Noch ein letztes Mal ein bisschen in die Höhe. Ein letztes Mal schneefreie Alpenluft, ein letztes Mal ohne Fatbike, ein letztes Mal im 3-Saison Quilt draussen pennen. Ein letztes Mal Herbst atmen.
Seit ca. einem Monat fahre ich mit meinem neuen Besitz rum, der mich durch den Winter bei nicht Fatbike-tauglichen Bedingungen auf dem Nachhauseweg führen soll. Starr, Stahl, ein Gang. Ich passe bald die Kontaktpunkte an mich an und bald wechsle ich zu herbsttauglichen
Reifen. Für den Nachhauseweg passt die 36-16 Übersetzung recht gut und geht auch auf den nicht zu steilen Strassen/Wegen am Berg nach Eingewöhnung besser als erwartet, dennoch wechsle ich auf 32-16. Das 32 war noch das einzige rumliegende, dass mir im Engadin helfen könnte Höhe fahrend zu gewinnen...
Ich packe leicht für zwei Nächte und deshalb sehen die Fotos auch ein bisschen komisch aus - ich muss noch daran arbeiten, wie ich das Beste aus dem Klugfon holen kann:
Oben links die getragenen Klamotten und der Rest auf Rahmentaschen und einen 22 L Rucksack verteilt.
Nach der Arbeit fahre ich mit einem zu kühnen Plan, der eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, nach Preda im Graubünden. Im Finstern kurble ich die Albula Passstrasse rauf bis ein Wanderweg abzweigt, der dann bald zu einem geeigneten Biwakplatz führt.
Nach einer sternenklaren Nacht mit den Vorboten der Leoniden erwache ich bei frischen -7.5 °C und wärme als erstes den Alkohol für dem Kocher kurz im Quilt.
Ein wunderschöner Herbsttag erwacht mit mir und langsam kurble ich stehend hoch.
Am Pass verlasse ich die Strasse und mal fahrend, mal schiebend steige ich weiter richtung Sonne.
Ich fahre weiter hoch, bis in einen Pass, der mir dann zeigt das Schluss ist. Der Weiterweg wäre mit Ski spassiger gewesen... Also ein kleines Stück zurück und dann ca. 1000 hm runter. Von nun an reise ich losgelöst von jeglichem Plan mit dem Bike meinem Gefühl nach.
Nach vielen schönen single tracks gönne ich mir eine Pause, angelehnt an eine alte Alphütte und geniesse neben der wärmenden Sonne ein Biberli.
Ich fahre im oder nahe Talgrund mal auf dem Via Engiadina und mal auf der Nationalpark Bike Marathon Strecke.
Wie's der Zufall so will, lande ich auf einer Strasse, die vom Winter her kenne.
Andere Zeit, fast gleicher Ort...
Gemütlich, alleine und voller purem Glück lege ich weitere km in einem sanften aber steten auf und ab zurück, durch dieses mir so liebe Tal. Es sind kaum Leute unterwegs, Strassen, Ortschaften leer und still.
Ich komme an einem bekannten Baum vorbei...
Andere Zeit, genau gleicher Ort...
Im Tal fahre ich meist auf Schotterstrassen, aber es finden sich auch immer wieder mal niedliche single track Abschnitte.
Nach einer ausgedehnten Rast an der sonnigen Talseite beginne ich gedanklich über den Flüela Pass zu fahren. Die Zeit sollte noch ausreichen, damit ich vom Pass aus noch ca. 1 h Tageslicht für die Abfahrt habe. Ich lasse mich weiter treiben und entscheide kurzfristig.
Mit grosser Freude komme ich endlich mal dazu einen track zu fahren, den ich oft aus dem Zug beim vorbeifahren gesehen habe.
Naja, auf eine Art und Weise kenne ich diesen Teil doch.
Also doch, ich kurble langsam aber stetig richtung Flüela hinauf.
Nach 500 hm brauche ich eine kurze Pause.
Nach weiteren 400 hm wieder und wieder und wieder und plötzlich bin ich oben.
Mit matschigen Beinen.
Was folgt ist eine meiner diesjährigen Abfahrts-Highlights (Notiz an mich, wieder kommen mit Trailbike) . Über ca. 26 km hinweg folgen auf technische Abschnitte, flowigere die dann einfach nicht enden wollen.
Eigentlich sollte das Bike fehl am Platz sein, aber es wirkt nicht so...
Nach Davos tauche ich in die Finsternis ein und entscheide mich dafür noch weiter zu rollen.
Und als wäre die Abfahrt nicht spassig genug gewesen, lande ich (wieder zufällig) auf dem unteren Teil der "Bündner A-Line", der Bikepark-Strecke nach Klosters. Diesmal fahre ich die Strecke jedoch mit deutlich weniger Flugeinlagen als vor ein paar Sommern.
Die Tour geht nach 11 h (nicht reine Fahrzeit) bei Klosters mit einem Abendessen aus meiner kleinen Küche zuende und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Das Planlose umhergurken, das komische Rad (mit grossem Abstand das günstigste, das ich je gekauft habe, das erste Starrbike seit ca. 19 Jahren und überhaupt mein erstes Eingangrad), das Wetter, die Verhältnisse, die Ruhe - alles hat auf dieser Genusstour super gepasst (ausser vielleicht die lange Stunde auf den Flüela).
Tschüss mein lieber Herbst... willkommen lang ersehnter Winter