UL-Zelt - aber will ich das immer?

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Ray Jardine wird der Satz zugeschrieben: "Climb high - sleep low."

Das bringt in Bezug auf Zelte und Tarps den Vorteil, dass man mit weniger robusten, leichtgewichtigeren Exemplaren auskommt. An exponierten Stellen campt man halt nicht. Und manchmal ist das echt schade, oder?

Manchmal plant man sogar die ganze Route wegen möglicher Stürme spontan um. Dann nützt nämlich auch eine etwas niedrigere Schlafstelle nichts, wenn man nur mit einem UL-Shelter unterwegs ist. Auch das ist manchmal echt schade. Die meisten von uns touren doch an Wochenenden, mit dem Highlight des Jahres im knapp bemessenen Urlaub. Da stellt man sich die schönsten Passagen der Tour monatelang vor... und endet wegen Wettergefahren auf irgendeiner Umgehungsroute, womöglich auf der Straße.

Passiert immer wieder, wenn man im höheren Gebirge unterwegs ist. Pläne scheitern plötzlich am Zelt.

Nach längerem Nachdenken habe ich mir nun auch 4-Jahreszeiten-Zelte angeschafft... eines für die Solotour per MTB und eines für die Zweierwanderung mit Frau (vielleicht auch mal für eine Reiseradtour im britischen Spätherbst usw.).

In 80% aller Fälle braucht man so was nicht und lässt es zuhause. Aber wenn ich ahne, dass mir ein solches Zelt auf bestimmten Touren fehlen könnte, dann will ich es künftig auch mitnehmen. Die schönsten Tourenabschnitte sollen dann nicht mehr wegen zu leichter Zelte ausfallen.

Was seht Ihr das... und wie macht Ihr es?
 
Puuuh ... schwere Frage o_O

Also vorweg, nachdem ich die meisten Einsparungen an mir vor so ca. 4 Jahren geschaffte habe :D arbeite ich tlw. an meiner Ausrüstung. "Damals" musste es erstmal passen und ich auch reinpassen, heute denke ich eher über leichter und schneller nach. Andererseits hat das auch gewisse Grenzen, so ein YKK-10er Reissverschluss und das Cordura eine Bach-Rucksacks habe für mich die notwendige Anziehungskraft, dass ich mir dort dann sehr bewusst die 200g mehr oder noch mehr auf die Schultern werfe.

Also Zelt. Ich habe ein Exped Venus II Extreme, seit 2011, ein 2P-Zelt, damals für mich alleine gekauft, in den letzten Jahren auch zu zweit genutzt, das ist mein Maßstab für Wohnqualität, Wetterschutz usw. ... bringt mit dem notwendigen Zubehör etc. ca. 3,5kg++ auf die Waage und ist schon ein großer Klopper.

Für eine Trekking ( :oops: ) Tour im Dezember im Hinterland der Algarve habe ich mir nach reiflich Überlegung das MSR Hubba NX gekauft, eigentlich ein prima Zelt, ca. 1.300g nominell. Die Mini Groundhogs sind ein schlechter Witz, also ordentlich V-Pegs mit, 1-2 zur Sicherheit bzw. zur Auswahl je nach Gelände mehr. Auch wenn der Boden diese Tour überstanden hat, für meine Nerven war es nicht gut, also nach der Tour immer mind. zu einem Tyvek-Groundsheet greifen, die ca. 100g machen es auch nicht aus, schützen aber deutlich. Damit ist das Zelt sicher nicht mehr UL, auch wenn UL ja eher im Kopf, als auf der Waage passiert. Nachteil, es ist quasi nicht abspannbar, Nachteil es kann einem durchaus einiges an Staub ins IZ geweht werden UND für mich Nachteil, es ist zu schmal. Nach sportlicheren Tagen habe ich häufig Probleme mit Krämpfen in den Beinen. In einem 70cm Zelt habe ich damit praktisch keine Chance eine große Matte aufzublasen und unter mich zu bekommen und es gab div. Male wo ich genau das machen musste :rolleyes:

Für Island war es mir sowieso zu labil, also ein Hilleberg Akto mitgenommen. 1,7kg zzgl. Tyvek GS und ein paar mehr Heringe, also ca. 1,9kg. Ganz sicher nicht mehr UL, dafür aber bombproof. Größe ausreichend, um Matte neben sich zu bekommen, eigentlich nettes Zelt. Andererseits ist es unglaublich warm, man bekommt kaum Luft rein und so habe ich in Island manche Nacht schwitzend im Zelt verbracht :spinner: Es braucht immer 8 Heringe und da ist es manchmal schwer es zu positionieren. Auch aus anderen Gründen hat es mich nach dem Urlaub wieder (leider?) verlassen.

Dieses Jahr, MTB Alpentour, Bikepacking, ... das MSR Hubba NX zu klein und dies und das, also verkauft. Nach sehr langem Suchen und Überlegen ist es das Hilleberg Niak geworden. Ausreichend sogar für 2, eigentlich ein Palast für zwei, "komplett" so irgendwo zwischen 1,9 und 2,2kg, also nicht schwerer als das Akto. Meine Meinung dazu gibt es hier zu lesen. Mit anderen Worten, das war wohl nix :aufreg: für die Alpentour wäre das MSR Hubba Hubba NX wohl die bessere Entscheidung gewesen, andererseits hätte ich dann vor dem nächsten Mal Island wieder ein Zeltproblem gehabt.


Nun habe ich hier ein bisher unbenutztes Hilleberg Nallo2 liegen … das ist mir eigentlich schon zu schwer für Solo, das ist auch schon größer im Packmaß als das erstaunlich kleine Niak, aber der Abstand zum Venus II ist immer noch beachtlich. Eigentlich spricht vieles gegen das Nallo2, z. B. dass es nur genau eine Liegeposition gibt, man das Zelt also immer sehr bedacht aufstellen muss, dass man den Eingang in den Wind stellen muss, ... andererseits finde ich derzeit kaum Zelte, die mir irgendwie wirklich besser gefallen und viel leichter sind :oops:
 
@HaegarHH - Deinen Bericht über das Niak hatte ich schon gelesen und war etwas enttäuscht, von den vielen Einschränkungen zu erfahren. Hilleberg scheint manchmal merkwürdige Belüftungskonzepte zu hegen - viel zu viel oder viel zu wenig. Und ein Soulo wäre dir zu klein gewesen, oder? Ich glaube, richtig robuste Zelte kriegt man nur durch Platz- und/oder Höhenverzicht halbwegs leicht. Im Wechsel Pathfinder (Zero G) fehlt die Höhe, aber ein bisschen ausbreiten kann ich mich. Dafür stimmen die Belüftungsoptionen. Aber in Gebieten, wo man zuweilen mehrere Tage im Zelt verbringen müsste, würde man im Pathfinder verrückt. Für harte Fälle zu zweit oder Reiseradtouren in kälteren und windigeren Gegenden habe ich neuerdings zusätzlich auch das Forum 42... viel zu schwer fürs Bikepacking* und auch für Trekkingtouren zu zweit nur sehr 'bewusst' einzusetzen. Aber das Zelt verdeutlicht m.E., was ein echtes 4-Jahreszeiten-Zelt können muss, nämlich auch Sturm und Spätherbst und Winter... aber nicht nur Winter. Der Hochsommer ist schließlich auch eine Jahreszeit, und manche Touren gehen durch alle Klimazonen! Von ganz weit offen bis sehr weit geschlossen geht da eigentlich alles. Aber wie gesagt: Das wiegt!

*Klar, rund doppelt so schwer wie ein Pathfinder. Also zu zweit beim Bikepacking je 1,85 kg? Müsste zur Not gehen... aber: Das Zelt lässt sich gewichts- und packmaßmäßig nur ordentlich halbieren, wenn man das Innenzelt aushängt. Was wiederum zu viel Gefummel ist, grad bei schlechtem Wetter.
 
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Relativ einfach: packen - fahren. Fertig. Der Rest ergibt sich dann - das ist für mich der Reiz des Ganzen. Diese ganze Gedankenmacherrei ist eigentlich genau das, was ich für MICH nicht möchte. Bin aber auch nicht in Gegenden unterwegs, wo ich vom Hunger/Kälte/Tier/Wassertod bedroht wäre.
 
Relativ einfach: packen - fahren. Fertig. Der Rest ergibt sich dann - das ist für mich der Reiz des Ganzen.

Eigentlich ja, und auf kürzeren Touren fast immer... Aber, wie gesagt, gerade bei den längeren Urlaubstouren hat mich diese Einstellung mitunter um Erlebnisse gebracht. Will auch mal weiter oben übernachten, selbst wenn die Winde etwas heftiger werden könnten. Zumindest will ich frei entscheiden können, ob ich Umwege und Auswege suche (oder eben nicht). Mich wurmt noch immer, dass ich in diesem Sommer nicht über den Mont Lozere gefahren bin, weil eine für mein SMD Lunar Solo zu rabiate Windnacht u.U. bevorstand.

Wenn ich für eine Tour gleich zwei oder drei Monate Zeit hätte, sähe die Sache sicherlich anders aus. Dann würde ich bestimmte Wetterlagen einfach auf dem Campingplatz oder in einer Pension abwarten. Und auf der anderen Seite lässt sich ja auch ein verlängertes Wochenende auf sonnigere Tage verschieben. Aber klassische Urlaubstouren sind das Problem. Im Laufe der Jahre musste ich schon so manche Highlights streichen.
 
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@grizze - Als UL-Lösung seit Jahren ein SMD Lunar Solo. Für harte Fälle nun auch den Wechsel Pathfinder als Zero G. (Daneben noch Bivy+Tarp für ganz kurze Sachen bei gutem Wetter.)
 
Was man dazu sagen muss, @grizze :

In einer kleinen Tasche unter dem Vorbau komprimiert wiegt das Lunar Solo kaum 800g (inkl. Taschengewicht). Das fällt beim Fahren praktisch gar nicht auf, und das Zelt reicht in aller Regel für alle Touren in gemäßigten Breiten von April bis Ende September... außer zuweilen im Hochgebirge. In solchen normalen Fällen ist der einzige Nachteil gegenüber dem Pathfinder im höheren Platzbedarf zu sehen. Man sucht etwas länger nach einer Übernachtungsstelle, hat dafür aber Luft und Raum im Zelt.

Das Pathfinder schlägt hingegen zusammen mit einer Lenkerrolle von Ortlieb mit fast 2,5 Kilo zu Buche (alles inklusive, auch eine Tyvekplane). Da wird die Lenkung schon merklich träger. Die Lüftung ist gut gelöst, aber nicht so 'airy' wie beim Lunar Solo. Es fehlt auch an Sitzhöhe. Im Gegenzug hält dieses Zelt praktisch jedes Wetter aus und kann überall aufgestellt werden: echt freistehend mit wenig Platzbedarf.

Man finde mir das goldene Mittelding? Das würde doch nur zu allen Seiten hin Kompromisse machen. Lieber wähle ich nach Bedarf zwischen den beiden Zelten aus. Wenn überhaupt, müsste das Mittelding zusätzlich angeschafft werden... und bei einer solchen Strategie wird's schnell zu teuer.
 
@MartinFarrent Danke. Das Pathfinder ist mir schon öfters untergekommen. Würde auch preislich ganz gut passen. Diese Investition, wenn überhaupt verschiebe ich aber bis ich weiß was ich so 2018 fahre. Ich konnte jetzt nichts zu deiner Frage beitragen. Aber du hast mir geholfen :)
 
Ich bin zurzeit ganz gut im Thema drin, @grizze - freut mich, dass ich dir damit behilflich sein konnte. Mir geht's ja immer so, dass ich bestimmte Ausrüstungsgegenstände im Spätherbst im Fokus habe, so aus den Touren der Saison heraus gelernt. In diesem Jahr waren es bisher Kocher, Kissen und Zelte. Letztes Jahr war ich gut informiert, was die Wasseraufbereitung betrifft. Das ist wie mit Computern... man recherchiert aus der Not heraus, wenn man was Neues braucht (und ist ein paar Monate später nicht mehr auf dem neuesten Stand).
 
Was mir so außerdem einfällt... 2009 fand mein erster Bikepacking-Versuch in den Alpen statt. Bundeswehr-Biwaksack und so eine Sonnenschutzmatte für die Windschutzscheibe als Behausung/Matte (bin trocken und warm gelieben, hatte Glück). Trotzdem 9 Kilo Basisgewicht - also ohne Essen, Wasser, Brennstoff usw.

Heute? Ich kann es mir leisten, auch mal 1 kg. mehr Zelt mitzunehmen. Bleibe trotzdem um Welten leichter als damals, habe auch rundum mehr Komfort und Funktionalität in der Gesamtausrüstung.

Ich stelle fest: Konsequent UL ist gerade dann wichtig, wenn man sich mal eine Inkonsequenz leisten will/muss. :)
 
@HaegarHH: hast du als Alternative zum Hubba NX schon mal das MSR Access 1 für "kalte und windige" Tripps überlegt?
Das ist ja ein 4 Jahreszeit Zelt mit nur 1,6 Kilo und hat abgesehen von einer zusätzlichen Stange, 8 cm mehr Platz innen.
Ich frage nicht als Besserwisser *ggg* sondern weil ich mich sehr dafür interessieren würde aber nicht wirklich viel Erfahrungsberichte im Netz finde.
Also sofern schon jemand Erfahrung damit hat, ich würde gerne wissen ob es durch den doch sehr geringen Meshanteil auch sommertauglich wäre.

LG Wranglerjoe
 
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@wranglerjoe puuuh schwere Fragen ...

Also ich denke ein Zelt ich nicht sommertauglich (im Sinne von Hitze) durch mehr oder weniger Meshflächen, na ja, ein wenig. Aber damit Meshflächen funktionieren muss auch das Belüftungskonzept stimmen, sprich ein AZ bis auf den Erdboden gezogen, keine Lüfter drin, dann hat man wenig Chancen, dass Luft durch das Mesh kommt. Umgekehrt habe ich gerade diesen Sommer einige wenige heftige Gewitter erlebt, da ist viel Mesh und hochgezogenes AZ eher sehr uncool, weil es die Feuchtigkeit ungehindert bis ins IZ schafft.

Also für mich sollte ein sommertaugliches Zelt am besten zwei Ein-/Ausgänge habe, so dass man es querlüften kann. In dem Sinne lieber ein MSR Hubba Hubba als ein MSR Hubba.

Das Access kenne ich nur aus Beschreibungen und Bildern, würde es aber eher für ein gutes Winterzelt in den Bergen halten, als ein universelles Schlechtwetterzelt. Es ist immer noch IZ vor AZ, gut dass ist ein wenig Philosophiefrage, so in etwas wie 1x12 oder 2x10, aber mir ist zumindest bei miesem Wetter der Kombiaufbau der typisch skandinavischen Zelte deutlich lieber, manch andere hat halt sein kleines Mikrofaserhandtuch dabei zu trocken wischen. Btw. im richtigen (Berg)Winter hat man das Problem dann ja nicht. Es hat wenige Abspannpunkte, zumindest halt überhaupt ein paar, die den Namen verdienen, im Gegensatz zum Hubba, aber da würde mich mal interessieren, wie an den Stellen die Verbindung zwischen Abspannpunkten / AZ und Gestänge gelöst ist. Ich kenne durchgeriebene Abspannschlaufen bzw. den Bodenaufnahmen der Stangen von Hilleberg Zelten noch wenigen Sturmnächten, da möchte ich nicht wissen, wie das dagegen sehr leichte Material des Access aussieht, wieder, im frischen, weichen Schnee hat man die Probleme nicht und in den Bergen eher auch nicht so diese extremen Winde, wie z. B. in den Schären oder im Fjell.

Die 8cm mehr Platz sind wohl eher dafür gedacht, dass man da auch mit seinem fetten -20° Daunenmonster rein passt, Luxus ist das immer noch nicht.
 
@HaegarHH: hast du als Alternative zum Hubba NX schon mal das MSR Access 1 für "kalte und windige" Tripps überlegt?
Das ist ja ein 4 Jahreszeit Zelt mit nur 1,6 Kilo und hat abgesehen von einer zusätzlichen Stange...

Ist die zusätzlich? Die ist nur länger, oder? Ansonsten wird das Hubba-Prinzip beibehalten: nur eine Stangenkreuzung. Ich frage mich, was "vier Jahreszeiten" hier zu bedeuten haben: Schneelast, oder auch richtig starke Winde? Wärmer ist es per Innenzeltbeschaffenheit. Der Stoff des Außenzelts scheint hingegen so dünn wie beim Hubba zu sein.
 
Wie gesagt, ich kenne es in echt nicht!

Ja, eine durchgehende Stange statt des oberen Stummels und dann das neue superelastische, unzerstörbare (???) Gestänge.

Schaut Euch die Seiten und Videos von MSR etc. an, da wird IMHO sehr deutlich, dass es für Winter, genauer für Winter in den Bergen, noch genauer für tendenziell den Winter in den amerikanischen Bergen gebaut wurde. Also primär auch Schneelast, dafür ist die Konstruktion denke ich mal gut geeignet, wie oben schon ausgeführt, bei Wind, also richtig Wind im eher nordischen Sinne, sehe ich es nicht wirklich als stabil genug an.
 
... bei Wind, also richtig Wind im eher nordischen Sinne, sehe ich es nicht wirklich als stabil genug an.

Das ist auch meine Meinung. Und ganz allgemein ist es immer wieder dasselbe: Schnee- und Kältetauglichkeit reichen für die Hersteller schon aus, das Zelt für vier Jahreszeiten zu bewerben. Wind wird vernachlässigt... und erst recht die Tatsache, dass vier Jahreszeiten auch den Hochsommer umfassen. Einseitig für den Winter optimierte Zelte haben, genau genommen, nur in einer Jahreszeit einen Sinn. Die wenigsten Bikepacker brauchen sowas.
 
... und dann das neue superelastische, unzerstörbare (???) Gestänge.

Theoretisch also: Würde schnell plattgedrückt, ginge aber nicht kaputt. Macht nicht immer Sinn - hieße nämlich, dass schon bei vergleichsweise schwachen Winden die Nächte futsch wären... dafür bei 150 km/h die Stangen noch heile (aber da wollen sowieso nur Verrückte im Zelt sein).
 
Ray Jardine wird der Satz zugeschrieben: "Climb high - sleep low."

Das bringt in Bezug auf Zelte und Tarps den Vorteil, dass man mit weniger robusten, leichtgewichtigeren Exemplaren auskommt. An exponierten Stellen campt man halt nicht. Und manchmal ist das echt schade, oder?

Manchmal plant man sogar die ganze Route wegen möglicher Stürme spontan um. Dann nützt nämlich auch eine etwas niedrigere Schlafstelle nichts, wenn man nur mit einem UL-Shelter unterwegs ist. Auch das ist manchmal echt schade. Die meisten von uns touren doch an Wochenenden, mit dem Highlight des Jahres im knapp bemessenen Urlaub. Da stellt man sich die schönsten Passagen der Tour monatelang vor... und endet wegen Wettergefahren auf irgendeiner Umgehungsroute, womöglich auf der Straße.

Passiert immer wieder, wenn man im höheren Gebirge unterwegs ist. Pläne scheitern plötzlich am Zelt.

Nach längerem Nachdenken habe ich mir nun auch 4-Jahreszeiten-Zelte angeschafft... eines für die Solotour per MTB und eines für die Zweierwanderung mit Frau (vielleicht auch mal für eine Reiseradtour im britischen Spätherbst usw.).

In 80% aller Fälle braucht man so was nicht und lässt es zuhause. Aber wenn ich ahne, dass mir ein solches Zelt auf bestimmten Touren fehlen könnte, dann will ich es künftig auch mitnehmen. Die schönsten Tourenabschnitte sollen dann nicht mehr wegen zu leichter Zelte ausfallen.

Was seht Ihr das... und wie macht Ihr es?

Also ich habe nur noch UL Zelte im Einsatz. Zwei von Tarptent, ein Single und ein Double. Wie schon geschrieben gehört zum wild Zelten/Bivakieren das Aussuchen eines geeigneten Platzes. Bis jetzt konnte ich mir immer einen meist guten und sicheren Platz finden. Und die meisten UL Zelte sind genauso haltbar wie andere heavy Zelte. Da wurde schon sehr viel drüber geschrieben.

Aber ich will hier niemanden bekehren. Jedem das seine. Per Bike unterwegs spielt Gewicht meiner Meinung nach nicht die wichtigste Rolle, sondern Packmass. Klar möchte ich ungern 1kg Überflüssiges mit mir rum fahren aber wenn man das auf dem Rücken tragen muss merkt man dass schon deutlicher. Das Packmass ist beim Bikepacking entscheidender. Für eine Übernachtung kann man ein kleines Tarp mitnehmen aber ein Zelt nimmt man ja mit wenn man mehrere Tage oder länger unterwegs ist. Somit muss es klein verpackbar sein.
Die meisten UL Zelte sind klein verpackbar ;). Und wie geschrieben ist mir noch keines gerissen oder ähnliches passiert.
Falls sich das Thema interessiert gibt es hier viele Infos
https://www.ultraleicht-trekking.com/forum/
 
Und die meisten UL Zelte sind genauso haltbar wie andere heavy Zelte. Da wurde schon sehr viel drüber geschrieben.
...
Falls sich das Thema interessiert gibt es hier viele Infos
https://www.ultraleicht-trekking.com/forum/

Haltbar vielleicht, so auf Jahre betrachtet. In starken Winden sieht das anders aus, da kommt's auf die Stabilität an. UL-Zelte haben ihre Grenzen - was teilweise ja auch im von dir verlinkten Forum eingeräumt wird. Platzwahl als einziges Mittel, um diese Grenzen zu erweitern? Das wird m.E. nicht immer möglich sein, unter Umständen auch nicht immer wünschenswert... z.B. wenn man trotz stärkerer Winde auch mal ganz hoch oben übernachten möchte, um morgens eine fantastische Aussicht zu genießen (natürlich nicht gerade bei Orkangefahr). Zum Beispiel aber auch, um keine Ausweichmanöver einleiten zu müssen und mir dadurch eine seit Monaten geplante Route zu verderben.

Wie du sagst, können wir Biker ja ein bisschen mehr Gewicht verkraften...

Das Packmass ist beim Bikepacking entscheidender.

... umgekehrt aber: Wenn das Zelt aus Platzgründen am Lenker ist, merkst du Zusatzgewicht ab einer gewissen Grenze schon - nämlich an der trägeren Lenkung. Man kann damit umgehen, aber spaßiger ist's auf alle Fälle leichter. Abwägungssache. Persönlich würde ich lieber mit dem Gewicht leben, als eine gute Route per Ausweichmanöver zu versauen. Deshalb habe ich jetzt auch ein stabiles Zweitzelt für entsprechende Fälle.
 
...

Was seht Ihr das... und wie macht Ihr es?

Naja, wie immer halt. Alles was Bikepacking und auch Trekking relevant ist mache ich mit 'Mids'. (Für einige Varianten des Alpinismus nutze ich anderes Zeug, dies aber vorallem der Einfachheit halber und vorallem Schneestabilität).
Ich könnte wahrlich Bücher füllen mit Räubergeschichten und sehr gewalttätigen Stürmen um 150 km/h (Messungen nächstgelegener Meteostationen bis zu 156 km/h) auf Trekkingtouren, manchmal Tage von der nächsten Piste entfernt, in einem geräumigen 2er Pyramidenzelt bei genau 1720 g mit Vollgas-Ausstattung (also viele starke Heringe, das massivere Gestänge).
Kürzlich in Norwegens Bergen mit einem Herbststurm mit Wintereinbruch zum Abschluss. Das kleinere 2er Mid durfte und darf auch mal bei Föhnsturm auf einem Gipfel oder Grat stehen. Geht ganz gut.

Bin ich mit dem Bike unterwegs, ist die Flexibilität viel höher und so kann ich trotzdem über exponierte Lagen reisen und dann noch entscheiden wo das Lager zu erstellen. Weg ist man mit dem Bike meist schnell wieder. Aber stell Dir vor, mit den von mir genutzten Mids war dies noch nie nötig. So einfach ist's.

Nach längerem Nachdenken habe ich mir nun auch 4-Jahreszeiten-Zelte angeschafft... eines für die Solotour per MTB und eines für die Zweierwanderung mit Frau (vielleicht auch mal für eine Reiseradtour im britischen Spätherbst usw.).
'längeres Nachdenken'
Der Ursprung des Übels. Man denkt und denkt und die Szenarien werden immer wie abstrakter.
Bis man eben ein 4 Jahreszeiten-Geodät - !! - auf die Soloradtour - ! - mitnimmt. Nach 13 Reisen nach Schottland und ca. 20 Reisen nach England und Wales darf ich mir erlauben zu sagen, dass GB mit Partnerin auch bestens in einem deutlich geräumigeren und leichteren Zelt bereist werden. Auch um Weihnachten/Hogmanay.

Der wichtigste Tipp ist in diesem Falle also

Probieren geht über Studieren

Martin, nutze doch mal die vermeintlich leichten Zelte bis zum... Du wirst staunen was geht. Zugegeben, ich modifiziere gelegentlich vorallem an den Abspannpunkten, dass etwas mehr geht.

Besinne Dich doch hier auf:
https://www.mtb-news.de/forum/t/eierlegendewollmilchsau-zelt.856257/page-3#post-14804738

Ich finde da waren einige schlüssige Handhabungen drunter.

Wenn ich über Handhabungen von Geodäten nachdenke, erinnere ich mich automatisch an vergangene Expedition in Tibet, die etwa gleich entfernt vom Bikepacking ist wie Schnorcheln. Interessanterweise nutze ich aber am Berg (Alpinstil) dann doch das viel leichtere Kuppelzelt. Geodäten machen Sinn, wenn man ein stationäres Zelt braucht. Alles andere ist völliger Overkill.
 
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