Erst einmal freue ich mich ja dass meine Editorials gelesen werden. Und ich bin persönlich ganz stark auf dem Abenteuer und Co Standpunkt. Da ich selber guide und auch sonst viel mit Menschen in den Bergen unterwegs bin zeigt sich mir Abenteuer als ein sehr individueller Begriff, der vor allem mit der eigenen Komfortzone zusammenhängt. Prinzipiell finde ich es super, wenn sich Menschen an die Grenzen dieser Komfortzone begeben, denn das setzt eigentlich bei jedem etwas in Gang. Entweder man findet das Bewegen in diesem Bereich erstrebenswert und vor allem das was daraus resultiert oder eben nicht. Man hat da aber eine Bereitschaft gezeigt und sich mit etwas auseinandergesetzt. Saß heute im Urlaub nach der Tour in der Sauna und da haben sich zwei ältere Herren über ihre Tour unterhalten, die laut ihren Ausführungen recht abenteuerlich war, nach der Routenbeschreibung dann aber Forstweg mit 100 hm zur nächsten Hütte auf ein Bier. Aber das passt ja auch gut. Dagegen habe ich bei uns im Bayerischen Wald auf Hütten schon wirklich abenteuerliche Geschichten gehört und die hätten alle so richtig Lust auf ein Pedelec. Also ganz unabhängig davon ob ich das für mich gut finde, kann ich es akzeptieren und kann mich für Menschen freuen, die damit Naturgenuss und ihre ganz eigenen Abenteuer erleben. Es tangiert meine ganz persönliche Herangehensweise an Mountainbiken und meine Abenteuer ja nicht.
Ich finde es persönlich schwierig in den ganzen negativen Kommentaren zu erkennen wo wirklich ein nachvollziehbares Problem liegt und wo es nur darum geht, dass da plötzlich jemand kommt und vielleicht schneller am Berg oben ist. Das schmälert mein persönliches Erlebnis doch in keiner Form und auch nicht meine Leistung, außer ich sehe die lediglich in Relation. Ich erinnere mich nur zu gut daran als im Frühjahr in Freiburg einige Strava KOMs per Pedelec geknackt wurden, da explodierte die halbe Raceszene. Und zwar wegen einer 2 x 2 mm großen Krone auf einem Smartphone.
In den Wochen seit Ankündigung der E-MTB Sonderausgabe habe ich mit einigen Lesern recht regen Mailverkehr gehabt, da sie das Thema ebenfalls kritisch sehen und zwei in ihren Augen tatsächlich steigende Probleme im Wald dadurch haben. Sinnigerweise Regionen im Münchner Freizeiteinzugsgebiet, in dem es von Haus aus nicht an Naturnutzern mangelt. Das sollte man definitiv ernst nehmen. Tun wir auch und versuchen gerade mit Verbänden und Industrie E-MTB Rules auf Basis der DIMB Trail Rules zu entwickeln.
Ein Bericht ist es, der ist in ausführlicher Form auch so in der entsprechenden Ausgabe, aber natürlich mit dem Ziel auf diese hinzuweisen und in diesem Fall auch eine Diskussio anzuregen.
Die Frage ist ja erst einmal ob es dieser Gedanke ist, es gibt eine Studie die besagt, dass bei Nutzern über 35 Jahren der Status die Hauptursache für die Nutzung der elektronischen Unterstützung ist. Das lässt sich wiederum vielfältig auffächern in "mit seiner angestammten Gruppe auch bei sinkender Leistungsfähigkeit mitfahren", "MTB als Lifestyle",... Bei unter 35-jährigen ist es angeblich vor allem der Fahrspaß. Mit einem Rad möchte ich den Erfahrungshorizont des Zu-Fuß-Gehens erweitern, mit dem Pedelec vielleicht den des Radfahrens, aber wahrscheinlicher sind die Beweggründe ganz ähnlich wie beim Mountainbiken. Mit dem Einfluss auf die Natur ist es einfach so, dass der von einem Pedelec sich von dem eines nicht-motorisierten Mountainbikes lediglich in Nuancen unterscheidet. Und nein, Pedelec muss man nicht gefahren sein um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Ich weiß nur nicht warum man im Natur- und Bergsport eine solche vehemente Abgrenzung braucht. Ich wandere, fahre Mountainbike, laufe Trails, mache hochalpine Touren, spiele im Schnee und jedes Mal wenn ich einem anderen Menschen begegne hat der offensichtlich auch Lust auf Bewegung in der Natur, ganz unabhängig davon welcher Spielart er nachgeht. Und das macht mir denjenigen erst einmal sympathisch. Und solange er sich natur- und sozialverträglich verhält ist alles gut und wir bekommen maximal beim Politisieren während des Hüttenbieres ein Problem.
Wenn ich nach Deiner Meinung gehe, dann sollen sich alle an der Natur erfreuen und ihren Spaß draußen haben.
Stimme ich voll mit Dir überein!
Was aber, wenn ich nen Alpencross wg dem genialen Naturerlebnis mit meiner KTM machen möchte?
Die kommt jeden Berg hoch, bietet ne Menge Abenteuer, ich genieße die Natur und das unbeschreibliche Panorama, Sport ist das auch weil mega anstrengend (Nein, kein Scherz!).
Ich denke Du weißt, worauf ich hinaus will....
Zusätzlich schaffen solche E-Bikes nur weitere Anreize dazu, alles für umsonst zu bekommen.
Warum soll sich der Dicke denn anstrengen, wenn er ja nen E-Bike kaufen kann?
Warum draußen trainieren um den Hausberg oder irgendwann das große Abenteuer Alpen zu schaffen, wenn ich es doch mit nem größeren Motor ganz einfach erfahren kann?
Was kommt als nächstes???
Treppenlifte in jedem Haus damit keiner mehr Treppen steigen muss?
E-Hammer damit keiner mehr nen Nagel von Hand einschlagen muss?
Mein Vater mit 75 Jahren geht z.B. jeden Tag in den Wald und ist fit wie eine Feder.
Wäre er das auch, wenn er sich von nem E-Bike dort hin kutschieren lassen würde?
Mit Sicherheit nicht....
Was das für eine Botschaft z.B. auch an unsere Kinder ist, wird denke ich auch klar!
Man muss etwas leisten, um dann die Ergebnisse und Früchte davon zu ernten!
So, und nicht anders. Alles andere ist einfach nur ein fatales Signal unserer Spaß-für-Lau-Gesellschaft, und so werde ich meine Kinder niemals erziehen!
Die ersten Kinder-E-Bikes gibt es ja bereits, hurra Deutschland!
Und Nein, meine Abneigung hat nichts mit Toleranz zu tun, sondern mit Argumenten und gesundem Menschenverstand....