Rockymountix - von Mexiko nach Kanada

etwas wortkarg der Herr? Liegt wohl an der unendlichen Weite und der Tiefe des Raumes. :lol:

Ich hoffe die Hörbücher sind noch nicht ausgegangen...
 
24.06. 16:00 Jeffrey City, 1935m


Nach Grandmas Cafe biege ich vom Highway ab auf eine kleine Seitenstrasse. Hoffentlich explodiert sie nicht gerade.


Immerhin dürfen Radler hier nicht gejagt werden, das ist schon mal positiv.


Dann ist Schluss mit lustig. Die Prairie des Great Basin wartet, meilenweit nichts als langweiliger Sagebrush. Ab und zu ein paar Wildpferde und Antilopen, einige Kühe, aber meistens einfach gar nix.


Wasserprobleme gibt es allerdings keine, da haben ein paar Leute mal wieder bös übertrieben. Ich nehme mir sogar Zeit für eine kleine Badepause.

Danach trifft mich allerdings der Westwind mit voller Wucht. Im Wetterbericht hieß es "breezy" ab Mittag, das klingt irgendwie so freundlich. Freundlich find ich's als Radler allerdings nicht so besonders. Es dauert nicht lange und ich kämpfe auf dem kleinen Kettenblatt um zweistellige Geschwindigkeiten.


Bald hab ich die Schnauze voll und baue mir einen schattigen Unterstand. Erst mal Launchpause, vielleicht wird's ja besser.

Der Wind lässt allerdings nicht nach sondern wird nur noch stärker. Im Moment würde ich nach Westen wahrscheinlich gar nicht mehr voran kommen. Eine Entscheidung ist gefragt. Ich könnte hier bis morgen warten und bei Sonnenaufgang und hoffentlich Windstille die letzten achtzig Kilometer des Great Basins hinter mich bringen.


Oder ich wähle den Chickenexit nach Norden.

Natürlich radle ich nordwärts. Fünfzehn Stunden bis Windstille und Sonnenaufgang im Basin abzuhängen, ist mir einfach zu öde. Zum Glück bin ich ja an keine feste Strecke gebunden wie die GDMBR-Biker, sondern kann tun und lassen was ich will. Und der "Chickenexit" über zwanzig Kilometer nach Jeffrey City fühlt sich jetzt einfach besser an. Vom Winde verweht... aber eigentlich ist die Gegend hier um einiges hübscher als die öde Sagebrushprairie zuvor. Es gibt immerhin wieder ein paar Berge und lustige farbige Felsen.


Nach 120 Kilometern erreicht ich Jeffrey City, ein Nest bestehend aus einer Baptistenkirche, ein paar Häusern und einer Bar. Cold Pepsi here I come. Wenn schon Wildniss, dann richtig :).
 
Guten Morgen;


für all jene, die hier mit Zorro mitfiebern und sich um sein Wohlergehen hinsichtlich Schlangenbissen, Bärenkontakt, Wetterunbilden etc. sorgen:

Am 22. berichtete Stuntzi von seinem Aufeinandertreffen mit den schnellsten Teilnehmern der diesjährigen Tour Divide in Steamboat Springs - inkl. Info zum Rennen.
Diese Nachricht setzte er 12 Uhr mittags ca. 25 Kilometer weiter nördlich in Clark ab (dort gabs für ihn den Chickenburrito, aber das Thema ist bitte!! durch) und folgte danach weiter der County Road 129.

Keine 24 Stunden später verunglückte Dave Blumenthal nur 4 Meilen westlich davon in einer schottrigen Abfahrt auf der relativ schmalen County Road 62 und stieß frontal mit einem entgegenkommenden PickUp zusammen.
Er erlitt dabei schwerste Kopfverletzungen.
Obwohl er innerhalb einer Stunde in ein Krankenhaus in Denver eingeliefert und sein Zustand dort stabilisiert werden konnte, verstarb er am gestrigen Donnerstag um 4 Uhr in der Früh.
Der 37-jährige hinterlässt seine Frau Lexi und die 4-jährige Tochter Linnaea.

Entsprechend erschütternd liest sich sein letzter Blog-Eintrag ...
http://type2fun.wordpress.com/


luke


PS:
die indirekten Rede sieht mir Stuntzman hoffentlich ausnahmsweise nach - Pass auf dich auf, Mann!!!



@v-bear: thx ... wenigstens einer!
 
Oh Mann, das ist sooo bitter - für die Familie ist das unvorstellbar hart!
(Ich habe selbst eine Frau und 9-jährige Tochter und ich wage nicht daran zu denken, wie die sich in so einer Situation fühlen würden).

Nur: Die Tour Divide ist eines der härtesten Langstreckenrennen der Welt. Wer sich darauf einlässt, weiß was er tut. Und gegen Unfälle ist niemand gefeit, die können immer und überall passieren.
Ich erinnere nur mal an den Kollegen, der vorgestern in München Joachim Gauck ins Auto gesemmelt ist (es aber gottseidank überlebt hat).
http://www.sueddeutsche.de/muenchen...eberschattet-gaucks-besuch-in-bayern-1.964097

In diesem Sinne: RIP Dave Blumenthal, aber das Rad dreht sich weiter...

Sorry für "off topic" & liebe Grüße,
Anselmo
 
R.i.P., mein herzliches Beileid seiner Familie.

Stuntzis Kirche sieht aus wie die Kirche in Kill Bill :).
So 'ne kalte Coke könnt ich jetzt aber auch ma...
 
...Ich erinnere nur mal an den Kollegen, der vorgestern in München Joachim Gauck ins Auto gesemmelt ist (es aber gottseidank überlebt hat)....
...bei aller Betroffenheit, ein Kollege ist der nicht!

Tragisch ist an diesem Fall nur die Dummheit des Opfers und der Bekanntheitsgrad des "Täters"!

So genug OT, zurück zu Zorro...
 
Eine wirkliche Tragödie, besonders wenn man den Blogeintrag dazu liest. Ein Mensch macht sich auf die Reise um etwas einmaliges zu erleben und bezahlt dafür mit dem Leben. Der höchste Preis, den man bezahlen kann. Das Problem bei solchen extremen Unternehmungen ist für mich, dass sie dann unternommen werden, wenn die Menschen eigentlich eine große Verantwortung für ihre Kinder tragen. Ich finde diese Leistungen großartig, aber seitdem meine Kinder da, stehen meine eigene Bedürfnisse erstmal ein wenig zurück und ich freue mich dann solche Berichte wie die von Stuntzi lesen zu können ohne zu vergessen, wie hoch die Gefahr ist, dass dort etwas passieren kann. Es bleibt ein Extremabenteuer für das man besser ein Solist bleiben sollte und selbst dann werden immer Leute davon betroffen sein. Mein Beileid gehört den Angehörigen, besonders der kleinen Tochter und ich hoffe das meine Kinder das nie erleben müssen. Und für Stefan wirklich alles Gute und dass das Reiseglück dir weiterhin treu bleibt, wie bei deinen anderen Unternehmungen.
Gruß Jens!
 
Eine wirkliche Tragödie, besonders wenn man den Blogeintrag dazu liest.... aber seitdem meine Kinder da, stehen meine eigene Bedürfnisse erstmal ein wenig zurück und ich freue mich dann solche Berichte wie die von Stuntzi lesen zu können ohne zu vergessen, wie hoch die Gefahr ist, dass dort etwas passieren kann. Es bleibt ein Extremabenteuer für das man besser ein Solist bleiben sollte und selbst dann werden immer Leute davon betroffen sein. Mein Beileid gehört den Angehörigen, besonders der kleinen Tochter und ich hoffe das meine Kinder das nie erleben müssen. Und für Stefan wirklich alles Gute und dass das Reiseglück dir weiterhin treu bleibt, wie bei deinen anderen Unternehmungen.
Gruß Jens!

Wie wahr. Auch seit ich Vater bin, hat ein extremes Umdenken stattgefunden. Motorrad habe ich aufgegeben, kaum/kein Fernsehen mehr, etc. Man lernt, wie wertvoll und schön das Leben ist.

Ciao und Gruss,
Tommaso
 
Auf mich macht die Tour Divide nicht den Eindruck, ein besonders gefährliches Radrennen zu sein. Hart ja, aber man rechnet nicht mit solch erschütternden Ereignissen.
Besonders wenn man sich selbst mit dem Betroffenen identifizieren kann, weil es eben die Sportart ist, die man selbst ausübt, schockiert das zusätzlich. Das war auch so, als hier vor ein paar Jahren mal über einen toten Biker an der Pasubio-Galerie diskutiert wurde.

Ich finde nicht, dass er seine Familie leichtfertig dieser Situation ausgesetzt hat. Allerdings fehlen dazu die genauen Details des Unfalls. Dennoch gehört seiner Familie mein ganzes Mitgefühl.

Es ist aber absolut richtig, dass man mit Familie auch einen Alpencross mit anderen Augen sieht. Da wird lieber einmal mehr geschoben als zu wenig. Darauf verzichten wollte ich allerdings nicht. Wenn man das ganze Jahr über für die Familie arbeitet, braucht's auch mal eine extra Belohnung dafür. Der Strand- oder Bauernhofurlaub mit Familie ersetzt das eben nicht.
Beim Stuntzi-TV merk ich das auch ganz deutlich.

Grüße,
Daniel
 
für all jene, die hier mit Zorro mitfiebern und sich um sein Wohlergehen hinsichtlich Schlangenbissen, Bärenkontakt, Wetterunbilden etc. sorgen:

offensichtlich ist der mensch dem menschen immer noch am meisten ein wolf. autos kennen wir, naturgefahren eher weniger. darum fürchten wir uns vor den naturgefahren, dabei sind autos wohl gefährlicher. und biken an und für sich sowieso, aber das ist ja unser hobby.
womit wir bei der ewig wiederholten frage sind: was ist nun gefährlicher: durch amerika radeln oder im stress, weil der zug bald abfährt, durch den strassenverkehr hetzen?

egal wo was passiert, es ist tragisch, doch ob man jemanden für sein unglück moralisch verantworten will, will immer wohl überlegt sein.
 
egal wo was passiert, es ist tragisch, doch ob man jemanden für sein unglück moralisch verantworten will, will immer wohl überlegt sein.

Absolut richtig.

Ich bin auch Vater einer 8-jährigen Tochter und trotzdem bike ich, fahre Motorrad, fahre Auto, gehe arbeiten, verlasse das Haus, gehe auf die Strasse, habe Hobbys etc.

Natürlich ist es wichtig, für seine Familie da zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Aber was gefährlich ist und was nicht entscheidet sich oft nicht durch das WAS man tut, sondern durch das, WIE man es tut.

Und trotzdem kann es einen treffen, ohne Vorwarnung und überall, ohne eigenes Zutun.

Daher ist für mich dieses "sowas musste ja passieren, ist ja eines der gefährlichsten rennen" - Denken eher zu hinterfragen, zumal jeder von uns schon brenzlige Situationen beim biken erlebt hat, auch wenn man Vorsicht walten lies.
Oder wer hat nicht schon erlebt, dass man fast von einem Autofahrer abgeschossen wurde als Biker...

Sorry, genug OT meinerseits, zurück an Stuntzi.
 
24.06. 23:00 Cowboy-Leif-Ranch, Lander, 1700m

Mein Chickenexit vor dem Wind im Great Basin zu den paar Häusern von Jeffrey City verfrachtet mich das erste mal seit einigen Wochen einmal wieder unterhalb die 2000-Meter-Marke. Beim Versuch, den überflüssigen Sauerstoff im Blut in Pepsi zu ertränken, komme ich in der kleinen Bar mit Cory ins Gespräch. Er reist seit einigen Wochen mit Truck, Mountainbike und Snowmobile durch die USA und jagt im Moment den letzten Schneeflecken hinterher, um noch ein paar Actionfotos für diverse Magazine zu schießen.


Cory in Action: http://www.exconfreeride.com/

Statt mich noch einen Tag durch die langweilige Sagebursh-Prairie zu quälen, steige ich lieber in den Truck. Und so finde ich mich bei guter Unterhaltung wenig später bereits sechzig Meilen weiter auf einer kleiner Ranch nahe des Ortes "Lander" wieder.


Coreys Cowboy- und Pferdeflüsterer-Freund Leif fängt uns gerade das Abendessen.


Peck gehabt Specki, jetzt kommst du in den Topf.


Schleck!
 
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