Bericht: Scheiss da nix, dann feid da nix!

01.07.17, 9:30 Uhr: Les Caux
Heute lasse ich es ruhiger angehen und hoffe, damit auf ein paar Grad mehr auf der Abfahrt. Ursprünglich wollte ich über den Col de la Vallee-Etroite, aber 2500hm ist mir bei der Wetterlage zu hoch. Habe gestern umgeplant und fahre dafür lieber zwei Straßenpässe.
 
01.07.17, 12:45 Uhr: Briançon
Nach dem Frühstück verlasse ich das Hotel in voller Montur und stürze mich ins Tal. Muss auch noch ein paar Meter bergauf treten und danach ist mir warm. Bis ins Tal nerven mich nur meine pfeifenden Bremsen … muss ich mir mal in einem Bikeshop anschauen lassen.
Unten auf 900hm folge ich 10km der Hauptstraße, bevor ich auf eine Nebenstraße ausweiche. Das Tal wird durch einen stattlichen Canyon getrennt. Erst kurz vor Briançon wechsle ich wieder auf die Hauptstraße und biege bald ins Industriegebiet ab, wo ein Bus auf der Wiese steht. Bisschen irre ist aber oft gut. Also gibt es heute Kalorien in Form von Hamburger und Cola am Le Restau'Bus.


Los geht’s …


… ein kurzes Stück bergauf …


… dann stürze ich …


… mich ins Tal…


… und folge zuerst der Hauptstraße …


… bevor ich auf die wenig befahrene Flussseite wechsle


Lustige Rohrleitung über den Canyon


Ein paar Meter sind schon geschafft …


… auf dem Weg nach Briançon
 
01.07.17, 15:30 Uhr: Montgenèvre
Die Auffahrt ist geschafft. Unten hat es mich noch leicht angeregnet, aber dann ist es doch trocken geblieben.
Am Pass gibt es Kaffee und Cola, dann geht's nach Italien.


Am Fort von Briançon vorbei …


… fahre ich gen Italien … gerade voraus sieht man den nächsten Anstieg


Ein letzter Blick zurück …


… dann bin ich in Montgenèvre … ein hässlicher Skifahrerort
 
01.07.17, 16:30 Uhr: Cesana Torinese
Im Café am Pass ziehe ich wieder warme Kleidung an und fahre bergab. Nach der Italienischen Grenze lasse ich die Abfahrt in Cesana Torinese ausklingen. Wollte noch nach Susa, aber das hier ist auch so ein kleines Dörfchen, durch die ich auch in Frankreich bin. Aber hier sind Leute auf der Straße, es gibt Cafés, Geschäfte und Hotels, die nicht alle zu haben. Da bleibe ich doch mal einfach hier.
Hört man vielleicht etwas Franzosen-Frust raus?


Zurück in Italien …


… da bleibe ich gleich im ersten Örtchen Cesana Torinese hängen
 
01.07.17, 20:00 Uhr: Cesana Torinese
Wollte ja eigentlich eine Pizza, aber die Pizzeria ist voll. Bin im Steak House Pig gelandet, da gibt's sogar bayrisches Bier. Sehe ich auch seit vielen Tagen zum ersten mal wieder. Da kann ich nicht widerstehen.
 
02.07.17, 15:30 Uhr: Caselle Torinese
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ... bin ganz woanders gelandet als ich heute früh dachte.

Wieder gut eingepackt geht es hinunter nach Oulx. Dort entledige ich mich der wärmenden Kleidung und setzt die Bergabfahrt fort.
Auf Orux habe ich eine Abkürzung zum Lac du Mont Cenis entdeckt, die mir 150hm spart. Probiere ich und misslingt. Die Canabineries lassen mich nicht durch. Warum verstehe ich nicht. Muss jetzt 100hm rauf treten, bevor ich weiter ins Tal nach Susa fahren kann.
Ich wähle wie geplant den Weg hoch zum Lac auf der Nebenstraße. Doch kaum aus Susa raus bläst mir der Wind frontal ins Gesicht. Jeder erkämpfte Meter kostet doppelt Kraft. Auch hängen dicke dunkle Wolken über der geplanten Überfahrt. Also entscheide ich mich nach 2km doch um. Ich fahre lieber über Turin um die Berge herum.
Komischerweise habe ich auf dem Weg raus aus den Bergen auch Gegenwind, wenn auch nur einen leichten. Die 40km bis Turin schaffe ich aber trotzdem ganz gut. In und um Turin wird es dann ekelhaft. Viel Verkehr, große Straßen … ich will hier wieder weg. Kurz überlege ich auch ob ich in die Bahn einsteige und einen Zwischenstopp zuhause einlege … mein Bike bräuchte etwas Pflege, mein Körper würde es mir auch danken und alles mal richtig waschen wäre auch schön. Aber 12h Zugfahrt sind mir zu viel … ich fahre weiter.
In einem Einkaufzentrum bei Caselle Torinese mache ich noch ein spätes kleines Mittagessen, dann geht's weiter.


Nach 800h Abfahrt auf Asphalt …


… bin ich in Susa …


… und entscheide mich schlussendlich für den Weg …


… ins Flachland …


… raus aus den Bergen …


… nach Turin
 
Zuletzt bearbeitet:
02.07.17, 18:00: Pont Canavese
Dachte mir in Cuorgne würde es ein Hotel geben, aber das hat geschlossen. Laut Google Maps gibt es 6km weiter zwei Hotels. Wenn die auch wieder zu sind, dann habe ich die Schnauze voll und fahre zurück nach Turin und nehme den Nachtzug heim.
Doch ich finde das zweifelhafte Hotel Bergagna. Okay, dann bleibe ich mal hier.


Nach langer Fahrt …


… kommen die Berge wieder näher
 
02.07.17, 21:00: Pont Canavese
Noch schnell in die Bar, was getrunken und noch Bier und Chips für das ConFed-Cup Endspiel der Deutschen gegen Chile mitgenommen. Natürlich geht das auf meinem Mini-Fernseher nicht rein.
 
Fazit
Wollte ja eigentlich von Susa wieder zurück nach Frankreich und da ein paar Asphaltpässe fahren. Wäre nichts Spektakuläres dabei gewesen. Aber schon auf den letzten Touren habe ich gelernt, daß die geplante Strecke nur ein roter Faden ist, den ich beliebig ändern kann und auch werde. So habe ich auch heute die Planung kurzfristig über den Haufen geworfen und bin statt zurück in die Berge um die Berge rum gefahren.

Cesana Torinese - Oulx - Susa - Turin - Caselle Torinese - Cuorgnè - Pont Canavese
143km, 1115hm↑, 2057hm↓
Track auf gpsies
 
Also bei den Teerschneidern im Rennradforum würde sich der Bericht gut machen.
Rennrad-fahren.gif
 
Ich kann zwar nicht verstehen, warum man an den Bike-TopSpots (Barcelonette, Queras, Briancon, Val Susa, Assieta-Kamm) so vorbeirauschen kann, aber du wirst schon wissen warum.
 
Ich dachte auch, in den Bergen wird es endlich eine Mountainbike-Tour. Wusste gar nicht, dass man da so viel Asphalt fahren kann.

Andererseits, Assietta-Kamm kenne ich. Die Straße von Susa nach Turin noch nicht. Also wieder was Neues gesehen auf den Bildern :)
 
Bin ein Schönwetterfahrer und um Barcelonette und Briancon wars mir einfach zu kalt. Auch wenns auf den Fotos nicht so aussieht, aber am Berg warens teilweise nur 5°C und das auf 2000 Metern.
 
Zuletzt bearbeitet:
03.07.17, 9:30 Uhr: Pont Canavese
Das Frühstück ist genauso schlecht wie der Rest. Nur harte komische Semmeln, ein altes Croissant, abgepackte Marmelade und ein kleines Nutella. Bin ja kein Nutella-Esser, aber heute mag ich mal eins … bei der Auswahl.
 
03.07.17, 13:30 Uhr: Ceresole Reale
Wollte heute nur an den Lago di Ceresole und das habe ich geschafft, ist mir aber schwer gefallen. Zuerst geht es mit angenehmer Steigung los. Dann kommen urplötzlich einige steile Kehren … beim mir läuft der Schweiß in Strömen. Es folgt ein vermeidlich kurzer Tunnel, der sich dann aber als fast unendlich herausstellt. Mein geplanter Track umfährt den Tunnel, aber wie ich feststelle, ist die Umfahrung sowieso gesperrt. Ich hingegen quäle mich im Tunnel bergauf. Es ist nur sehr wenig Verkehr, aber trotzdem habe ich kein gutes Gefühl. Ich bin froh als ich endlich wieder Tageslicht sehe. Oben stelle ich fest, dass der Tunnel 3,5km lang ist … und das bergauf. Muss ich nicht öfters machen.
An einem Brunnen erfrischen sich gerade zwei italienische Rennradler. Ich geselle mich dazu, muss mir auch noch ein Hotel suchen, denn weiter will ich heute nicht. Genau gegenüber steht das Hotel Sport. Gute Kritiken, Stuntzi war auch schon hier, dann frage ich mal. Preis und Zimmer okay, bleibe hier.


Weiter …


… ins Tal hinein


Endlich zu Ende …


… ist der 3,5km lange Tunnel …


… in Ceresole Reale
 
03.07.17, 20:00 Uhr: Ceresole Reale
Ein Bar ist im Erdgeschoss vom Hotel. Auf der Terrasse nehme ich gleich einen selbstgemixten Spezi … Heimweh??? … aus Cola und Fanta zu mir. Dann noch ein Wasser und ein Sandwich.
Anschließend eine vorzügliche Pizza Diavola mit Rotwein im Ristorante Tre Levanne. Und zum Abschluss noch einen Grappa … Herz was willst du mehr.


Nach dem vorzüglichen Abendessen …


… genieße ich den Sonnenuntergang am schönen Stausee Laga de Ceresole
 
04.07.17, 12:15 Uhr: Laghi del Nivolet
Die Auffahrt ist erledigt. Bis 2400 hm ist es gut gegangen, dann musste ich plötzlich kämpfen. Insgesamt ein wunderschöner Uphill mit vielen Möglichkeiten für Fotos.
Jetzt sitze ich vor dem Rifugio Savoia und genieße ein Panini und eine Cola.


Irgendwo da hinten ist mein Übergang ins nächste Tal


Typische Dachziegel hier …


… mit schönen Häusern drunter


Weiter rein ins Tal …


… führt die Straße über viele Kehre …


… wunderschön …


… hinauf ..


… zur Staumauer des Lago Serrù


Weiter zum …


… Lago Agnel


Mein Drahtesel …


… begleitet mich durch diese Landschaft …


… auch wenn es man mir nicht ansieht …


… traumhaft hier


Noch ein paar Meter bergauf …


… und ein letzter Blick zurück …


… dann geht es über das Colle del Nivolet …


… runter zum Laghi del Nivolet


Schöner Berg
 
04.07.17, 15:15 Uhr: Le Breuil
Länger hätte der Abstieg nicht sein dürfen, bin gerade Ko und haue mir einen selbstgemixten Spezi rein.
Der erste Teil des auf OpenAndroMaps grünen Trail ist schön zu fahren. Zum Ende hin wird er aber immer verbockter, dreckiger und geht auch immer wieder felsaufwärts.
Dann stehe ich an einem Steilhang und sehe unten schon das Rifugio, 350hm tiefer, aber auch den steilen Fußweg. Ab jetzt ist Schieben und Tragen angesagt. Das ganze dauert etwa 1h und ist extrem anstrengend. Ein Italiener belehrt mich noch, daß der Weg auf der anderen Seite des Berges, er meint meine Auffahrt, viel besser für Fahrräder geeignet wäre. Ja, weiß ich schon, aber ich will in dieses Tal runter.
Irgendwann bin ich an der Hütte und fahre sogar die letzten 20 Meter.


Vom Laghi del Nivolet …


… geht der Weg …


… bei schönsten Wetter …


… für ich …


… hinab


Kurze Gemeinheiten unterbrechen …


… längere Flowstücke


Noch eine Slick-Rock-Passage …


… dann ist das fahren vorbei ... da unten sehe ich schon das Albergo


Viele Stufen …


… muss ich bergab schieben …


… zum Albergo Gran Paradiso
 
04.07.17, 18:30 Uhr: Aosta
Nach der Erfrischung geht es unspektakulär 1200hm auf Asphalt bergab. Unten suche ich mir auf Nebenstraßen den Weg nach Aosta.
Bin gerade erledigt und erkunde mich am Bahnhof und am Busterminal nach einer Rückfahrt nach München. Dauert unendlich lang. Muss also weiter fahren.
In Aosta schaue ich mich nach preiswerten Unterkünften um. Die beiden anvisierten finde ich aber einfach nicht. Dann nehme ich das teurere HB Aosta Hotel, das sogar angeschrieben ist. Und der Preis ist auch viel billiger als bei booking.com.


Runter ins Tal …


… nach Aosta
 
04.07.17, 21:00 Uhr: Aosta
Schnell fertig gemacht und noch eine Pizza in der Fußgängerzone gegessen. Diesmal eine Gorgonzola e Speck.
Pizza okay, aber Bedienung zu unfreundlich und zu viele Fliegen, und nicht nur bei mir.
Wollte dann noch ein Bier, aber alle Bars haben schon zu. Dann eben noch eins vor dem Hotel und 2 Génépi.


Leckerer Génépi
 
Fazit
Hammergegend rund um die Seen beim Colle del Nivolet. Erster Teil der Abfahrt schön, dann 350hm Schieben/Tragen für mich. Stuntzi hat einen anderen Weg gewählt, den ich aber nicht einschätzen konnte. Deshalb habe ich den kurzen Weg genommen.

Ceresole Reale - Lago Serrù - Lago Agnel - Rifugio Savoia - Rifugio Savoia - Valsavarenche – Villeneuve - Aosta
68km, 1336hm↑, 2369hm↓
Track auf gpsies
 
Irgendwie hat man den Eindruck, dass du nicht so richtig Spaß hattest? Bist jetzt 20 Tage unterwegs und denkst mehrfach ans Abbrechen. Ich bin noch nie so lange am Stück jeden Tag weitergeradelt, da kommt bestimmt mal das ein oder andere Motivationsloch auf. Das viele Asphaltgerolle mit dem Fully würde mich sicher auch mürbe machen, zumal du ja durchaus lohnende MTB-Reviere in der Nähe hast.

Aber ich hoffe, du startest jetzt durch und nutzt die tollen Möglichkeiten um Aosta :)
 
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