Ich würde mich nicht in einen Lenkwinkel kleiner 70° verbeißen .
Das braucht es meiner Meinung nach gar nicht um ein gutes Fahren im Gelände und genügend Fußfreiheit zu bekommen .
Nimm einfach das Rondo das auf der ersten Seite gezeigt wurde ,
Das Kona Libre geht in die gleiche Richtung , oder das Liteville .
Stimmt schon , es gibt noch nicht so viele progressive Geometrien , aber es werden immer mehr .
Ich habe schon früher Mountainbikes auf Dropbar umgebaut auch mit Federgabel .
Ja - das geht , gut sogar . Und an die ganzen kleinen Sachen die damit einhergehen kann man sich gewöhnen .
Es kommt aber einfach nicht an ein harmonisch durchdachtes Konzept heran .
Danke, auf solche Aussagen "ich hab es probiert und es war aus Grund xx gut/schlecht/mittelmäßig" hatte ich vor allem gehofft. Da kann ich viel mehr mit anfangen als mit allgemeinem "das kann nicht funktionieren, weil ich nicht glaube, dass es funktionieren kann".
Jetzt wäre natürlich auch bei deinen Umbauten noch interessant zu erfahren, welche Rahmen/Gabeleinbaulängen genau du dazu hergenommen hast, bzw. auf welche Geometrie-Eckdaten du damit gekommen bist.
Ich versuche, Geometrie-Überlegungen immer in einem gesamten Kontext und Zusammenhang über alle Einzelteile zu sehen. Deswegen auch mein komplizierter Ansatz, dass ich alles verändern möchte. Ich befürchte halt, wenn man ein ansich stimmiges und funktionierendes Gesamtkonzept wie die althergebrachten Gravel/Crosser-Geos (recht kurzes OR, steiler LW, langer Vorbau,...) hernimmt und singulär einen Einzelaspekt davon (z.B. Oberrohr+Vorbaulänge) stark verändert, dann kann das nichts werden, weil es dann als Gesamtkonzept nicht mehr stimmig ist. Und nur, weil 2-3 Hersteller das momentan versuchen überzeugt mich das auch nicht wirklich, dass das deswegen gut sei muss. Hersteller machen auch viel Schmus der sich dann hinterher als doch nicht ganz so gut herausstellt. Erinnert mich an die Anfangszeit von 29er Mountainbikes, als man versucht hat, mittels großer Laufräder und einem singulär rausgepickten Aspekt, dem Lenkwinkel, der in den Anfangszeiten auch die 70° überschritt um es "so wendig wie ein kleines Rad" zu machen, ein Fahrrad zu basteln, das sich genauso fährt und lenkt wie ein 26er Mountainbike. Letztendlich war das auch ein Trugschluss, nicht Fisch und nicht Fleisch und fuhr sich imo grauenhaft (ich hab natürlich auch gleich eins der ersten Niner ausprobiert, aber weil's so schlimm war nie eins besessen). Das wird auch erst in letzter Zeit deutlich korrigiert indem man quasi alles an der Geometrie anfasst, von Tretlagerhöhe über Lenkwinkel, Offset, Kettenstrebenlängen, und damit auch akzeptiert, dass ein 29er sich ruhig fahren darf wie ein 29er, und jetzt finde ich es auch wieder stimmig vom Fahrverhalten her. Genauso sehe ich es auch bei meinem Versuch ein Monstergravel zu basteln: Die normale Geo ist stimmig, aber sie funktioniert für mich einfach nicht, was nicht an der Geo sondern an mir liegt (zu klein, Einsatzbereich nicht ganz passend). Wenn ich jetzt was neues probiere, habe ich letztendlich nicht den Anspruch und darf ihn auch garnicht haben, etwas zu kreieren, das sich genauso fährt wie ein normales oldschool Gravel. Ich denke, das kann eigentlich nur schief gehen. Mein Anspruch muss eher sein, etwas zu basteln, das in der Gesamtheit stimmig ist, dann kann es auch funktionieren. Ob die Gesamtheit dann ungewöhnlich ist (oder mit den gegebenen Mitteln/Standardteilen letztendlich kacke ausschaut), ist und muss egal sein.
Da ich recht viel mit meinen Rädern rumexperimentiere, habe ich den Lenkwinkel zumindest für meine persönlichen Präferenzen als Schlüsselkomponente ausgemacht, der sehr viel verändern kann, aber auch in sehr starker Abhängigkeit zu anderen Parametern steht. Immer wenn ich die Vorbaulänge stark verändert habe, war der Lenkwinkel der Schlüssel dazu, ob das Fahrverhalten hinterher für mich funktioniert hat oder nicht. Deswegen bin ich auch absolut kein Freund von "kauf halt eine Rahmengröße die so grob passt und mach es dann mit der Vorbaulänge passend". Aber das nur am Rande.
Warum ich mich so an dem Lenkwinkel verbeiße basiert auf diversen Erfahrungen mit Vorbaulängen-Spielereien. Das alles auszuführen würde eine A4 Seite füllen, daher nur mal die fürs Gravelrad wesentlichsten Experimente kurz zusammengefasst:
- das aktuelle Gravelrad mit 71,x° Lenkwinkel hatte bereits: 50mm, 70mm, 90mm, 100mm, 110mm Vorbau. 50mm Vorbau nahezu unfahrbar, 70+90mm Vorbau bei Griff an den STI auf Straße ganz ok aber im Gelände zu nervös, 100+110mm Vorbau für alles ganz gut mit 110mm am ruhigsten und ausgewogensten. Gesamtsitzlänge passt mit 90mm am besten mit 110mm auf Dauer im Sitzen zu lang, im Stehen ist 110mm ganz gut.
- ein früheres CC-Fully mit 590mm Oberrohrläge, 69,5° Lenkwinkel und 680mm Lenker hatte: 50mm, 70mm, 90mm Vorbau. Mit 50mm Vorbau zu nervös, mit 70mm gerade richtig, mit 90mm Vorbau zu lang und träge.
- ein anderes noch früheres CC-Fully mit 570mm Oberrohrlänge, 71° Lenkwinkel und 680mm Lenker hatte: 70mm, 90mm, 100mm Vorbau. Mit 100mm Vorbau ok mit allem darunter hibbelig.
- ein früheres Enduro-HT mit 570mm Oberrohrlänge, 68° Lenkwinkel im Sag hatte: 70mm Vorbau und 680mm Lenker, 50mm Vorbau und 680/740 mm Lenker, 35mm Vorbau und 680/740mm Lenker. Mit der mittleren Vorbau/Lenker Kombination ok, mit kurzem Vorbau und langem Lenker am besten, mit langem Vorbau+kurzem Lenker recht mühsam steuerbar.
Die Gesamtlänge hat natürlich an den Mtbs mit manchen Vorbauten nicht wirklich gepasst, Beurteilung ist hier rein auf das Lenkverhalten bezogen. An vielen Rädern bin ich aber auch dabei gelandet, eine eigentlich zu kurze oder lange Gesamtlänge schlussendlich in Kauf zu nehmen zugunsten eines Lenkverhaltens, das mir besser getaugt hat.
Zusammenfassend ziehe ich daraus die klare Tendenz, dass mir das resultierende Lenkverhalten nur dann taugt, wenn die Vorbaulänge gepaart ist mit einem dazu passenden Lenkwinkel. Je kürzer der Vorbau, desto flacher muss der Lenkwinkel sein, damit mir das Gesamtbild, hier das Lenkverhalten, letztendlich taugt.
Der Offset wäre dann nochmal ein Thema für sich
Wenn es so "einfach"
wäre wie hier dargestellt, dann wüsste ich auch schon genau was ich will. Die große Unbekannte für mich ist aber der Einfluss des Dropbars. In der Theorie denke ich, dass man den Reach des Dropbars zur Vorbaulänge dazuschlagen müsste. Aber dann kommt ja noch die Hand/Armhaltung vor allem in der Abfahrtsposition in den Drops dazu, die sich ja wesentlich von der an einem Mtb-Lenker unterscheidet das ganze deutlich verändern könnte. Also einfach Vorbaulänge+Lenkerreach und das dann mit meinen Mtb-Vorbauexperimenten vergleichen wird dann vermutlich doch nicht ganz funktionieren. Hier fehlt mir einfach die (Praxis-)Erfahrung, deswegen bin ich da so hin und hergerissen und das Konzept aktuell mehr als konfus
Schon wieder so viel Text, sorry. Aber ich glaube, ein paar Sachen muss ich hier einfach etwas ausführliche erklären, wenn meine Überlegungen schon so seltsam sind/wirken
Wenn du das trotzdem unbedingt durchziehen möchtest , würde ich einen China 29er CC Carbon Rahmen nehmen , mit passender Gabel . Die Länge so wählen das du mit einem Vorbau zw. 5 und 8 cm auf deine Länge kommst .
Entsprechend lange Stütze und der Keks ist gegessen .
Ich kann mir kaum vorstellen das du da Overlap hast und es sollte sich halbwegs vernünftig fahren .
Um im Bereich über 70° Lenkwinkel durch Vorschieben des Vorderrads (Oberrohrlänge) den Toe-Overlap abzuschaffen, dürfte ich maximal auf 50mm Vorbau gehen nicht, nicht mehr , da sonst die Sitzlänge zu lang ist. Und beim Gravel sitze ich halt schon viel, deswegen bin ich da nicht so schmerzfrei wie am Mtb, eine unpassende Länge zu akzeptieren. Eine 2cm zu lange Länge hab ich jetzt aktuell, das ist Mist, und auch eine Sache, die ich abschaffen möchte.
Wenn du ganz mutig bist , kannst du ja eine Federgabel einbauen , ist gar nicht so doof der Gedanke wenn du viel im Gelände fährst .
Eher nicht. Ich möchte schon eine saubere Trennung zwischen den Rädern. Mountainbikes mit Federgabel hab ich genug. Das macht ja irgendwie den Reiz von so einem Gravelbike aus, dass es im Gelände "hart" ist aber trotzdem funktioniert, und auf langen Strecken dabei einfach und effizient ist. Mit Federgabel wäre es für mich nur ein weiteres verkapptes Mountainbike. Zu viel Schischi das man nicht braucht wenn man Gravel fahren möchte.