Tag 4 – 59KM – 2010 HM / Valašská Bystřice (Hotel Vsacký Cáb) - Lysá hora
Die ganze Nacht trommelt der Regen gegen die Fenster. Nicht schön, aber eine willkommene Abwechslung zum monotonem Schnarchen meiner Zimmergenossen. Gegen 0730 geht der Weckalarm an und ich bin bereit für neue Abenteuer. Kein Vergleich zum Vortag. Ich fühle mich super und freue mich, trotz der miesen Wetteraussichten, auf den Tag. Die Wolken hängen wie festgenagelt über unserer Unterkunft und es schüttet ununterbrochen. Da kommt das ausgiebige Frühstück wie gerufen. Während wir unsere Sachen packen, ziehen die Regenwolken weiter und es bleiben nur noch riesige Pfützen auf dem Weg übrig.
Gegen 1030 machen wir uns dann auf den Weg in die
Beskiden. Der Regen hat kaum Abkühlung gebracht und es ist sehr schwül. Unser Weg geht von einem breiten Forstweg langsam in einen schönen Trail über. Das kleine Kind in uns kommt wieder durch und wir knallen mit einem breiten Grinsen durch die Pfützen. Die Wassertropfen von den Büschen und Ästen, die wir immer wieder streifen, sind eine willkommene Abkühlung. Es kommen ein paar steilen Rampen, die mit Wurzeln und losem Geröll überzogen sind. Mit dem Rad kann man super klettern. Der lange Radstand, die dicken Reifen und die Übersetzung lassen selbst derbste Steigungen ihren Schrecken verlieren. Hier bin nur ich der limitierende Faktor. Nachdem wir uns so richtig eingesaut haben, machen wir eine kurze Pause fürs 2. Frühstück. Auf dem Spielplatz neben dem Rastplatz nehmen sich die Kinder, zum Leid ihrer Eltern, ein Beispiel an uns und hüpfen auch durch jede Pfütze.
Bevor der Schlamm und Sand ganz trocknet, machen wir uns wieder auf den Weg und überlassen den Eltern ihrem Schicksal
Wir rollen auf dem Bergkamm in 800 – 900m Höhe unserem Ziel entgegen. Ein ständiges Auf und Ab.
Damit es zum Ende auch richtig weh tut, geht es noch mal ins Tal in den kleinen Ort Bílá hinab. Hier gibt es neben einer sehr schönen Schrotholzkirche übrigens auch einen Bikepark, der aber wie ausgestorben wirkt. So richtig haben wir aber kein Auge dafür, da wir mächtig Kohldampf schieben. Am Ortsausgang machen wir es uns vor einer kleinen Pizzeria gemütlich. Die versifften Klamotten werden zum Trocknen quer im Biergarten verteilt. Der kleine dicke Chef freut sich mächtig. So verlassen wie der Ort aussieht sind wir die ersten Gäste seit Tagen. Pivo und Kofola werden geordert. Mittlerweile bin ich süchtig nach diesem Kofola Zeug.
Das ist eine tschechische Version der Coca Cola, aber sehr viel leckerer. Wir stöbern durch die Karte und der Wirt versucht schon mal seine kettenrauchende Frau vom Sofa in die Küche zu bewegen. Kurz nach unserer Bestellung trudeln schon die ersten Essen ein und was soll man sagen – knusprige Pommes kann sie! Der Wirt fragt nach unserem Ziel. Lysá hora, sagt mein Kumpel! Der Wirt schüttelt den Kopf und verdreht die Augen. Dann zeigt er mit seinen Arm steil in den Himmel, fängt an zu lachen und geht ins Haus. Er sagt etwas zu seiner Frau und nach ein paar Sekunden stimmt seine Frau mit ins Lachen ein. Wir schauen uns gegenseitig etwas unsicher an und rollen betreten los.
Ein Stück die Straße runter biegen wir auf einen Radweg ab. Hier geht es jetzt ganz langsam wieder bergauf. Irgendwann biegen wir ins Gelände ab. Der Untergrund besteht aus klebrigem Lehmboden und losem Geröll. Hier ist auch wieder ein Hotspot für diverse Pfadfinderlager. Die Betreuer blicken schon unruhig gen Himmel, denn da zieht ein Unwetter auf. Es fängt an zu Grollen und immer wieder schallt Donner durch das Tal. Wir werfen noch einen Blick auf die Karte und das Navi. Von jetzt an gibt es nur noch eine Richtung – HOCH. Das Tröpfeln entwickelt sich zu einem Wolkenbruch. Wir fahren durch Hohlwege und dort kommen uns mittlerweile Sturzbäche entgegen. Ich bin komplett durchgeweicht. Meine Klamotten kleben auf der Haut und ergeben zusammen mit dem aufgewirbelten Schlamm ein unangenehmes Peeling. Aus den Überschuhen läuft es schon wieder oben raus. Der Hohlweg ist irgendwann zu Ende und wir kommen auf die geteerte Zufahrtsstraße zu unserer Unterkunft. Die Freude über den guten Untergrund und die Tatsache, dass der Regen jetzt aufgehört hat, währt aber nur kurz. Unsere Unterkunft liegt auf 1.300 Meter, was bedeutet, dass jetzt noch 500HM am Stück auf mich warten. Nach den ersten Höhenmetern macht die schöne Aussicht, die Anstrengung erträglich. Obwohl es aufgehört hat zu regnen kommen mir immer noch wahre Sturzbäche auf der Straße entgegen. Ich fahre bergauf und schiebe mit meinen breiten Reifen eine Bugwelle vor mir her – verrückt! Auf halber Strecke kommen wir zwei Rennradschwucken entgegen. Die Jungs mit ihren Carbonlaufrädern sehen nicht gerade glücklich aus und das Kreischen der Bremsbeläge auf den Carbonbremsflanken höre ich noch in weiter Ferne. Im Gegensatz zum brandenburgischen Gegenwind ist so ein Anstieg ja irgendwann mal vorbei. Auf 1300 Metern empfängt mich Sonnenschein und so sind schnell alle Mühen vergessen. Unsere Unterkunft ist top. Die Baude war wohl erst vor ein paar Jahren, nachdem sie abgebrannt war, wieder aufgebaut worden.
Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt und gewaschen haben, ist jedoch nichts mehr vom neuen Glanz in den Zimmern zu sehen und es steht, jedenfalls für die von uns bewohnten Zimmer 12, 13 und 15 eine Komplettsanierung an
Bei leckeren tschechischen Spezialitäten lassen wir den Abend ausklingen und auf der großen Außenterrasse suchen wir schon das Ziel für morgen.
Dieser Touren Tag mit dem Mistwetter ist bestens geeignet, um mal etwas zum Pinion Getriebe und dem Gates Drive zu schreiben. Bevor ich mir das Bike aufgebaut habe, bin ich noch nie ein Pinion gefahren und natürlich war ich vor der ersten Fahrt etwas verunsichert, ob das auch was für mich ist. Nachdem ich viele Testbericht und Reviews gelesen hatte, habe ich mich für die P1.12 Variante mit einer Bandbreite von 600% entschieden und im Nachhinein war das wohl auch die richtige Entscheidung. Ich komme sehr gut mit der Gangverteilung klar und glaube, dass eine feinere Gangverteilung wie beim 1.18 eher kontraproduktiv ist - jedenfalls beim Mtb. Das Getriebe war vormontiert und es mussten nur noch die Bowdenzüge und der Drehgriff montiert werden. Das ging alles kinderleicht und ist gut in den Service-Videos erklärt. Obwohl ich an meinem anderen Rad Shimano Shifter fahre, ging der Umstieg auf den Drehgriff sehr gut. Mit dem Drehgriff kann man ohne hohen Kraftaufwand die Gänge problemlos und fast ohne Geräusche wechseln. Man sollte bloß beachten, dass dazu die Kurbel ganz kurz entlastet werden muss, d.h. ein Schalten unter Last ist nicht möglich und es heißt also möglichst vorausschauend zu fahren. Vor der Tour habe ich noch mal die Schaltzüge getauscht und an den Einstellschrauben am Drehgriff Flexpipes für V-Brakes montiert. Dadurch können die Schaltzüge besser verlegt werden, wenn man z.B. eine Lenkertasche o.ä verbaut. Nach 300KM musste ich mal die Schaltzüge nachziehen. Sonst gab bisher keine Auffälligkeiten und ich hoffe, das bleibt so.
Die Übersetzung am Gates Drive besteht aus zwei 32T Riemenscheiben mit einem 115T Riemen. Lange habe ich überlegt, welche die richtige Übersetzung für mich ist. Da ich das Bike fürs Bikepacking nutzen möchte und auch noch einige Touren mit vielen Höhenmeter anstehen, entschied ich mich für diese Kombi. Nach der Tour kann ich sagen, dass das auch genau die richtige Entscheidung war. Selbst heftige Steigungen ließen sich noch kurbeln und bergab war auch jenseits der 40km/h noch Luft zum Treten. Als es nach einer längeren Schlammfahrt auf die Straße ging, fing der Riemen mal kurz an zu quietschen. Dies hörte aber von alleine nach ein paar KM wieder auf und kam nicht wieder. Ansonsten ist der Riemenantrieb so wie ich ihn wollte – absolut unauffällig.
Der aus meiner Sicht größte Vorteil dieses Antriebs ist aber, dass man schon gemütlich beim Bier sitzen kann, während die Anderen noch die Kette fetten
Danke für eure Aufmerksamkeit!
Ampel