... 9h07min sind verdammt lang!
Nachdem es bei der EM schon recht dreckig war, stand für mich fest: Die Schutzbleche kommen an den Schalter ran, egal wie uncool das ist. Lampen dran, Getränke in die Flaschen füllen, Futter + Klamotten im Auto bereit legen.
Kurz nach 17h konnte ich auf der Starterliste sehen, das ich nicht die einzige Bekloppte war, die alleine durch die Nacht fährt. Also stand meine Platzierung auch fest: 2. Platz. War durch einen Zufall (??) sogar meine Startnummer.
Die Spannung steigt und ich frage mich bereits, warum ich mir bei dem Mistwetter das alleine antun soll. Mir ist mehr als mulmig zumute. Ein paar Leute sehen es und versuche, mich aufzubauen. Mipmip bekommt mit, das ich keinen Betreuer hab und erklärt sich spontan bereit, mich ein wenig zu betreuen. Auch von anderen bekam ich das spontane Angebot der Betreuung.
Warum tue ich mir das an? Ich bin doch viel zu müde, um jetzt noch auf's Rad zu steigen? Meine Beine tun weh und beim schieben am Nachmittag taten Knie und Rücken weh. Die Aussicht auf 9h und 7min in nassen Schuhen zu fahren ist auch nicht schön. Ist die Strecke wohl entschärft worden? Denn bei der EM Strecke nach dem Regen brauche ich gar nicht versuchen, da groà was fahren. Und noch mehr Zweifel kommen hoch. Ich fahre doch sonst keine Rennen. Die anderen nehmen das so ernst: warm fahren, Betreuer, Mannschaftszelte, Taktiken... Mein Mentalbetreuer und andere sprechen mir Mut zu.
Worauf lasse ich mich bloà ein??
ca. 20:40Uhr
Endlich geht es mit dem Fahrerbriefing los.
und auf zur Startaufstellung
20:52, es geht endlich los!
Es ist noch so hell, dass das Licht zuerst ausbleiben kann. Die Strecke ist zum Nachmittag hin nicht wirklich trockener geworden. Ich merke, wie schwer der Boden ist, mein Asthma macht mir bei der feuchten Luft zu schaffen, die Beine sind schwer. Mein Kommentar fällt unter jede Zensur! Ich merke, dass der
Sattel * zu niedrig ist, den also höher. Warum zeigt der verdammte Tacho nix an? Uuups, das Vorderrad falsch rum eingebaut. Kann schon mal in der Aufregung passieren.
Jetzt bin endgültig alleine. Zum einen genieÃe ich die Ruhe zum anderen frage ich mich, ob ich wirklich auf der richtigen Veranstaltung bin. Nach einer kurzen Ãberlegung bin ich mir sicher: ja, hier bin ich auf der richtigen Veranstaltung. Hier ist das richtige Miteinander unter Sportsleuten und Freunden. Die, die richtig fetten Sport machen und Leute, die die rote Laterne über die Rennstrecke tragen. Jeder zollt dem anderen für seine Leistung seinen Respekt. Und seid euch sicher: hinten zu fahren tut genauso weh wie vorne!
Der erste kleine Anstieg kommt. Es ist nur weicher Sand, kein Problem. Ich schalte auf das kleine Blatt und kurbel drüber. Eine kleine Abfahrt, noch einmal kurz auf Asphalt, es geht wieder Berghoch und dann kommt am Feuerwehrposten die Spitzkehre. Ahh, dieses Jahr stehen sie wieder hier, es macht sich ein altbekanntes Gefühl breit. Dieses Jahr bekomme ich wenigstens diese blöde Kurve gefahren. Letztes Jahr hatte ich dafür irgendwie nie die Peilung dafür. Ich fühle mich langsam sicherer und weiÃ, das ich nicht nach der 1. Runde aussteige und mich ins Zelt zum schlafen lege. Der Weg wird etwas breiter und ich halte mich auf der rechten Spur, ich überlege, ob nicht die linke Spur besser sein könnte. Ich glaub nicht, bleib mal lieber rechts.
Es wird wieder flacher und ich weiÃ, jetzt wird es steil. Ich fahre um die Kurve, steige ab und schiebe die Steigung hoch. Hier ist es bereits so dunkel, das ich das Licht anschalten muss. Ich teste erst aus, ob mir die Stirnlampe ausreicht, aber das ist mir zu dunkel, also den 20W Strahler an. Ich nehme mir vor, nur auf den Abfahrten den 35W Strahler zu nutzen, ansonsten sind die Akkus zu schnell leer und ich komme ohne Sicherheitsreserve an. Oje, was tun mir die Knie weh. Der Rücken fühlte sich auch schon besser an. Ist es vielleicht schon zu kalt für die kalten Sachen? Das Thermometer zeigt mit 16°C keine kalten Temperaturen an. Stell dich nicht so an! Es wird ein wenig flacher und ich weiÃ, jetzt ist es nicht mehr weit bis nach oben.
Ein kurzer Schluck aus der Flasche. Konzentration, wie ging es gleich weiter? Nach der Linkskurve wird es flach Berg hoch, dann eine Rechtskurve, nicht links fahren, denn da ist eine tiefe Pfütze, in der Mitte ist es schlammig. Also ganz rechts. Es ist nun fast ganz eben. Wo war jetzt der Abzweig ins Unterholz? Ah, hier. Ein Blick nach hinten, es kommt keiner, den ich blockieren kann. Jetzt wird es enger. Achtung, links und rechts sind kleine Baumstümpfe. Der kleine Absatz verlockt immer, dass die Federgabel ganz eintaucht und ich einen Abflug mache (zu meiner Schande muss ich gestehe: auch wenn ich das Rad zwischen den Beinen drüber schieben will). Jetzt gibt es eine kleine Abfahrt auf einem Trail.
Der 35W Strahler brennt sein Loch in den Wald. Auf dem Frosch war es mir da nicht sehr wohl, denn da war ich meiner Meinung nach zu schnell. Jetzt im dunkeln sehe ich den Tacho nicht und ich verlasse mich auf mein Gefühl. Es macht SpaÃ! Die Reflektoren am Ende des Trails geben früh Warnzeichen, wann man
bremsen * muss. Am ende steht wieder eine Spitzkehre.
Es geht nun auf einer Waldautobahn weiter Bergab. Achtung, da kommt wieder die nächste Spitzkehre, ein wenig steiler. Also, anbremsen, aus dem
Sattel *, Gewicht nach hinten verlagern und rum. Uuuah! Ein Schlammloch auf meiner rechten Spur. Das Rad gerät ins schlingern und ich kann nur mit Mühe den Stollengaul unter Kontrolle halten. Die Stelle muss mir dringend merken, letztes Jahr konnte man ab der Kurve das Rad immer laufen lassen. Der Posten der Feuerwehr steht ja dieses Jahr viel früher! Danach lasse ich es wieder laufen. Ui, welch ein SpaÃ. Ich freue mich einfach.
Die nächste Kurve kommt, nun weià ich, das nun die 2. Steigung kommt. Fernlicht aus, Abblendlicht an. Erst leicht ansteigend, dann wird es steiler, Kurve, es wird flacher, die Einmündung vom Trail der EM, dann weià ich, jetzt gleich wird wieder geschoben. Zack, da ist der Anstieg schon. Bah, was ist das fies steil. Selbst zum schieben. Nach der Hälfte muss man rüber auf die linke Spur, denn rechts liegen ein paar Felsbrocken im Weg.
Oben angekommen weià ich, das fahrerisch für mich es nun knifflig wird. Das mit den Spurrinnen ist schwierig für mich zu fahren. Und dann ist es auch noch rutschig. Ha! Sieg! Ich komme gut über die Stellen drüber, ohne abspringen zu müssen! Letztes Jahr hab ich das noch nicht geschafft.
Nach den Spurrinnen kommt wieder eine Schlammwüste, es ist schwer durchzukommen. 2 Rechtskurven hintereinander. Fernlicht an. Jetzt weià ich, das es tendenziell Bergab geht, nach km8 kommt noch ein kleiner Stich, aber kein Thema. Ich lasse rollen, sehe den Feuerwehrposte, hart
bremsen *, spitze Linkskurve, Schlamm in der Fahrlinie.
Bei der Strecke nun weià ich, das es eigentlich Bergab geht. Durch den feuchten Boden klebt das Rad am Boden. Aargh! Treten! Ich werde immer wieder von den ersten schnellen überholt. Ich lasse mich nicht beirren, ich fahre alleine und ich weiÃ, das ich niemals bei denen Mithalten kann. Also nur gucken, wo die fahren, Puls im Auge halten, nicht lang über 170 und alles wird gut. Der letzte Stich kündigt sich nicht wirklich an, ich merke mir nur, das es vorher im Weg ein Sandloch ist. Schnell in einen leichten Gang und drüber.
Nun geht es wieder Bergab, ich weiÃ, das ich hier ganz sicher fahren kann. Rechte Spur, bei der einen groÃen Pfütze über den Mittelstreifen, weiter rechts fahren. Kleiner Absatz, Asphalt. Es wird schneller, kein Schlamm ,der bremst. Der Wind rauscht in den Ohren, ein Grinsen so breit der auf meinem Trikot. Die Musik auf dem Feuerwehrauto ist weit zu hören, ich freue mich mit den Jungs, die da ihre eigene Party feiern, rechts unter der Brücke her, Linkskurve, Achtung, gleich kommt die fiese zuziehende Rechtskurve. Hart anbremsen, rum, Bremse auf, weiter. Achtung, nächster Absatz, jetzt wird wieder schlammig. Es ist recht egal, wo man fährt, mal fahre ich links, mal rechts. Ich merke, das ganz weit rechts der beste Weg ist. Letzte Spitzkehre, ein paar Leute stehen da und ein paar Kommentare fliegen, die Anwohner sitzen drauÃen und feuern die Fahrer an.
Ich komme an die Reithalle an und fusche ein wenig und fahre nicht durch das Red Bull Zelt, sondern aussen rum.
Andere nutzen, um bei der Kurve den Flow der Strecke mitzunehmen
Meine erste Rundenzeit: Oje, 53min für knapp 10km und 150HM. Das muss eigentlich besser sein! Aber nicht überdrehen! Meine Taktik sah nach jeder Runde eine kleine Pause vor. Gut, dann kann man ja ein paar Leuten die Ohren voll jammern und ein wenig die Stimmung genieÃen
Der Seriensieger bei den Solisten, Michael Wöhning, bei uns bekannt unter dem Namen â13â:
Das Siegerteam (Team Supernova), die die Nacht zum Tag machten
Mit Schwung um die Kurve
oder doch ein wenig langsamer