Sehr geehrter Herr Ude,
Mit Bedauern habe ich von den Geschehnissen am sog. Bombenkrater und der offensichtlich geplanten Sperrung der Isartrails Kenntnis genommen. Dies alles wird mit dem Argument begründet, dass es sich bei den Isarauen um Landschaftsschutzgebiet handelt und es sich dabei um eine besonders schützenswerte Region handelt. Dies ist soweit verständlich und richtig. Unverständlich ist aber, dass nur eine bestimmte Gruppe so extrem darunter leiden muss, während andere wiederum gar nicht eingeschränkt werden. Wenn man behauptet, die kleinen Pfade müssten sich erholen, weil sich der Boden dort in einem schlechten Zustand befindet und die Wurzeln der Bäume geschädigt werden, dann ist dies nicht alleine das Verschulden der Mountainbiker. Wenn man wirklich unter dem Aspekt des Naturschutzes handelt, dann sollte man die Isartrails komplett sperren, um sie nicht nur vor den
Reifen der Mountainbikes, sondern auch vor den groben Sohlen von Wanderschuhen und den Spitzen der Walkingstöcke zu schützen. Da dies aber nicht passiert, bleibt der Eindruck bestehen, dass man in den Bikern nun einen Sündenbock gefunden hat, den man für die Schäden im Wald verantwortlich machen und entsprechend bestrafen kann.
Nur stelle ich mir die Frage, wo der Naturschutz bleibt, wenn Mountainbiker in Zukunft mit dem Auto in die Berge fahren müssen, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Auch dort werden sich die Beschwerden von Wanderern und Einheimischen häufen, die sich an der Überfrequentierung der Wege stören werden. Dies wird zu weiteren Verboten führen, und irgendwann stehen die Biker völlig vor dem Nichts, weil sie sich dann nur noch mit speziell errichteten und abgesperrten Parks begnügen müssen. Diese Parks, die prinzipiell eine gute Sache sind, sprechen allerdings primär die Bergabfraktion an. Touren- und Genussbiker bleiben auf der Strecke bzw. auf der Waldautobahn, was nicht wirklich Sinn der Sache sein kann.
Es kann nicht sein, dass eine einzelne Gruppe eingeschränkt wird, während andere Freizeitsportler weiterhin ungestört ihrem Hobby nachgehen können und so ebenfalls die Natur schädigen. Das ist nicht korrekt und nicht gerecht.
Korrekt ist ebenfalls nicht der zeitliche Ablauf der Aktion. Ende letzter Woche wird die Beseitigung öffentlich gemacht, und bereits am kommenden Montag wird mit der Zerstörung des Kraters begonnen. Hierbei wurde offensichtlich seitens der Stadt keinerlei Wert auf einen Dialog gelegt, stattdessen stellt man die Biker vor vollendete Tatsachen und gibt ihnen weder die Zeit, Gegenargumente zu formulieren, oder sich über eine gemeinsames Vorgehen abzustimmen.
Ein ebenfalls oft genanntes Argument ist die Sicherheit. Dazu ist zu sagen, dass die Leute, die am Krater fahren, durchaus wissen, was sie da machen und sich entsprechend souverän verhalten. Natürlich, Verletzungen sind nie auszuschließen, aber es kommt sicherlich niemand auf die Idee, die Stadt für einen Unfall an einem Hügel zu verklagen, der sich zwar auf städtischem Gebiet befindet, aber den man evtl. selbst geschaufelt hat.
Dass Fußgänger gefährdet werden, ist ebenfalls nur schwer vorstellbar, schließlich existiert der Krater schon über Jahre hinweg und dies ist auch hinlänglich bekannt. Dieser Bekanntheitsgrad geht sogar soweit, dass die Stadt München selbst in offiziellen Tourismusbroschüren für die "Akrobaten auf dem Rad" wirbt. Sogar eine detaillierte Anfahrtsbeschreibung inkl. S-Bahn-Linie wird dort angegeben. Wäre der Stadt also der Naturschutz wirklich so wichtig, würde man wohl kaum mit dem Bombenkrater werben.
Ich selbst habe schon erlebt, dass Väter mit ihren kleinen Kindern auf den Hügeln herumrollen und ich habe nie auch nur ein böses Wort der Biker in deren Richtung vernehmen können. Ganz im Gegenteil, es wurde Rücksicht genommen und den Kleinen auch noch der eine oder andere Tipp mit auf den Weg gegeben.
Weiterhin ist es nicht hinnehmbar, das offensichtlich keine Ausgleichsfläche geschaffen werden soll. Pläne für eine Downhillstrecke am Schuttberg in Fröttmannig werden abgelehnt, stattdessen wird dort ein Skilift errichtet, dessen Nutzen und Auslastung relativ überschaubar sein dürften.
Dies alles wirkt nicht wirklich durchdacht und teilweise sehr absurd. Da ist es fast schon komisch, dass angedacht ist, auf den Isartrails Polizisten auf Mountainbikes Streife fahren zu lassen, um Biker, die die Natur zerstören, zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen. Dass auch die
Reifen des Gesetzes durchaus im Wald ihre Spuren hinterlassen dürften, wird dabei wohl übersehen.
Die Stadt sollte sich darüber bewusst sein, dass es, sollte keine Alternative geschaffen werden, leider zu einem Katz-und-Maus-Spiel kommen wird. Bisher unerschlossener Wald wird von den Bikern genutzt werden, und wenn man sie von dort vertreibt, wird es in einem anderen Abschnitt des Waldes weitergehen.
Dieses dürfte die Natur und das Verhältnis der einzelnen Sportlergruppierungen wohl nachhaltiger schädigen als ein Bereich, in dem das Mountainbiken gebündelt betrieben wird.
Ich bitte Sie, sich dies vor Augen zu führen und sich für eine Lösung einzusetzen, die für die Interessen aller Naturfreunde hinnehmbar ist und nicht eine einzelne Gruppe bestraft und ausgrenzt.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: Ich habe mir in dieser Mail die Mühe gemacht, Argumente zu sammeln und sachlich darzulegen. Aus diesem Grund wünsche ich mir eine Antwort, die sich differenziert mit meiner Email auseinandersetzt und auf das hier geschriebene eingeht. Bevor Sie sich also die Mühe machen möchten, mir kurz und knapp mitzuteilen, dass die Belange von Sicherheit und Naturschutz keine andere Alternative zulassen, möchte ich Sie bitten, lieber gar nicht zu antworten.
Dies dürfe dann wesentlich mehr Aussagekraft haben als ein paar beliebige Zeilen ohne jedwede Argumentation.
Mit freundlichen Grüßen,