nicht, aber bei den Events gibt's schon sehr viele Männer mittleren Alters, die sich nochmal was beweisen wollen. No judgement, vll. komm ich da auch noch hin. :)
 
Krasse Leistung, würde ich nie schaffen. Ob man auf diese Weise sein körperliches Können testen will muss ja jeder selber wissen. Wahrscheinlich immer noch gesünder als zb Boxkämpfe ohne Handschuhe.

Zum Radfahren in Norwegen war ich 2015 aber auch schon mal. An unsere Tagesbestleistung kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die schlechteste Tagesleistung waren stolze 7 km. Auf dem Rallarvegen. Losgefahren, Schneefeld, drüber schieben, ein Stück fahren, nächstes Schneefeld, zu Fuß erkunden, für zu groß befunden, umgedreht, Zelte aufgeschlagen, gemütlich gekocht und am nächsten Tag für zwei Stationen die Bahn genommen. Kein Stress im Urlaub 8-)
 
Klasse Leistung! Die Leute, die bei diesen Events vorne mitfahren sind in der Regel auf einen unfassbaren hohen Grundlevel. Problematisch wird es eher wenn Hobby-Fahrer die ultimative Herrausforderung suchen und ihren Körper bzw. ihre Limits nicht einschätzen können.

Die Autorin dieses Berichtes ist nicht umsonst ehemalige Crosscountry Weltmeisterin im Juniorenbereich, war früher Profifahrerin und ist letztes Jahr noch E-MTB-Weltmeisterin geworden.
Das schmälert nicht ihre überragende Leistung und ihre Qualen während des Rennens, deutet aber auf eine Grundfitness hin, welche die meisten ambitionierten Hobbyfahrer/innen wahrscheinlich niemals annährend erreichen werden.
 
Bin mit einem Hardtail Mountainbike gefahren, weil die Strecke eher MTB als gravel ist. Lag glaub eher am konstanten Gerüttel durch den Untergrund. Bei den Leuten, die mit dem Gravebike gefahren sind gab es 3 mit Shermers Neck https://www.welovecycling.com/wide/2017/08/10/creepiest-cycling-condition-shermers-neck/ . Die Rampen waren teils zu lang und steil, was dann für den Nacken zu anstrengend wurde. Andere hatten wohl taube Zehen.

Am Ende steckt man ja auch die ganze Zeit in seinen Klamotten, Schuhen, da merkt man dann schon ob wirklich alles passt.
 
boah, wie geil ist bitte das!!! herzlichen Glückwunsch!

2024 bleibt nicht viel zeit (K2 im anmarsch) aber eine oder 2 abenteuer möchte ich dennoch unterkriegen (2023: frieburg-london in 3 tagen und finale-freiburg in 3 tagen).

frage an dich Nathalie: könnte man als pflanzenfresser i-wie durchkommen oder müsste ich unterwegs essen deponieren? ^^

danke und allen hier ein tolles sportiches 2024!
 
Über die Dosis kann man sicher streiten...

Aber die Grundmotivation, mal die Komfortzone zu verlassen und entgegen aller Selbstzweifel und gutgemeinter Ratschläge über sich selbst hinauszuwachsen, geht komplett in Ordnung.

Wer das noch nicht am eigenen Leib erfahren hat (egal auf welchem level), kann nicht mitreden, sorry...
 
Ich kenne ja das Gefühl sich komplett überanstregt zu haben, mit allem was dazu gehört. Ob es bei diesen Spitzensportlern noch schlimmer ist? Weil die Anstrengungen sind ja das eine, aber das Leiden danach mit übergeben, Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen und so weiter ist ja fast noch schlimmer.:confused:
 
Kind 2, nicht der K2 ....

Oh Mann, und ich habe noch gedacht es müsste eigentlich heißen 'im Anmarsch auf den K' statt 'K2 im Anmrasch' 🤣

Hier hilft kein künstlicher Sauerstoff, sondern ein gutes Zeitmanagement. Es gibt Radfahrer, die schaffen das Drippel gleichzeitig beim Everesting und beim Kinder haben.
 
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