Hallo zusammen,
ich bin schon lange stiller Mitleser hier im Forum, aber jetzt wage ich mich mal aus der Deckung.
Eingelenker, Viergelenker, 26“ Laufräder hatte ich ja noch, aber vielleicht doch lieber auf 27“, oder gleich 29“, lang, zwischenzeitlich wurden high pivot bikes wieder modern, kurzer Hinterbau, flach, tief, langer Hinterbau, wieviel Federweg solls denn eigentlich werden? So viele Möglichkeiten. Konzept über Konzept, zwischenzeitlich natürlich auch eine Linkage Lizenz gelöst, alles ins CAD, oh passt ja gar nicht zusammen. Also wieder neu…
Was ich mit diesem konfusen Absatz sagen möchte: Die erste Konzeptphase hat sich durchaus etwas länger hingezogen. Die Abende, an denen ich sicher war, dass ich jetzt Design Freeze mache und es einfach durchziehe, sind sicher zweistellig. Schlussendlich hat es dann geholfen, dass meine Freundin ins Ausland gegangen ist und ihr bike zu einer Deadline fertig sein musste. Also Nägel mit Köpfen gemacht, tatsächlich die Konstruktion eingefroren und begonnen Werkzeuge und Vorrichtungen herzustellen.
Von Null an ist das zeitlich durchaus nicht zu unterschätzen. Bandschleifer, Schweißtisch, Rahmenlehre, Rohrbieger, man braucht dann doch einiges. Und kosten darf es auch nichts als Student. Schlussendlich stand ich gute vier Monate stundenlang in der Werkstatt, bevor auch nur das erste Rohr angeschnitten wurde. Am Ende hat aber alles geklappt, das bike wurde fertig und durfte seine Jungfernsaison gleich in Kanada verbringen. Daraufhin musste auch noch ein eigenes bike her – natürlich – und wenn die Werkzeuge mal da sind, dann geht das auch deutlich schneller. Das war 2019, mittlerweile hat sich noch ein Hardtail hinzugesellt und die Bikes werden schon seit zwei Jahren gefahren. Die ein oder andere Kinderkrankheit musste zwischenzeitlich ausgemerzt werden, aber grundsätzlich hat alles überraschend gut funktioniert. Viele Bikeparktage, Bikeurlaube, einige neue Felgen, und jedes Mal das tolle Gefühl ein einzigartiges bike fahren zu dürfen.
Nur: N+1, bissl was geht immer noch…
Was während der Arbeit von und mit Onkel_Bob herauskam, dazu gibt es beizeiten Details. Für heute erstmal so viel: es war super interessant und hat das Design an Teilen des Rahmens maßgeblich beeinflusst.
Dann kam allerdings erstmal der Umzug in eine neue Werkstatt, viele technische Detailarbeiten, neue Werkzeuge und neue Möglichkeiten. Material heraussuchen, bestellen und hoffentlich geliefert bekommen.
Wo stehe ich jetzt, ein Jahr später? Das Design ist finalisiert, das Material größtenteils vorhanden, die Zeichnungen sind in der Mache und alles steht in den Startlöchern. Gut, manche Teile haben etwas Lieferverzug, aber es geht trotzdem endlich los!
Das heißt: Kleinserie mit 5 Rahmen, das Design deutlich mehr auf Fertigung ausgerichtet als noch bei den beiden ersten Prototypen, trotzdem alles in einer 1.5qm (gefühlt) Gemeinschaftswerkstatt im Garagenstyle hergestellt. Alles Hobby, auch wenn ich mich manchmal frage, wieweit Hobby eigentlich geht… Zumindest habe ich noch einen anderen Job
Jetzt, nach den zwei Prototypen muss ich allerdings zugeben, dass ich Stahl als Rahmenmaterial subjektiv einfach toll finde. Als Herausforderung, klassisches Rahmendesign und schlanke Rohre mit modernen Geometrien und Kinematiken zu kombinieren, einfach mal etwas anders zu machen, und sich in absoluten Detaillösungen zu verlieren. Den Rahmen einen Touch von Handwerk mitzugeben, trotzdem moderne Bikes zu bauen die man ordentlich schredden kann. Das kann Stahl in meinen Augen hervorragend.
Ob mir das am Ende gelingt, das werden wir sehen – ihr dürft natürlich gerne kommentieren, kritisieren und beurteilen. Oder einfach mitlesen und ein bisschen Bilder gucken, ich werde mich bemühen auch fürs Auge etwas Material hochzuladen.
Zum Threadtitel: 99% des Rahmens sollen aus Stahl sein, also ein Ganzstahlfully. Aufgrund der Umlenkwippe war das durchaus eine Herausforderung, aber ich denke ich habe eine ganz interessante Lösung gefunden. Die Zahl ist trotzdem mehr sinnbildlich gemeint, nachwiegen werde ich wahrscheinlich nicht.
Zum Bike selbst:
Ein Enduro bike habe ich bereits, der Nachfolger ist dann erst wieder das übernächste Projekt. Dieses Mal geht es um ein Trailbike, oder einfach gesagt ein Mountainbike. Es muss gut rollen und schnell zu treten sein, auch mal technisch bergauf gehen, ab und an über Flowlines im Bikepark gescheut werden können. Aber es muss nichts richtig können. Das ist ok für mich.
Die Laufradgrößenfrage kann ich nicht endgültig beantworten, darum mache ich einfach beides. 27“ und 29“. Auf 27“ habe ich richtig Lust, schnell und wendig, gut in der Luft. Mein Enduro ist auf den typischen Hometrails etwas sperrig und im flachen zu träge, da sollte das eine willkommene Abwechslung werden. Trotzdem passt 29“ natürlich hervorragend zu einem kurzhubigen Trailbike, also wird das auch mal probiert.
Die Geometrie birgt keine Überraschungen. Nicht allzu lang, das mag ich nicht. Ich fahre viel übers Heck. Ein schön kurzes Sitzrohr für eine lange Variostütze und meine Stummelbeine, mittelmäßig flacher Lenkwinkel, mittelmäßig langes Rear Center. Wie gesagt, keine Überraschungen. Ganz in Stein gemeißelt sind die Daten noch nicht, aber der grobe Entwurf sieht so aus:
27":
29":
Das 29“ könnte noch etwas mehr BB drop bekommen, ansonsten bin ich schon recht zufrieden.
Für heute ist das erstmal genug. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten den Fortgang des Projektes thematisch zusammengefasst dokumentieren. Also z.b. Kinematik, Onkel_Bobs FEM Analyse, Lagerung, Rohrsätze, Rahmenlehre und was mir sonst noch alles einfällt.
Zeitplan? Gibt es nicht.
Wie gesagt, das ist Leidenschaft, wenn ich im Sommer auf dem neuen bike sitze, dann bin ich glücklich. Wenn nicht, dann bin ich trotzdem glücklich. Schauen wir mal wie alles so läuft, Herausforderungen warten sicherlich genug. Aber ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir das hier hinbekommen
Bis dann, einen schönen Abend!
ich bin schon lange stiller Mitleser hier im Forum, aber jetzt wage ich mich mal aus der Deckung.
Vorgeschichte:
Begeistert von den vielen schönen Eigenbauten hier im Unterforum, ganz besonders von den fantastischen Stahlfullies von @Mr.T und @Highsider (ohne all die anderen tollen Selbstbauten irgendwie herabsetzen zu wollen), habe ich vor mittlerweile einigen Jahren begonnen ein eigenes Fully zu entwerfen. Stahl war gesetzt, niedrige Einstiegshürde und so, aber sonst?Eingelenker, Viergelenker, 26“ Laufräder hatte ich ja noch, aber vielleicht doch lieber auf 27“, oder gleich 29“, lang, zwischenzeitlich wurden high pivot bikes wieder modern, kurzer Hinterbau, flach, tief, langer Hinterbau, wieviel Federweg solls denn eigentlich werden? So viele Möglichkeiten. Konzept über Konzept, zwischenzeitlich natürlich auch eine Linkage Lizenz gelöst, alles ins CAD, oh passt ja gar nicht zusammen. Also wieder neu…
Was ich mit diesem konfusen Absatz sagen möchte: Die erste Konzeptphase hat sich durchaus etwas länger hingezogen. Die Abende, an denen ich sicher war, dass ich jetzt Design Freeze mache und es einfach durchziehe, sind sicher zweistellig. Schlussendlich hat es dann geholfen, dass meine Freundin ins Ausland gegangen ist und ihr bike zu einer Deadline fertig sein musste. Also Nägel mit Köpfen gemacht, tatsächlich die Konstruktion eingefroren und begonnen Werkzeuge und Vorrichtungen herzustellen.
Von Null an ist das zeitlich durchaus nicht zu unterschätzen. Bandschleifer, Schweißtisch, Rahmenlehre, Rohrbieger, man braucht dann doch einiges. Und kosten darf es auch nichts als Student. Schlussendlich stand ich gute vier Monate stundenlang in der Werkstatt, bevor auch nur das erste Rohr angeschnitten wurde. Am Ende hat aber alles geklappt, das bike wurde fertig und durfte seine Jungfernsaison gleich in Kanada verbringen. Daraufhin musste auch noch ein eigenes bike her – natürlich – und wenn die Werkzeuge mal da sind, dann geht das auch deutlich schneller. Das war 2019, mittlerweile hat sich noch ein Hardtail hinzugesellt und die Bikes werden schon seit zwei Jahren gefahren. Die ein oder andere Kinderkrankheit musste zwischenzeitlich ausgemerzt werden, aber grundsätzlich hat alles überraschend gut funktioniert. Viele Bikeparktage, Bikeurlaube, einige neue Felgen, und jedes Mal das tolle Gefühl ein einzigartiges bike fahren zu dürfen.
Nur: N+1, bissl was geht immer noch…
Worum geht es hier eigentlich?
So viel zur Vorgeschichte, dieser Thread soll sich aber weniger mit den bisherigen Rahmen befassen, sondern vielmehr mit den Zukünftigen. Und diese Episode beginnt vor fast genau einem Jahr, als @Onkel_Bob hier ein unschlagbares Angebot rausgehauen hat: https://www.mtb-news.de/news/fem-hilfspaket/. FEM Analyse for free, mit dem Background von Onkel_Bob kann man so etwas nicht ignorieren. Außerdem mit EFBE evtl. zusätzlich noch die Möglichkeit Bauteiltests durchzuführen. Grandios! Und das Wichtigste: wieder mal die Möglichkeit mit einer Deadline einen Design Freeze zu erzwingen. Genau mein Ding.Was während der Arbeit von und mit Onkel_Bob herauskam, dazu gibt es beizeiten Details. Für heute erstmal so viel: es war super interessant und hat das Design an Teilen des Rahmens maßgeblich beeinflusst.
Dann kam allerdings erstmal der Umzug in eine neue Werkstatt, viele technische Detailarbeiten, neue Werkzeuge und neue Möglichkeiten. Material heraussuchen, bestellen und hoffentlich geliefert bekommen.
Wo stehe ich jetzt, ein Jahr später? Das Design ist finalisiert, das Material größtenteils vorhanden, die Zeichnungen sind in der Mache und alles steht in den Startlöchern. Gut, manche Teile haben etwas Lieferverzug, aber es geht trotzdem endlich los!
Das heißt: Kleinserie mit 5 Rahmen, das Design deutlich mehr auf Fertigung ausgerichtet als noch bei den beiden ersten Prototypen, trotzdem alles in einer 1.5qm (gefühlt) Gemeinschaftswerkstatt im Garagenstyle hergestellt. Alles Hobby, auch wenn ich mich manchmal frage, wieweit Hobby eigentlich geht… Zumindest habe ich noch einen anderen Job
Das Konzept
Wie schon erwähnt, ist Stahl das Material der Wahl. Hauptgrund ist die Fertigbarkeit. Grundsätzlich bin ich allen Werkstoffen gegenüber offen. Richtig oder falsch? Gibt es eh nicht, nur Einflussfaktoren, die mal mehr in die eine und mal in die andere Richtung zeigen. Bambusrad? Geil. Carbon? Spannend! Titan? Das wäre mal was!Jetzt, nach den zwei Prototypen muss ich allerdings zugeben, dass ich Stahl als Rahmenmaterial subjektiv einfach toll finde. Als Herausforderung, klassisches Rahmendesign und schlanke Rohre mit modernen Geometrien und Kinematiken zu kombinieren, einfach mal etwas anders zu machen, und sich in absoluten Detaillösungen zu verlieren. Den Rahmen einen Touch von Handwerk mitzugeben, trotzdem moderne Bikes zu bauen die man ordentlich schredden kann. Das kann Stahl in meinen Augen hervorragend.
Ob mir das am Ende gelingt, das werden wir sehen – ihr dürft natürlich gerne kommentieren, kritisieren und beurteilen. Oder einfach mitlesen und ein bisschen Bilder gucken, ich werde mich bemühen auch fürs Auge etwas Material hochzuladen.
Zum Threadtitel: 99% des Rahmens sollen aus Stahl sein, also ein Ganzstahlfully. Aufgrund der Umlenkwippe war das durchaus eine Herausforderung, aber ich denke ich habe eine ganz interessante Lösung gefunden. Die Zahl ist trotzdem mehr sinnbildlich gemeint, nachwiegen werde ich wahrscheinlich nicht.
Zum Bike selbst:
Ein Enduro bike habe ich bereits, der Nachfolger ist dann erst wieder das übernächste Projekt. Dieses Mal geht es um ein Trailbike, oder einfach gesagt ein Mountainbike. Es muss gut rollen und schnell zu treten sein, auch mal technisch bergauf gehen, ab und an über Flowlines im Bikepark gescheut werden können. Aber es muss nichts richtig können. Das ist ok für mich.
Die Laufradgrößenfrage kann ich nicht endgültig beantworten, darum mache ich einfach beides. 27“ und 29“. Auf 27“ habe ich richtig Lust, schnell und wendig, gut in der Luft. Mein Enduro ist auf den typischen Hometrails etwas sperrig und im flachen zu träge, da sollte das eine willkommene Abwechslung werden. Trotzdem passt 29“ natürlich hervorragend zu einem kurzhubigen Trailbike, also wird das auch mal probiert.
Die Geometrie birgt keine Überraschungen. Nicht allzu lang, das mag ich nicht. Ich fahre viel übers Heck. Ein schön kurzes Sitzrohr für eine lange Variostütze und meine Stummelbeine, mittelmäßig flacher Lenkwinkel, mittelmäßig langes Rear Center. Wie gesagt, keine Überraschungen. Ganz in Stein gemeißelt sind die Daten noch nicht, aber der grobe Entwurf sieht so aus:
27":
29":
Das 29“ könnte noch etwas mehr BB drop bekommen, ansonsten bin ich schon recht zufrieden.
Für heute ist das erstmal genug. Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten den Fortgang des Projektes thematisch zusammengefasst dokumentieren. Also z.b. Kinematik, Onkel_Bobs FEM Analyse, Lagerung, Rohrsätze, Rahmenlehre und was mir sonst noch alles einfällt.
Zeitplan? Gibt es nicht.
Wie gesagt, das ist Leidenschaft, wenn ich im Sommer auf dem neuen bike sitze, dann bin ich glücklich. Wenn nicht, dann bin ich trotzdem glücklich. Schauen wir mal wie alles so läuft, Herausforderungen warten sicherlich genug. Aber ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir das hier hinbekommen
Bis dann, einen schönen Abend!
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