Transnevada Tag 7
Bis auf den Fuchs hat nichts meine Nachtruhe gestört und ich fühle mich trotz der gestrigen Strapazen gut. Da noch nicht alle Klamotten wieder trocken sind, lasse ich mir Zeit mit dem Zusammenpacken.
Gegen 10 Uhr sitze ich dann auf dem Rad und ich lasse es langsam angehen. Ich bewege mich unterhalb der Baumgrenze und es weht ein laues Lüftchen, das eine kleine Erfrischung bringt.
An einem verlassenen Haus der Forstverwaltung finde ich ein Hinweisschild zu meiner Route, der Transnevada.
Allgemein ist die Beschilderung ganz gut, aber ab und an sind die Schilder weg und ich möchte nicht auf meine Navi App verzichten. Unten im Tal erkennt man die kleinen Orte mit ihren meist weiß getünchten Häusern und in dieser Ecke gibt es auch einige Stauseen.
Es geht hinunter in ein kleines aber tiefes Tal. Ich verpasse einen kleinen Abzweig und muss nachdem ich schnell meinen Lapsus festgestellt habe, wieder zurück zum Abzweig. Dort treffen ich drei Wanderer aus England, die mir eine Abkürzung zum Übergang auf die andere Talseite zeigen. Das wäre zwar steil, aber mit meinem E-Bike ja kein Problem. Auf der anderen Seite des Tales wäre es dann aber nicht mehr so angenehm für mich, meinem sie noch. Auch ohne E-Bike nehme ich die Abkürzung und komme auf den letzten Metern sogar noch in den Genuss eines Singletrails, der aber mit dem Packesel nicht so richtig flowig ist.
Hinter der Brücke über einen kleinen Fluss mache ich eine kleine Pause und labe mich an den Brombeersträuchern.
Der Anstieg auf der anderen Talseite hat es in sich. Ein schmaler steiler Trampelpfad macht mir das Leben zur Hölle. Ich ziehe mir die Spotify Kick ass Playlist und schiebe, ziehe und zerre mein Rad nach oben.
30 Minuten später habe ich wieder einen Weg vor mir und pedalliere den restlichen Anstieg.
Die Schotterpiste führt mich auf der anderen Seite des Berges zunächst gerade aus.
Voller Freude sehe ich schon am Wegesrand eine Quelle, aber ich verzichte dann doch lieber.
Über Sepentienen geht es in Richtung des Ortes Nigüelas, an dem ich meine Vorräte auffüllen möchte.
Gegen 14 Uhr komme ich in den Ort und alles ist wie ausgestorben. Es ist Siesta und da tut sich hier bis 17 Uhr nichts. Ich finde eine kleine Bar, mache es mir draußen gemütlich und schreibe einem Tourenbericht. Es kommen immer mal wieder Leute vorbei, die einen Blick auf mein Rad werfen und wir kommen kurz ins Gespräch. Als ich schon am Aufbruch bin, steht ein ca. 80 Jahre alter Mann neben mir und schaut auf mein ESK Trikot. "Aha, aus Berlin kommst du " sagt er zu mir. Ich gucke nicht schlecht. Er erzählt mir, dass er aus dem Kleinwalser Tal stammt und nach dem Krieg mit seinen Eltern hierher ausgewandert ist. Während wir so quatschen kommt ein anderer ca. 60 Jahre alter Mann aus der Bar und sagt zu dem Älteren "Na da hast du ja mal einen zu reden gefunden". Es stellt sich heraus, dass der Andere auch viele Jahre in Frankfurt für die Lufthansa gearbeitet hat und super deutsch spricht. Leider muss ich los und so ist es nur ein kurzer Plausch, aber der Alte wünscht mir "Flachlandtiroler " noch viel Spaß auf meiner Reise. Ich kaufe meine Sachen ein und begebe mich wieder auf die Strecke.
Das kommende Streckenprofil sieht auf dem Display das Handy nicht gut aus. Wie ein Wurm windet sich die Route nach oben. Neben mir taucht ein Mountainbiker auf. Wir versuchen eine kurze Konversation. Ihm gefällt mein E-Bike und er meint, damit sollte ich auch die kommenden Anstiege mit bis zu 20% Steigung schaffen. Ich erkläre ihm, dass das kein E-Bike ist, sondern, dass das am Rad eine Pinion ist. Er lacht, schüttelt des Kopf und wünscht mir viel Kraft. Da er im Gegensatz zu mir noch nach Hause muss, fahren wir getrennte Wege.
Es ist mittlerweile kurz vor 17 Uhr und es ist wieder Zeit für die Kick ass Playlist. Zum Glück ist es etwas bedeckt und so macht mir die Hitze keine Probleme. Der Weg ist aber echt krass. Fiese Stiche wechseln sich mit gerölligem Boden ab und jede Kurbelumdrehung zieht Kraft.
Erst kurz vor 20 Uhr komme ich auf dem Gipfel an.
Es wird schon dunkel und ich baue schnell das Zelt an einer schönen Stelle auf und genieße den Sonnenuntergang.
Hasta pronto!
Ampel