Neuaufbau eines Mifa Klappfahrrad Modell 901 - Baujahr 1975

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Hallo,

um ehrlich zu sein, weiß ich garnicht mehr wie ich auf diese Idee gekommen bin. 1979 in der Oberlausitz geboren, war ich mit Fahrrädern der Marke Mifa immer konfrontiert. Selbst hatte ich damals kein Klappfahrrad, aber ein Mifa Kinderfahrrad in 24".

Aus irgendeinem Grund also, kam der Wunsch nach einem Bastelprojekt in meinen Kopf, Basis sollte unbedingt ein Mifa Klappfahrrad sein. Das sogenannte "Klappi" wird hier in Dresden noch recht häufig gefahren, man sieht es eigentlich täglich.

Es scheint hierfür auch reichlich Interessenten zu geben, denn die Preise sind bei den Kleinanzeigen auch für ziemliche Ruinen oder lediglich nackte Rahmen recht hoch. Das heißt gute Modelle kosten schnell mal 100 EUR oder mehr.

In meinem Heimatdorf fand ich allerdings bei Bekannten in der Scheune ein Exemplar, das als Basis für mein Projekt geeignet schien.





Lustig ist der grüne Kindersitz vorn, was ich mit dem mache weiß ich noch nicht.

Ein Nachmittag bei schönem Wetter und schon war das Gefährt komplett zerlegt und die Rahmenteile zum Sandstrahlen und Pulverbeschichten vorbereitet.



Leider hatten einige der verchromten Teile schon deutlichen Flugrost angesetzt, was sich zwar teilweise noch entfernen ließ, es ist aber fraglich wie lange das hält. Vieles war leider schon zu sehr verrostet und musste deshalb ausgetauscht werden.

Mein Plan bestand darin, das Rad optisch wieder richtig schick zu machen. Es dabei aber auch technisch deutlich aufzuwerten indem ich einen Nabendynamo und eine Sram Automatix Nabe verbauen wollte. Leider passen beide Teile nicht zu den vorhandenen Einbaumaßen des Rahmens, da es sich aber jeweils nur um einige Millimeter handelte, war ich guter Dinge, dass es ohne großen Aufwand machbar ist.

Die alten Aluschutzbleche wurden gegen hübsche Edelstahlschützer getauscht. Es wurden anständige LED Scheinwerfer verbaut. Sattel und Griffe wurden optisch passend gewählt und nach einigen Stunden in der Werkstatt stand folgendes Ergebnis da:





Es ist noch nicht 100% fertig, da der SP Nabendynamo leider defekt geliefert wurde. Den muss ich noch reklamieren. Die Strebe des vorderen Schutzbleches ist noch etwas zu kurz, da muss ich nochmal ran. Ansonsten steht es schon so da, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Die 2Gang Automatix Nabe kannte ich bislang nur aus dem 16" Fahrrad meines Sohnes. Selbst bin ich sie zuvor noch nicht gefahren. Sie funktioniert aber wirklich gut und macht an dem Rad echt Sinn. Optisch fällt sie nicht auf, ermöglicht aber entspannteres Fahren bei normalen Geschwindigkeiten. Da ich die 36Loch Variante statt der 28 Loch gewählt habe, schaltet sie jedoch schon bei sehr geringer Geschwindigkeit in den 2ten Gang. Da werde ich vielleicht noch einmal optimieren und die Federspannung des Fliehkraftreglers etwas anpassen. Bin gespannt ob das funktioniert.

Die vordere Bremse wurde durch eine Seitenzugbremse ersetzt, da die alte Stempelbremse wirklich nicht funktioniert. Da schaue ich aber noch, ob ich nicht noch eine Dual Pivot Bremse verbaue, mit Schenkellänge größer 90mm gibt es da aber nicht viel Auswahl. Ich werde mal eine ConTec BR-CL 20 testen. Es sei denn ihr habt eine bessere Idee.

Gruß

René
 
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Re: Neuaufbau eines Mifa Klappfahrrad Modell 901 - Baujahr 1975
Diese Klapper-Räder sind mir nach einen kilometer immer gleich zerbröselt, d.h. die schraube hat sich voll schnell gelöst..

ich hätte da lieber weniger investiert...
 
Das Ergebnis sieht eigentlich schön und stimmig aus, gratuliere! Aber andererseits, das Rad war soweit ich es sehe, recht gut original erhalten. Oldtimer-Fahrradsammler würden sich da im Grabe rumdrehen, wenn sie schon tot wären. Ich habe seit einiger Zeit auch ein MIFA 901, und das tief im Westen, das wird wieder in den Originalzustand zurückversetzt, nur putzen, polieren und orginales Rücklicht dran, siehe https://www.mtb-news.de/forum/t/vor...-jetzt-beim-klappradrennen-mit-machen.864647/
 
Oldtimer-Fahrradsammler würden sich da im Grabe rumdrehen,
Eher nicht, das ist die Version mit offenem Hinterbau, also bis auf die Farbe eher unspektakulär. Die liegen noch recht häufig irgendwo rum, hier gehen die unter Freunden für lau bis 35,- über den Tisch. Meiner Frau hab ich auch eins aufgebaut mit inter3-Nabe und Vorne verzögert eine Altenburger Syncron, allerdings ist der Rahmen deutlich älter, mit gelötetem Hinterbau.
viel Spass damit
mfg stephan
 
Mit gefällt der Aufbau. Also Glückwunsch 1
Es gibt aber einige Hinweise, die ich, da ich selbst zwei Falträder von Grund auf saniert und renoviert habe, dem TE nicht vorenthalten möchte.
Fast alle Klappräder der "goldenen" Ära (ca. 1970-er Jahre) litten oder leiden an einigen konstruktiven Katastrophen.
Das sind die Bereiche, in denen sich Falträder (Klappräder) von "normalen" Rädern unterscheiden:
1) Die turmartige Lenkerstütze
2) Das mittige Faltgelenk
3) Die turmartige Sattelstütze
Die größere Länge der beiden Stützen führt zu größeren Biegemomenten, denen die verantwortlichen (besser verantwortungslosen !) Konstrukteure nicht hinreichend Rechnung getragen haben. Ähnliches gilt häufig für ein mittiges Faltgelenk, daß aus Bauraum-Gründen fast in der Nähe des größten Rahmen-Biegemoments plaziert worden ist (Ein mittiges Gelenk macht woanders keinen Sinn !).
Soweit ich das bei dem Mifa-Rad beurteilen kann, scheint das bis auf Ausnahmen ordentlich konstruiert worden sein. Bei meinem 24"-Falter wurden zB die Gelenk-Hülsen nach Art der Stallangeln nur gewickelt und nicht durch geschlossene Zylinder verwirklicht. Ist beim Mifa besser !
Fatal ist aber die mit einem separaten, äußeren Klemmring versehene Fixierung (Teleskop-Prinzip) der Lenkerstütze im geschlitzten Gabelschaft, da der Gabelschaft an dieser Stelle neben der Schwächung durch den Klemmschlitz auch noch Schwächung durch das Gabelschaft-Gewinde erleidet. Die nötige Klemmspannung bedeutet an dieser Stelle eine permanente Mittelspannung, die Zusammen mit den Kerbwirkungen (Schlitz, Gewinde) und den Betriebslasten zu starker Beanspruchung und nach wenigen tausend Kilometer Betrieb unweigerlich zum Dauerbruch führen. Fahren im Wiegetritt verschärft die Belastungen zusätzlich. Nur dem Umstand, daß eine Vielzahl der Faltrad- (Klapprad-) Fahrer eine geringe jährliche KM-Leistung zustande bringt (gebracht hat), ist es zu verdanken, daß die Zahl schwerwiegender Unfälle wegen dieses Mangels gering geblieben ist oder, weil es noch kein Internet gab, nicht publik gemacht wurde.
Ich empfehle, diese kritische Klemmung durch die bekannte Zylinder-Keil-Klemmung zu ersetzen (Die Betätigung der Klemmkraft erfolgt dabei durch eine Griffmutter am oberen Ende des Lenkerschaftes; einige Modelle hatten (haben) diese Art der konstruktiven Auslegung schon Hersteller-seitig, auch in den 1970-ern.
Bei meinen 24" Falter führte der Dauerbruch zum Abscheren des Gabelschaftes und damit zur Unlenkbarkeit. Wenn ich nicht wahnsinniges Glück gehabt hätte (War grade beim Anfahren nach einem Ampelhalt), könnte ich nicht mehr vor dieser Miß-Konstruktion warnen. Denn eine Minute zuvor hatte ich ein Gefälle mit 65 [km/h] befahren.
Bei meinen Falträdern (24" und 20") habe ich die Konstruktion auf die Zylinder-Keil-Klemmung umgebaut und fahre seitdem über 30 000 bzw. 5 000 [km] ohne Probleme.
Die Situation bei der Sattelstütz-Klemmung ist eigentlich etwas günstiger als bei der Lenkerstütze, da es an dieser Stelle kein Gewinde gibt. Allerdings wird das Sitzrohr geschlitzt (Und sehr oft wird der Schlitz nicht sauber abgebohrt (Radius = Schlitzbreite !). Da bei meinem 20" Faltrad das Sitzrohr an der Klemmung gebrochen (Nach 5000 [km]) und inzwischen mit etwas Aufwand repariert ist, ist Folgendes anzumerken: Die Sattelstütze (400 [mm]) war gerade so ausreichend lang und etwa auf 335 [mm] ausgezogen, daß es bei meiner Körpergröße (ca. 1,80 [m]) von der Ergonomie gepasst hat. Das Sitzrohr war im Klemmbereich von 32 [mm] Durchmesser auf 29 [mm] eingezogen, der dadurch am Übergang vorhandene Steifigkeitssprung produzierte an der Stelle Kerbspannungen, die zusammen mit dem an gleicher Stelle endenden Schlitz für einen Dauerbruch sorgten.
Bei dem Mifa-Teil scheint die Geometrie etwas günstiger zu sein: Das Sitzrohr ist etwas höher (als bei meinen 20"-er) und es gibt keinen (sichtbaren ?) Einzug. Allerdings scheint die Sattelstütze aus Stahl (St 37 ?) zu sein. So eine hatte ich auch an dem 24"-er. Das waren meine ersten Klapprad-Defekte: Die erste Stahl-Stütze ging schon nach wenigen KM krumm. Nach Ersatz und dem gleichen Verhalten reichte es mir: Eine Aluminium-Stütze wurde montiert und seitdem (ca. 39 Jahre) ist Ruhe im Karton :).
Das Mifa-Zentral-Gelenk zum Falten ähnelt dem meinem am 20"-er, wie übrigens der Rahmen auch. Mein Rahmen ist aber aus der Schweiz. Mit dem Rahmen (außer dem Klemmbereich) hatte ich sonst keine Probleme (die ursprünglich vorhandene Gabel mit der Außenklemmung hatte ich sofort nach dem Kauf des Klapprades entsorgt und durch eine andere Gabel ersetzt, die von mir auf die Zylinder-Keil-Klemmung umgebaut wurde..
Nun sind seit dem Kauf meines 24" Faltrades über 39 Jahre vergangen und immer wieder wundert es mich, daß die alten Probleme bei heutigen Rädern fröhliche Urständ feiern.
Denn selbst bei neueren Falträdern der Marken Dahon oder Tern liest und hört man immer wieder von Problemem in den von mir angesprochenen Bereichen, das kann eigentlich doch gar nicht wahr sein........
Wer gern Bilder zu meinen von mir angeführten Rädern sehen möchte, den verweise ich auf meine Seite im Foto-Teil.
Alles Gute mit dem Mifa-Rad :daumen:

MfG EmilEmil
 
Hallo. Will auch ein Klappi fürs lackieren vorbereiten.
Daher eine kurze Frage. Wie hast du den großen Bolzen vom Klappgelenk und den kleinen vom Schnellspanner rausbekommenen ?
Einfach rausschlagen?
Grüße
 
Hallo, ich meine mich zu erinnern, dass die beiden Bolzen eingeschlagen werden. Daher müssen die auch mit einem Dorn ausgeschlagen werden beim Zerlegen.
Viel Spaß.
Gruß
René
 
Das mit dem Dorn und Raustreiben kann ich bestätigen. Anschließend habe ich die eingepreßten Dorne an beiden Rädern durch geeignete Paßschrauben ersetzt. Dann ist ein evtl. notwendiges Zerlegen und Zusammenbauen ziemlich streßfrei möglich.
Beim 20" Falter konnte ich dass schon 2-mal gut gebrauchen:
Nr. 1) Sitzrohrbruch (Den hatte an der Stelle erwartet, Fehlkonstruktion !)

1b) Nach der Reparatur/Neukonstruktion

Nr. 2) Hauptrohrbruch in 2020 (Den hatte ich nicht erwartet; die Schweißnaht (Hauptrohr/Gelenkplatte) war nur zu 60 % verbunden; Herstellungsschlamperei !)
2b) Nach dem Schweißen

3) Unterwegs zur 200-[km]-Strecke (Bi-Steinhude-Bi); Steinhude: Brücke zur Badeinsel (August 2021)


MfG EmilEmil
 
Danke für den Tip. Ging tatsächlich mit dem Dorn raus, war stark eingerostet. D5B918FB-2A14-47FB-A920-EF52FF19057E.jpeg76623074-15C9-4B0B-924E-C5D05C7FF6D4.jpeg
 
Bei vielen Bildern von den Mifa-Klapprädern sieht man es nicht so gut, daß das Lenkkopfrohr steiler steht als das Sitzrohr (2.5 [Grd] ?) . Üblicherweise ist das umgekehrt der Fall und nicht so groß (1 bis 2 [Grd]). Bei der Gabel-Vorbiegung (Vorwärts-Winkel-Stellung) sieht es so aus, als wenn das zur Geometrie passend ist. Es sollte ordentlich fahren. Ist meine Vermutung korrekt ? Wie ist die Entfaltung in den beiden Gängen ?
Mir fällt noch auf, daß das Tretlager ziemlich tief hängt (26 [cm] zum Boden ?). Evtl. sind die Kurbeln nur 165 [mm] lang. Kein Mensch wird kleiner, wenn er sich auf ein Faltrad mit 406-er Felgen setzt.
Ja, die Stempelbremse vorn hätte ich nicht mehr verbaut (Die war schon im Auslieferungszustand ein Schlappschwanz ! Eine Bremse (Vorn) sollte im Prinzip einwandfrei funktionieren, wenn der Rücktritt schon wackelig ist), es denn, Du willst eigentlich nicht großartig fahren, sondern ein nahezu originales Gefährt für die Vitrine haben.
Restaurierung ist ja gelungen ! Viel Spaß damit !

MfG EmilEmil
 
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