Ich fahre seit 14 Jahren vollgefedert (davon 5 Jahre Rennsport als Teamfahrer mit Podiumambition) und bin in dieser Zeit einige Rahmen und bikes gefahren (überwiegend im 100mm Segment). Das Spark 29 bietet mit Abstand die schlechteste Federungsperformance von allen. Selbst mein erster Eingelenker von 1999 war besser. Hat genauso gewippt wie das Spark, dafür ist der Eingelenker aber auch auf jeden Kiesel angesprochen. Das Spark hat eine starke Wippneigung kombiniert mit wirklich miserablem Ansprechverhalten (was nur z.T. am Dämpfer liegt) und dazu noch fehlenden Durchschlagschutz. Das Fahrwerk ist bezüglich performance meilenweit von einem modernen Viergelenker entfernt, das Scott ist eben nur ein abgestützter Eingelenker und das spürt man leider sehr deutlich, wenn man ein bisschen Erfahrung mit verschiedenen bikes hat. Dass dies - außer bei bikeradar - in keinem Test in der gebotenen Deutlichkeit hervorgehoben wird, verrät viel über die Kompetenz der Tester und/oder den Einfluss der Werbekunden.
Ein Fully macht für mich bzw. im CC-Bereich eigentlich nur Sinn, wenn das Mehrgewicht von 1-1,15kg durch bessere performance/Zeitgewinn im technischen Gelände (uphill/downhill) kompensiert wird. Das Spark ist im Traction Mode bergauf so hart, dass es fast keinen Vorteil gegenüber einem Hardtail hat (wohl aber das Mehrgewicht+Wippen). Auch im offenen Modus lässt die Traktion im Vergleich doch sehr zu wünschen übrig, das Fahrwerk ist einfach viel zu unsensibel. Bergab fast das gleiche Bild: Kaum schneller als ein Hardtail, lediglich groben Schlägen wird die Spitze genommen, ist einfach das Gegenteil von "plush" (und schnell). Ein Viergelenker mit voll zugeschalteter Platform (Stufe 3 bei Fox) spricht auf kurze, harte Schläge immer noch besser an als das Spark offen, das sagt eigentlich alles. Insofern hinkt das Spark deutlich hinter dem her, was derzeit technisch möglich ist. Es federt weder feine Vibrationen weg (was auf Langstrecken eigentlich ein Riesenvorteil eines Fullies ist) noch sorgt es für mehr Traktion bergauf. Und ohne Twinlock wäre es bergauf quasi unfahrbar, da man offen viel zu weit hinten hockt und das Wippen zu stark ist.
Natürlich sind die Geschmäcker verschieden aber für mich ist das Experiment Spark beendet, habe mir jetzt einen Cube AMS 100 29 Rahmen organisiert. Nach den ersten Fahrten kann ich sagen, dass (außer in Punkto Image) das Cube eindeutig das bessere bike ist: Fast genauso leicht wie das Spark (nur 70g Unterschied bei XL), eine zeitgemäße Kinematik bzw. Federungsperformance, wenig Wippen (Plattform fast überflüssig), sehr feines Ansprechverhalten, guter Durchschlagschutz und dazu noch zwei
Flaschenhalter. Einzig der Umlenkhebel baut beim Cube etwas breit und beim Rückwärtstreten kommt es zuweilen zu leichter Berührung, ist allerdings nicht dramatisch. Gefühlt hat das Cube jedenfalls doppelt so viel Federweg wie das Spark. Liegt jetzt nicht daran, dass das Cube so toll ist, sondern einfach daran, dass das Spark sich fährt als ob es 50mm Federweg hätte. Solche Aussagen u. Hinweise würde ich in einem fundierten Test erwarten, das Geschreibsel von den "Fachmedien" kann man wirklich zunehmend vergessen. Manchmal hat man fast den Eindruck, als ob die bikes gar nicht gefahren gewürden, sondern nur einer intensiven Sichtprüfung unterzogen werden (mit Schwerpunkt Tapered Steuerrohr, Pressfit Innenlager, Steckachse und Fox Kashima Beschichtung = Testurteil "Super").