Dann will ich mal mit gutem Beispiel vorangehen und meine ersten Eindrücke posten.
Ich habe mein Procal nun seit einigen Wochen und hab seither ein paar hundert km drauf fahren können.
(Das soll kein „Test“ sein, das kann ich gar nicht leisten, sondern nur subjektive Eindrücke ohne dabei vollständig zu sein, oder alles zu wiederholen, was woanders eh schon steht.)
Zur Einschätzung des Autors: ich bin ein mittelmäßig fitter Fahrer, 193cm, 100kg, Ü50. Mein anderes Rad ist ein schweres Fully 140mm.
Modell: Trek Procaliber 9.8 SL in 21,5"
Warum: ich bin ein Fan von Trek Rädern seit vielen Jahren und die Technik des Procal hat mich total begeistert.
Farbe: Schwarz/Mattschwarz
Züge und Bremsleitungen sind alle komplett innenverlegt.
ISO-Speed erlaubt es der Sattelstütze sich zu biegen.
Das Rad ist im Wesentlichen ootB konfiguriert. Abweichend nur:
- Reverb Stealth 150mm
- Bremsscheiben 205/180 (sorry, aber mit Rucksack, Wasser und Schuhen wiege ich auch mal 110kg)
- Ritchey Pedale
- Mudcatcher
- Flaschenhalter
- Garmin Halter (von SRAM)
damit inklusive wiegt es 10,4kg das find ich toll: leicht
und stabil!
So, und jetzt endlich – was sind die ersten Eindrücke nach 500km?
- Anzug
Wenn man wie ich die letzten 12 Jahre nur Fully gefahren ist, dann ist der Anzug und die Direktheit der Kraftübertragung der Hammer. Das macht schon irre Spaß, ein Fahrrad zu haben das so leicht ist.
- Bocksteif
Nicht nur leicht, sondern auch total steif. Beim stehend Fahren ist für mich kein Flex spürbar. Vermutlich unterstützt durch die Boost-Naben kann ich auch bei Schräglage, Kurven oder holprigem Trail keinerlei Flexen der 29er Laufräder feststellen. Am Anfang hatte ich extra noch den viel zu hohen Montageluftdruck draufgelassen um das zu testen.
- Flext
ISO-Speed funktioniert besser als ich zu hoffen gewagt hätte. Im Sitzen kann das Sitzrohr sich verbiegen und nimmt dadurch harten Schläge die Härte. Ich kann viel mehr Stecken im Sitzen fahren, als ich vorher gedacht hätte. Klasse. OK, ich wiege 100kg. Bei einem 70kg Fahrer muss der Effekt schwächer sein.
- Wendig
Bin sehr positiv überrascht, dass die 29er Räder sich trotzdem sehr agil durch Trails lenken lassen. Das Überrollverhalten ist wie zu erwarten besser als bei 27,5 aber die Wendigkeit ist kaum geringer, wobei sich vermutlich auch das Gewicht und die Sitzhaltung bemerkbar machen.
- Geometrie
Die Sitzhaltung ist schon deutlich gestreckter als bei meinem Fully. Mein Schwerpunkt kommt weiter in die Fahrradmitte und auch nach unten. Dennoch kriege ich nur relativ wenig Druck auf die Hände wenn ich voll pedaliere und den Rumpf dabei anspanne. Wenn ich müder werde und durchhänge kriege ich mehr Druck auf die Hände. Dann werden die Moosgummigriffe irgendwann auch mal unangenehmer. Vielleicht muss ich doch eines Tages noch auf Ergon umstellen und/oder vielleicht auch noch weiter die Position optimieren. Ich habe auch – bitte nicht lachen – alle Spacer unter dem Lenker. Bin einfach recht groß und mein Sattel ist sehr hoch gestellt.
- 1x11 (32/10-42)
Habe einige Steilstücke aufgesucht und festgestellt, dass ich eher aus Wackeligkeit absteigen muss als wegen Mangel an Untersetzung. (Also zu schlechter Fahrtechniker.) Umgekehrt kann ich noch bis fast 40km/h sinnvoll mittreten. Mir reicht das.
- Details
Viele Details machen einfach Freude: Klapperfreies Cablerouting. Kleine Metallplatte an der Kettenstrebe wo ein Chainsuck auftreten könnte. Schutzfolie schon auf dem Rahmen. Protektor an Kettenstrebe, Vorbereitet für interne Verlegung Sattelstützen-Leitung, usw.
Fazit: ich hab bisher sehr viel Spaß. Der Antritt macht so viel Freude, dass man fast automatisch anfängt mit dem Ding zu heizen. Trotzdem fahre ich auf meinen üblichen Trails viel problemloser als ich im Vorfeld dachte über Stock und Stein.
Kritikpunkte bisher:
- Nachdem ich Schalter und Griffe nach innen versetzt habe sind jetzt die Längen der Züge nicht mehr optimal. Bei Kopfsteinpflaster schlagen die Züge gegeneinander. Klingt schlimm und habe ich mit Jagwire-Haltern gefixt. (Das ist natürlich mein eigener Fehler, nicht der von Trek)
- Nach ca 200km entstand so ein gummiartiges Quietschen im Tretlagerbereich. Da hat der Händler nun nachgefettet – bislang ist jetzt alles geräuschlos.
- Kleber, Kleber, Kleber – ich habe mindestens 10 häßliche Aufkleber entfernen müssen. Föhn und Waschbenzin erforderlich.
Trek Procaliber 9.8 SL – like a virgin