Transnevada Tag 8
Die Nacht dort oben in den Bergen auf 2000 Metern ist bitterkalt. Ich liege im Schlafsack und überlege wie es weitergehen soll. Es sind noch ca. 70 Kilometer bis zum Endpunkt der Tour in Güejar Sierra und ich habe noch genug Zeit bis mein Rückflug geht. Die Möglichkeiten, die paar Kilometer auf zwei Tage aufzuteilen oder noch eine Schleife zu fahren verwerfe ich schnell. Da bleibe ich lieber ein paar Tage in Güejar Sierra und fahre noch mal auf den Pico del Velete. Okay - mitten in der Nacht reserviere ich online noch ein Zimmer in der für das Wochenende einzig freien Unterkunft.
Am nächsten Morgen werde ich durch die Kälte geweckt. Die Sonne hat es noch nicht über den Gipfel geschafft und meine Klamotten und das Zelt sind klamm und nass. Während ich meine Sachen zusammenräume und frühstücke kommt die Sonne durch und es wird ganz schnell wieder ziemlich warm.
Hier oben ist die Landschaft durch schroffe Felsformation geprägt. Ich habe wieder zu viel Aufmerksamkeit für die Landschaft und biege falsch ab.
Zum Glück bemerke ich meinen Irrtum schnell uns muss nur ein paar Höhenmeter gut machen. Serpentinen führen mich wieder bergab.
Nach einiger Zeit komme ich zu einem Tal. Es geht steil nach unten. Es fliesst ein kleiner Fluss durch das Tal, an dem ich eine Pause mache, um mich für den Anstieg zu stärken. Das ist auch bitter notwendig, denn mittlerweile machen sich die letzten Tage körperlich bemerkbar. Es rollt zwar, aber nicht mehr so flüssig.
Die Sonne steht wieder senkrecht am Himmel, als ich mich an den Anstieg mache. Täglich grüsst das Murmeltier - irgend so ein Brocken ist immer dabei. Die Strecke zieht sich und hinter jeder Biegung wartet sie nächste Steigung.
Nach 2 Stunden hat die Qual ein Ende und ich mache mich an die Abfahrt. Ich mache einen Abzweig nach Dilamar, um etwas zu Essen. Ich frage mich durch und lande auf der Sonnenterasse eines Hotels. Das Essen ist super und ich schlemme viel zu viel. Mittlerweile ist es 15:30 Uhr und ich habe immer noch ca. 40 Kilometer vor mir. Mit vollem Magen fährt es sich ganz bescheiden. Die Strecke führt mich über Felder und es gibt keine Chance, der immer noch kräftigen Sonne zu entkommen.
Ein heftiger Anstieg zwingt mich zum Schieben. Oben angekommen, muss ich erstmal einen schattigen Platz unter einem Baum suchen. Ich fühle mich durch die Hitze elend. Es ist Zeit für ein intensives und klärendes Selbstgespäch. Nachdem die Fronten mit dem inneren Schweinehund geklärt sind, fährt es sich gleich viel besser. Naja, obwohl erst noch einmal schieben angesagt ist. Der Drecksanstieg ist mit Geröll übersäht und man kann kaum Tritt fassen.
Danach wird es aber besser und ich finde wieder meinen Rhythmus. Es geht in ein Tal und es wird auch angenehmer mit den Temperaturen.
Das Display vom Handy schalte ich ab, da mich die Uhrzeit und die verbleibenden Kilometer nur nervös machen.
Es geht bergauf raus aus dem Tal. Ein kurzer Blick auf die Karte stimmt mich optimistisch. Das kommt ein Fluss und an dem geht es entlang Richtung Ziel. Da Flüsse bergab fließen, kann das ja nicht mehr so wild sein. Ein ganzer großer Irrtum. Als ich am Fluss angekomme, realisiere ich, dass der Weg ca 400 Höhenmeter über dem Fluss verläuft. Immer noch 15 Kilometer und ich kurbel mittlerweile im kleinsten Gang den Weg hoch. Die Sonne geht langsam unter.
Na toll, ein Nightride hat mir noch gefehlt. Der Weg hat einige Schlaglöcher und die Augen werden in meinem Alter auch nicht besser.
Ich hole meine Stirnlampe raus und frickel sie an den
Helm. Mittlerweile st es stockfinster und ich mache mich an die letzte Abfahrt. Dann endlich ein letztes Stück Straße und ich sehe die Lichter meiner Unterkunft. Ich bringe den Check in schnell hinter mir und gehe in mein Apartment.
Man bin ich platt, aber Yeah - ich habe mein Transnevada Abenteuer durchgezogen und bin mächtig stolz auf mich.
Ich danke dem lieben Gott - keine Stürze, keine gesundheitlichen Probleme und nur ein klitzekleiner Defekt. Besser geht's nicht!
Hier noch ein paar Zahlen:
42 KM - 777 HM
63 KM - 2.058 HM
54 KM - 1444 HM
54 KM - 1520 HM
58 KM - 1780 HM
83 KM - 1226 HM
72 KM - 2333 HM
49 KM -1814 HM
80 KM - 2687 HM
Insgesamt waren es 555 KM mit 15639 Höhenmeter.
Danke für eure Aufmerksamkeit
Ampel