Vorab, Prototyping ist nicht Prototypenbau.
Es hat ja auch keiner gesagt das es billig ist, trotzdem wesentlich billiger als du hier behauptest.
Natürlich kann ich einen Rahmen auf dem Tisch festbratzen. Ich kann alles festpratzen, wie ich will. wenns schwingt, dann muss ich halt unterlegen und zusätzlich Pratzen. Ich hab ja auch nicht behauptet das es einfach nicht. Stell dir vor, ich hab schon ganze Autotüren aus dem vollen auf Wandstärke gefräst, da haben wir teilweise stellen unterspachtelt oder ausgegossen, ist aufwändig, funktioniert aber. Rolls Royce fertigt Turbinenschaufelräder in Serie, in dem sie alle Blätter Vorschruppen und zum Schlichten alles mit Kunstharz ausgießen, um Schwingungen zu minimieren. Das ich bei sowas natürlich mein Handwerk beherrschen sollte ist klar und ein bisschen Talent zum improvisieren und pfuschen gehört auch dazu. Sowas geht halt über die klassische Schraubstock und Nullpunktspannsystem Arbeit hinaus.
Was ist ein gewaltiges Teil? Eine Fräsmaschine mit 1000mm Verfahrweg in X? Bei 5-Achsen vll. ja, jede gängige 3-Achs <100k€ hat in X mitlerweile 1000mm+, mehr brauchst du für den Hauptrahmen sicherlich nicht.
Naja, niemand wird sich für ein einziges Prototypenbauteil eine ganze neue Fertigung auf die Beine stellen. Wenn du das so rechnest, musst dann auch gleich die Neumaschinenkosten und die Kosten für die gesamte Peripherie mit reinrechnen. Ist halt völlig realitätsfremd.
Wenn sowas in Stückzahl 1 gefertigt wird, geht man damit zu einem Lohnfertiger, so wie es auch Pole machen wird. Da der Lohnfertiger aber im Normalfall bei Auftragsvergabe schon existiert, hat der auch schon Maschinen und Werkzeug vorhanden.
Kein Lohnfertiger dieser Welt legt die gesamten Maschinen- und Werkzeugaufnahmekosten (Aufnahmen, Spannmittel, Kühlschmiermittel etc.) auf ein Bauteil um. Sowas wird im Normalfall auf 6 Jahre umgelegt und dann in den Stundensatz mitberechnet. Bei speziellen Werkzeugen mit hohem Verschleiss gibts da vll. Sonderfälle, wenn die Bearbeitungszeit für ein Bauteil die Standzeit des Werkzeugs überschreitet.
Übrigens, Maschinenstundensätze liegen je nach Anschaffungskosten und Spindelstunden im Jahr irgendwo bei 50€ - 120€ (große Portalmaschinen, Schwerzerspanung und Großteilebearbeitung jetzt mal aussen vor).
Wer behauptet das ich mit SK40 nicht Aluminium fräsen kann? Was hab ich dann die letzten 10 Jahre gemacht? Natürlich kann ich mit SK40 Alu fräsen, ab 15000u/min aufwärts empfiehlt sich aber HSK63, zwecks Plananlage und Rundlauf. Meines Wissens nach gibts auch garkeine SK40 Spindeln mit mehr als 18000u/min. Ich kann auch auf ner FP3 mit 3000u/min Alu Fräsen, ich muss halt dementsprechend meine Schnittwerte runterrechnen.
Eine gängige Weldon Ø12 Aufnahme bekomme ich in Sk40 ab 35€, eine HSK63 Schrumpfaufnahme von Garant oder Haimer ab 55€, wohlgemerkt ohne Firmenrabatt.
Was brauch ich an Werkzeug z.b. für den Hauptrahmen? Ø50 oder Ø63 Rundmesserkopf zum Vorschruppen, kleinerer Messerkopf zum Restschruppen. Diverse Torusfräser zum Restschruppen und ein Paar Kugeln zum Schlichten. Dann noch Bohrer und Gewindebohrer (alternativ Gewindeformer) für Gewinde und evtl. Reibahlen. Vll. noch nen Gewindefräser fürs Tretlager und ein Feinspindelwerkzeug zum Lagerspitze ausspindeln.
Jedes dieser Werkzeuge hält allerdings mehr wie einen Rahmen, demnach kann ich nicht die gesamten Werkzeugkosten in den Rahmen mit einberechnen.
Ein Standard M6 Alu Gewindeformer hält bei uns über 10000 Gewinde, wir haben in unserer Palettenmaschine für Serienteile Werkzeuge teilweise seit 8 Jahren drin, die gehen immernoch.
Wie gesagt, kein Mensch legt sich für 1 Bauteil einen ganzen neuen Maschinenpark zu. Du könntest natürlich jetzt in deine Rechnung noch die neue Firmenhalle, die 3 Firmenwagen und die Kosten der Weihnachtsfeier im örtlichen Bordell mit einberechnen, dann bist du bei den Kosten ganz schnell bei ner Millionen. Realistisch ist halt was anderes.
Wohlgemerkt beziehen sich meine Aussagen jetzt vorerst mal auf die Fertigung der Hauptrahmenhälften. Beim Hinterbau und den restlichen Teilen kommst du um ne vernünftige 5-Achs wohl nichtmehr rum, trotzdem wird man auch die Teile nicht in Gold aufwiegen müssen.
Nur so rein ins Blaue geraten, du kommst wohl aus dem Werkzeug- und Formenbau?